[TR] - Abha und Asir Berge im Westen von Saudi-Arabien

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CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
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Hallo zusammen,

an dieser Stelle möchte ich von einer Wochenendreise in den Westen von Saudi-Arabien – die Asir Region – berichten. Obwohl ich schon eine Weile in Saudi bin, hält sich mein Drang, das Land selbst zu bereisen, doch arg in Grenzen. Zum einen bin ich beruflich in einigen Regionen von Saudi immer wieder unterwegs, zum anderen reizt mich persönlich das urbane Leben mit all seiner kulturellen Vielfalt, und letzteres ist in Saudi doch eher begrenzt vorhanden. Und mit der Wüste – die in Saudi wirklich sehr eindrucksvoll sein kann – habe ich es nicht so.
Aber zwei Dinge gibt es, die mich reizen: eben besagte Asir Berge im Westen und auch Mada'in Salih, eine Felsenstadt im Nordwesten Saudis, vergleichbar zu Petra in Jordanien. Die Berge einfach, weil es eine wirklich andere Landschaft, verglichen zu den saudischen Wüstenregionen, sein soll. Und Berge heißt auch in Saudi hinauf bis auf 3000 Meter!
Individuelle Reisen in Saudi sind schwierig, zwar kann man Flüge jederzeit buchen, ebenso mit einem Auto umher fahren. Aber schon die Unterkünfte außerhalb der Städte sind auf eigene Faust schwierig (und ohne Arabisch Kenntnisse noch viel mehr), und wenn man die Nationalparks und sonstige offizielle Sehenswürdigkeiten sehen möchte, benötigt man einen örtlichen Guide.

Diesmal also die Berge. Kurzfristig wurde ich auf einen organisierten Trip mit anderen Expats (so um die 20) nach Abha aufmerksam, dem ich mich noch anschloss. Problem war das Flugticket, weil mit wenigen Tagen Vorlauf sind die Inlandflüge in der Regel ausgebucht. Aber der Reiseleiter hatte einfach x Tickets auf seinen eigenen (arabischen) Namen gebucht und ID Check gibt es bei Saudia nicht mehr…

Also ging es Donnerstag am späten Nachmittag zum Flughafen in Riyadh. Teile der Reisegruppe kannte ich – so groß ist die Expat Community in Riyadh nicht.

Erstes Ziel der Reise war Abha, die Provinzhauptstadt der Bergregion mit mehreren 100.000 Einwohnern. Die Stadt liegt auf über 2000 Metern.

Bezahlung der gesamten Reise erfolgte in bar am Flughafen in Riyadh, wo ich dann auch meine Bordkarte bekam – ich konnte zwischen 4mal ‚Meteb‘ mit jeweils verschiedenen Sitzplätzen auswählen…

Vorfeld des Flughafen Riyadh am Terminal 3 – Inlandsflüge:
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SV1665 Riyadh King Khaled International (RUH) – Abha (AHB)
22.05.2014, 18:45 - 20:20
Saudi Arabian Airlines Airbus A320-200 HZ-AS19

Einsteigen und Flug waren nicht weiter spektakulär. Saudia serviert auf den längeren Inlandsflügen noch ein kleines Sandwich und verteilt auch in der Economy Tageszeitungen (arabisch und englischsprachig).

Hähnchen-Sandwich
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Ansonsten ging es durch die Dunkelheit, so dass von der Zielregion nicht so viel zu sehen war. Nach der pünktlichen Landung hatte der Reiseführer mehrere Fahrzeuge organisiert (GMC Yukon XL) mit Fahrern, die uns die nächsten 2 Tage durch die Gegend schaukeln werden. So ging zuerst in das Hotel für die erste Nacht.
Dort angekommen, wurde die Gruppe eingecheckt, was circa 45 Minuten dauerte – Gäste auf 10 Zimmern, die ganz überraschend auch anreisen... Danach wurde Abendessen serviert – was aber ewig dauerte, da man aus guter Nomadentradition mit dem Kochen erst anfängt, wenn die Gäste da sind. Man weiß ja nicht, wie lange die Reisenden unterwegs sind…
Aus heutiger/ westlicher Sicht alles irgendwie chaotisch, aber darauf muss man sich einlassen. Am Ende wurde dann Take-out vom nächsten Restaurant um die Ecke angekarrt.

Mixed grill mit Reis und Vorspeisen Mezze (Hummus, Salat):
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Blick auf den 'Grünen Hügel' in Abha in der Nacht vom Hotel aus
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Danach ging es in die Dunkelheit der Hotelterrasse in kleine feste Zelte bisschen mit der Gruppe zusammen sitzen und quatschen. Der Sinn der Zelte erschloss sich dann am nächsten Morgen bei Tageslicht.

Die Nacht war kurz. Am nächsten Morgen bot das Tageslicht einen atemberaubenden Blick vom Hotel – das war am Felsabbruch gelegen. Und die kleinen Kabuffs bieten am Tag einen wunderbaren Blick in das Tal.
Abha ist durchaus touristisch – die Mehrzahl der Gäste sind im Sommer Saudis, die der Hitze der Städte im Landesinnern entfliehen oder auch Besucher aus den anderen Golfstaaten.

Tal des Asir-Gebirges in Abha (südlicher Richtung):
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Abha im Asir-Gebirge mit der Straße hinunter nach Al-Darb an der Küste:
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Abha im Asir-Gebirge mit der Straße hinunter nach Al-Darb an der Küste:
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Abha mit dem 'Grünen Hügel':
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Nach dem Frühstück ging es dann los – heute stand eine Rundfahrt durch die Berge und der Besuch einiger historische Siedlungen wie zum Beispiel der von Rijal Alma' auf dem Programm. Der Konvoi bestand aus 5 Fahrzeugen einschließlich des Guides.
Abha liegt auf einem Hochplateau, von dem erst mal runter in die Täler des Asir Gebirges musste. Dort ist auch der Al Sawdah National Park mit einer Seilbahn hinunter ins Tal – die allerdings geschlossen war (Vorsaison). Also per Auto runter

Diese Bergstraße (Straße 2442) kann es locker mit den Alpen aufnehmen.
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Blick von oben in das Tal, in das es hinunter ging.
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Ja, die Kurven sind eng
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Serpentinen durch die Berge
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Eindrucksvolle Straße, die mit vielen Kunstbauten in den Fels gebaut wurde.
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Auf dem Weg nach Rijal Alma' passierten wir einige traditionelle Häuser dieser Region:
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Einige der Häuser sind auch die im Gegensatz zu sonstigem Saudi auch farbenprächtig und verziert. Diese Region und die hiesigen Stämme wurden bei der Staatsgründung in den 30ern durch König Saud auch unterworfen und haben mit den Beduinen der Wüste wenig gemein.
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Die Siedlung Rijal Alma' – mittlerweile renoviert, aber immer noch in einigen der oberen Stockwerken bewohnt – Gesamtansicht.
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Die Siedlung Rijal Alma':
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Farbige und verzierte Innentür:
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Sehr euphemistische Beschreibung von Folterinstrumenten:
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Für saudische Verhältnisse altes (älter als 20 Jahre) Blechgeschirr:
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Farbiges Gewand:
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Häuser auf dem gegenüberliegenden Bergrücken – aus der Siedlung selbst gesehen:
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Die Siedlung Rijal Alma':
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Detail der renovierten Gebäude:
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Holzbalkone:
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Detail der renovierten Gebäude:
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Die saudische Flagge ist überall…
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Danach setzte sich der Konvoi wieder in Bewegung – Etappenziel war Al Namas, wo ein Motel für die Nacht arrangiert war. Auf dem Weg dahin gab es noch eine weitere traditionelle Siedlung und ein Felsabbruch. Die Straßen sind in der Regel gut und breit, so dass man auch gut vorankommt. Zwischen Abha und Al Namas liegen ca. 150 km, zuzüglich der Schlenker hinunter ins Tal.
Zuerst ging es wieder auf Plateau. Dort findet sich unweit der Straße unweit von Abha eine alte Boeing B747-400 auf einem Hügel. Es handelt sich um eine alte Saudia Maschine, die nach der Ausmusterung von einem Unternehmer erworben wurde, von Jeddah auf den Hügel – in Einzelsegmente zerlegt – transportiert wurde und dort in ein Hotel umgebaut werden soll. Typisch Saudi: außerhalb des Landes bekommt davon kaum jemand was mit.

Gesamtansicht:
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Details – näher kamen wir nicht ran:
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Fortsetzung folgt im nächsten Teil.
 

CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
2.791
Irgendwo zwischen Abha und Al Namas stoppten wir unweit des Highways 15 an einer alten verfallenden Siedlung, die aus unterschiedlichen Phasen stammte (Stein und Lehmbauten).

Inschriften auf Felsen unweit gelegen, von denen keiner sagen konnte, wie alt sie wirklich sind.
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Lehmbauten:
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Aber auch hier finden sich die Zeichen moderner Zivilisation – Altreifen, die in Saudi-Arabien wirklich überall zu finden sind…
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Details der alten Lehmbauten:
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In dieser Region gibt es Wiesen (und Bienenzucht):
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Gesamtansicht der verfallenen Steingebäude auf dem Felshügel:
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Gesamtansicht der verfallenen Steingebäude und Lehmbauten:
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Ruine eines Steingebäudes auf dem Felshügel:
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Weiter ging es zu einem Felsabbruch, der einen gewissen landschaftlichen Reiz bietet – vor allem zerklüftete Felsen und einen tiefen Abbruch:
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Und da wurde ein traditioneller Flötenspieler aus dem Nichts gezaubert – natürlich durch unseren Reiseführer arrangiert:
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Felsformationen:
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Alter Toyota Land Cruiser des Flötenspielers:
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Abendliches Kricketspiel, während einer kurzen Rast aufgenommen:
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Schließlich erreichten wir das Motel in Al Namas und nach dem Check-In ging es in das Städtchen selbst. Im dortigen Al-Namas Museum (altes und als Heimatmuseum hergerichtetes Stadthaus) war ein Abendessen und traditionelle Schwerttanz Darbietung vorbereitet.

Empfangskomitee junger Saudis:
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Plötzlich erschien auch das Fernsehen und machte Aufnahmen von unserer Führung. Einige Tage später tauchten auch Bilder von unserem Abend einschließlich unserer Gruppe in der nationalen Medien auf, und auf zahlreicher lokaler news-Websites in arabischer Sprache:
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Sammlung von diversen Haushaltsgegenständen:
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Wohnzimmer:
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Farbige Wandmalerei:
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Sammlung von Flinten und Schwertern:
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Schwerttanz:
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Am Ende wurden dann auch wir als Gäste aufgefordert, mit zu tanzen, einschließlich der Flinten und Schwerter – die wie sich dann herausstellte – geladen waren, wenn auch nur mit Pulver. Danke, dass man das vorher gesagt bekommt. Weil man dann abfeuern sollte/ durfte/ konnte. Macht einen Heiden Krach.

Damit war der Tag dann auch zu Ende und nach dem langen Tag hat es dann auch gereicht.

Am nächsten Morgen stand dann eine kleine Wanderung auf einen Berg oberhalb der Stadt Tanomah an – auf dem Gipfel (den nur ein Teil der Gruppe erreicht hat) befindet sich gemäß einer Sage ein Überbleibsel aus der Geschichte der Islam – muss gestehen, habe die Geschichte nicht mehr präsent.

Besiedlung des Tals zwischen Al Namas und Tanomah:
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Berg von unten:
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Blick von halber Höhe auf das Hochtal
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Ein Schädel am Wegesrand nach oben – wo auch immer der her kommt.
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Felsformationen
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Blick auf die Ausläufer der Stadt Tanomah am Highway nach Al Namas:
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Irgendwie hat meine Kamera auf dem Berg den Löffel abgegeben, so dass es ab hier dann nur noch Photos des Smartphones gibt.
Nach dem Abstieg ging es wieder zurück ins Motel nach Al Namas zum Mittagessen.

Brunnenanlage am Eingang des Motels in Al Namas:
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Blick entlang der einzelnen Häuser im Motel:
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Mittagessen – Reis mit mixed grill – typisch für Saudi:
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Nachdem Check-out ging es zur vorletzten Station – das islamische Museum von Al Namas. Das hört sich wesentlich hochtrabender an, als es ist. Ein wunderbares Beispiel wie Saudi funktioniert.
Ein wohlhabender Saudi (hat für das Militär gearbeitet und ist dabei wie auch immer zu einem kleinen Vermögen gekommen) baut sich ein Privatmuseum, seit mehreren Jahren an exponierter Stelle – an der Kante eines Felsabbruchs. Ein totales Kunstprodukt, die Anlage hat keine historischen Kern, alles neu. Parallel sammelt und kauft er alles, was mit dem Islam zu tun hat. Lässt sich dabei öfters mal aufgrund fehlenden Wissen auch über den Tisch ziehen und zahlt Unsummen für irgendwelche wertlosen Stücke.
Unser Guide hat einen Termin vereinbart und einen Besuch der Baustelle ermöglicht.

Hauptgebäude im Zuckerbäckerstil:
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Ein kleines Hotel ist auch vorgesehen – Zimmertrakt:
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Die Lage ist wirklich beeindruckend:
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Das Tal führt zum Roten Meer:
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Wandbemalung im Innenraum – weil es dem Besitzer so gefällt:
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Beton-Stuckdecke, ebenso weil es gefällt:
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Abermals eine andere Wandbemalung:
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Wieder draußen ein Teil der Hotelanlage:
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Blick auf die Anlage am Felsabbruch:
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Krasse Straße hinunter ins Tal:
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Die ganze Anlage ist noch nicht fertig und die Ausstellungsstücke nicht im Entferntesten als Ausstellung arrangiert – ist eher ein Lagerhaus.
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Fortsetzung im nächsten Teil...
 
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CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
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Anschließend setzte der Tross in Bewegung und über eine etwas größere Straße ging es hin unter ins Tal – letzte Station war ein Markt in Muyahil mit Honig der Region.

Flotte an GMC Yukon XL Schüsseln der Reisegruppe bei einer Pause:
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Durch Kurven hinunter nach Muyahil:
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Am späten Nachmittag kamen wir dann an – das Ganze war zum Schluss hin sehr gehetzt, das wir zuvor dem Zeitplan weit hinterher hingen (Saudi), aber der Abflug gegen 21 Uhr in Abha fest war – und von Muyahil waren es dann nochmal 100 km zum Flughafen.
Auch wenn auf den Photos nicht so rüber kommt, die Gegend ist wesentlich offener, verglichen mit was man von Saudi sonst so hört. Frauen sitzen hinter den Ständen und keiner schert sich um die Geschlechtertrennung. Photos der Damen aufnehmen ist aber trotzdem unhöflich.
Die Gegend ist eine alte Handelsregion – Handelswege vom heutigen Jemen Richtung Sinai/ Israel. Und damit haben die Bewohner eine ganz andere Geschichte verglichen mit den Beduinen, deren Familien heute Saudi-Arabien prägen.

Marktstand in Muyahil:
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Lokaler Honig:
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Umfeld des Marktes in Muyahil:
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Letztlich war Besuch schnell rum – die Station hätte man sich auch sparen können, weil so richtig interessant ist der Markt nicht gewesen.
Nun wurde es aber hektisch – es war schon weit nach 6 und wir mussten noch zum Flughafen nach Abha – 100 km und rauf in die Berge.
Der Reiseleiter war etwas besorgt wegen des Check-Ins und fuhr selbst eines der Autos. Also bot ich ihm an, den Check-In zu übernehmen und er leitete mir x Mails der jeweiligen Buchungen weiter und während der Fahrt gab es dann reichlich zu tun…

Der Highway 209 entpuppte sich als stark befahren und war nur 2-spurig, was die verrückten Saudis nicht daran hindert, trotzdem an den unübersichtlichsten Stellen zu überholen. Nicht grundlos hat Saudi-Arabien gemessen an Einwohnern die höchsten Unfall und Todeszahlen.

Sonnenuntergang im unteren Teil des Tales:
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Gegenverkehr und 2-spurig – so eine Überraschung…
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Überholen in Linkskurven auf der Gegenfahrbahn ohne Sicht – aber sicher doch…
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Nicht nur einmal…
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Es war auch als Beifahrer eine sehr nervenaufreibende Fahrt. Am Ende klappte alles und wir waren sogar pünktlich – also kurz vor 8 am Flughafen.

Dort verabschiedeten wir uns von den Fahrern, bekamen die Bordkarten am Counter begaben uns zum Gate. Zu unserer Überraschung prüfte vor der Security jemand IDs und Boardingpässe. Sorgte für eine Schrecksekunde – schließlich waren ja einige von uns unter falschen Namen unterwegs.
Aber letztlich war es egal. Selbst die Herren, die ein Ticket einer Dame hatten, das spielte keine Rolle. Saudi…

SV1672 Abha (AHB) – Riyadh King Khaled Internation (RUH)
24.05.2014, 21:00 - 22:35
Saudi Arabian Airlines Airbus A320-200 HZ-AS37

Flug hatte dann noch 20 Minuten Verspätung und war sonst ereignislos. Ging ja wieder durch die Nacht…

Und wieder ein Chicken Sandwich mit Mangosaft:
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Damit war ich wieder zurück in Riyadh. War ein sehr interessanter Ausflug, einfach weil diese Region so ganz anders als das Saudi-Arabien von Riyadh und Jeddah ist.

Ich hoffe, der Einblick in ein doch recht für Außenstehende unzugängliches Land hat dem Leser Kurzweil gebracht. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

Fragen sind stets willkommen!

Carsten
 

jc8136

Erfahrenes Mitglied
19.02.2011
1.275
24
ZRH
Super Bericht, Danke! Ist das für nicht Expats auch möglich? Das Land reizt mich aber die Visahürde ist doch recht hoch.
 

CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
2.791
Super Bericht, Danke! Ist das für nicht Expats auch möglich? Das Land reizt mich aber die Visahürde ist doch recht hoch.

Visa für Touristen/ Individual Reisende sind in Saudi-Arabien nicht vorgesehen. Geht eigentlich nur als Geschäftsreise mit Einladung einer lokalen Firma. Oder als Familienbesuch (Familie 1. Grades) eines Ausländers, der in Saudi offiziell lebt.
Einzige Ausnahme sind die Hadsch Visa für Moslems zum Besuch der heiligen Stätten in Mekka und Medina. Mit diesen Visa darf man aber nicht das Land bereisen.

Gruß, Carsten
 

Piedra

Erfahrenes Mitglied
28.08.2012
5.107
5
Super Bericht, Danke! Ist das für nicht Expats auch möglich? Das Land reizt mich aber die Visahürde ist doch recht hoch.

Quasi gar nicht, es gab mal Touristenvisa für Reisegruppen, aber das ist wohl auch Vergangenheit.

Carsten: Vielen Dank für den Bericht! Teile der Gegend, in der du warst, konnte ich in meinen 6 Monaten auch erleben, aber vieles blieb dann doch außen vor. Insbesondere spielten da vertragliche Regelungen eine Rolle (Autofahren war nicht gestattet).
 
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FlyingT

Erfahrenes Mitglied
17.11.2010
2.777
0
Da ein einfacher "Danke-Klick" nicht ausreicht:

CarstenS, herzlichen Dank dir für diesen sehr interessanten Bericht. Einfach klasse! :)
Wie du selber geschrieben hat: In dieses Land gibt es nur sehr wenige Einblicke und noch weniger Berichte darüber.
 

asahi

Erfahrenes Mitglied
08.04.2010
2.624
49
Wismut Aue
Danke auch von mir über für den wunderbaren Bericht aus einer Region wo man als “Normalsterblicher“ nicht so einfach hin kommt.
 
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CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
2.791
Bist du dir übrigens sicher, dass das "echte" Saudis waren? ;)

Du meinst die Schwerttänzer? Ja, das waren echte Saudis mit grünem Pass.
Natürlich aus der Region, sie waren auch stolz auf ihre Traditionen und das Museum in Al Namas.
Insbesondere der Chef...

Danke den anderen für die Rückmeldungen! Freut mich, dass es Anklang findet.
 
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CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
2.791
Quasi gar nicht, es gab mal Touristenvisa für Reisegruppen, aber das ist wohl auch Vergangenheit.

Carsten: Vielen Dank für den Bericht! Teile der Gegend, in der du warst, konnte ich in meinen 6 Monaten auch erleben, aber vieles blieb dann doch außen vor. Insbesondere spielten da vertragliche Regelungen eine Rolle (Autofahren war nicht gestattet).

Gern geschehen - selber gefahren bin ich da auch nicht. Waren Fahrer. Durftest du nur nicht selber fahren, oder war der Strassenverkehr für dich komplett tabu?

Gruss, Carsten
 

Piedra

Erfahrenes Mitglied
28.08.2012
5.107
5
Gern geschehen - selber gefahren bin ich da auch nicht. Waren Fahrer. Durftest du nur nicht selber fahren, oder war der Strassenverkehr für dich komplett tabu?

Gruss, Carsten

Nur nicht selbst fahren, für dienstliche Zwecke (oder mit Trinkgeld) gab's einen Fahrer, sonst halt Taxis (die nach den Aktionen letzten Jahres doch weniger geworden waren).
 

CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.111
2.791
Danke für deinen Reisebericht, aber eine Frage hab ich noch:

'einige von uns mit falschem Namen unterwegs.'

Warum?

Der Tourguide hat auf Halde mehrere Flugtickets auf seinem eigenen Namen im Vorfeld gebucht. Und erst später die eigentliche Reise an Interessenten verkauft.
Dementsprechend sind einige auf den Namen des Tourguides geflogen - der 10mal an Bord war, gemäß Passagierliste ;-)
Namechange der Tickets nicht möglich. Wie meist überall.

Gruß, Carsten
 
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monty2006

Erfahrenes Mitglied
17.11.2011
2.080
501
CH-GR
Sorry Carsten, wenn ich in deinem Bericht jetzt so dazwischengrätsche, wir hatten uns während des NY DOs ja schon mal über unsere Erfahrungen in KSA ausgetauscht. Ich bin mal so frei :)o) und hänge mich hier mit ein paar Bildern und meinen Erfahrungen dran. Das Ganze spielt sich bei mir in Jeddah und Thuwal an, passt aber m.E. trotzdem gut rein.

Grund der Reise: längerer Besuch (~5 Monate) an der KAUST (eine neue Uni, die vor wenigen Jahren in Thuwal aus dem Boden gestampft wurde).

Wir kamen kurz vor der Hajj in Jeddah an, dort liefen die Vorbereitungen gerade auf Hochtouren. Während der Hajj macht das keinen großen Spaß mehr, da auf und rund um den Flughafen ein hilfloses Chaos herrscht. Dank eigenem 'Meet & Greet' vor der Immigration geht zumindest die Einreise für Besucher der KAUST relativ schnell, sodass man nach erneuter Durchleuchtung des Koffers (wg. Alkohol, Drogen und sonstigem Schweinkram à la Bild, Bunte oder Gala) nach der Einreise zügig zum wartenden Taxi voranschreiten kann. Naja, zügig rennt man vom klimatisierten Flughafen aus nur in eine Wand aus heißer Luft, und das abends um 22:00 Uhr. Da kommt die erste Vorfreude für die nächsten fünf Monate auf.

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Ankunft in Jeddah

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Empfang der Pilger

Auf der Fahrt nach Jeddah (für die erste Nacht) kommt man auch an den eigens für die Hajj erbauten Terminals vorbei, wo die Pilger auf große Reisebusse umverteilt werden.

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Man trifft aber auch sonstige 'gute alte Bekannte'...

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Gestärkt vom amerikanischen Frühstück mit Bacon (natürlich Rind) und Eiern geht's dann auf die gut einstündige Fahrt Richtung Norden nach Thuwal.

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Ankunft an der KAUST bzw. an der ersten der drei Sicherheitssperren. Die Uni untersteht dem König und ist damit Hoheitsgebiet, d.h. die königlichen Garden bilden neben dem Campus-Sicherheitsdienst eine der drei Barrieren.

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Nach weiteren fünf Minuten Fahrt (vorbei am eigenen Golfplatz mitten in der Wüste) erreicht man schließlich den Campus, der direkt am Roten Meer liegt. Trotz aller bekannten und oftmals widrigen Umstände in KSA ist und bleibt der KAUST Campus ein beeindruckendes Bauwerk.

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Administrationsgebäude
 

monty2006

Erfahrenes Mitglied
17.11.2011
2.080
501
CH-GR
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Studentenzentrum

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Kanal zwischen den Wohnanlagen

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Blick auf die Marina und den 'Beacon'

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Zutrittsregeln

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Für die Bibliothek wurde Marmor verwendet, der abends/nachts von hinten beleuchtet ist. Sicherlich ein genialer Platz zum Lesen und Lernen.

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Ebenfalls aud dem Campus gelegen ist die eigene Moschee.

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monty2006

Erfahrenes Mitglied
17.11.2011
2.080
501
CH-GR
Abends wird der 'Beacon' - das Leuchtfeuer der Weisheit - beleuchtet und strahlt über die Marina.

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Wer mag, kann mit einem der campuseignen Shuttles Ausflüge in die nährere Umgebung unternehmen, allerdings leider nicht zu allen Zielen.

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Insofern doch wieder ein Besuch im Nahe gelegenen Fischerdörfchen, wo man die saudische Gastfreundschaft erleben darf.

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Nach fünf Monaten Aufenthalt war mein Fazit: In diesem Land gibt es sehr viele Widersprüche und Gepflogenheiten, die einem Ausländer oftmals als merkwürdig erscheinen mögen. Etwa mein Besuch in einer reinen Frauenuniversität (Effat), bei dem mir ein Anstandswauwau zur Seite gestellt wurde, um die Damen in meiner Nähe vor meinem Erscheinen zu warnen :eek:. Oder der Besuch einer Konferenz in Jeddah, bei der Männlein und Weiblein für die Vorträge und das Dinner durch eine lange, hohe Wand getrennt wurden - während an der KAUST, sehr zum Ärger der Konservativen, Studenten und Studentinnen in einem Hörsäl - gar nebeneinander - sitzen. Oder dass nach einem starken Regenfall der komplette Campus absäuft (Grund: Da es in KSA nie regnet, hat man schlicht keine Gullis verbaut.) und die Häuser der lokalen Bauindustrie (Bin-Laden-Gruppe) am besten abgerissen und neu aufgebaut werden. Trotzdem war es für mich eine äußerst interessante Erfahrung sowie der enge Kontakt zu einer Kultur, die mir bis dato mehr oder minder fremd war und die ich - aufgrund des fehlenden Tourismus in KSA - so auch nie hätte kennen lernen dürfen. Würde ich es wieder machen und fünf Monate im golden Käfig leben wollen? Ich weiß es nicht.
 

jc8136

Erfahrenes Mitglied
19.02.2011
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ZRH
Vielen Dank für die Bilder und den Einblick in dieses für Normalsterbliche verbotene Land. Mir ist nur gerade eins aufgefallen: Auf dem Bild von der KAUST steht "no girls allowed"
Wie passt das zum gemeinsamen lernen in der KAUST oder sind das die "dorms"?

Egal wie, meinen Respekt hast Du, die Bilder vom Campus wirken sehr menschenleer. Fühlt es sich auch so an oder hast Du bewusst Bilder von anderen Menschen vermieden?