Rechnungen und Mehrwertsteuern

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jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
3.908
607
CGN
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Klar, ein Großteil der Dienstreisen läuft über Reisebüros oder vergleichbares, da sind die Rechnungen in der Regel kein Problem. Und bei den privaten Buchungen interessiert es niemanden.

Aber es gibt ja noch eine Welt dazwischen. Und da scheint mir das komplette Chaos zu herrschen (seit Jahren schon)

- Rechnungen für Vorauszahlungen kommen bei vielen Anbietern nicht freiwillig, sondern erst auf Anfrage. Wenn ich im März ein Hotel buche und bezahle für Reisezeitraum Dezember, dann will unsere Buchhaltung aber eigentlich die Rechnung im März haben (bzw. im April/Mai, wenn die Belege der Kreditkarte erfasst werden). Nachreichen ist lästig, Anfordern aber genauso.

- Bei Hotel-Buchungen über booking.com mit Vorauszahlung an booking.com bekommt man freiwillig überhaupt keine Rechnung, nicht mal beim CheckOut (mehrfach schon erlebt; keine Ahnung warum ich das überhaupt nochmal gebucht habe). Das Hotel behauptet steif und fest, booking.com müsste mir (wie ein Reiseveranstalter) das Zimmer berechnen. Booking.com behauptet das Gegenteil. Am Ende bitte ich dann die booking.com-Mitarbeiter, das mit dem Hotel zu klären, und auf einmal kann das Hotel doch "ausnahmsweise" eine Rechnung ausstellen.

- Flugbuchung über Opodo (hilfsweise, bei EW und LH war der Flug an dem Tag wegen IT-Problemen nicht buchbar): Innerdeutscher EW-Flug für 74,99 Euro, der sollte eigentlich 19% MWSt beinhalten, die ich absetzen können sollte. Bekomme ich aber keine Rechnung drüber.

Opodo schickt mir eine Rechnung als reiner Vermittler über ein 10 Cent weniger (vermutlich, damit sie in den Preissuchmaschinen oben waren) und auf diesen Rabatt ist die MWSt ausgewiesen. Ich darf also theoretisch noch einen Cent MWSt abführen, weil ich ja umsatzsteuerlich eine Gutschrift bekommen habe.

- Easyjet-Flug CGN-TXL-BSL, da ist automatisch deren Umsteige-"Garantie"-Service Dohop Connect mit drin. Wäre bei 10 Stunden Aufenthalt wohl nicht nötig gewesen, vermutlich hätte ich die Segmente besser einzeln gebucht, aber der Gesamtpreis war nicht teuer. Rechnungen bekomme ich für die beiden einzelnen Flüge, für die Dohop Gebühr keinerlei Beleg

- AMEX Reiseservice (Leistungserbringer Expedia), Buchung für ein Hotel in Deutschland: enthaltene MWSt 0%. Allesamt geben sie aber eine deutsche USt-ID-Nummer an, nur deutsche Umsatzsteuern wollen sie nicht ausweisen


Bin ich der einzige, den das stört? Es geht zum Glück immer nur um kleine Summen, bzw. bei Amex um eine private Buchung (Firmenname auf die Rechnung bekommen sie auch nicht hin, ein Sonderzeichen führt zu totalem Systemversagen -> seit dem kann ich das Reiseguthaben eben leider nur privat verprassen :)

Aber so richtig richtig kann das doch auch nicht sein, oder?
 

Flying Lawyer

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
6.135
3.106
Wenn ich es richtig im Kopf habe sind die Buchungen über Expedia und andere, die dort bezahlt werden, nach Reverse Charge von Dir der Steuer zu unterwerfen. Das Hotel kann Dir keine Rechnung ausstellen, weil es keine Leistung an dich sondern an Expedia etc erbringt.
 

jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
3.908
607
CGN
Wenn ich es richtig im Kopf habe sind die Buchungen über Expedia und andere, die dort bezahlt werden, nach Reverse Charge von Dir der Steuer zu unterwerfen.

das ist mir schon klar. Allerdings müssen andere ausländische Anbieter, die innerhalb Deutschlands Leistungen erbringen (Amazon, Apple iTunes, ...) inzwischen auch MWSt ausweisen. Wieso Expedia nicht? (Wieso = "das nervt mich" und nicht "ich verstehe den Hintergrund nicht").


Das Hotel kann Dir keine Rechnung ausstellen, weil es keine Leistung an dich sondern an Expedia etc erbringt.

auch das ist mir klar. Aber z.B. im Falle booking.com behauptet das Hotel das nur (habe ich bei mehreren Häusern jetzt schon gehabt - nachdem booking.com denen gesagt hat, dass es bitteschön anders zu gehen hat, konnten mir die Hotels plötzlich Rechnungen ausstellen).

Und das "Hotel schickt freiwillig keine Rechnung raus trotz Vorauszahlung" ist ja auch bei Direktbuchungen nervig.


Edit: Sonst wäre es ja einfach. Expedia und Opodo meiden und gut ist's :)
 

Brainpool

Erfahrenes Mitglied
15.03.2014
2.801
122
Ich habe mal im Vorbeigehen gelernt: Keine Buchung ohne Beleg ( Buchhaltungstechnisch gesehen)
Wenn nun keine ordentliche Rechnung ausgestellt wird, wäre das ein Grund für Chargeback?
 

odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
7.127
3.031
Z´Sdugärd
HÄ? Also ich bekomm IMMER im Hotel eine Rechnung. Egaö wer es bucht und egal ob es schon bezahlt ist oder nicht.

Einzig bei Mietwägen hast recht. Europcar stellt sich da gern mal blöd. Von meinem 03/18 Mietwagen fehlt bis heute noch ne anständige Rechnung!
 

jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
3.908
607
CGN
HÄ? Also ich bekomm IMMER im Hotel eine Rechnung. Egaö wer es bucht und egal ob es schon bezahlt ist oder nicht.

Bei Buchung übers Amex Reiseportal läuft das hinten raus über Expedia und ist quasi wie bei einer Pauschalreise (ich bekomme die Rechnung von Amex, und Hotel berechnet an Expedia).

Bei einer Buchung über booking.com mit Vorauszahlung (sind teilweise bessere Preise, außerdem traue ich bei einer Stornierung booking.com mehr über den Weg als irgendeinem fremden Hotel) glauben die Hotels offensichtlich, es sei genauso. Sie berechnen booking.com, und alle Hotels haben mir dann immer gesagt, die Rechnung könnte ich in meinem booking Portal runterladen. Da ist es aber eben genau nicht so.
 

odie

Erfahrenes Mitglied
30.05.2015
7.127
3.031
Z´Sdugärd
Ich hab schön öfters (nicht regelmässig) über booking gebucht. Die Rechnung gabs aber immer beim auschecken. Egal ob ich vor Ort bezahlt hab oder obs vorab schon mit der KK gezahlt wurde. Von daher versteh ich das ganze nicht.
 

jodost

Erfahrenes Mitglied
23.10.2011
3.908
607
CGN
Vermutlich war es einfach nur Unwissenheit bei den Hotels. Kaum hatte ihn booking.com erklärt, was sie tun sollen, klappte das ja auch mit der Rechnung.
 

xcirrusx

Erfahrenes Mitglied
16.10.2012
3.804
1.044
KUL (bye bye HAM)
Bei booking.com hatte ich auch nie Probleme, daher auch immer die erste Wahl bei nicht-Kettenhotels gewesen. Aber zu dem Problem von Jodost:
Es gibt zwei Varianten, entweder Expedia tritt als reiner Vermittler auf und das Hotel ist dein Vertragspartner. Dann bekommst du 100% des Reisepreises in Rechnung gestellt und Expedia schickt eine Rechnung (vermutlich nur eine Debit Note) an das Hotel für seine Provision. So far so good, deine Rechnung sollte die MwSt enthalten.
Tritt jetzt Expedia als Reiseveranstalter auf, kauft Expedia als im non-EU Raum ansässige Firma die Hotelleistung vor ab ein. Das geht in der Regel über Veranstalterkontigente oder ähnliches. Das Hotel, welches die Leistung innerhalb Deutschlands erbringt, erstellt eine Bruttorechnung zu Lasten Expedias. Expedia hingegen, kann die bezahlte MwSt mangels Steuerpflicht in Deutschland nicht in seiner Vorsteuer zum Abzug bringen. Aus dem gleichen Grund kann Expedia dir auch keinen Beleg mit ausgewiesener MwSt erstellen, es fehlt die notwendige USt-ID. Ergo, nur noch bei in Deutschland ansässigen Dienstleistern buchen, die können/müssen dir eine Rechnung mit USt-Ausweisung erstellen.
Die Tatsache das die sich so schwer tun dir überhaupt eine Rechnung zukommen zu lassen, liegt vermutlich am US Steuerrecht. Dort können selbst Konzerne ihre Einnahmen nach dem IST-Prinzip versteuern, soll heißen es wird das als Einnahme angegeben was am Ende des Jahres auf den Konten liegt. Da im Gegenzug US Kunden mit der gleichen Methode und dem Nachweis der Zahlung (KK Beleg) die Zahlung an Expedia in Abzug bringen können, erntet man drüben mit unserem Wunsch nach Rechnungen nur Stirnrunzeln.
 

SleepOverGreenland

Megaposter
09.03.2009
20.493
8.875
FRA/QKL
Die Tatsache das die sich so schwer tun dir überhaupt eine Rechnung zukommen zu lassen, liegt vermutlich am US Steuerrecht. Dort können selbst Konzerne ihre Einnahmen nach dem IST-Prinzip versteuern, soll heißen es wird das als Einnahme angegeben was am Ende des Jahres auf den Konten liegt. Da im Gegenzug US Kunden mit der gleichen Methode und dem Nachweis der Zahlung (KK Beleg) die Zahlung an Expedia in Abzug bringen können, erntet man drüben mit unserem Wunsch nach Rechnungen nur Stirnrunzeln.
Das ist jetzt eine sehr vereinfachte Darstellung eines ebenfalls äußerst komplexen Steuerraums. Und es ist auch nicht richtig, dass Belege in den USA keine Rolle spielen. Einzig dürfen Belege auch komplett elektronisch sein. Ganz im Gegenteil sind B2C aber auch B2B Rechnungen zwischen den US Bundesstaaten immer ein komplexes steuerliches Unterfangen. Ich sagen nur Wayfair Urteil und das Thema Sales- und Use Tax.