12 h in Bahrain. Viel Text, wenige Fotos

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journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
804
1.381
Berlin
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Auf meinem Trip von BKK zurück nach FRA hatte ich knapp 12 h Aufenthalt in Bahrain. Ich hatte mit Absicht diesen Flug ausgewählt, da ich mir in der Zeit Manama bzw. Bahrain angucken wollte. Ganz oben auf meiner Liste stand der Tree of Life, ein einzelner Baum in der Wüste. Im Vorfeld recherchierte ich Preise für eine Taxifahrt vom Flughafen dorthin. Und da wurden mir Preise von rd. 150 US-$ genannt, was ich kaum glauben konnte (einfache Strecke ca. 30km). Als Alternative suchte ich eine Busverbindung in eine nahe gelegende Stadt gesucht. Dauer 3 h einfache Strecke. Mit diesem Vorwissen gehe ich an Bord von GF 151. Nach dem Lunch-Service gehe ich nach hinten zur Crew und frage, wie ich am besten zum Tree käme. Die erste Option Mietwagen (ca.20-30€/$) scheitert am zu Hause gelassenem Führerschein. Crew bestätigt Taxipreis, ein Mitglied bot mir an, mich für 50 Dinar (100€) zu fahren. Auf meine Busverbindung reagieren sie leicht amüsiert. Diese sind wohl eher unzuverlässig, gerne mal mit Gastarbeitern überfüllt, ohne AC und der Fahrplan biete nicht viele Optionen (besonders die Rückfahrt wäre ein Problem gewesen). Ich beginne den ursprünglichen Plan zu verwerfen und frage nach Alternativen. Zum Beispiel wo ich lokale Spezialitäten essen könnte. Ich denke, damit und den mir angelesenen Hintergrundinformationen habe ich sie etwas "beeindruckt". In der Folge entstand ein angenehmes Gespräch mit 3-4 Leuten. Am Ende hatte ich eine Liste mit einem Programm, Essensvorschlägen (alles auf Arabisch niedergeschrieben) und ging wieder in Richtung meines Platzes.
Da ich aber keine Lust hatte, meinen Sitznachbarn aufzuscheuchen und den doch recht engen Platz im alten A330 einzunehmen, ging ich in die vordere Galley.

Dort standen zwei Amerikaner wie ich vermutete und tranken Bier. Ich stellte mich dazu und fragte, was ihre final destination sei, in der Hoffnung, sie hätten auch ein paar Stunden Aufenthalt und hätten vielleicht Lust ein Taxi zum Tree of Life zu teilen. Ihre Antwort lautete jedoch Bahrain. Ich fragte erneut nach Optionen um diesen verdammten Baum zu sehen. Langsam ging es mir mehr darum, es irgendwie dahin zu kommen, als um den Baum selbst. Nachdem ich die Optionen Mietwagen, Bus, Taxi und Daumen durchhatte, bot mir einer der beiden, Tony, an mich zu fahren. Einfach so, gratis, weil er meine Art mochte und wir uns ähnlich seien. Wir unterhalten uns weiter und er erzählt von sich: seit vielen Jahren Expat in BAH, Berater, pendelt viel zwischen BAH, BKK, MNL. Irgendwann verlagerten wir uns wieder in die hintere Galley, wo Teile der Crew sind, 2 andere Paxe kommen dazu, es entwickelt sich eine nette Runde. Beiläufig erwähne ich den leckeren Kuchen, den es beim Essen gab und sofort hatte ich 4 weitere Stücken in der Hand. :D Ich erzähle, dass Tony mich nachher fahren wird und eine Begleiterin erzählt, dass in den vielen Jahren, die sie in BAH wohnt, noch nie bei dem Baum war, eine Steilvorlage sie einzuladen und sie sagt zu. Eine andere ebenfalls. Mit der einen FB redete ich noch über ihre indische Herkunft, die Anfangsjahre bei Air India, das Fliegen als FB allgemein (sie findet den Job mittlerweile langweilig, bevorzugt Gäste aus Europa, Sparmaßnahmen bei Crewhotels und Arbeitsbedingungen bei QR, …). Langsam rückt BAH in Nähe, es gibt noch einen Snack.

Dann die Landung. VOA klebt schnell im Pass, kurzer Einkauf im Duty Free und Tony und ich werden von einem Kumpel, auch ehemaliger FB bei GF, abgeholt. Er fährt uns zu Tony nach Hause, eine Junggesellenbude (es war vielmehr ein kleines Haus) vom Feinsten. Ein Kühlschrank voller Bier (Bahrain ist nicht trocken!), 2 Bars, Pool. Ich komme aber kaum dazu mein Bier zu trinken, weil seine beiden Hunde mich so stürmisch begrüßen. Nach kurzer Zeit brechen wir mit ein paar kühlen Bieren im Gepäck und den Hunden im Schlepptau zum Baum auf, leider haben die beiden Damen in der Zwischenzeit abgesagt, da sie am Flughafen aufgehalten wurden. Sehr schade. Auf der Fahrt übergeben sich die Hunde mehrfach im Auto. Allein da hätte sich die Anwesenheit der FBs gelohnt, die haben mit der Entfernung sicherlich mehr Erfahrung ;) Wir erreichen den Baum gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang. Insgesamt schon recht stimmungsvoll, aber in der weiteren Umgebung gibt es schon noch mehr Bäume. Paar Fotos geschossen und dann weiter zum F1 Kurs. Der war offen, da zeitgleich eine Veranstaltung lief und ich konnte dort ungehindert rumlaufen (nicht auf der Strecke selbst).

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Danach via Denkmal zur Erinnerung an den Beginn der Ölförderung, einer Vielzahl vom Bestattungshügeln (sollen bis zu 80.000 sein, einige mitten in der Stadt) und einem Exkurs zum Sofitel zum „Tor von Bahrain“ in der Stadt, wo wir was essen wollten. Wieder dabei: die beiden Hunde. Und diese waren die Stars auf der Straße. Erwachsene Männer wechselten die Straßenseite, weil sie offensichtlich Angst hatten, aber interessiert Fragen stellten, ebenso ein kleiner Junge, der sie unbedingt streicheln wollte, im letzten Moment aber immer seine Hand zurück zog. Kurzum: mehr Aufmerksamkeit kann man nicht bekommen. Viele wollten Fotos mit uns und den Hunden. Da wir dort aber nicht das Essen gefunden haben, was uns vorschwebte, sind wir wieder in sein Viertel, haben die Hunde zu Hause abgeliefert (Haus war die ganze Zeit nicht abgeschlossen) und sind zu Fuß kurz in die Nachbarschaft. Dort hervorragend Fisch, Leber und eine veg. Creme gegessen. Danach noch auf ein paar kühle Bier zu ihm, bevor ich noch eine Dusche nahm und wir wieder zum Flughafen fuhren.

Auf dem Weg dorthin wollte er mir noch etwas besonderes zeigen. Eine Bar. Fragte mich schon, was das für eine Bar sein würde. Als wir dann dort ankamen, konnte ich nicht so recht einordnen, was ich da sah. Eine Bar in der 96% der Gäste weiblich und thailändisch waren. Als Tony mir dann erklärte, dass Thais visafrei in Bahrein einreisen könnten, konnte ich mir auch einen Reim darauf machen, warum viele allein-reisende Frauen bzw. Gruppen an Bord des Fliegers aus BKK waren. Die Tatsache, dass man auf dem Weg von der Tür zur Bar durch die ganzen Hände, die einen berührten, schon eine Massage bekam, zeigte wohl, dass die Damen nicht nur zum Urlaub machen kamen. Nach 5 Minuten waren wir wieder raus. In der Zwischenzeit war das Auto nicht abgeschlossen, meine Tasche inkl. Kamera lagen auf dem Vordersitz, waren aber - laut Tony „natürlich“ – noch. Am Flughafen dann noch ein paar Deutsche Hajj-Pilger getroffen, mit denen ich mich unterhalten habe und sie meinten, dass sie alle Glaubensrichtungen – auch das Judentum – respektieren.

Begegnungen wie die mit Tony und auch mit den Jungs gehen mir immer Zuversicht, dass das Gute überwiegt und die Menschheit doch nicht so verloren ist, wie man manchmal denken könnte. Und dass ich später auch gerne mal als Expat im Ausland leben möchte – gerne im arabischen Raum.
 

journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
804
1.381
Berlin
entweder bin ich gerade unfähig (oder der PC) hier Fotos anzufügen...das Hochladen bis 100% läuft reibungslos, doch dann passiert nichts. Werde es später nochmal probieren

lag mal nicht am DAU :cool:

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Zuletzt bearbeitet:

worldflyer

Erfahrenes Mitglied
03.04.2012
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Witzig, sitze gerade in Bahrain, überlege was ich morgen mache. Grad war ich fertig mit Überlegen, da sehe ich das hier ;-)

Gruß
 

KiFly

Erfahrenes Mitglied
27.06.2012
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Schön, dass du es zu dem Baum geschafft hast. Nachdem wir uns auf dem Weg dorthin mit unserem nicht geländetauglichen Mietwagen in einem Steinbruch wiederfanden, die Lastwagenfahrer uns nur noch ungläubig angafften und die dortige Straße eigentlich keine Straße mehr war, strichen wir den Baum ganz schnell wieder von der Liste und flüchteten zurück in die Stadt :D
 

Simineon

Erfahrenes Mitglied
23.03.2013
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FRA
Auf dem Weg dorthin wollte er mir noch etwas besonderes zeigen. Eine Bar. Fragte mich schon, was das für eine Bar sein würde. Als wir dann dort ankamen, konnte ich nicht so recht einordnen, was ich da sah. Eine Bar in der 96% der Gäste weiblich und thailändisch waren. Als Tony mir dann erklärte, dass Thais visafrei in Bahrein einreisen könnten, konnte ich mir auch einen Reim darauf machen, warum viele allein-reisende Frauen bzw. Gruppen an Bord des Fliegers aus BKK waren. Die Tatsache, dass man auf dem Weg von der Tür zur Bar durch die ganzen Hände, die einen berührten, schon eine Massage bekam, zeigte wohl, dass die Damen nicht nur zum Urlaub machen kamen.

Toller Bericht ... aber Du hast vergessen zu erwähnen wo die Bar ist ;)