Eine moralische Frage (EU 261/2004)

ANZEIGE

Soll ich eine Entschädigung verlangen?

  • Ja

    Abstimmungen: 19 43,2%
  • Nein

    Abstimmungen: 25 56,8%

  • Anzahl der Umfrageteilnehmer
    44
  • Umfrage geschlossen .

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
4.814
2.056
FRA
ANZEIGE
Vor einer Woche wollte ich mit dem letzten Lufthansa-Flug von XYZ nach FRA fliegen. Der Flug wurde annulliert, ich wurde auf meine Bitte auf den letzten Flug am nächsten Tag umgebucht, was mir einen extra Urlaubstag in der touristisch interessanten Stadt auf Kosten vom LH brachte. Bei der Umbuchung hat das Personal einige Regeln stark zu meinem Gunsten interpretiert und war sehr hilfreich. Auch ein Hotelzimmer wurde ohne wenn und aber zur Verfügung gestellt.

Ohne die Annullierung hätte ich aufgrund von Verkehrsbehinderungen den Flug sicher verpasst und mir ein neues Ticket kaufen müssen.

Die Frage ist nun, soll ich die EU-Entschädigung für die Annullierung verlangen? Der Maximierer in mir sagt, ich muss aus jeder Situation den grösstmöglichen Vorteil ziehen. Der liebe Mensch in mir sagt, das wäre in dieser Situation unverschämt, da mir überhaupt kein Schaden, sondern ein Nutzen entstand. Der rationale Mensch in mir sagt, mit einem Verzicht würde ich nur der kundenfeindlichen Geschäftsleitung helfen, und nicht konkreten Menschen, die mir geholfen haben. Ich bin verwirrt!

Ein Verzicht zusammen mit einem Dankesschreiben würde diesen Mitarbeitern wahrscheinlich eher Ärger wegen ihrer Kundenorientierung bringen, als Karrierevorteile.

Abkassieren und spenden kommt nicht in Frage, da es bei meiner engen Gewissensauslegung egal ist, ob man für sich oder andere maximiert. Man kann eine Ungerechtigkeit nicht ausgleichen, indem man das ermaximierte Geld an wildfremde Menschen spendet.

Was würdet ihr tun?

(speziell für Elly, DGH und Rambuster: dieser Beitrag steht *nicht* in "Spiel und Spass", mich interessieren ernste Meinungen)
 
  • Like
Reaktionen: World und Bingham

nhobalu

Forumskater
18.10.2010
10.832
-38
im Paralleluniversum
Der Maximierer in mir sagt, ich muss aus jeder Situation den grösstmöglichen Vorteil ziehen.

Ich befürchte, Du meinst das wirklich ernst, oder?
Ohne Worte, echt... (n)

Der liebe Mensch in mir sagt

Nachdem Du das nicht sein kannst, wen bitte meinst Du?

Ganz im Ernst: Freu Dich über das, was Du bekommen hast und denke nicht mehr drüber nach.
@Mods: Ich will endlich den "Nein Danke" Button... :confused:
 

Rambuster

Guru
09.03.2009
19.548
237
Point Place, Wisconsin
Ich habe bisher noch nie Compensation nach EU Recht gefordert.
Allerdings haben mich die Airlines immer nach besten Möglichkeiten so schnell und sicher wie möglich an den Zielort gebracht.
Wetter und Mechanische Ausfälle kommen vor und es ist mir lieber, wenn dann nicht geflogen wird, als Risiken einzugehen.
Ab und zu gab's mal als Ausgleich für grobe Service Defizite einen Upgrade Voucher (z.B. CX,LX).
 

mumielein

Gründungsmitglied
06.03.2009
4.152
0
Dorf bei NUE
Bisher habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Sicherlich hätte es da auch bei mir schon Gelegenheiten gegeben, genutzt habe ich sie noch nie. Jedes Mal war die Airlines bemüht, mir zu helfen, meist hat es auch ganz gut geklappt. Damit war/bin ich zufrieden.
Ich glaube anders würde es bei mir aussehen, wenn man mich ärgert oder ich den Eindruck habe, daß man sich nicht wirklich bemüht.
 

franky77

Erfahrenes Mitglied
24.09.2010
277
1
Wenn die Airline sich bemüht hat (und das hat sie nach Deiner Schilderung ja wirklich) und Dir noch nicht mal
ein Schaden entstanden ist würde ich es lassen - das ist für mich fairer Umgang miteinander.
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
4.814
2.056
FRA
Ich bin bei der EU-Entschädigung eigentlich sehr zurückhaltend, habe sie bisher nur einmal beansprucht (starke Verspätung wegen Überbuchung). Und ja, in diesem Fall überlege ich es mir ganz ernsthaft.

Ich bin mir nämlich sicher, dass der Flug aus rein kommerziellen Gründen gestrichen wurde, um aus zwei Maschinen eine zu machen und so die Profite der Lufthansa zu erhöhen. Ich wurde anfangs automatisch auf einen 30 Minuten früheren Flug umgebucht (und das 40 Minuten vor dessen Abflug!), und erst nach meinen Protesten dass ich es nie und nimmer schaffe, durfte ich am nächsten Tag fliegen. LH wollte mich also von meinem guten vorreservierten Fensterplatz wohl in irgendeinen Mittelsitz vor der Toilette in einer überfüllten früheren Maschine umsetzen, um ein paar EUR mehr zu verdienen. Und ich finde nichts schlimmes daran, derart fragwürdige Geschäftspraktiken zum eigenen Vorteil maximal auszunutzen.

Die Frage für mich ist nur, ob die spätere exemplarische Serviceleistung sowie meine eigene Verspätung diese widerliche Praxis mit kommerziellen Annullierungen in letzter Minute heiligt und ich so auf die Entschädigung doch verzichten soll. Da bin ich mir etwas unsicher.
 
Zuletzt bearbeitet:

flysurfer

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
26.000
36
www.vielfliegertreff.de
Ich sehe da keine echte moralische Komponente. LH wird die Entschädigung sowieso nicht zahlen, auch wenn sie dir zusteht. Dann wirst du klagen oder EUclaim beauftragen müssen. Wenn du das Geld willst und es dir den Aufwand wert ist, es einzufordern, dann mach es. Wenn nicht, dann nicht. LH als Unternehmen ist ja kein netter Mensch, dem du mit einer solchen Handlung oder Nichthandlung persönlich Unrecht tun würdest. Du hast es mit einem Unternehmen zu tun, das dein Ticket entwertet hätte, wenn du den Flug nicht geschafft hättest, ganz egal warum. Mit der Begründung, dass die Regeln immer und für alle gelten. Mit derselben Philosophie kann man dann an die Sache herangehen, wenn man selber mal derjenige ist, der auf Einhaltung der Regeln besteht. Wenn es einem den Aufwand wert ist. Gewissensfrage ist das jedenfalls keine. Es ist einfach nur Business.
 

skywalkerLAX

Erfahrenes Mitglied
Fuer jede Situation wo dir ein netter Mensch bei einer Airline hilft gibt es etwa 4 Situationen wo es das genaue Gegenteil ist. Daher kannst du ruhig die Kompensation fordern denn du wirst auch in Zukunft bei anderen Gelegenheiten kaempfen muessen. Ich sehe das allerdings sehr pragmatisch denn in der ersten Instanz wird LH die Zahlung ohnehin verweigern. Stell dich also auf eine laengerfristige Korrespondenz ein, vermutlich unter Zuhilfenahme eines Anwalts oder EU-Claim.
 

Anonyma

Erfahrenes Mitglied
16.05.2011
16.128
8.359
BRU
Ich wurde anfangs automatisch auf einen 30 Minuten früheren Flug umgebucht (und das 40 Minuten vor dessen Abflug!),

Soweit ich mich an die EU-Verordnung erinnere, steht einem doch überhaupt keine Entschädigung zu, wenn einem die Airline eine Alternative mit Abflug maximal eine Stunde früher bis zwei Stunden später anbietet. Oder habe ich da was falsch in Erinnerung? Wobei natürlich die Frage bleibt, wie realistisch das mit der Umbuchung 40 Minuten vor Abflug ist und ob die Airline mit sowas vor Gericht durchkommen würde....
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

Theisener

Erfahrenes Mitglied
Fuer jede Situation wo dir ein netter Mensch bei einer Airline hilft gibt es etwa 4 Situationen wo es das genaue Gegenteil ist. Daher kannst du ruhig die Kompensation fordern denn du wirst auch in Zukunft bei anderen Gelegenheiten kaempfen muessen. Ich sehe das allerdings sehr pragmatisch denn in der ersten Instanz wird LH die Zahlung ohnehin verweigern. Stell dich also auf eine laengerfristige Korrespondenz ein, vermutlich unter Zuhilfenahme eines Anwalts oder EU-Claim.

Sehe ich genau so.
Wenn bei LH immer alles gut oder auch nur befriedigend laufen würde, wäre ich der Letzte, der eine Kompensation einfordern würde.
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

kexbox

Erfahrenes Mitglied
04.02.2010
6.310
2.479
Neuss
www.drboese.de
Kürzlich meinte jemand zu mir Sinngemäß "das ist voll doof, weil das dann ja alle anderen Passagiere mit ihren Tickets bezahlen müssen"

Ich fand das dumm. Damals ist mir keiner zur Seite gesprungen, hat so argumentiert, wie hier ("lh ist kein netter Mensch...")


Ich würde claimen.
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

on_tour

Erfahrenes Mitglied
01.08.2010
8.588
1.217
... wenn ich einen Schaden habe, dann bin ich sauer, dann sinne ich auf Rache (und Entschädigung) und wenn ich nochmal drüber geschlafen habe, bin ich zwar noch immer sauer, aber denke dann schon an Aufwand und Nutzen. Manchmal geht es mir allerdings auch ums Prinzip.

Letzte Woche hat mir die Kombination LH/OS meinen Koffer total zerstört. Da LH den vorher schon mal wg. einem kleinen Schaden ersetzt hat, wars das halt. Dann ist jetzt ein neuer auf meine Rechnung drann.

In (geschäftlichen) Beziehungen gibt es ein Geben und ein Nehmen. Und da muss man auch mal fair bleiben -vor allem zu sich selbst-.
 
J

Jamie

Guest
Sei doch zufrieden mit den Entschädigungen, die du bereits bekommen hast :) Im Anschluß daran noch mehr zu fordern, könnte ich nicht mit meinem Gewissen vereinbaren. Und da du ja auch "liebe Mneschenzüge in dir hast" belass einfach alles dabei :)
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

Diogenes

Erfahrenes Mitglied
20.02.2011
618
0
STR/CAN/HKG/HGH/XMN
Bisher habe ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht. Sicherlich hätte es da auch bei mir schon Gelegenheiten gegeben, genutzt habe ich sie noch nie. Jedes Mal war die Airlines bemüht, mir zu helfen, meist hat es auch ganz gut geklappt. Damit war/bin ich zufrieden.
Ich glaube anders würde es bei mir aussehen, wenn man mich ärgert oder ich den Eindruck habe, daß man sich nicht wirklich bemüht.
Wo ich immer versucht bin was zu fordern, wenn Contact Air es morgens um 5:50 Uhr mal wieder nicht schafft die alte Kisten nach Zürich in die Luft zu kriegen.
Da muß ich sagen, da MÖCHTE ich auch mal weh tun, das Produkt spottet für mich irgendwie jeder Beschreibung. Ich hab kein Problem, wenns am Wetter, am Technical oder sonst ner Verzögerung liegt. HAM-STR kam abends auch mal gerne später, weil die Kiste aus (ich glaube) Palma sehr gerne mit Verspätung nach HAM kam. Gut, ist halt so.

Aber chronisch unzuverlässige Sachen, da müsste es mal weh tun.

Wobei ich die meisten unnötigen Verspätungen eben von chin. Domestic Flügen kenne: "Due to ATC reason". Oder man hat einen Großflughafen wie JJN, der überwiegend vom Militär genutzt wird und die Volksbefreiungsluftwaffe lässt sich mal eben einfallen ein paar Stunden Krieg zu üben. Dann steht man halt so lange irgendwo aufm Rollfeld rum.
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

EinerWieKeiner

Erfahrenes Mitglied
11.10.2009
5.805
369
Inhaltlich ist schon alles gesagt. Mit gesundem Menschenverstand betrachtet und leicht philosophisch angehaucht, stellt sich in diesen Situationen für mich immer die Frage, wie man sich unter Berücksichtigung seine Welt vorstellt.
Wenn du ( so tue ich es jedenfalls) eine möglichst heile, gerechte Welt vor Augen hast ( das schliesst nicht pfiffig sein aus!) , und du auch der meinung bist , dass auch Du dort gerecht behandelt werden willst, dürfte die Entscheidung klar sein.
Dass es in realiter natürlich anders ist und weder du noch ich irgendetwas de facto in ändern können ist klar. Ich hätte in deiner Situation es so belaufen lassen . Alles ist gut. In anderen habe ich nicht gescheut, die LH neulich zu verklagen, wo deren Schuld eindeutig war. Das ganze verlief von beiden Seite mit viel Anwalts-tamtam und hat den urspünglichen Schaden fast verzwanzigfacht. Da darf man durchaus hart sein.
 
  • Like
Reaktionen: cockpitvisit

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
4.814
2.056
FRA
Danke für die ausführliche Diskussion, ich habe jetzt meine Ruhe :) Ich bin zum Schluss gekommen, dass es absolut fair ist, die Entschädigung zu verlangen, werde es wohl über EUClaim tun:

1) Der Vorfall ist nicht einzeln, sondern im Kontext meiner gesamten Geschäftsbeziehung mit LH zu sehen. Da ist mir alleine im letzten Jahr durch Verschulden von LH mehr Schaden entstanden, als die EU-Entschädigung jetzt ausmachen würde. Auch hat LH gerne meine eigenen Fehler (Fehlbuchung/verpasste Flüge) genutzt, was selbstverstandlich OK ist, denn ich muss für meine Fehler selbst geradestehen. Es ist also nicht verkehrt, wenn sich das Glück mal wendet, selbst wenn die Entschädigung bezogen auf diesen konkreten Fall unangemessen hoch wäre.

2) Die Mitarbeiter waren zwar gemessen an eigenen Richtlinien großzügig, aber letzendlich habe ich nur bekommen, was mir sowieso zusteht. Ein späterer Ersatzflug zu einem Wunschtermin ist in der EU-Verordnung ausdrücklich vorgesehen, und ich finde es absolut fair.

3) Für jeden Award-Flug muss ich mehr Geld für den willkürlichen und total unfairen Kerosinzuschlag zahlen, als die Entschädigung, die mir jetzt zusteht. Das Argument, dass andere Leute es mit ihren Tickets bezahlen, zieht also nicht - denn ich habe ez schon mehrfach selbst bezahlt.
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
4.814
2.056
FRA
Warum hast du jetzt eigentlich eine Abstimmung darüber erstellt, wenn du dich am Ende doch gegen 3/4 der Abstimmenden entscheidest? :confused:

Weil mich die Argumente von flysurfer und skywalkerLAX am Ende mehr überzeugt haben, als das Abstimmungsergebnis - sorry! Ich habe nicht erwartet, dass hier eine so gute Diskussion entsteht, nur deshalb habe ich die Abstimmung eingerichtet.
 
  • Like
Reaktionen: kexbox

Timtim

Erfahrenes Mitglied
29.10.2009
1.414
4
STR
Ich hab den Post des OP jetzt nicht gelesen aber einfach mal mit "JA" abgestimmt. Sind ja schliesslich im VFT und die Frage war "Soll ich eine Entschädigung verlangen?" :D
 
  • Like
Reaktionen: skywalkerLAX

Timtim

Erfahrenes Mitglied
29.10.2009
1.414
4
STR
Das macht Sinn. :rolleyes: So werden ja inzwischen auch unsere Volksvertreter gewählt. Das Programm (das es ja eigentlich gar nicht gab) der Piraten hat vor der Berlinwahl bestimmt auch keiner gelesen, aber einfach mal für diese Horde gestimmt. :sick:

Ja das stimmt. und offenbar haben manche Leute zusammen mit ihrem Stimmzettel auch ihren Humor in die Wahlurne geworfen! :rolleyes: