Der kolumbianischen Dschungel von oben mit der DC-3

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Daoane

Erfahrenes Mitglied
17.10.2011
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MUC
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Oder auch: "Ja Mama, ich fahre wirklich ein Wochenende in die Pampa nur um mit einem Flugzeug zu fliegen."
So hätte ein Telefonat mit meiner Mutter wohl geklungen. Da die +1 dieses Unterfangen schon nicht versteht aber zumindest als kindsköpfige Spinnerei abtat, habe ich lieber gleich von einem derartigen Telefonat abgesehen.
Da ich derzeit in Kolumbien lebe habe ich mich nach spaßigen Aktivitäten umgesehen. Dabei bin ich auf die Reportage von Al Jazeera über noch im regulären Liniendienst stehende Douglas DC-3 in Kolumbien gestoßen: https://www.youtube.com/watch?v=w-F-cBF5ZbQ
Leider ließ sich im Netz wenig über die Airlines finden, ganz zu schweigen davon dass man ein Ticket buchen könnte. Ich habe herausgefunden, dass es einige Airlines gibt die diesen Typ betreiben, die alle von Villavicencio (VVC) aus operieren. Daher entschloss ich mich, für Freitag Nachmittag Tickets nach Bogota zu buchen und mit dem Taxi nach VVC zu fahren und am Samstag mein Glück zu versuchen. Drei Arbeitskollegen hatten auch nichts besseres zu tun und waren mit von der Partie.
Die Anreise erfolgte von CLO aus mit einem nagelneuen A321 von Avianca. Hier könnten sich europäische Airlines eine Scheibe abschneiden, personal AVOD an jeden Sitz auch bei Inlandsflügen und guter Sitzabstand. Stattdessen verringert OS den selbigen auf vielfachen Kundenwunsch, baut die winzigen Overheadmonitore aus um Gewicht zu sparen und rationalisiert alles weg was nur geht. Aber lassen wir das...
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Nachdem besagter Freitag der Auftakt zu einem langen Wochenende ist verlassen viele Kolumbianer die Stadt. Wir haben daher für die 120km lange Strecke 6 Stunden gebraucht und sind um 2 Uhr Nachts angekommen...danach waren alle Feierabendbiere verdunstet! :eek:
4 Stunden Schlaf später standen wir beim Ticketoffice von Air Colombia. Mein Kollege hatte am Vortag noch herumtelefoniert und mit einem Mitarbeiter der Airline gewhattsapped, von daher wurde unsere Ankunft schon erwartet. Wir drückten pro Person umgerechnet 140€ ab, was etwas viel war, da wir aber nur gekommen waren um zu fliegen und die Verkaufschefin meinte dass der Rückflug am gleichen Tag mehr kostet, war uns das egal und wir bezahlten den Touristenpreis.

Ticketschalter:
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Gepäckwägen in VVC:
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Da weder Loungezugang noch Lounge vorhanden waren, ging es in den Wartesaal wo wir gleich die erste DC-3 erspähten. Diese gehört Aliansa, die letztes Jahr eine dieser Maschinen über dem Dschungel verloren hat:

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Diese verabschiedete sich bald
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Unsere Maschine tauchte auch nach über einer Stunde auf
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Daoane

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17.10.2011
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Dann ging das Boarding los. Air Colombia hält leider das Priorityboarding nicht ein, obwohl wir aus der letzten Reihe mit allen Gold- und Platinkarten wedelten die wir in unseren Geldbeuteln fanden. :-(
Im Entenmarsch ging es auf das Vorfeld direkt zur Maschine. Dabei holte uns der Pilot persönlich am Terminal ab. Der Ramp Agent hatte ihn schon informiert dass ein paar Gringos auf der Passagierliste standen denen wohl das Flugzeug gefallen würde, also erzählte er uns gleich dass er die Maschine seit 27 Jahren fliegt und diese Baujahr 1943 ist.

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Ich hatte zwar weder C gebucht noch hatte ich irgendwelche Geschäfte zu erledigen, da der Pilot uns aber als erste ins Flugzeug bat und ich diesen Trick hier im Forum gelesen hatte setzte ich mich einfach vor in die Geschäftsreiseklasse.

Der Innenraum:
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Hühner wollten auch mit:
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Sitzabstand in der Beförderungsklasse des Fußvolkes:
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Dabei sitzt man im vorderen Teil der Kabine mit dem Rücken zu den Fenstern und starrt die mitfliegenden Matratzen an. Interessant ist, dass Air Colombia die Premium Eco mit mehr Sitzabstand ganz hinten im Flieger einbaut.

Mein C Sitz:
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Nach der Sicherheitsunterweisung durch den Kapitän höchstpersönlich "Bitte hinsetzen und nicht rauchen" geht es auch gleich los. Es gibt zwar Anschnallgurte, man kann sich aber während des Fluges frei im Flugzeug bewegen und eine richtige Tür zum Cockpit gibt es nicht.
Der Flugingenieur steht bei Start und Landung hinter den Piloten, den Rest der Zeit ist er mit Schlafen beschäftigt.
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Gashebel nach vorne und los gehts:
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Daoane

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Das Ziel der Reise war La Macarena und befindet sich ein paar hundert Kilometer südlich von VVC. Unterwegs zog allerdings ein ziemliches Gewitter auf.

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Erst fand ich es etwas befremdlich, dass so manche Schraube nur zur Hälfte reingeschraubt war und während des Flugs ziemlich vibrierte.

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Da aber sämtliche technischen Handbücher an Board waren und ich den Flugingenieur jederzeit aufwecken könnte machte ich mir um die Flugsicherheit keine Sorgen.

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Falls der Sprit ausgeht hat der Flugingenieur auch vorgesorgt.

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Das Unwetter nahm zu mit starkem Regen und Nebel. Aus unserem Aufenthalt in La Macarena wurder daher nichts, da der Pilot wegen schlechter Sicht durchstarten musste und gar keinen 2. Versuch unternahm sondern gleich zurück nach VVC flog. Damit er auch im Nebel nicht verloren ist steht folgende Navigationssoftware und ein Wetterradar zur Verfügung:

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Daneben muss auch da eigene Smartphone herhalten:
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Nachdem wir aus der Suppe raus waren gings zum Landeanflug auf VVC:

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Während die anderen Passagiere etwas ungehalten waren dass sie nicht an ihr Ziel gekommen sind, war der Ausflug für uns genau richtig und wir sind noch am gleichen Nachmittag zurück nach Bogota gefahren. Der Flug war definitiv eines der Highlights in Kolumbien und ich bin froh die Chance genutzt zu haben, die DC-3 noch im Liniendienst zu erleben!
 

Daoane

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Super!! (y)

Wie war der Lärmpegel in der Maschine?

Überraschend leise! Ich hatte gedacht dass man sich kaum unterhalten könnte, das war aber problemlos möglich. Mich hat auch überrascht wie wenig es bei Turbulenzen gewackelt hat. Insgesamt war es ein sehr ruhiger Flug.
 
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