Xmas in Stockholm

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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
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Auch wenn die Reise erst nächste Woche losgeht, vorab eine Ankündigung für diejenigen, die Weihnachten Langeweile haben und in den VFTreff gucken wollen

Es begann mit der Anfrage, ob ich am 23.12. in Stockholm für ein Expertengespräch in kleiner Runde zur Verfügung stehen würde. Was immer da noch vor Weihnachten auf der Karteikarte abgehakt werden soll.
Jedenfalls habe ich ja gesagt.

Da ich dringend mal wieder einige Tage Abstand brauche und unterwegs sein wollte, habe ich gerne ja gesagt. Da ich zu 100 % nicht Xmas -minded bin - schon seit langem - und mich seit Jahren allen Kontakten über Weihnachten konsequent entziehe, ist folgende Reise geplant.

22.12. ICE von Hamburg nach Kopenhagen Übernachtung im Hotel St Petri (Schon jemand dort gewesen? Auslobung hörte sich gut an, dicht am Bahnhof und soll eine angenehme Umgebung haben)

Am 23.12. geh es dann mit dem X2000 von Kopenhagen nach Stockholm. (Wenn bluesman noch an der Strecke nahe Älmhult (Ikea City) wohnt - einen herzlichen Gruß) Spätnachmittags habe ich das Meeting, länger als 2 Stunden wird es nicht dauern, ist eh eine Art Alibiveranstaltung, damit man sagen kann, man hat auch einen Experten befragt. Cover your ass.

Schlafen werde ich im Radisson blu Royal Viking am Bahnhof. Leider hat mich mein Auftraggeber dort unter gebracht. Hatte vor einiger Zeit dort Ärger bei einem Aufenthalt und bin immer noch stinkig auf dies Hotel. "Nicht einmal auf sachliche Beschwerden haben sie geantwortet". Zwar soll es nach Berichten hier im Treff renovierte Zimmer geben, aber wahrscheinlich bekomme ich ein unrenoviertes Zimmer und der Fitnessbereich schließt wieder um 17 Uhr. Und wahrscheinlich dauer das CI wieder 35 Minuten. Nein, Freunde werden Hotel und ich in diesem Leben nicht mehr.

Dafür ziehe ich dann am 24.12.für die folgenden Nächte in das Radisson blue Waterfront direkt über dem Bahnhof. Dies Hotel liebe ich. Der Fitnessbereich ist 24 Stunden geöffnet (an sich selbstverständlich in der Klasse), die Zimmer haben eine grossartige Aussicht und die Mitarbeiter sind freundlich. Kurzum dies Hotel liebe ich geradezu.

Dort bleibe ich bis zum 27. und fliege dann nachmittags zurück nach HAM.

Bin Mal gespannt wie es mir ergehen wird, wenn der Rest der Stadt Weihnachten feiert. Freue mich auf Sport, Schnee, Spaziergänge und die Arbeit an meinem neuen Buch. Manchmal im Leben brauche ich Zeit für mich.

Dazu bin ich schon seit längerem im Netzwerk bei Couchsurfing angemeldet und habe für Copenhagen und Stockholm einfach eine Anfrage eingestellt, ob jemand während meines Aufenthalts Lust auf einen Kaffe, eine Pizza, einen Besuch im Systembolaget oder ähnlich hat. Und ich habe soviel spannende Angebote bekommen, dass ich zwei Wochen unterwegs sein könnte. Bin mal sehr neugierig, z B auf die Chinesin, mit der ich mich verabredet habe.

In Kürze geht es los und ich werde einfach einige Reiseeindrücke hier einstellen. Wer mag ist eingeladen, dann mitzulesen.
 

bluesman

Erfahrenes Mitglied
15.11.2013
2.631
1
TXL
Na dann drück ich mal die Daumen, daß SJ ausnahmsweise mal pünktlich ist ...
Wenn alles in die Hose geht, einfach melden (obwohl die Chance, daß ich am 23.12. im Internet surfe, nicht sooo riesig ist.
Zum Winken reicht´s nicht ganz, nach Älmhult sind´s doch an die 100 km.
Wenn Du (egal was für Wetter und wieviel Meter Schnee) golfen möchtest, kann ich entsprechende Kontakte vermitteln.
Oder wenn ein zuverlässiger Taxifahrer - der übrigens auch Golf spielt ... - benötigt wird (ja, ich kenn nicht nur in Berlin einen ... :D) kann ich was vermitteln.
Wenn´s etwas Kultur sein darf, empfehle ich als alter Blueser natürlich das "Stampen" in der Gamla Stan. Spitzenmäßiger Club.
Ansonsten halt rumlatschen, aber das ist ja garantiert nix neues für dich.
Viel Spaß bei den "nollåttor"!
 
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Zottel

Erfahrenes Mitglied
19.03.2014
409
47
Fellbach
Es kommt ein neuer Reisebericht von concordeuser - sehr schön!

Aber die Tage werden im Dezember kurz sein. Ich habe gerade selber wieder festgestellt, dass sogar zwischen Kiel und Stuttgart ein Unterschied in der Tageslänge ist.
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
Da Zottel so gerne mitliest, für ihn als Teaser ein Ausschnitt aus dem Buchmanuskript an dem ich gerade arbeite Arbeitstitel: die Zeiten ändern sich : die 60 er und 70 er


Ich hatte die Schule überlebt und mein Abitur erreicht. Zum Sommersemester schrieb ich mich an der Universität ein. Schnell zog ich von Zuhause aus. Doch vorbereitet war ich auf den neuen Lebensabschnitt nicht. Keiner hatte gesagt, dass nun der Wettlauf um einen Platz im Leben begann, um Macht, Geld und Frauen. Keiner hatte uns beigebracht, die mentalen Gefängnisse von Elternhaus und Schule zu verlassen. Realitätsbezogene Erwartungen an eine universitäre Ausbildung und das Leben danach hatte ich nicht. Also erkundete ich die Welt als Autodidakt. Wer Kind eines Rechtsanwalts oder Ingenieurs war, wusste, wohin es im Studium und Leben gehen sollte. Ich dagegen hatte keine Ahnung. Meine Eltern waren nie aus der kleinen Welt unseres Armutsstadtteils hinausgelangt. Ihr Wunsch, ich solle es einmal besser haben, hatte mich bis ins Studium getragen. Ich musste allein zurechtkommen. Kein familiäres Netzwerk konnte mich fördern. Doch ich war Optimist. Noch zu meinen Lebzeiten würde das Paradies kommen. Das bessere Morgen, der Sozialismus, die Revolution. Fortschritt war der Zeitgeist der Siebziger.



Mit Anfang zwanzig fühlte ich mich erwachsen und klug, rückblickend war ich das Gegenteil. Ein verlorenes Kind im Körper eines Erwachsenen, ohne Ziele und Träume, unerfahren und beschränkt. Fürs Leben hatten sie uns am Gymnasium wenig beigebracht. Keine Erklärung der Welt, keine Ideale oder Hoffnungen. Schon gar keine Träume. Nichts, wofür es sich lohnte zu leben oder wenigstens zu sterben. Nur sinnlose Details und die notwendige Unterwerfung, ohne das ich mein Abitur nicht erhalten hätte und in der Psychiatrie gelandet wäre.

Persönlichkeitsbildung, analytisches Denken, Kreativität und vor allem Lebenstüchtigkeit waren zu kurz gekommen. Du wirst einmal heiraten, einen Job haben und als Sklave leben so wie alle anderen auch. Das, was uns vermittelt wurde, reichte aus, wenn man ein Leben in einem Reihenhaus anstrebte und bei der Polizei oder Hamburger Sparkasse ein wenig Karriere machen wollte, wie es einige meiner Mitschüler taten. Durchaus ein verständliches Ziel, wenn man in den Armutsstadtteilen Hamburgs aufwuchs. Und sicherlich um Vieles besser als das, was viele unserer Eltern hatten. Doch mich hat solches ein Leben nie interessiert.

So verbrachte ich die nächsten Jahre an der Uni. Mit dem Studium wurde ich in ein Becken voller Haifische geworfen und versuchte, nicht gefressen zu werden. Ob ich erfolgreich oder glücklich werden würde, arm oder reich, ob ich einmal heiraten würde oder Kinder hätte, Anfang der Siebziger erschien mir alles unklar und diffus. Ich lebte im Nichts und Nirwana.

Kurze Zeit nachdem als Bob Dylan 1971 mit seinem umjubelten Auftritt im Concert for Bangla Desh in die Öffentlichkeit zurückkehrte lief mir Hannelore über den Weg. Sie war eine meiner Studienfreundinnen und stammte aus einer ärmlichen Arbeiterfamilie in Dortmund. Groß und straßenköterblond, mit einem leichter Überbiss, weil ihre Eltern ihr keine Zahnklammer hatten bezahlen können. Mit blonden Haaren unter den Armen und dort, wo Frauen heute keine Haare mehr haben. Hannelore lernte ich bei den Germanisten im Philosophen-Turm kennen. Dorthin ging ich mehr oder weniger nur, weil es hier so viele Mädchen gab und mehr soziale Aktivitäten als in den Fächern, die mich eigentlich interessierten. Zusammen mit Hannelore fertigte ich zwei Referate an, eines über menschliche Kommunikation und eines über Psycholinguistik. Sie war anders als die Mädchen, die ich bisher kannte. Ihre Nächte verbrachte sie in Clubs auf der Reeperbahn wie dem Top Ten, dem Grünspan und den vielen anderen, die es auf St Pauli gab. Musik, Tanzen, und Lebensfreude, so wie es eben in den Siebzigern war. Einige Male haben wir auch gevögelt, wenn wir uns zu unseren Referaten trafen. Es bedeutete nichts. Gar nichts. In Hannelores Augen galt ich als unbedarfter Junge am Rande. Unwichtig. Der Sex mit mir war Service. Und ich blieb so höflich, ihn nur gelegentlich in Anspruch zu nehmen.
Im zweiten Semester begann Hannelore, als Prostituierte im Club Amphore am Hafen zu arbeiten, einem Champagnerpuff, dem Vorläufer heutiger Promi-Treffs. Zuerst nur nebenbei, später wurde es ihr einziger Lebensinhalt. Offenbar hat sie dort gut verdient. Nun musste sie nicht mehr in einem winzigen Zimmer in Winterhude zur Untermiete wohnen, wo es verboten war, mich und andere Jungen über Nacht mitzubringen und konnte sich eine eigene Wohnung leisten. Mit drei Zimmern. Später kaufte sie sich einen Käfer.

Einmal bin ich zum Club Amphore gegangen. Für einen Jungen mit meinen beschränkten Lebenserfahrung war es ein völlig irrer Ort, dort gelegen, wo es im Rotlichtbereich von St. Pauli hinter der Davidstraße zur Elbe runtergeht, in der Nähe der später besetzten Häuser der Hafenstraße. Aus Neugier über Hannelores nächtliche Existenz habe ich mich sogar in die Amphore getraut, wenn auch mit großem Herzklopfen. Es gab Tische, Sofas und Bänke. Das Herrengedeck „Phallus“ aus Bier und Dornkaat kostete 75 Mark. Nach dem man Platz genommen hatte stellten sich unbekleidete Mädchen vor. Man konnte sich eines oder zwei aussuchen, bezahlte seinen Champagner für 200 DM und wurde langsam am Tisch verwöhnt, mit Französisch und Fingern. Wenn man wollte, konnte man dann auf der Bank, auf der Bühne oder in Nebenzimmern zur Sache gehen. An Wochenenden soll es ziemlich voll gewesen sein und im ganzen Laden wurde gevögelt. Laute Musik übertönte alle Lustgeräusche. Häufig waren auch Paare da, die sich ein Mädel bestellten. Dann wurde der Mann von zweien bearbeitet. Nicht selten traf man auch Prominente in der Amphore, etwa bekannte Fußballspieler.

Mehr als ein Bier konnte ich mir dort nicht leisten. Es war nicht meine Welt, nicht die des kleinen in sich selbst gefangenen Studenten im zweiten Semester. Ich guckte nur. Dafür schlich ich mich mit Freunden gelegentlich in eine der Film-Kneipen auf dem unteren Ende der Reeperbahn, wo das Bier nur 5 DM kostete und auf kleinen Leinwänden dänische Filme gezeigt wurden. Sie dienten der Vervollkommnung unserer sexuellen Aufklärung.



Schnell bekam ich auch mit, dass Hannelore regelmäßig Drogen nahm, meist Haschisch. Nicht ungewöhnlich in diesen Zeiten, denn das gab es schon auf dem Schulhof zu kaufen. Später nahm sie auch Speed und LSD oder anderes Zeug, das ihr in den Clubs verkauft wurde. Dazu Upper und Downer, denn irgendwie musste sie ihr Leben ja durchhalten, tagsüber über Uni, nachts in Clubs und im Puff. Nach dem dritten oder vierten Semester habe ich sie nicht mehr wiedergesehen. Neugierig wäre ich schon, was aus ihr geworden ist.



An die Mods: ich hoffe der Text ist noch kein Fall für die Zensur, dann ändere ich ihn ab
 
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concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
5.755
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Hamburg
Vielleicht hat es ein Leben vor dir gegeben und du solltest nachdenken bevor du schreibst. Du kannst ja nichts dafür dass du erst 1980 in der Hafenstrasse gewohnt hast


"Das Café an der Hafenstraße auf St. Pauli lebt von seiner Atmosphäre. Früher beherbergte der "Club Amphore" einen berühmten Edelpuff, nun laden kleine Köstlichkeiten zu einem Besuch ein."

link http://www.abendblatt.de/hamburg-ti...4/Cafe-Amphore-Leben-wie-Gott-in-Hamburg.html
 
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Saul Goodman

Erfahrenes Mitglied
30.01.2015
480
0
Sag ich doch. Im Gegensatz zu Dir kenne ich das Amphore. Aber früher war mehr Lametta.
 

concordeuser

Erfahrenes Mitglied
01.11.2011
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Hamburg
Da Tosc so beharrlich an den angekündigten und nie geschriebenen Tripreport Stockholm von Weihnachten 2015 erinnert hier der Hinweis: ich bin nicht dazu gekommen und die Gedanken von unterwegs sind wieder aus meinem Kopf verschwunden. Sorry Manchmal kommt es anders.

Nur einige kurze Eindrücke und Statements: Besonders hängengeblieben ist die Hinreise. Hin ging es mit dem ICE von Hamburg nach Kopenhagen. Bei der Abfahrt blieb der Zug zunächst verschlossen, bis eine größere Gruppe von Bahn-Sicherheitskräften eintraf und jeden auf Pass und Reservierung kontrollierte, der nach Dänemark wollte. Offenbar hatte es rumgesprochen, dass die Dänen ihre Grenze schützen und niemand musste zurückgewiesen werden. Als der Zug in Kopenhagen eintraf, standen eine größere Gruppe dänischer Polizisten auf dem Bahnsteig, um erneut nach illegaler Zuwanderung zu gucken. Die gab es nicht. Mein Eindruck, auch aus Gesprächen mit dänischen Freunden, ist, das die dänische Politik das umsetzt, was die Mehrheit des Volkes wünscht und nicht die Machtübernahme von Rechten, Faschisten und Rassisten wie unsere Median gerne verkünden.

Am nächsten Tag ging es mit dem Express weiter nach Stockholm. Nachdem der Zug Tunnel und Brücke über den Öresund durchquert hatten, stoppte er auf einem Vorortbahnhof von Malmö. Hier betrat schwedische Polizei den Zug, um nach illegalem Grenzübertritt zu gucken, bevor wir weiterfahren durften. 4 Stunden später bei der Ankunft in Stockholm Central erneut großes Polizeiaufgebot.
Alles sehr ungewohnt, aber für mich nachvollziehbar.

Ansonsten war mein Biz-Termin kurz und angenehm, das Radisson Hotel in Stockholm immer noch toll. Glücklicherweise bekam ich für etwas Freundlichkeit und Rollenspiel wieder ein Zimmer mit Panorama-Ausblick über Wasser und Stadt. Sowohl Kopenhagen als auch Stockholm erschienen mir trotz drohender Weihnachtstage extrem freundlich und relaxt. Ich habe einige Freunde getroffen und mich wohlgefühlt. Wäre ich 30 Jahre jünger, würde ich mir eine Frau aus Dänemark oder Schweden suchen. Und die Lachsbrote bei Jacobs Takeaway schmecken immer noch gut.

Auch bin ich trotz vieler schöner Winterspaziergänge und viel Zeit im Gym zur Arbeit an meinem neuen Buch gekommen. Wenn sich jemand von den vertrauenswürdigen Foristen (!) für die Themen Sechziger und Siebziger Jahre, Zeitgeschichte, Bob Dylan, Nachkriegsland interessiert kann sie oder er mir eine PN schicken. Dann gibt es in den nächsten Tagen für einige Probeleser die ersten 30 Seiten mit der Bitte um vernichtende Kritik oder Lob.
 
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A

Anonym38428

Guest
Da Tosc so beharrlich an den angekündigten und nie geschriebenen Tripreport Stockholm von Weihnachten 2015 erinnert hier der Hinweis: ich bin nicht dazu gekommen und die Gedanken von unterwegs sind wieder aus meinem Kopf verschwunden. Sorry Manchmal kommt es anders.

Klar, habe ich Verständnis für :) Ich finds nur Schade, wenn aus angekündigten Berichten die mich dann auch noch sehr interessiert hätten nichts wird. Beim nächsten Mal dann wieder!

Bis dahin lese ich gerne schonmal ein paar Zeilen des zweiten Buches :)
 
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