Zum Foooorschen nach Indien mit CA, UK und 9W

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journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
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Berlin
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Moin,
da ich auch immer gerne lese, was ihr so treibt, wenn ihr nicht daheim seid, mache ich mich auch mal "nackig" und schreibe einen TR. Ich hoffe, mir gelingt es halbwegs aktuell zu bleiben. Verbesserungsvorschläge sind willkommen (Memo an mich: auf jeden Fall mehr Fotos machen!)

Prolog

Juser journey schickt sich an, das Studentenleben zu beenden und in ein geregeltes Arbeitsverhältnis einzusteigen. Davon trennen ihn noch rund 18.000 Wörter: die Masterarbeit, welche ihn auf den indischen Subkontinent bringt. Da viele Wege nach Indien, genauer gesagt Chennai, führen, stand er vor der Wahl der Qual. Lange Zeit war EY via JNB (und von dort Swasiland grounden) der Favorit, da Gold-Status vorhanden und gutes Produkt auch in Eco. Doch es kam anders. Nicht zuletzt durch den Bericht von Mitinsasse Hopper über den Island Hopper (weder verwandt noch verschwägert, nehme ich an) und der Ungewissheit, wie lange LM attraktiv ist/bleibt, UA den Flug noch anbieten wird und wie lange es die Inseln noch gibt, sollte es eine *A-Gesellschaft werden. Letztendlich fiel die Wahl auf Air China: DUS-PEK-DEL-PEK-FRA (14452 miles laut milecalc.com). Für unter 500 Euro und 100% Meilen kein schlechter Deal. Dazu kommen noch DEL-BLR-MAA und MAA-DEL (noch nicht gebucht).



27.Mai.
Mit dem ICE geht es von Hannover nach DUS. Beim Check-In erhalte ich bereits einen kleinen Vorgeschmack auf das, was ich mit schon vorgestellt habe. Es wird munter gedrängelt, wer Leuten Platz macht, damit diese den CI-Bereich verlassen können, wird „überholt“. Auch hier der Verweis auf den User esc0bar und seine Schilderungen im jüngsten Tripreport. Ein Online Check-In ging leider nicht, da meine Expedia-Buchung auf der CA-Seite nicht gefunden wurde bzw. das System meine Ticketnummer immer als Passdaten übernehmen wollte.



Der Flug war voller als erwartet, aber ich wurde zielsicher neben die einzig andere alleinreisende Langnase (m) gesetzt, sonst habe ich nur noch ein Päarchen gesehen. Das Servicekonzept war etwas ungewöhnlich. Wir Langnasen bekamen unser Essen zuerst, dann die anderen um uns herum, obwohl wir beide kein special meal geordert hatten. Als Dinner gab es Chicken oder Beef. Ersteres wurde in Bällchen-Form dargereicht. Etwas gewöhnungsbedürftig im Geschmack. Leider war das Essen schon verputzt, bevor ich auf die Idee kam, ein Foto zu schießen. Den Mitreisenden hat es aber gemundet, was sie durch z. T. laute Rülpsgeräusche äußerten. Etwas überrascht war ich, dass ich den ersten Fertigsuppen-Eimer erst kurz vor der Landung sah. Das IFE war für meinen Geschmack ein glatter Ausfall. Zu 80 % Filme, die man sonst nur in Fernbussen in Asien erwarten würde, sodass ich Musik hörte. Kurz danach bin ich auch schon eingepennt und erst wieder irgendwo weit nach Moskau aufgewacht.



Dann wurde der Flug ob des nicht ansprechenden IFE etwas zur Qual und ich habe mich geärgert, nicht doch EY gebucht zu haben. Eine gute Stunde vor der Landung wurde um uns herum Frühstück serviert und schon wieder begonnen abzuräumen, als wir dann mal nachfragten, was denn mit uns sei…30 Minuten vor Landung wurden meinem Nebenmann und mir noch 2 Tabletts gereicht, mit der Bitte, uns doch zu beeilen. Also wieder kein Foto. Ich weiß auch gar nicht mehr, was es war, aber es war kein Hit.
 
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journey

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24.12.2009
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28. Mai.

Nach der Landung gegen 5:30 wollte ich die 72h free into China in Anspruch nehmen. Mein Plan sah vor entweder in die Stadt zu fahren (und dort ein Fahrrad zu mieten) oder mir ein gratis Transit-Hotel geben zu lassen – bei 15 Stunden Aufenthalt bekäme ich das wohl. Bzw. hätte ich eines bekommen, hätte ich es mir vorher reserviert. Denn mein Name fehlte für den Tag auf der Liste und am Transferschalter konnte oder wollte man den Namen auch nicht mehr dazunehmen. Ein Anruf bei der Hotline brachte auch nichts. Für den Rückweg wäre es kein Problem, oder wenn mein Flug Verspätung gehabt hätte. Also wollte ich mir eben auf eigene Faust was suchen. Probleme nur: Wifi arbeitete nur sporadisch, Taxifahrer wollten mich nicht zu den nahe gelegenen Hotels fahren, für die, deren Shuttle-Busse ich sah, war ich zu geizig und manche Hotels nahmen nur Chinesen auf. Habe dann etwas rumgefragt und einen jungen Chinesen (der Arme hatte mehrere Verbände am Körper, kam gerade aus Paris, wo er überfallen wurde… von einem „black man“), der englisch konnte und (!) ein Handy hatte, gebeten, für mich in einem Hotel anzurufen. Kurze Zeit später saß ich im Shuttle zu meiner 158 RMB-Absteige, wo ich gegen 10 Uhr aufschlug.





Nicht fancy, aber für solide 6 Stunden Schlaf und eine Dusche hat es gereicht. Also ich gegen 17 Uhr wieder auscheckte, war man zwar verwundert, aber gut. Am Flughafen dann festgestellt, dass PEK-DEL mit 50 Min. Verspätung abfliegen wird. Da hätte ich noch eine Stunde länger schlafen können…Der Flug an sich war ereignislos. Wieder nur eine handvoll Westler. Was mir sympathisch war, war, dass es gleich eine veg. Option als Essen angeboten wurde. Leider etwas farblos im Geschmack. Immerhin habe ich bei den Filmen „Honig im Kopf“ gefunden und beschlossen, dass wenn meine Eltern mal dement werden sollten, sie nicht in ein thailändisches Altenheim müssen, sondern gerne bei meiner Schwester wohnen können. Nach einem längeren Dösen, begünstigt durch 2 Dosen Bier (Achtung: nehmt nicht den Rotwein – wuah), wach geworden und in der Air Show unsere geplante Ankunftszeit mit Erschrecken wahrgenommen: 4: 30 statt 1:35 wie geplant. Ich sah meinen Anschluss um 7.40 schon in Gefahr. Nach etwas Recherche dann bemerkt, dass Hong Kong als Ziel markiert war. Also alles gut. Mit etwas Verspätung wurde Delhi erreicht. Der erste Schreck auf die Immigration verflog, als ich feststellte, dass die lange Schlange die für Indian passports war. Die für foreigners war wesentlich kürzer. Der Officer blickte mich nur kurz an, stempelte mein Touristen Visum ab und wies mir den Weg. Mit meinem Koffer gibt es dann ins Domestic Terminal, von wo mein Anschlussflug gehen sollte. Beim Buchen damals fand ich es interessanter Delhi – Bangalore – Chennai mit Air Vistara und Jet Airways zu fliegen, anstatt direkt Delhi – Chennai mit Jet Airways. Der Preis war identisch. Dank Statusmatch (EY Gold zu Vistara Gold) konnte ich auch meine knapp 23 KG problemlos und ohne Mehrkosten aufgeben. Zudem konnte ich eine Premiere feiern: mein erster richtiger Besuch in der Flughafen-Lounge (das mal davor war gegen 20 USD in SXM). Beide hatten mehr oder weniger den gleichen Charme: keinen. Die Vistara Lounge ist eigentlich ein Wartesaal im Wartesaal: nur an den Seiten abgetrennt und nach oben offen. Sanitäre Anlagen sucht man vergebens.





Das Angebot an Speisen war überschaubar, da es noch sehr früh war (etwa 5 Uhr) und das Personal noch alles zubereitete, sodass mehr und mehr Essen dazugestellt wurde.



Das Beste an der Lounge waren aber die Fernseh-Sessel (ohne Fernseher). Endlich mal wieder die Beine hochlegen. Nach einem Nickerchen, ein paar Softdrinks und einem Baguette (gut bekommen, trotz Salatblatt und Mayo) ging es zum Flieger. Ein optisch neuer Airbus 320. Und Premiere Nummer 2: Ein Flug in Premium Economy (bis jetzt nur ca. 150 Flüge in Y). Bereits vor dem Start gibt es eine Kokosnuss-Milch gereicht. Das Essen kann auf einer Karte anhand von 3 Speisen (2 vegetarisch) ausgewählt werden und wird mit einer Stoffserviette und Metallbesteck serviert.



Der weitere Flug verläuft wie im selbigen und kurz danach befinde ich mich bereits in Bangalore. Dort klappte das priority baggage vorbildlich und mein Koffer war der erste auf dem Band. Danach das selbe Spiel noch einmal: Tag abmachen und wieder zum Check-In. Auf dem Weg dorthin muss man in Indien aber den ein oder anderen Kontrollpunkt passieren, an dem ein (meist gelangweilter) Polizist Ticket und ID sehen möchte. Leider hatte ich weder einen Ausdruck noch einen Screenshot meiner Buchung dabei, welch Nachlässigkeit. Da mein Handy wieder keine Internetverbindung herstellen konnte (es scheiterte an der nicht erhaltenen SMS mit dem Zugangscode), schickte mich der Polizist zum Ticketcounter, wo man mir eine Bestätigung druckte. Ein Service der lt. Aushang 50 Rupees hätte kosten sollen. Da mein Weiterflug erst 6 Stunden später gehen sollte (ich hatte mit Verspätungen geplant), noch gefragt, ob eine Umbuchung möglich sei. Leider war dies nicht möglich, sodass ich noch mehr maximieren MUSSTE. Mit Ausdruck ließ man mich zum zum Jet Airways Schalter durch, wo man mir 7 kg Übergepäck (es sind nur 15 Kg inklusive) in Rechnung stellen wollte, mit Verweis (vorgezeigt hatte ich die Karte) auf den EY-Status wurde die Forderung aber fallengelassen. Vor der Siko eine lange Schlange ausgemacht und nach einer fast lane/ fast track geguckt, aber dann festgestellt, dass die Schlange nur für Frauen war. Die für Männer war nur 3-4 Mann lang. Danach wurden die restliche Zeit in der Plaza Lounge maximiert, wo es 3 Pötte mit Essen (z.B. Kartoffeln mit scharf (im Sinne von spicy) und 2 live cooking stations (Omelett und Dosa) gab.



Letzteres mit Zwiebeln und Dip war gut. Wieder gepennt, am PC rumgedaddelt, frisch gemacht, noch ein Dosa gegessen und bemerkt, dass der Flug mit +20 Minuten angeschlagen war. Nicht die Welt, aber so langsam war es dann auch gut mit dem „unterwegs sein“. Um 17.15 hob die voll besetzte ATR 72-500 ab und ich war wieder mal am Pennen. Nur unterbrochen durch die Einnahme eines Sandwichs. Nach einer guten Stunde setzte die Machine wieder zur Landung an. Priority Baggage klappte nicht, sodass hier längere Zeit warten musste. Beim Verlassen des Terminals wurde ich bereits daran erinnert, warum ich in der Stadt bin:



Für 500 INR fuhr mich dann ein pre-paid Taxi zum Hotel, in dem ich eine Nacht blieb.



Dort wollte ich noch eine SIM-Karte kaufen (gab es nicht im Domestic Terminal), jedoch boten die kleinen Stände nur Guthaben an. Schnell wieder ins gekühlte Zimmer und ab ins Bett. Mehrmals probiert die Heute Show zu gucken, aber jedes Mal nach wenigen Minuten eingepennt
 
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Avianca1992

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20.07.2012
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Was für ein Wahnsinns Trip :D Danach braucht man doch erstmal 1-2 Tage Erholung...
Darf ich Fragen was du studierst?
 

journey

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24.12.2009
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Jaja, der ein oder andere Flüchtigkeitsfehler hat sich eingeschlichen. Trotz mehrfacher Durchsicht.

@ Avianca: Studiere Geographie bzw. development studies. Und ja, danach war ich ziemlich fertig. Auf den Rückweg freue ich mich jetzt noch weniger. Immerhin habe ich mir im CA Büro in FRA ein Transithotel reservieren lassen. Bestätigung kam innerhalb von 60 Minuten.

So, morgen schaffe ich es hoffentlich eine frustrierende Woche zusammenzufassen.
 
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journey

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30. Mai 2016 – 05.06.2016
Am nächsten Morgen ausgeschlafen, Heute Show geguckt (volle Länge), um 11 ausgecheckt und erneut eine Premiere gefeiert: Uber probiert. Nach etwas warten kam mein Fahrer, der nur wenig englisch konnte, mich dann aber dank Google Maps und einem Freund, der am Telefon übersetzte, zu einem anderen Hotel kutschiert. Auch dieses vermarktet Zimmer über OYO Rooms. Für knapp 9 Euro/ Nacht inkl. AC und Frühstück war ich überrascht, was mich erwarten würde. Um es kurz zu machen: die Überraschung war positiv. Das Zimmer kam den Bildern bei Expedia sehr nahe und auch die anderen Zimmer, in die ich einen Blick werfen konnte, sahen so aus. Hier nun meine Bleibe für die nächsten Wochen:





Nachdem ich mich kurz eingerichtet habe ( = alles auf die Hälfte des Bettes werfen, in der ich nicht schlafe), wollte ich mir meine SIM Karte besorgen. Im Airtel Shop um die Ecke wurde mir mangels fehlendem Passfoto und lokaler Kontakte (Hotel reichte nicht) eine SIM verweigert. Bei Vodafone machte man mir eben ein Foto mit der Digitalkamera und begnügte sich mit dem Hotel als Kontakt und sagte mir zu, am selben Tag ab 1800 mobil zu sein – was leider nicht passierte. Also nochmal zum Shop hingelatscht und auf den kommenden Tag 1200 vertröstet worden. Auf dem Rückweg vom Hotel eine Garküche/ Foodshop ausgemacht, vor dem mehrere locals anstanden, was ich als Qualitätsmerkmal wertete und mich einreihte. Es gab was frittiertes, das aussah wie Fleisch (erinnerte mich an Meeresgetier – optisch).



Gleicher Laden, anderes Produkt: Samsa. Werde ich mir nach dem Fertigstellen des Berichts gönnen, damit die Tastatur nicht voller Fett ist.



Es ist aber rein vegetarisch, wie mir mitgeteilt wurde. Jedenfalls orderte ich erstmal 1 Teil zum Probieren. Während ich als auf mein frisches „Bhaji“ wartete, kam von hinten ein Typ an, hielt seinen Motorradschlüssel kurz ins heiße Fett und zog wieder von dannen. Sicher eine geheime Zutat. Mein Bhaji ließ ich mir einpacken, sodass ich es zur Not hätte diskret entsorgen können. Ich kam aber gerade mal 10 Meter weit, weil es so gut schmeckte, dass ich umdrehte und nochmal 4 bestellte. Ganz zur Freude des Kochs. Ein Teil kostet 4 Rupien. Das war mein Mittagessen und Abendbrot. Wenn es so heiß ist, habe ich überhaupt keinen Hunger und muss mich regelrecht zum Essen zwingen. Und warm ist es. Knapp unter 40 Grad und dazu hohe Luftfeuchtigkeit. Genau so wie ich es liebe! Nicht. Ich habe eine Packung Kekse für ein paar Stunden in der angerissenen Tüte stehen lassen und nach der Zeit waren sie total durchgeweicht. Wie fast alle Inder nutze ich jetzt auch ein Tuch zum Abwischen des Schweißes. So findet die Air Vistara Stoffserviette noch eine Anschlussverwendung.
Dienstag konnte ich nach einem erneuten Besuch im Vodafone Shop, wo der Store Manager im Hintergrund Druck gemacht haben musste, meine SIM nutzen. Hurra. Was mir auffiel, waren die extrem langen Fingernägel eines MA. Deute ich das richtig, dass das ein Symbol dafür ist, dass man nicht mehr harter körperlicher Arbeit wie auf dem Bau etc. nachgeht? Kenne das so aus Vietnam Nach dem Besuch wollte ich Fragebögen ausdrucken lassen, was sich als nicht so einfach erwies, da auf der Straße der Anteil englischsprachiger Leute erschreckend gering war. Was ich auch beim Durchführen der Fragebögen merkte. Lediglich vor einem größeren Bankgebäude, das sich neben einem Krankenhaus befand, hatte ich Glück. Eigentlich hatte ich es auf Patienten abgesehen, aber konnte nur Banker gewinnen. Da ich nur auf einem Touristenvisum unterwegs bin, muss ich etwas unter dem Radar bleiben, wollte also nicht direkt am Ausgang warten. Sowohl Erst- als auch Zweitprüfer der Arbeit, beide mit Expertise in Indien, haben mir versichert, dass es nur so gehen kann, da ich auf ein offizielles Research Visum Jahre warten könnte. Immerhin traf ich eine Angestellte vom Krankenhaus, die ich seitdem mit Fragen nerve. Nach ein paar durchgeführten Fragebögen, etwas dehydriert und noch mehr frustriert ein Uber nach Hause bestellt. Wie es der Zufall wollte, war mein Fahrer ein Ex-Banker aus Dubai, der jetzt für 500 bis 1500 Rupien/ Tag Fahrer ist, was ich dem durch ihn ausgefüllten Fragebogen entnehmen konnte. Im Hotel dann nochmal alle Kanäle befeuert, um möglichst schnell eine(n) Übersetzer(-in) zu finden: Tinder, Facebook, etc. Ein deutscher Couchsurfer, Fabrikant in der Stadt, riet mir dazu, da ich professionelle Übersetzer nicht bezahlen könne und die Chance hoch sei, dass sich Studenten / Volunteers finden würden, die nur aus Spaß an der Freunde mitmachen würden.
Jedenfalls habe ich mich am Tag drauf erstmal in eine Mall gestellt, da ich mir dort viele englischsprachige Leute erhoffte und ein angenehmeres Arbeitsklima.



Die Mall ist nichts besonderes. Immerhin nur 2 oder 3 westliche Ketten, aber ich war ja nicht zum Shoppen dort. Zuerst ging es aber in den Food Court, wo ich mein Frühstück/Mittagessen einnahm:



Biryani. Ganz ok, die weiße Sauce (Joghurt) war gut. In kalten Gefilden kann ich Portionen essen, die meinem Körpergewicht entsprechen, aber unter den gegebenen Umständen stellte mich die gezeigte Portion vor Schwierigkeiten. Da ich überhaupt kein Freund davon bin, Essen wegzuwerfen, habe ich mich geopfert. Nach etwa 2 Stunden und ein paar erfolgreich durchgeführten Fragebögen wurde ich von einem Sicherheitsmann freundlich gebeten, zu gehen. Na gut, ich wollte eh zeitnah weg, da ich am Abend noch zum Dinner mit dem deutschen Couchsurfer, Tom, und seiner indischen Frau verabredet war. Wir wollten uns zwischen 1830-1900 bei ihnen in einem südl. Vorort treffen. Laut Google Maps 20 km und 75 Min. entfernt. Dank über kostete mich die Strecke gerade einmal 200 Rupies. Zum Vergleich: mit einem Tuk Tuk hatte ich zuvor 50 Rs für knapp 2 km gezahlt. Der Abend war unterhaltsam. Die beiden konnten die ein oder andere Horrorgeschichte aus Krankenhäusern berichten:
- Dass Leichen mal länger von der Öffentlichkeit abgeschnitten auf Station liegen würden, da man so noch mehr Geld kassieren könne
- Dass ein befreundeter Zahnarzt riet, gleich morgens zu kommen, da zu dem Zeitpunkt noch alle Instrumente steril/sauber seien
- Oder dass wie viele Babies einbehalten werden, bis die Rechnung komplett bezahlt ist

Jedenfalls vermittelten die beiden mich noch gleich an eine Bekannte, die HR-Managerin in einem großen Krankenhaus war, die mir evtl. einen Übersetzer stellen und gleich ein paar Patienten befragen lassen wollte. Zuerst wollte sie aber die Fragen sehen. Diese hatten Tom und A. als viel zu schwierig für bildungsferne Schichten eingestuft und noch ein paar Verbesserungsvorschläge angebracht.
Der Termin war gleich für den nächsten Tag um 10 Uhr angesetzt, dauerte aber keine 20 Minuten. Die meiste Zeit verbrachte ich mit warten. Die Bekannte zeigte sich kooperativ, wollte aber ohne das „Go“ vom Management nichts entscheiden. Verständlich. Beim Management wurde mir dann mitgeteilt, dass es weder möglich wäre, mit Ihnen Interviews zu führen noch Fragebögen im Umfeld des Krankenhauses durchzuführen, da es dazu eine Genehmigung der Zentrale gebraucht hätte. Tja, die hatte ich schon im Vorfeld über mehrere Kanäle kontaktiert, aber nie Antwort erhalten. Ähnlich verhielt es sich mit dem Roten Kreuz. Bereits im Vorfeld kontaktiert, Vorhaben geschildert, nie was von gehört. Freitag habe ich dann angerufen und mir wurde mitgeteilt, dass ich eine Mail schreiben soll und man sich noch am selben Tag zurückmelden würde. Die Antwort steht noch aus. War dann noch beim General Hospital, unweit der Bahnhöfe Zentral und Süd. Angeblich gibt es dort – um der Bedeutung Chennais als Medical Hub gerecht zu werden – auch Xrays am Gleis. Falls man es mal eilig hat.





Das Krankenhaus selber sieht auch nicht so schlimm aus:



Lt. Diverser Quellen lassen sich darin bis zu 10.000 Outpatients/ Tag behandeln. Mit der Erwartung an lange Schlangen kam ich an, spazierte etwas rum und wurde enttäuscht. Wirkliche Schlangen konnte ich nicht ausmachen und ich hatte mit wesentlich mehr Leuten gerechnet. Was mir auffiel, war, dass ich auffiel. In das Krankenhaus verirren sich wohl nicht allzu viele Westler.

Samstag und Sonntag habe ich dann hauptsächlich mit der Auswertung der wenigen Fragebögen verbracht und am Theorieteil geschrieben. Immerhin hat sich noch eine Bekannte (über mehrere) Ecken gemeldet, die in einem NGO Krankenhaus arbeitet und bei ihnen Interviews und Fragebögen machen könne, wie ich lustig bin…leider hatte ich seitdem keinen Kontakt mehr zu ihr.
Was mir sonst noch auffiel:
- Bis jetzt nur 5 andere Westler gesehen (alle in der Mall)
- Auf der Straße sind dicke Motorräder unterwegs und nur wenige Roller
- Im Bus sitzen Männer nur rechts, Frauen dürfen links wie rechts. Wurde mir aber erst erklärt, nachdem ich mich links hinsetzte – auf den Sitz des Fahrgeldeintreibers



- In Chennai gibt es rund 800 Krankenhäuser, nursing homes & clinincs…und das sind nur die registrierten, verglichen mit DTL aber wesentlich weniger Betten pro KH



Fazit: Die Woche hat mich nicht weiter gebracht, hoffentlich ändert sich das zeitnah.
 

journey

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Ganz interessant ist vielleicht noch, dass es in den Restaurants/ Läden keinen Alkohol gibt. Denn dazu braucht man eine teure Lizenz, die es nur schwer zu geben scheint. Eine Lizenz soll einen hohen 6-stelligen Eurobetrag ("rent-seeking") kosten und ist nicht unbeschränkt gültig, sodass diese von Zeit zu Zeit erneuert werden muss. Wer was trinken mag, geht in "Liquor-Shops", die ab 10 morgens (soll bald auf 12 geändert werden) u.a. Shots verkaufen. In der Wahl, die vor 2 Wochen abgehalten wurde, war auch Prohibition ein Thema. Wer gepflegt einen Trinken gehen will, muss in eine Bar gehen. Diese sind (meist) in ein Hotel integriert, da es Bedingung ist, min. 20 Zimmer zu haben, um Alk. ausschenken zu dürfen. Letzte Möglichkeit: man besorgt sich Bier und Co. in Pondicherry und schafft es dann nach Chennai.
 

journey

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24.12.2009
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So, nach längerer Pause mal wieder ein kleines Update. Ich bin froh, dass ich mir doch ca. 6 Wochen genommen habe und nicht weniger, denn heute kam nach einer gefühlten Ewigkeit die Interviewzusage von einem renommierten Krankenhaus. Entweder für den 4. Oder 5. Juli – meine Abreise ist am 6. Passt! Ansonsten finde ich mich wenig produktiv. Habe jetzt ca. 45 Fragebögen und 5 Interviews. Aber Air China und Lifemiles haben es in der Zwischenzeit auch noch nicht geschafft, die Meilen zu verbuchen…

Letzte Woche kam etwas Bewegung in die Sache, als sich die eine Bekannte meldete, die in einem NGO Krankenhaus arbeitet. Dort konnte ich 25 Fragebögen und ein paar O-Töne sammeln und ein Interview mit dem Leiter führen.
Wer mal ein NGO KH (von innen) sehen wollte. Voila:





Immerhin hat es Matratzen als Auflage!
Zum Vergleich ein For-Profit Krankenhaus:



Das Essen in der Kantine (NGO) für Rs 35. Man beachte das Curry. Farblich anders als man es aus der Knorr-Flasche kennt.



Die Leute waren auch happy mitzumachen, aber es dauert ewig. Entweder, weil die Fragen lang im Kontext erklärt werden müssen oder weil sie gerne drüber reden. Es haben mehrere Leute für nicht möglich erachtet, die englische Version in Tamil zu übersetzen. Die Sprache wäre zu komplex – da sie wohl aus 4 unterschiedlichen Alphabeten bestünde (und manche Leute nicht lesen können). Hatten Tom und Frau also Recht behalten.

Ansonsten schreibe ich nebenbei an der Arbeit, gut 3000 der 18000 Wörter habe ich. Oder ich „putze Klinken". Man muss schon sehr hinterher sein, dass man bei Anfragen an Krankenhäuser überhaupt eine Antwort bekommt. Kleines Highlight war neulich, dass ich ein Krankenhaus anschrieb, erklärte warum ich in der Stadt bin etc. und warum ich ein Interview mit ihnen führen wollte. Im Interview wurde mir dann gesagt, dass man keinerlei Aussagen über andere Versorger machen wolle. Schon gar nicht, wenn das dokumentiert wird. Da dachte ich mir, super, ich habe ja nicht extra geschrieben, worum es geht und was ich damit vorhabe. Interviews mit Patienten waren auch nicht erlaubt bzw. fragte mein Gegenüber, was die mir noch sagen sollten…er hätte doch alles erzählt, ob ich ihm nicht glauben würde.

Insgesamt ist schon etwas Routine eingekehrt. Man grüßt mich mittlerweile überall im Viertel. Mit dem Essen könnte es besser gehen. Und dem trinken. Was vermisse ich Wasser mit Kohlensäure! Zwar vertrage ich alles an Essen, aber ich vermisse mal was aus dem Wok mit frischem Gemüse, so wie man Essen aus T-Hailand, Vietnam etc. kennt. Das ging sogar so weit, dass ich vor lauter Phantasieren nach dem Tofu aus Hanoi, nach Flügen dorthin geguckt habe. Aber ich „muss“ wohl weiter hiermit Vorlieb nehmen:
Frittierter Teig mit Füllung.



Ansonsten ist das ein weiterer Stammladen:



Das gute am Klinkenputzen ist, dass ich relativ viel rumkomme. Und dabei auch doch recht hübsche Straßen, Viertel oder Häuser sehe. Hätte ich z.T. mitten in der Stadt nicht erwartet:



Und zu guter Letzt das obligatorische Kuh Foto:



An manchen Stellen sind Kühe ein echtes Problem. Erst kürzlich in „The Hindu“ gelesen, dass in einem Viertel Kühe oft Leute von Mopeds holen oder durch die Straßen jagen. Aber sie sind auch hilfsbereit:

In India, A cow attacked two men to save the woman they were stabbing in an honor killing. A cow has more humanity than humans! - 9GAG

Etwas Negatives ist auch passiert: Hatte aus Deutschland ein gebrauchtes Smartphone mitgebracht, das nicht mehr anging. Ich vermutete einen Wasserschaden. Jedenfalls wollte ich das hier mal prüfen lassen. Jetzt ist das Telefon nicht mehr aufzufinden. Habe das ganze Zimmer auf den Kopf gestellt. Zugegeben, ich habe es leichtfertig in der Originalverpackung liegen gelassen – ich wusste ja, dass es nicht geht…naja. Heute mal mit der Rezeption gesprochen, aber die können ja auch nicht viel machen. Auf die Jungs und Mädels an der Rezeption lasse ich nichts kommen, die sind top. Einer fährt morgen mit mir in einen Slum, um dort ein paar Leute zu befragen.
 
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FlyingFreak

Erfahrener Praktikant
05.04.2009
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Paris
Hast du schon mal versucht mit etwas Baksish deinem Ziel z.B. Patienten interviewen zu dürfen nachzuhelfen? Kann aus meiner Erfahrung die unglaublich bürokratischen Prozesse sehr beschleunigen...

Ist natürlich nicht die feinste Art, aber in deinem Fall ein opferloses Verbrechen und im Dienste der Wissenschaft.
 
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journey

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24.12.2009
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Keine gute Idee, in den Bussen aus Pondicherry wird extrem häufig kontrolliert. Der Alkohol ist dort nämlich nicht nur einfacher zu kriegen, sondern auch deutlich günstiger.

Das hätte ich im Konjunktiv schreiben sollen, da die "Info" von Tom kam und die fahren mit ihrem eigenen PKW. Weiß nicht, ob da weniger kontrolliert wird oder ob da ein paar Scheine den Besitzer wechseln. Apropos, Bakschisch. Hatte ich überhaupt nicht im Sinn, ich glaube aber, der Director auch nicht. Eher vermute ich, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass Patienten auch eine Meinung haben, die zwar nicht fachlich fundiert sein muss, aber dennoch nicht weniger wichtig.
 

AndreasCH

Erfahrenes Mitglied
06.02.2012
3.711
79
Schöner Bericht, erinnerst mich an den Fotoabend einer guten Freundin die bei Nonnen in Indien auf einer Geburtsstation war. Die 2 Monate welche Sie dort verbracht hat und der Vortrag im Gemeindehaus waren eindrücklich.
 
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Marcus1968

Aktives Mitglied
05.02.2015
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Schön von Deinen Planungen zu lesen die auf die indische Realität treffen :D

Viel Erfolg mit der Masterarbeit. Wie lautet denn das Thema?
 
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journey

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24.12.2009
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Titel lautet ungefähr so: Die Auswirkungen des Medizintourismus auf den Zugang der Lokalbevölkerung zu Gesundheitsdienstleistungen.
 

Maggy1215

Erfahrenes Mitglied
17.12.2015
308
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VIE
Sehr interessanter Bericht. Ich wünsche dir viel Erfolg für die Masterarbeit und lese hier gerne weiter. :)
 

journey

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24.12.2009
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So, ich war mit Naaresh ja im Slum am Fluss. Und es war nicht so, wie man es sich vorstellt. Auf der einen Seite sind noch normale Häuser, auf der anderen Seite nur Hütten. Die sind aber zum Teil betoniert bzw. Massiv. Aus Respekt habe ich dennoch drauf verzichtet mehr Fotos zu Machen. Ich bin ja nicht Carmen Geiss. Die Leute waren auch sehr interessiert, fast zu interessiert, den es bildeten sich immer große Menschenmassen um uns herum. Auf die Nachfrage, was meine Masterarbeit ihnen bringen würde, musste ich aber ehrlich antworten: nichts.





Nach der Flut von 2015 wurde das ganze “Viertel” neu aufgebaut, unter anderem Badehäuser. Aber gerade in den Bereichen von diesen oder auf der Brücke was der Gestank fast unerträglich. Nach 2 Stunden und gerade 4 oder 5 Fragebögen haben wir uns wieder von dannen gemacht. Erstens wurde es auch Naaresh zu warum und zweitens musste er später noch seine Schicht im Hotel antreten.





Unter Nepper & Schlepper hatte ich neulich etwas über Transportkosten in Chennai geschrieben. Der Ausflug ins Slum (politisch unkorrekt) ermöglichte den direkten Vergleich zwischen den Kosten von uber und auto/ tuktuk. Mit uber waren es 110 Rupien mit dem tuk tuk, welches man übrigens auch per App bestellen kann, waren es rd. 140.
Was ich noch erwähnen muss, bis jetzt wurde ich noch nie um Geld angebettelt. Verwundert mich selber etwas. Sehe ich so arm aus?!
Am nächsten Tag hatte in Interview in einem der Vororte von Chennai, unweit vom Meer gelegen, wohin ich kurz ging.





Abends wollte ich mal etwas Neues probieren und schlenderte durch die Straßen und sah einen Hinterhof, in dem viele Motorräder standen und Leute saßen. Das ganze machte den Eindruck als sei es ein Biergarten. Ich beschloss erst was zu essen und mir dann zur Feier des Tages (das Interview zuvor bot viel) ein Bier zu gönnen. Kurz weiter, was gesehen, was ich noch nicht gegessen habe und bestellt:



Danach gleich zurück zum Biergarten. Der Laden war schon eine ziemliche Absteige.
Der Alk und Essen waren hinter Gittern, die Leute bestens geeignet für Sozialstudien: vom Anzugträger bis Tagelöhner wohl alles dabei. Und nur Männer, die Brandy trinken. 200 Rupien die kleine Flasche. Ich beschließe mir noch eine Portion Pommes zu gönnen und beobachte das Treiben.










Das Sterren mundet nicht wirklich und ich entschließe mich noch ein horse power zu trinken. Als ich an meinen Tisch zurückkomme, ist mein Stuhl weg, sodass ich mich in einen Anbau begebe, und an einem freien Tisch Platz nehme. Sogleich kommt ein Ober und möchte 20 Rs. für den Sitzplatz. Ich lehne dankend ab und gehe wieder raus, da hier eh viel mehr zu sehen ist. Irgendwann lande ich an einem Tisch mit ein paar locals, von denen zum Glück welche englisch sprechen. Wir plaudern. Irgendwann werde ich nach Hitler gefragt und ich sage, dass er eine “bad person” gewesen sei. Unverständnis bei meinen Gegenübern fast schon Erbostheit. Da wird die Diskussion etwas schärfer und ich frage mich, wenn hier alle von 12 Uhr mittags bis abends um 10 Vollgas geben, ob es da ab und zu mal scheppert. Zum Glück kommt um 22 Uhr pünktlich der Kehraus und ich kann mich einfach aus der Affäre ziehen. Ob die anderen Gäste auch alle heile nach Hause gekommen sind…? Ich hatte da Zweifel.
Am nächsten Morgen bin ich früh wach. Irgendwie habe ich Sodbrennen. Noch bevor ich ganz klar bin, nehme ich meine Beine in die Hand und schaffe es gerade noch zur Toilette, die ich für den Rest des Tages noch mehrfach umarmen sollte. Prabha, ein anderer Freund, sagte mir später, dass das Essen was da in dem Bierlokal gereicht wird, selbst für indische Verhältnisse schlecht sei. Schade, denn eigentlich waren die Pommes richtig gut.

Und just in diesem Moment trudelt die Absage von dem Krankenhaus ein, dessen Interviewzusage ich weiter oben noch freudig erwähnt habe. Es verkommt zur Farce!
 

journey

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24.12.2009
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So, vermutlich mein (vor-)letzter Bericht aus Chennai. Die letzte Zeit war sehr frustrierend, da nichts geklappt hat. Das jüngste Beispiel: Am Donnerstag war ich im Gouvernement General Hospital, welches ich am Anfang gezeigt habe. Mir haben im Vorfeld alle gesagt, dass ich da besser nicht hingehen sollte, da es dort Fragen zu meinem Visum geben könnte. Der Mut der Verzweiflung führte mich dennoch dorthin. Nach 2-mal durchfragen stand ich im Vorzimmer vom Medical Officer und seine Vorzimmerdame begann unangenehme Fragen zu stellen, hinsichtlich Permit etc. Jedenfalls durch ich nach einiger Zeit zum Boss. Eine sehr skurrile Person: kräftige Gestalt, Sonnenbrille und Yankees Cap. Sah aus wie ein Rapper, es fehlten nur die Grillz. Jedenfalls konnte ich ihm mein Anliegen (Interview + Erlaubnis zur Patientenbefragung) schildern und er meinte: Kein Problem, komm morgen um 10 wieder und am Nachmittag bist du fertig. Jackpot. Also am Freitag wieder hin, dieses Mal mit Naresh, der übersetzen sollte. Vermutlich sprechen Patienten in dem Krankenhaus eher kein Englisch. Nach knapp 70 Minuten warten durften wir endlich zum Boss, und auf einmal war alles ein Problem. Keine Permit, keine Forschung. Wir sollten waren. Nach 2 Stunden wurde uns dann mitgeteilt, wir müssten zum Dekan. Dieser sitzt aber in einem anderen Gebäude. Also sind wir dort hin. Dekan nicht da, Vertreter schickt uns zu einem anderen Büro. Dort teilt man uns mit: Permit sei beim Ministerium zu beantragen. Mit dem vollen Programm an Dokumenten. Naresh und ich bedanken uns für die Infos, verlassen das Büro und stellen beide fest: das wird nichts. Wenn ich mein Visum zeige, könnte das Ärger geben. Außerdem ist es zeitlich wohl sowieso zu knapp.

Erfreulich dagegen verlief ein Interview unter der Woche. Dieses fand ein einer priv. Uni statt, die zu einem Konzern gehört, der auch Krankenhäuser betreibt. Gefühlt ist Indien in 3, 4 Konzerne eingeteilt. Dennoch hatte die Dame eine Meinung, die der Geschäftsführung nicht ganz schmecken dürfte. Die Anreise erfolgte im Bus (keine Bilder). Nach dem Interview wollte ich noch was Essen, aber eine leere Mensa zur Mittagszeit wertete ich als kein gutes Zeichen!



Zurück ging es per Zug. Dieser kam auf die Minute pünktlich und mit 10 Rs noch billiger als der Bus 26. Bei Zugfahren in Indien dürften viele ja gleich die Bilder mit den überladenen Zügen vor Augen haben, aber der Vorortzug war angenehm leer.



Dennoch möchte ich diesen bei voller Hitze nicht nutzen, obwohl genügend Fans verbaut sind. Die Haltegriffe sind auf ca. 1,7m verbaut, also immer den Kopf einziehen. Das rumpeln des Zuges versetzte die Griffe parallel in Schwingung, was fast wie Ballett anmutete.



Nach einer guten Stunde für die etwas mehr als 30km erreichte ich mein Ziel:



Wenige Tage später sollte an eben jener Station eine junge Frau von ihrem Stalker erstochen (“Hacked”) werden und die Leiche für 2 h dort liegen. Glaubt man den Zeitungsberichten, verroht die Stadt zusehends. Im letzten Monat wurden wohl um die 5 Leute auf offener Straße erstochen.

Mit einem von rd. 75.000 autos (tuk tuk) ging es dann zurück ins Hotel. Und Premiere: Das erste Mal wurde sofort das Meter angemacht!



Im Hotel habe ich dann das Interview transkribiert. Alle Transkriptionen summieren sich auf knapp 40 Seiten, gar nicht mal so schlecht.

Heute war ich mit Naresh noch mal im Slum und dieses Mal habe ich ein paar Fotos gemacht. Erlaubnis vorher eingeholt von Bewohnern.
Was interessant war, war, dass überall Schüsseln auf den Hütten waren. Die Regierung gibt pro Familie Fernseher aus – und 20 Kg Reis pro Monat. Wie man sieht, sind es zum Teil feste Hütten, es gibt sogar eine Waschmaschine. Dennoch habe ich Essen, welches mir angeboten wurde, dankend abgelehnt. Selbst in dem Slum waren alle Befragten über der Armutsgrenze von ca. 950 Euro pro Jahr und somit kein Anspruch auf eine zusätzliche staatliche Krankenversicherung besteht. Die kostenlose Behandlung in den öffentl. Krankenhäusern ist nicht gratis, denn in der Praxis muss eben doch für Medizin bezahlt werden (einen solchen Fall konnten wir im Vorzimmer des Medical Officers beobachten, als sich dort ein Mann über diesen Sachverhalt beschwerte) und das "inoffizielle" Zahlungen an der Tagesordnung stehen.










Am Ende des Slums war eine kleine “Schule”, in der eine brit. NGO gerade etwas zu Hygiene, Familienplanung etc. gemacht hat. Das, und der Umstand, dass man überall Typen sieht, die irgendwo gut sichtbar hinpinkeln, hat mich an ein Video erinnert, das ich kurz vor meiner Ausreise sah. Setting: ein Busstop. Eine Frau mit Binden in einer durchsichtigen Plastiktüte steht davor, ein Mann, der uriniert daneben. Und nur die Frau wird angeguckt und irgendwann auf ihre Binden und die unpassende Verpackung angesprochen…
Die NGO hat auch noch eine Umfrage zum Thema Alkoholismus gemacht: 58 % der Familien hätten wohl min. 1 abhängiges Mitglied.
Ich halte mich hier fern von Alkohol. Nicht dass ich dogmatisch wäre, aber der Tag nach dem letzten Bier verleidet mir alles. Beim Essen stehe ich gerade auf Dossa, nachdem meine Lieferphase (vornehmlich chinesisch) abgeklungen ist. Dossa ist eine Art Pfannkuchen, kommt oft mit Zwiebeln und Sauce. Die rote Sauce ist mit Tomaten und meine Lieblingssauce, da nicht zu scharf. Nach 2 Dossa ist man auch gut satt – obwohl der Teller dann noch voller Sauce ist, die der Kellner immer ordentlich nachschenkt.

Naresh empfahl mir auch noch Reisnudeln zu essen, diese waren aber eher fad. Bzw. War es die Sauce. Das Gericht in der kleinen Schale – Sauce mit Brot – war aber lecker.





Gerade gucke ich Deutschland Italien, aber der Strom geht immer wieder aus. Das erste Mal direkt nach dem 1-0 dann für das 1-1 war er kurz da. Hoffentlich kann ich die Verlängerung und ggf. das Elfmeterschießen sehen!

So, Mittwochabend geht es nach Delhi, um 2 a.m. dann nach Peking. Ich freue mich schon, obwohl ich gar nicht genau weiß, worauf. Und ein paar Gerichte werden mir fehlen.
 

journey

Erfahrenes Mitglied
24.12.2009
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Berlin
Am vorletzten Tag habe ich noch etwas Sightseeing gemacht und bin auf anraten einer Freundin mit dem Bus nach Mahapalipuram gefahren.



Dort gibt es einen Tempel am Ozean zu sehen, einen Leuchtturm und Höhlen. Mit dem Bus habe ich für die knapp 60 km (einfache Strecke) rund 2,5 Stunden gebraucht. Die Hälfte der Zeit dauerte es, sich durch den Verkehr in der Stadt zu kämpfen. Am Ortsrand wurde ich aus dem Bus geworfen und gleich von tuk tuk Fahrer belagert, die mir ihre Dienste anboten. Für 200 Rupien würde man mich zum ca. 2 km entfernten Tempel fahren. Ich lehnte dankend ab und lief los. Die ersten Meter hatte ich noch einen Fahrer im Schlepptau, der mir dauernd zurief “one minute, sir”. Nein, auf Verhandlungen hatte ich keine Lust. Ich laufe. Der Weg ist ausgeschildert, außerdem habe ich ja Google Maps. Ich werde von einem Mann angesprochen, der extra von der anderen Straßenseite kommt, dass wenn ich belästigt werde, ich die Polizei rufen solle. Jedoch würde die ab und zu mit den Banditen kooperieren. Scheint ein guter Ort zu sein, denke ich mir. Nach ein paar weiteren Minuten und unzähligen “Sir, one minute!”, “Sir, need auto?”, “Sir, buy here…”. Komme ich am Tempel an und staune nicht schlecht: Eintritt für Nicht-Inder 500 Rupien (Inder 30). Stolzer Preis, ok, man kann damit insgesamt 5 Sachen angucken. Ich texte Jennifer und frage, ob sich das lohnt. Da sie für längere Zeit nicht antwortet, und ich die 2,5 h nicht umsonst gefahren sein wollte, entschließe ich mich zu zahlen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich gerade noch ca. 520 Rupien dabei. Um zurück nach Chennai zu gelangen, würde ich auf einen ATM angewiesen sein, da die Fahrt 40 Rupien kostet. Am Tempel setzte dann etwas Ernüchterug ein.



Joar, das ding sieht schon ganz ok aus, die Lage am Strand auch gut, aber 500 Rupien…vom öffentlichen Strand hätte ich auch meine Fotos Machen können, dann allerdings mit Zaun im Bild. Dann schreibt Jennifer zurück und fragt mich, ob ich nicht abgezockt wurde. Es tut ihr ziemlich Leid, dass sie mir das empfohlen hat, sie wußte nicht, dass es so teuer wäre. Danach bin ich noch zum Leuchtturm, der mich überzeugt hat. Der Ausblick war gut und die Atmosphäre war super.







Gestört wurde diese nur durch Händler, die einen alle paar Meter ansprechen…bin dann wieder zu Fuß zurück zum Highway. Auf dem Weg lag noch ein Radisson, und ich fragte mich, wer steigt hier ab?!



Der Ort bietet nicht mehr als dass man hier mehr als einen Tag verbringen müsste, überall aufdringliche Händler. Nun brauchte ich ja noch Cash. Der erste ATM, den ich sah, war außer Betrieb. Zum Glück befand sich ein weiter ein paar hundert Meter weiter. 1000 Rupien gezogen und die Rückfahrt war gesichert.



Nach meiner Rückkehr und einer Dusche bin ich noch zum Frisör, um mir für 100 Rupien die Haare schneiden zu lassen. Anschließend besuchte ich noch mein Stammlokal. Ich vermisse das Essen dort:










Am Mittwoch dann gegen 12 Uhr ausgecheckt und per UBER zum Flughafen. Die Fahrt dauerte für die wenigen Km mehr als eine Stunde.



Mein Direktflug, ich fand kein spannendes Routing zum Mehrpreis bzw. Zeitlichen Rahmen, ging erst um 18.00, sodass viel Zeit zum Maximieren in der Lounge hatte. Den Einladungsvoucher gab es beim Check-In (EY Gold).




Lounge war gut gefüllt, das Essen – ich versuche meine vegetarische Serie zu halten – war nicht gut. Die Nudeln waren total zerkocht, das Curry ok. Einzig die Schokonachspeise konnte positive herausstechen!









Mit leicher Verspätung ging es dann los Richtung Delhi. Die B738 hatte sogar IFE, dies wurde aber leider während des kurzen Fluges nicht aktiviert. Essen war nichts besonderes.





Und was NY Times über Chennai denkt, kann ich nicht ganz teilen. Das Essen ist gut, ok. Aber der Strand? Das was ich gesehen habe, ist alles andere als einladend.



Nach guten 2,5 h wurde Delhi erreicht und mein Koffer lag schon auf dem Band, als wir das Karussel erreichten.



Mit Koffer ging es dann direkt wieder zum Air China Check-In. Dort fragte mich der Agent, wo denn mein Visum sei. Ich entgegnete, dass ich dies on Arrival bekäme, da ich ja nur 15 h in PEK sei. Er griff daraufhin zum Telefonhörer. Ich verstand nur “Visum…US…” und machte ihn darauf aufmerksam, dass ich nicht beabsichtigen würde, in die USA zu reisen, da Frankfurt in Deutschland läge. Der Agent bemerkte seinen Fehler und entschuldigte sich vielmals. Kein Problem, ich konnte drüber lachen. Flug nach PEK war angenehm leer. Das Boarding war schnell zu Ende, sodass wir theoretisch schon vor der geplanten Abflugzeit um 2:50 hätten abfliegen können. Flug war ereignislos. Die Filmauswahl hat sich nicht verändert. Essen durchschnittlich.



Kurz vor der Landung wurde ich vom Rasierer einen Mitreisenden geweckt, der sich auf seinem Platz sitzend, seiner Barthaare entledigte. Es sollten 15 h in Peking folgen und anders als auf dem Hinflug, hatte ich dieses Mal ein Transit-Hotel reservieren lassen. Mit der Bahn geht es ins Hauptterminal und zum Counter.



Mein Name ist schnell gefunden, und ich muss ca. 10 Minuten warten. Dann werde ich von einem MA zum Shuttle Bus geführt. Es verschlägt mich ins Airport Yuanhang International Hotel, welches nur wenige hundert Meter von meiner ersten “Absteige” entfernt liegt. Check-In geht schnell und bekomme ein Zimmer im 6. Stock. Beim Betreten bin ich positiv überrascht:











Eigentlich wollte ich nur kurz duschen und wieder raus, aber ich bin auf dem Bett eingepennt und erst gegen 1800 wieder aufgewacht. Bin dann in das Hotelrestaurant, da ich beim Blick aus dem Fenster sah, wie dort mehrere “locals” reingingen.
Ich bestelle eine Suppe und ein Tofu-Gericht. Als die Suppe kam, war ich ob der Größe überrascht.





Mit der Portion hätten mehrere Leute satt werden können. Und leider war auch noch Fleisch drin. Da ich nicht negative auffallen wollte, habe ich so viel gegessen wie möglich. Nach 3 kleinen Schüsseln war aber Schluss, es kam ja noch der Tofu, der ganz gut schmeckte. Für 5 Euro kann man nicht meckern. Nur mein Bier kam nie an. Hätte ich mal Schnaps bestellt, wie alle anderen.
Um Mitternacht ging es dann wieder zurück zum Airport.



Nach 10 Minuten wurde dieser erreicht. Dann wieder Bahn. An der Immigration staut es sich das erste Mal. Das ist aber gar nichts im Vergleich zur Security Kontrolle danach. Es sind viel zu wenige Checks offen. Ich vermute mal 4-6. Es werde auch immer wieder Reihen umgestellt, sodass man sich kurz am Ziel wähnte, dann aber wieder neu angestellt wird. Das ganze dauert ca. 1 Stunde. Und der Bereich ist nur schlecht klimatisiert. Jedenfalls sind alle am Luft zu fächern. Meine Laune sinkt immer weiter.



Als ich am Gate ankomme, beginnt gerade das Boarding. Leider ist der Vogel (B773) ziemlich voll. Keine leere Reihe für mich. Abflug auch hier mitten in der Nacht. Die ersten Leute schlafen schon, als es immer wieder unsinnige Ansagen (Spenden von Restgeld etc.). Ich erinnere mich an ein Thema hier, dass sich mit Air Chinas Ansagen-Politik beschäftigt. Kurz überlege ich eine Strichliste zu machen, verwerfe die Gedanken aber wieder. Als ich irgendwann mal frage, ob ein FA das Ergebnis vom EM Halbfinale gegen Frankreich in Erfahrung bringen könnte, werde ich vertröstet. Geht nicht. Nach ein paar Bier und “the Pianist” schlafe ich immer mal wieder ein. Jedoch jedes Mal, wenn ich aufwache und gucke wo wir uns befinden, haben wir uns keinen mm bewegt. Bis wir auf einmal über der Ostsee sind.
Landung erfolgte kurz vor der Zeit, Passkontrolle und Gepäck sind schnell hinter mir. Mit dem Zug geht es dann nach Franken, wo ich nach einem Mittagsschlaf das Rad sattelte und Natur und Leute genieße. Es geht zum Weinfest in Sand am Main.



Ein echter Kulturschock. Mädels, die zeigen was sie haben, Alkohol in rauen Mengen und die Partyfürsten lassen es mit Sprüchen wie “zicke zacke” so richtig krachen. Nicht. Ich bin eher als stiller Beobachter dabei und verlassene die Szene bei Einbruch der Dunkelheit.

So, ich bedanke mich bei alles Mitlesern für euer Interesse und eure Anmerkungen. Drückt mir die Daumen, dass ich die Arbeit schnell und erfolgreich gestalten kann.