Rollstuhlservice und Inklusion

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Sperber

Reguläres Mitglied
13.02.2015
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Ich bin gerade von einer Südamerika Reise auf eigene Faust mit einem Reisebegleiter zurück.
Seit einem Unfall in Costa Rica bin ich bei längeren Wegen auf den Rollstuhlservice am Airport angewiesen.
Das klappt bei rechtzeitiger Voranmeldung meistens recht gut - aber nicht immer.
Einmal gibt es nicht genügend Rollstühle (mein Begleiter hat die gleichen Problem wie ich, wir können mal so ohne Probleme noch 100-150 m laufen) oder nicht genügend Helfer.
Dann sitzt man manchmal stundenlang am Check-in Schalter und wird in letzter MInute durch die Sicherheits- und Paßkontrolle zum Gate geschoben.
Dass man als Rollstuhlfahrer auch gewisse Bedürfnisse hat (man möchte im Duty Free Bereich einkaufen oder einen kleinen Imbiß zu sich nehmen oder die Toilette aufsuchen) wird dabei oft nicht berücksichtigt, weil die Helfer dazu keine Zeit haben.
Priority Check in ist sicher eine feine Sache (auf die ich gerne verzichten würde, wenn ich nicht behindert wäre) aber was macht sie für einen Sinn wenn alle Fluggäste in einem Bus sitzen und dann rücksichtlos die Gangways stürmen.
So ist bis zu einer echten Inklusion am Flughafen noch ein weiter Weg!
 

LgmDan

Reguläres Mitglied
18.05.2018
50
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Hallo Sperber, als "normal Laufender" ist der Artikel vor allem aus der Hinsicht für mich sehr interessant da ich, wie vermutlich viele andere auch, noch nie so wirklich darüber nachgedacht habe. Noch schlimmer wird es, wenn einige Individuen den Rollstuhl schandhafterweise aus Vorteil (für Priority Checkin etc.) benutzen, obwohl sie gar nicht darauf angewiesen sind.
 

Sperber

Reguläres Mitglied
13.02.2015
76
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Ja das kann vorkommen, wobei halt auch nicht klar definiert ist, wann man berechtigt ist oder nicht. Ich kann das über meinen Schwerbehindertenausweis belegen, aber in den meisten Ländern können die damit nichts anfangen.
Ich bin ja nicht ständig auf den Rollstuhl angewiesen, sonst bräuchte ich eine Begleitperson, die mich auf der Reise schiebt. Ich schaffe das meiste noch alleine, aber halt nicht größere Strecken laufen, schon gar nicht mit Handgepäck.
 
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Wuff

Erfahrenes Mitglied
01.04.2012
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8
HAM/LBC
Ich hatte wegen eines kleineren Unfalls selber vor einiger Zeit das Pech, zeitlich begrenzt für ca. 4 Monate auf den Rollstuhl angewiesen zu sein.
Jetzt ist wieder alles gut, aber ich kann die Probleme wirklich nachempfinden, wie schwierig das Alles ist.

Trotzdem glaube ich, dass die allseits angestrebte "Inklusion" der falsche Weg ist. Es scheitert nicht am Geld (welches genügend vorhanden ist), sondern an ganz praktischen/sachlichen Dingen. So bitter, traurig und schade das ist, aber als "Schwerbehinderter" ist man eben, wie der Name schon sagt, schwer behindert und kann nicht alles mitmachen. Aber trotzdem: Jede kleine Verbesserung erfreut einen und ich wünsche Dir viel Erfolg und vor allem (hoffentlich) gute Besserung.
 
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artusssss

Aktives Mitglied
30.12.2016
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CGN
Dem Thema kann ich mich nur anschließen.

Vor 2 Jahren hatte ich einen Unfall in Paraguay und hatte tierische Schmerzen beim Gehen.
In ASU hatten wir eine Verspätung von 1,5 Stunden und so war der Anschluss auf den FRA-Flug in GRU in Gefahr.

Am Check-In haben wir gefragt, ob es möglich wäre ein Wheel-chair-Service in Anspruch zu nehmen. Das war alles kein Problem.

In GRU angekommen, hatten wir noch 20 Minuten Zeit um von 1A in 3F zu gelangen. Dem Helfer habe ich ausdrücklich gesagt, dass wir nur 20 Minuten Zeit haben und er soll sich beeilen. Naja der Typ war sehr, sehr, sehr korpulent ))) Irgendwie haben wir es dann zur Sicherheitskontrolle geschafft, wo er mich an allen vorbei schmuggeln wollte. Es gab dann ziemlich viel Auseinandersetzungen mit wartenden Paxen und mit Security-Mitarbeitern. Aber am Ende durfte ich doch ohne zu Warten durch die SiKo. Die ganzen Diskussionen haben aber einiges an Zeit gekostet.

Der Helfer, der mich geschoben hat, meinte dann zu mir, dass er mich nicht mehr schieben kann, weil er physisch nicht mehr kann. +1 hat dann die Initiative ergriffen und mich durch den Flughafen mit der Geschwindigkeit eines Porsche geschoben. Unsere Koffer flogen hinter uns her, da ich sie in den Händen gehalten habe :) Herrliches Bild! Leider hatten wir keine Zeit um ein Erinnerungsfoto von diesem Marathon zu machen. Wir haben es aber tatsächlich geschafft!

Deswegen kann ich absolut nachvollziehen, was der TO meint. Der einzige Rat ist gesund zu bleiben!
 

Sperber

Reguläres Mitglied
13.02.2015
76
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ich glaube nicht, dass es bei Inklusion darum geht, alles mitzumachen. Und es ist tatsächlich eine Frage der Ausstattung der Flughäfen mit Material (Rollstühlen) und Personal um Selbstverständlichkeiten zu ermöglichen. Kein Schwerbehinderter wird den Anspruch erheben wollen einen hohen Berg zu besteigen, wohl aber die Toilette aufsuchen zu können und im Duty Free Shop einkaufen zu können.
 
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Wuff

Erfahrenes Mitglied
01.04.2012
3.145
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HAM/LBC
im Duty Free Shop einkaufen zu können.
…. wobei ich als Unbehinderter mich immer ärgere, wenn ich zwangsweise nach der Siko erstmal durch den (angeblich) duty free shop geleitet werde, ohne Alternativroute. Sei froh drum. Aber ich verstehe deinen generellen Ansatz; das ist prinzipiell eine gute Forderung.
 

kingair9

Megaposter
18.03.2009
22.381
764
Unter TABUM und in BNJ
Sorry, ich verstehe Deine Sätze nicht.

ich glaube nicht, dass es bei Inklusion nicht darum geht, alles mitzumachen.

Du glaubst also, es geht bei Inklusion darum, alles mitzumachen?
Oder ist eines der „nicht“ zu viel?

Und es tatsächlich eine Frage der Ausstattung der Flughäfen mit Material (Rollstühlen) und Personal um Selbstverständlichkeiten zu ermöglichen.

Der Satz macht für mich weder grammatikalisch noch inhaltlich Sinn.

... aber die Toilette aufsuchen zu können und im Duty Free Shop einkaufen zu können.

Ich habe als langjährige Begleitperson eines Schwerbehinderten Rolifahrers dazu eine ganz klare Meinung. Flughäfen bieten einen Dienst an, der Menschen mit Ghbehinderung das Grundrecht auf Mobilität kostenfrei ermöglicht. Ja, es ist ein Grundrecht - wäre es dieses nicht, würde doch wohl nicht selbst der schlimmste Erbsenzähler bei MOL‘s Reiherair diesen Dienst anbieten bzw. Verzögerungen im Betriebsablauf durch Rollibeladung etc. akzeptieren.

Aber das Wort „Grundrecht“ hat zwei Seiten. Ich habe oben ausdrücklich „Dienst“ geschrieben und nicht „Service“. Dieser „Dienst“ ist für den Reisenden kostenfrei und ermöglicht die Teilnahme am Flugverkehr. Und genau das ist eben der Sinn - Teilnahme an der Mobilität.

Wer mehr „Service“ (also über diesen „Grundrecht-Dienst“ hinausgehende Leistung) haben will, der kann das ggf. buchen. Aber die „Inklusions-Keule“ rauszuholen, obwohl wenn man astreinen Dienst (aber eben ohne zusätzliche Wahlleistungen) erhält...finde ich unglücklich.
 

Sperber

Reguläres Mitglied
13.02.2015
76
0
Danke du hast recht, ich war noch etwas im Jet-lag, deswegen die grammatikalischen Fehler, natürlich geht es bei Inklusion nicht darum alles mitmachen zu können. Aber für mich sind Toilettenbesuche und Essen und Trinken Grundbedürfnisse, die man allen Menschen zuteil werden lassen sollte.
Inklusion als solchse geht ja über Gleichstellung hinaus und ist gesetzlich so verankert, dass du ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft bist und daher die Teilhabe an allen üblichen Dienstleistungen ermöglicht wird. Das beinhaltet natürlich keine "Luxusbetreuung" aber davon ist der Rollstuhlservice meilenweit entfernt (glaube mir, ich weiß von was ich rede)
 

ritesa

Erfahrenes Mitglied
14.05.2013
1.471
187
Planet Earth
Auch der Toilettenbesuch und eine grundsätzlich menschliche Behandlung sind Grund- bzw. Menschenrechte. Dazu gehört nun einmal auch dass man Rolifahrer nicht stundenlang irgendwo in der Gegend rumstehen lässt.

Dass wir von dem Ziel der Inklusion noch recht weit entfernt sind (besonders in weniger weit entwickelten Ländern) sollte aber auch niemanden überraschen.

Ich denke dass da vor allem bei der Aufklärung der Bevölkerung noch viel zu tun ist.
 
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Wuff

Erfahrenes Mitglied
01.04.2012
3.145
8
HAM/LBC
Sehr schwierige mathematische Aufgabe.
Wie viele Ressourcen (Rollstühle, Fahrzeuge, Personal, Abfertigungspositionen) soll man bereithalten bei den sicher sehr starken Nachfrageschwankungen?

Dass man da von einem monatlichen Durchschnittswert ausgeht, mit gewissen Schwankungen, kann ich nachvollziehen. Da kommt es dann in der Spitzenlast natürlich/leider zu Wartezeiten. Würde man es anders machen, hätte man die Hälfte der Zeit das Personal däumchendrehend mangels Nachfrage herumstehen.

Trotzdem natürlich ärgerlich.
 

Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
4.994
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GRQ + LID
Würde man es anders machen, hätte man die Hälfte der Zeit das Personal däumchendrehend mangels Nachfrage herumstehen.

In Zeiten von Null-Stunden-Verträge natürlich auch nicht wirklich ein Problem.

In meiner Beobachtung sind die Arbeitsprozesse der Helfer aber sehr darauf gerichtet, eine Person von A nach B zu befördern, in der Voraussetzung Rolli fahren heisst zerbrechlich und hilflos (also quasi vom Check-In bis zum Flugzeug). Zwischen 'normal' und 'behindert' gibt aber es vieles, und von daher wäre vielleicht ein Umdenken oder Umgestalten der Abläufe sinnvoll.
 
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Hauptmann Fuchs

Erfahrenes Mitglied
06.04.2011
4.994
4.109
GRQ + LID
Zumindest am FRA dürfte das nicht so sein, da der von Verdi gemanaged wird

Das ist nett von den Genossen von Ver.di.

Ich habe noch ein wenig recherchiert, und auf AMS wird diesen Dienst diesem Jahr wieder ausgeschrieben, im Moment hat Axxicom den Vertrag.

Kleinen Film dazu (in einfachstem Niederländisch):


Publiziert von FNV Schiphol, eine niederländische Gewerkschaft. Und gefühlt sind 80% der Angestellten am Flughafen flexibel angestellt, genaue Zahlen konnte ich nicht leider finden.
 
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HannesGR

Neues Mitglied
18.11.2015
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Frage: Fliegen BRE-CDG-PVG-BNE v.v., wollen Rollstuhl mitnehmen. BRE-CDG-PVG mit Air France kostenfrei,
PVG-BNE mit China Eastern ---> lt. Bookingplatform Kosten ca. 532 Euronen "Sperrgepäck". Seit 10 Jahren regel-
mäßig D-Oz bzw. NL-Oz, nie für Rollstuhl zugezahlt. Hat jemand ähnliche Erfahrung mit MU? China Eastern hat auf Mail-Nachfrage (noch?) nicht geantwortet?
Johannes
 

motorbeath

Aktives Mitglied
08.02.2018
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Dafür schaffen die niederländischen Kollegen (bei der Sicherheitskontrolle) in Amsterdam pro Kopf aber auch doppelt soviele Passagiere abzufertigen, als die in Verdi-Menschen in Frankfurt.

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Fluggaeste-in-Deutschland-stehen-laenger-an-article20505149.html

Was erstmal nichts mit dem Personal zu tun hat, sondern mit der Hardware, dem Platzangebot und den individuellen Vorgaben der verantwortlichen Behörden.

Aber zum eigentlichen Thema:

Es gibt leider viel zu viele Passagiere, die den Rollstuhlservice in Anspruch nehmen, ohne ihn wirklich zu benötigen und deshalb haben die Mitarbeiter einfach zu wenig Zeit für den einzelnen Passagier.
Dazu ein Beispiel von letzter Woche: eine ältere Dame passiert die SiKo, alles klappt reibungslos. Als sie fertig ist, schreit aus dem öffentlichen Bereich aufgeregt ein Herr, dass seine Mutter doch nicht ohne Hilfe zum Gate gehen könne und der Rollstuhlservice auch angemeldet sei. Eine Kollegin hat den Herren dann aufgeklärt, dass seine Mutter an ausgewiesenen Stellen im öffentlichen Bereich hätte warten sollen, von wo sie dann begleitet worden wäre.
Das Ende vom Lied: die (durchaus rüstig wirkende) Dame hat ihr Handgepäck genommen, ist wieder zurück, behände unter drei Tensatoren durchgehuscht, und hat sich zehn Minuten später vom Rollstuhlservice eskortieren lassen.