Schlafend nach Seattle - ein BA-Silver-Run powered by Iberia (live!)

Liebe Mitforisten,

vor einem Monat war von diesem Run noch nichts gebucht. Ich hatte das erste Auftauchen dieser tollen Iberia-Fare sogar übersehen. Beim zweiten Mal war ich schneller. Ein bisschen Resturlaub Anfang Januar waren eh noch zu verplanen. Und da der geizige Franz uns in DUS ja bald mit seiner Premiumtocher Germanwings allein lassen möchte, erschien ein Oneworld-Status gar nicht mal so sinnlos.

Nun freuet euch also dieses Reports und seid gespannt auf:

• Iberias Cont-C-Produkt
• die neue Iberia Business Class im A330
• einen Besuch bei Boeing in Everett
• American Airlines' Rutsche überm Teich
• Hilton Madrid Airport, Hilton Oakland Airport, Hilton Seattle ohne Airport und Doubletree Seattle Airport
• mein verhasstester Airport überhaupt: ORY
• in Erinnerung an einen dem brasilianischen Regionalflugzeugbauer verfallenen User hoffentlich das ein oder andere Steak und
• für alle In-N-Out-Jubelperser hoffentlich auch den ein oder anderen Burger (auch wenn das zeitlich sehr eng wird, vielleicht tuts ja auch Wendy's)

Das Routing sieht folgendermaßen aus. Ja, liebe BA-TP-Run-Experten: Es sind nur 590 TPs. Ein anderes Routing war zu meinen Terminen schlichtweg nicht mehr möglich. Aber ich brauche eh noch zwei BA-Segmente.



Folgende Flüge sind geplant:

Donnerstag, 2.1.
DUS-CDG mit Air France
ORY-MAD mit Iberia

Freitag, 3.1.
MAD-ORD mit Iberia
ORD-SFO mit American Airlines

Samstag, 4.1.
OAK-SEA mit Alaska Airlines

Montag, 6.1.
SEA-JFK mit American Airlines
JFK-CDG mit American Airlines

Dienstag, 7.1.
CDG-CGN mit Air France

Der Positionierer war mit Air France noch relativ günstig zu kriegen, dank des Flughafenwechsels allerdings natürlich mit einem langen Layover in Paris. Ich hab noch keine Idee, was ich da morgen so lange machen soll. Ich bin gegen 11 Uhr da und muss erst um 18 Uhr wieder in ORY sein. Habt ihr Vorschläge?

Und um die Gabel zu schließen darf ich das erste Mal Alaska Airlines fliegen. Drückt die Daumen, dass vorne etwas frei bleibt. Für 50 USD gibt es auf der Strecke paid upgrades - wenn sie denn verfügbar sind. Da ich eh mit Gepäck fliege, ist der Aufpreis in Ermangelung eines AA- oder DL-Status also nur noch 25 USD. Habe meine +1 angewiesen, mich einzuchecken während ich gerade auf dem weg nach ORD bin. Auch das wird sicher ein Highlight dieses Reports.

Morgen früh geht es los. Um 7.23 Uhr mit der Straßenbahn. Yay!

Danke fürs Lesen und Kommentieren!

Lennart

Teil 1 - Düsseldorf

Es ist 7.12 Uhr als ich das Haus verlasse. Straßenbahn und Bahn sind pünktlich. Vielleicht liegts an den Ferien. Ein seltenes Vergnügen.

Auch DUS ist wie ausgestorben. Nur am SkyPriority-Schalter werden mal wieder Sonderfälle bearbeitet. Ich war noch nie dort, ohne dass vor mir eine asiatische Großfamilie mit 35 Koffern eingecheckt hat oder dass ein Studiosus-Kreuzfahrt-Lehrer-im-Ruhestand-Paar irgendwelche Sonderwünsche hatte. Warum gehe ich trotzdem jedes Mal wieder dahin? Hm. Dank Mini-Tarif sitze ich zwar Fenster, konnte aber erst am Flughafen nach einem Exit Row Seat fragen. Antwort: Leider nicht möglich.

Niemand (!) vor mir am Fast Track. Das hat natürlich nichts mit seiner Eigenschaft als Fast Track zu tun, dieses System haben die Mitarbeiter in DUS nämlich noch nicht verstanden. An dem Tag ihrer zweitägigen Schulung waren sie wohl im Streik. Der Fast Track ist die einzige offene Linie, aber was solls, warum er "fast" ist, ist ja auch egal.

Beim Hugo in der Lounge fragt man mich auf Englisch nach meiner Karte. Sehe wohl sehr polyglott aus.

Jetzt Standardprocedure.



Cheers. Freue mich auf den Babybus.

Teil 2 - DUS-CDG

Letzter Eco-Flug für die nächsten Tage ;-). Entweder ich hab's verpennt oder sie haben die Safety Demo vergessen. Warum ziehe ich zweitere Option bei AF in Erwägung...

Teil 3 - CDG-ORY avec les cars Air France...

Herzlich Willkommen in Paris. Dem nach Athen zweitgrößten Hauptstadtloch Europas. An CDG kann ich allerdings weiterhin nichts aussetzen. Mein Koffer war als einer der ersten auf dem Band, die Wege sind noch in Ordnung, es ist klar ausgeschildert und zumindest die Terminals, die AF regelmäßig nutzt, machen auf mich einen anständigen Eindruck.

Weiter gehts mit dem Bus. Les cars Air France sind "luxury coaches", die neben CDG/ORY-Downtown auch die beiden Flughäfen verbinden. Und das ist - Trommelwirbel - für Flying Blue Elite Members kostenlos. Und zwar egal, mit wem man fliegt. Sehr nett.



Wo waren wir stehen geblieben? Achja, luxury coaches.



Gut, die Stunde geht auch rum. Spannend, wer alles zwischen CDG und ORY mit dem Bus fährt. Es gibt im Grunde ja nur zwei Arten: Menschen, die in die französische Provinz fliegen und den TGV nicht kennen - und Menschen, die in die DOMs und TOMs fliegen. Die dafür um so mehr. Inklusive ihrem Standardgepäck. Vier mal 34 kg. Pro Person.

Ziemlich pünktlich sind wir in ORY. Dieser Flughafen strahlt auch bei diesem Besuch seinen besonderen Charme aus. So stelle ich mir Pogada Ninfu International Airport vor. Wenn die Eingeborenen ihre Verwandten zum jährlichen Stammesfest empfangen. Das ist hier allerdings täglich.

Der Iberia-Check-In ist - wie ich vorher per Facebook erfragt hatte - ständig besetzt, Iberia nutzt den Airport recht häufig und hat regelmäßige Flüge nach MAD. Keine Schlange, es geht schnell, die Agents sind ausnehmend freundlich. Können mir aber nicht helfen. Ich bin natürlich viel zu früh, wollte mir die Schließfächer sparen. "Sorry Sir, just 3 hours before departure." Okay... nach einigen Nachfragen erfahre ich, dass es wohl an ORY liegt. Der Flughafen scheint soetwas nicht handlen zu können. Wundert es mich? Nein.



Was sonst ein Nachteil, ist in diesem Fall mein Vorteil: Die Iberia-Lounge ist landside. Kennt ihr eine Air-France-Lounge? Gut. Dann kennt ihr die hier auch. Fotos gibts nachher, bei meinem zweiten Besuch. Ich trinke jetzt mal Cola light und esse die restlichen Chips, die da rumliegen. Und dann wer dich wohl doch mal die Gepäckaufbewahrung bemühen. In sechs Stunden ist Boarding.

Teil 4 - ORY

Was macht man sechs Stunden lang in Paris? Oder besser: In Orly? Zunächst habe ich meinen Handyakku in der Iberia-Lounge aufgeladen, die ja zum Glück landside liegt. Eine Gepäckaufbewahrung gibt es allerdings nicht - entgegen der Angabe des LDs. Security Reasons. Okay. Dann eben mit Koffer durch Paris. Ich fahre also mit ORLYVAL, dieser lustigen Bahn ohne Fahrer, und RER B, dieser hässlichen Bahn, die bis auf den Gestank sehr nah an den Nahverkehr in Chicago herankommt. Ich stelle mich jetzt bestimmt in die Rassistenecke, aber dieser Gedanke ist mir wirklich gekommen: Dürfen Weiße die RER nicht benutzen? Ich war der Einzige.

In Paris steige ich am Gare du Nord aus, erinnere ich mich doch daran, dort einmal vor Jahren Gepäck abgegeben zu haben. An den Preis hab ich mich allerdings nicht erinnert. Für die für mich noch verbleibenden knapp zwei Stunden bin ich nicht bereit, 9 Euro oder ähnlich zu bezahlen. Dann wird halt geschleppt. Ich gehe bis zur nächsten Metro, ein bisschen frische Luft schnappen. Falls jemand einen Anzug braucht: Der Standardpreis hinter dem Gare du Nord hat sich bei entsprechend niedriger Qualitätserwartung auf 39 EUR eingespielt. Wer davon abweicht, muss vermutlich sein Geschäft aufgeben.



Dann fahre ich zur Île de la Cité, mache ein Tourifoto von Notre Dame, damit die Facebook-Meute vielleicht denkt, ich würde bei meinem Run auch irgendwas besichtigen. Zumindest der Teil, der es noch nicht verstanden hat.



Danach gehts wieder zurück und gegen 17.20 Uhr bin ich pünktlich drei Stunden vor Departure am Check-In und möchte mein Gepäck loswerden. Im zweiten Anlauf und mit Hinweis auf die Kollegin, die mir das genau so gesagt hatte, klappt es dann auch. Juhu. Und mein Koffer sollte sogar der erste auf dem Band in MAD sein... mit der Frage, ob er denn auch den AA-Flug für morgen Nachmittag einchecken könnte, rufe ich einen spielerischen Ehrgeiz im etwa 18-Jährigen CI-Agent auf den Plan, der die folgenden zehn Minuten zu immer abwechselnden "No, not possible" und "Oh, wait a second, maybe this..." führt. Ende vom Lied: Geht nicht. Wird dann in MAD klappen. Oder in ORD. Oder irgendwo. Hier jedenfalls nicht, tschüß und bis bald.

Es geht zurück in die Iberia-Lounge. Man kennt sich, es wird keine Bordkarte mehr verlangt. Inzwischen sind zu den Chips auch Baguettes gekommen, die sogar recht annehmbar schmecken. Es sind allerdings immer noch gut zwei Stunden bis Boarding.



Um 19.45 Uhr ruft uns José zum Boarding. Access No. 1, der Pariser Fast Track, funktioniert hier leider nicht so vorbildlich wie in CDG. Es geht moderat schnell und ich bin nicht Allerletzter an Bord. Die Economy ist aber schon geboardet und es gibt keine Schlange am Gate. Eigentlich deutlich besser als Priority Boarding. Was soll ich so lange darin rumsitzen. Es folgt ein Flug, der deutlich schneller geht als erwartet. Tailwind, yeah!

Teil 5 - ORY-MAD

Aufatmen. Der schlimmste Teil ist überstanden. Orly liegt hinter mir. Und Paris hat einen vernichtenden Eindruck hinterlassen. Am besten waren die Wellblech-Slums am Straßenrand auf der Fahrt nach Orly. Inklusive brennender Autoreifen. Ich hatte es wirklich nicht so schlimm in Erinnerung.

Jetzt aber werde ich recht freundlich begrüßt, der Purser ist ein Mann alter Schule, sehr herzlich und nicht aufgesetzt. Der Rest der Crew hält sich eher zurück, es wird viel gelacht, auch viel untereinander. Es ist hart an der Grenze zu "unprofessionell", aber gerade noch so, dass es mir gefällt, wenn die Crew sich untereinander versteht.

Zeitungen werden angeboten, aber kein Getränk vor Abflug. Der Sitzabstand ist super da vorne, ansonsten die Standard-Recaro-Sitze, die z.B. auch Swiss in ihre Busse einbaut. Besser als die Klappstühle allemal. Was soll man groß erzählen, es ist eine europäische Business Class. Zustand allerdings wesentlich besser als bei Alitalia z.B.



Wir sind recht schnell auf dem Weg, kurz nach Departure gibt es dann auch das Menü, das der Purser jedem überreicht. Wenige Minuten später beginnt der Service. Die Auswahl zwischen Kalbs- und Entenstopfleber-Burger und Fischrolle wird in der jeweiligen Aluschale präsentiert und dann ökonomisch und ökologisch korrekt direkt auf dem Trolley zum schon vorbereiteten Rest-Tablett ergänzt. Irgendwie wirkt das doof, aber warum eigentlich? Es ist schlichtweg sinnvoll.



Ich wähle Weißwein, mir werden zwei Sorten angeboten und auch erklärt. Nehme den weniger trockenen. Er schmeckt gut. Das Essen auch, leider ist die Fischrolle etwas lauwarm. Schön finde ich das Olivenöl zum Brot. Schön ist auch, dass drei der vier FAs ständig vorne rumrennen und Brot und Getränke nachreichen wie blöd. Gut, was sollen sie auch hinten. Dort darbt ja nur der Pöbel, der eh nichts bekommt.



Käse, Weintrauben, Kuchen, alles ganz lecker. Danach wird nach Tee oder Kaffee gefragt, der dann auf dem Extra-Tee-Tablett folgt. Auch der schmeckt für Flugzeugtee echt gut. Das Angebot diverser Spirituosen lehne ich dankend ab. (Jaja, das versteht hier vermutlich niemand.)



Nach dem Essen wird zügig abgeräumt, es gibt allerdings dann keine weitere Getränkerunde. Ich bin mir sicher, ich hätte mich besinnungslos saufen können. Aber ich hätte wohl fragen müssen. Dazu gibt es wenig Anlass. Blockzeit sind 2:10 h. Nach etwa 1:30 h macht es Ping und die Seat Belt Signs sind an. Ich denke: Cool, endlich wackelts ein wenig. Aber es ist schon der Approach. Sehr fix heute dank sehr fixem Tailwind. Statt 22.30 Uhr sind wir um 22.00 Uhr am Gate.



Terminal 4 ist groß und lang, sehr hübsch und sauber. Was für ein Unterscheid zu ORY! Gepäck dauert ein wenig, mein Koffer ist dann aber immerhin der Allererste. Ich bin also sehr schnell am Hotelbus-Stop. Dort wartet auch ein Hilton-Bus, dessen Fahrer mir allerdings signalisiert, dass er Pause habe oder so. Jedenfalls käme gleich ein Bus. Gleich sind etwa 15 Minuten. Aber es kommt tatsächlich einer und weitere 15 Minuten später bin ich am Hilton Madrid Airport.

Teil 6 - Hilton Madrid Airport

Sorry, für die Verzögerung. Kurz-Kritik bevor ich den Rest nachreiche: MAD T4 ist super, die Iberia Lounge sehr, sehr gut, bis auf das langsame WiFi. Die neue C im A330 macht richtig Spaß, ein toller Flug, alles super. Für den Preis sowieso ;-). Aber auch sonst überm Teich sicher eine gute Alternative. Mein Anschluss in ORD war ziemlich knapp, daher auch bisher keine Zeit gefunden, weiter zu schreiben, bzw. es online zu stellen. Jetzt gerade schreibe ich aus FL360 auf dem Weg nach SFO. Es lebe Gogo Inflight Internet!

Nun aber zum nächsten Teil. Angekommen im Hilton Madrid Airport werde ich extremst freundlich begrüßt. Die Dame sagt ungefähr dreißig mal "Welcome back" oder "thanks for your loyalty". Da können sich andere eine Scheibe von abschneiden. Ich bekomme einen Executive Corner Room, der wirklich schön groß ist. Die Lounge hat um 22.45 Uhr allerdings schon geschlossen, so dass ich sie leider auch nicht testen kann bei diesem Besuch.



Das Zimmer ist der Schreck jeder Putzfrau. Vor allem das Bad besteht im Grunde nur aus Glasflächen. Schick ist es natürlich. Die Vitra-Möbel sind allerdings keine. Ich habe den Drunterleg-Test gemacht ;-). Warum man dann sowas kaufen muss, verstehe ich immer nicht.



Wifi ist schön schnell, sogar TV-Streaming geht, so dass ich nicht auf RTL und Sat1 angewiesen bin. Wonach wählen Hotels eigentlich die ausländischen Sender aus? Nach Namen? Sat1 ist gemessen an seiner minimalen Bedeutung im Inland erstaunlich häufig dabei. Ich überlege schon seit längerem, ob das am Namen liegt... könnte ja für unbedarfte Menschen auch das Hauptprogramm des Deutschen Fernsehens sein... wenn die wüssten.

Gegen 8 Uhr gehe ich zum Frühstück, kurz an der Executive Lounge vorbei. Die Auswahl dort ist - wie die Check-In-Dame mir schon ankündigte - doch recht begrenzt, so dass ich unten frühstücke.



Das ganze Haus ist sehr stylisch, ein wenig zu dunkel für meinen Geschmack und dadurch recht unpersönlich. Unten ist nicht viel los und auch hier ist die Auswahl ehrlich gesagt nicht besonders groß. Es gibt z.B. keinen Lachs, keine gekochten Eier, keinen anständigen Obstsalat. Für 56 EUR kein Problem, aber da das Haus sonst so einen guten Eindruck macht, wundert mich das.



Ich frühstücke "gesund", Hash Browns und Bacon sind wirklich gut, und nehme gegen 8.45 Uhr den Shuttle zum Flughafen. Der übliche Hotel-Shuttle-Minibus, der vom Platzangebot offenbar an chinesischen Kindern getestet wurde und natürlich bis zum letzten Platz belegt wird. Handgepäck? Ach mein Gott. Dafür fährt Carlos, als wenn er der neue Alonso werden wollte. Um 9.10 Uhr bin ich pünktlich zwei Stunden vor Departure am Check-In.


EDIT: +1 (die hier mitliest!) hat es tatsächlich geschafft, mich so früh einzuchecken als ich noch unterwegs war, dass ich morgen früh auch mit Alaska nicht hinter dem Vorhang sitzen muss. Für 50 USD sicher kein schlechter Deal. Der Flug selbst hat ca. 80 USD gekostet.