Hypermobil = "Lost in space" oder Multilokal?

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hgmrp

Neues Mitglied
27.10.2009
24
0
Frankfurt
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Hallo Vielflieger,
um gleich zur Sache zu kommen:
ich bin zwar selbst (zur Zeit) kein Vielflieger, sondern hier gewissermassen aus "Forschungsgründen" gelandet. :sick:
Mich interessieren Eure Erfahrungen mit ständiger Flug-Mobilität, vor allem darüber, wie ständiges berufliches oder privates Unterwegs-Sein mit eigenen Ortsbindungen in Einklang gebracht wird (werden kann?). Dazu gibt es hier ja einiges an Beiträgen, meistens wird das Thema allerdings nur "gestreift".
Stichworte: Koordination zwischen "Hier" und "Zuhause", Dauerjetlag/Burnout, Kulturschock und Umstellung auf neue Orte, Nutzung von Kommunikationstechniken, Aufrechterhalten von Freundschaft/Beziehung/Familie/Netzwerke, mobiler Alltag/Leben im Transit.

Freue mich auf rege Beteiligung!
 

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rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
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München
Herzlich willkommen!

Sicherlich ein interessantes Thema, vielleicht schreibst Du bei Gelegenheit noch ein paar Zeilen zu Deinen "Forschungsgründen" - ist sicherlich für die weiteren Mitglieder interessant zu wissen.
 

hgmrp

Neues Mitglied
27.10.2009
24
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Frankfurt
Die "World Flight map" kursiert mehrfach im Internet (Here Are Things I Like...), das hier eingestellte Exemplar ist ein (verzerrtes) Werbe-jpg von eher schlechter Qualität, das über die Homepage der Herstellerfirma zugreifbar und als großformatiger Posterdruck beziehbar ist: Air Lines

Mir ist nicht klar, inwiefern ich damit Urheberrechte verletzte, in diesem Falle nehme ich das Bild wieder raus.
 

hgmrp

Neues Mitglied
27.10.2009
24
0
Frankfurt
Herzlich willkommen!


Ich arbeite im universitären Rahmen an einer sozialwissenschaftlichen Arbeit zum Thema Hochmobilität. Mir erscheint der Vielfliegertreff als ausgezeichnete Gelegenheit, Kontakte zu Vielfliegern zu knüpfen. Letzten Endes geht es mir darum, Personen als Interviewpartner zu gewinnen, um mehr über mobile Lebensstile in Erfahrung zu bringen. Ich hoffe, es stört sich niemand an dieser Form der aktiven "Feldforschung", der seriöse Umgang mit den hiesigen Einträgen versteht sich von selbst.
 
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paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
13
ARN / ZRH
Die "World Flight map" kursiert mehrfach im Internet (Here Are Things I Like...), das hier eingestellte Exemplar ist ein (verzerrtes) Werbe-jpg von eher schlechter Qualität, das über die Homepage der Herstellerfirma zugreifbar und als großformatiger Posterdruck beziehbar ist: Air Lines

Mir ist nicht klar, inwiefern ich damit Urheberrechte verletzte, in diesem Falle nehme ich das Bild wieder raus.


Passt schon!

Aaron Koblin - Flight Patterns
http://users.design.ucla.edu/~akoblin/work/faa/

Das ist derjenige, der die Bilder/Animas als Erster gemacht hat.
Das weiss interessanterweise kaum jemand und jeder kopiert sie munter - leider auch verschiedene Airlines und grössere Firmen, die sich eigentlich damit auseinandersetzen sollten.

Ich kenne ihn persönlich..darum nehme ich mich mal der Sache an ;)
Und ist ein tolles Projekt. was es wert ist, sich mal intensiver anzuschauen.
 
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paulraum

Erfahrenes Mitglied
08.04.2009
2.477
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ARN / ZRH

hgmrp

Neues Mitglied
27.10.2009
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Frankfurt
[QUOTE="hgmrp, post: 91719, member: 1157"]Hallo Vielflieger[/QUOTE]

Danke

Danke paulraum, ergibt einen schönen und bilderreichen Einstieg ins Thema. Um darauf zurückzukommen, werfe ich mal ein paar Zitate ins Gefecht:

"It is a myth that human beings today who travel the most and who are most mobile, experience home- and placelessness the strongest." (edward relph)
"Stimmt" das?

Und, um das hier etwas anzuwerfen, dazu zwei sehr ambivalente Beiträge zwischen "neue heimat flughafen" und "Verlorene Seelen", vielleicht findet sich ja jemand darin wieder:

(aus: Süddeutsche Zeitung 05.10.08, Buchbesprechung von Häntschel, J. (2001): Reise zum Mittelpunkt der Herde)
"Im Berufsleben treten vimmer mehr Job-Hoppers auf: höchst flexible und wechselfreudige Lebensunternehmer: Sie nehmen das, was ihnen Heimat, vertraute Umgebung bedeutet, einfach mit! Der 'globale Nomade', der überall zu Hause ist, hat sich zum Heldentypus der Gegenwart entwickelt, und mit ihm verändert sich die kollektive Vorstellung vom Wohnen." Auto, Schiff und Flugzeug werden zur ortsunabhängigen Heimat der mobilen Existenz. Transitorische Räume wie Business-Lounges auf Flughäfen werden zeitweilige Heimaten und Flugpläne stiften neuartige Nachbarschaften: "Bisher war Gemeindezugehörigkeit eine Frage des Wohnorts, heute ist es eine des Flugplans." (...oder auch: der richtigen Vernetzung)

(Aus: Heimat 4 You, Der Freitag, Ulrike Steglich, 13. Oktober 2006)
"Die modernen Nomaden - die es - mehr oder minder notgedrungen - geschafft haben, zahlen oft einen hohen Preis für ihre permanente Verfügbarkeit und Mobilität. Wo sich Bezugspunkte, Koordinatensysteme, Beziehungsgeflechte auflösen, nehmen Begriffe wie Zuhause oder Familie Luxuscharakter an. Partner sitzen in anderen Städten, man pendelt, man führt Wochenendbeziehungen. Die Sehnsucht gilt nicht nur Verschwundenem, sondern auch einem neuen Zuhause, das es nicht gibt. Man kann das Verlorenheit nennen." (...oder auch: Ortlosigkeit)
 
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MichaelFFM

Hertz-loses Mitglied
Teammitglied
:confused:

"Transitorische Räume wie Business-Lounges auf Flughäfen werden zeitweilige Heimaten..."
:doh::doh::doh: !

Das kann nur jemand geschrieben haben, der noch nie wirklich unterwegs war. Sind obige Zitate nicht ein bisschen zu dick aufgetragen ?
Muss man da so ein pseudo-intellektuelles Gequatsche um die gestiegene Mobilitaet machen ?

- beruflich Reisende gibt es schon seit Jahrhunderten
- warum ist da immer nur vom 'Jet-Set' die Rede, es gibt auch Menschen, die ihr halbes Berufsleben auf Montage sind - oder wie ist es denn zum Beispiel mit Berufskraftfahrern ?

Viele hier haben sich ihren Beruf einigermassen aussuchen koennen und wissen genau, was sie tun und worauf sie verzichten, wenn sie auf Reisen sind. Da gibt es im Regelfall auch kein grosses Gejammer, oder tauesche ich mich ?
 
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Maria

Erfahrenes Mitglied
12.08.2009
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VENUSBERG
Wo sich Bezugspunkte, Koordinatensysteme, Beziehungsgeflechte auflösen, nehmen Begriffe wie Zuhause oder Familie Luxuscharakter an. Partner sitzen in anderen Städten, man pendelt, man führt Wochenendbeziehungen. Die Sehnsucht gilt nicht nur Verschwundenem, sondern auch einem neuen Zuhause, das es nicht gibt. Man kann das Verlorenheit nennen.

Die Verlorenheit stellt sich weniger mit der räumlichen, als mit der emotionalen Entfernung ein - Gespräche von druchschnittlich acht Minuten mit dem anwesenden Partner geben davon Zeugnis. In der Platte - ob im Märkischen Viertel oder Shenzhen - oder im Licht-/Sichtbetonstudio werden örtliche und soziale Identitäten oft sogar ungleich schwerer hergestellt. Das soziale Koordinatensystem hat nur bedingt etwas mit dem räumlichen zu tun. Ausserdem kann ich mir vorstellen, dass "hypermobile" Lebensformen beim Grossteil der Betroffenen (entschuldige mich bei all meinen virtuellen Freunden :eek:) nur als "Interimsprojekte" von ca. 5-15 Jahren gelten können, da in diesen Intervallen oftmals Positions- oder Orientierungswechsel stattfinden.

Transitorische Räume

:D - sehr hübscher Begriff.

Überhaupt sehr schön, dass der "moderne Nomade" gerade wieder so gut im Geschäft ist. Und darüberhinaus der Raumbegriff - hüpfen wir mit jeder Pendelbewegung von einer Nussschale in die nächste? MichaelFFM hat wunderbare Beispiele für den seit und und jeh von Berufswegen beweglichen Menschen gegeben. Das Thema ist gewiss interessant und sehr abhängig von der methodischen Konstruktion der Interviewsituation. Bin gespannt und wünsche Dir viel Erfolg mit dem Projekt. :)
 

hgmrp

Neues Mitglied
27.10.2009
24
0
Frankfurt
Das kann nur jemand geschrieben haben, der noch nie wirklich unterwegs war.

Stimme Dir zu :cool: Interessant finde ich dabei aber, dass in dieser Weise UNGLAUBLICH viel über Vielflieger geschrieben wird, ohne das man sie selbst fragt. Es gibt da wohl einen Hang zur Mystifizierung. Die Darstellung (z.B. in der Presse) ist jedenfalls ziemlich verzerrt.

"...beruflich Reisende gibt es schon seit Jahrhunderten"
- aber Tempo und Frequenz sind heute deutlich höher, und die sind quasi vom pferdekarrenbespannten Fernhändler zu "Jobnomaden" (schlimmes Wort) geworden.

"...warum ist da immer nur vom 'Jet-Set' die Rede"
- weil der zum Alltag von Vielfliegern, die hier schreiben und reinschauen, gehört, nehme ich an..., mit allem was dazu gehört: Du bist zwar im Ausland "vor Ort", aber kennst die Gesellschaft eigentlich kaum. Du stehst in Kontakt mit Freunden, Familie usw. , aber bekommst Sie wenig zu Gesicht.

"Viele (...) wissen genau, was sie tun und worauf sie verzichten, wenn sie auf Reisen sind. Da gibt es im Regelfall auch kein grosses Gejammer"
Genau das finde ich fraglich, weil das Gejammer genau dann anfängt, wenn man nicht mehr auf bestimmte Sachen verzichten will. (Es sei denn, der Verzicht fällt leicht, weil er zur Gewohnheit geworden ist) Oder täusch ich mich da jetzt? Gibts da eine Verzichtsgrenze oder besser: Für wie lange macht (oder plant) man das Extremreisen eigentlich?
 

hgmrp

Neues Mitglied
27.10.2009
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Frankfurt
Die Verlorenheit stellt sich weniger mit der räumlichen

1 Für die "Nuss-Schale" gibts ja den schönen Begriff der "Verinselung" (der räumlichen Wahrnehmung)
2 Ups? Eine ausgemachte Soziologin? Was die Interview-Stituation angeht, ist der Plan, wie in jeder gut organisierten qualitativen Studie, sich dem Untersuchungs-Kontex anzupassen - und somit in diesem Falle selbst mobil zu werden. Ich würde mich also direkt an den Flughafen begeben, um die Leute quasi in Ihrem Element anzutreffen...
 
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