Alles was ihr geschrieben habt ist richtig.
Der Artikel liest auch eigentlich wie ein Werbeblatt für Intellektuelle und (vermeintliche) Entscheidungsträger.
Es werden aber auch ein paar Aspekte angesprochen, die durchaus ihre Richtigkeit haben und in denen ich durchaus Parallelen zu mir bekannten (erfolgreichen) Unternehmen sehe.
Die Einbindung der Mitarbeiter auf jeder Ebene ist in der Tat sehr wichtig. Hierdurch, zumindest in Diskussionsprozessen über die Selbstwahrnehmung, Parallelstrukturen aufzubauen, ist ein sehr sinniger und nachhaltiger Gegenpol zur angelsächsischen Mentalität, nur auf den nächsten Quartalsbericht und den ShareHolderValue zu achten.
An gewissen Stellen Stärken zu betonen, zu fördern und kostenträchtig in den Vordergrund zu rücken und gleichzeitig im Backend u.U. lowtech zu nutzen, ist ein mir durchaus bekanntes Prinzip, welches sehr gut funktioniert. So die lowtech-Lösung eine sichere, routinierte, immer noch schnelle und dabei dennoch flexible Arbeitsweise erlaubt, ist diese einem personalverringertem, instabilen aber teurem System mitunter vorzuziehen.
Ebenso bringt es Vorteile, wenn man im Background evolutionär agiert. Kurze Steps sind kleiner und lassen sich mit weniger Personal schneller in den Alltag integrieren als große Sprünge.
Auch das Denken, dass es vielleicht neue Entwicklungen geben kann, ohne gleich alles auf ein Pferd zu setzen, kann sich im Kontext einer vernünftigen, langfristig engagierten Eignerschaft durchaus als sinnvoll wie ertragsträchtig und nachhaltig erweisen. Hier wird sehr gerne im angelsächsischem Raum überreagiert. Nicht nur im Sinne der (Quartals-)Zahlen, sondern auch im Sinne einer gesamtheitlichen, längerfristigen Strategie.
Es ist aber auch richtig, dass der Kurzstrecken-, der Feeder-Part vieler konkurrierender Airlines die Kosten dieser im Vergleich in die Höhe treibt.
Das ändert aber nichts an den "weichen" Faktoren. Und hier kann mit geschickter Wahl der Software, der richtigen und qualifizierten Ausbildung und Behandlung des eigenen Personals viel getan werden um den Kunden ein subjektiv besseres/zufriedenstellendes Produkt anzubieten.
Ein kurzes negativ-Bsp auf LH MUC-LAX vor ein paar Wochen:
Wir fliegen in einer größeren (nicht touristischen) Gruppe gemeinschaftlich in die USA. Die organisierende Firma ist durchaus ein Großkunde bei LH, diverse Mitglieder der "Reise", in der Buchung Inbegriffene, sind registrierte Statuskunden (*S wie *G, für alle Buchung "Retour in Z Fullfare Flexible"). Diese Gruppe wurde bewusst in 3 zusammenhängende Reihen eingebucht, welche einen kompakten Block in der Business des A340-600 ergibt.
Mit einer Ausnahme:
In Anbetracht dieser Gruppe (mir durchaus bekannt) und des Fluges MUC-LAX (Nacht - eh keine Sicht aus dem Fenster) habe ich mir bewusst einen der beiden innenliegenden Gangplätze reserviert. Und genau der Platz neben mir wurde erst beim Check-In, warum auch immer, aufgefüllt.
Dies geschah durch einen Kunden, der zumindest der betreuenden Kabinenkraft gemäß, ein sehr bekannter DJ war (keine Ahnung wer er war, obwohl ich durchaus diese Szene versuche zu verfolgen - aber auch egal). Dieser DJ war also "die" eine Person, die in einem 18'er Block, noch dazu mitten drin, nicht dazugehörte.
Wie es kommen musste, haben wir den Beginn unseres Tripps genossen und haben sämtliche Bestände eines gewissen alkoholischen Getränks geleert, die dieser LH A346 an Board hatte (alle Klassen inbegriffen) - noch vor Island (zur Aufklärung: Dieser Flug hatte genau vier Flaschen Bailey's an Board).
Diese tolle FB hat dann dem tollen DJ auf seine Nachfrage hin nach erwähntem Getränk in einer Lautstärke mitgeteilt, dass die anderen Herren "sämtliche Bestände des Fliegers leergesoffen" hätten, die derart laut war, dass mindestens fünf von uns 17 dies mitbekommen haben.
Ja, wir haben uns unterhalten und hatten eine nette Zeit - aber haben definitiv keine "Party" gefeiert. Wir waren ruhig, haben geredet und uns nicht aus unserem Block heraus bewegt.
Der Herr Super-DJ war komplett in seinen Ohrstöpseln versenkt und mit der Organisation seiner diversen nächsten Sets und Neuzugänge beschäftigt ((ich weiß, mann schaut nicht auf fremde Bildschirme) so wie er in Serato mit Files experimentiert hat (was mir bekannt ist), ist kein anderer Schluss möglich), dass wir ihn definitiv nicht vom Schlafen abgehalten haben.
Dieser Text des FBs hat dann natürlich dazu geführt, dass wir kurz vor der Landung die Fragebögen ausgefüllt haben:
Den drei anderen FBs war die Konstellation recht bald klar (oder sie haben die PAX-Liste mal genauer betrachtet), sie haben sich drauf eingestellt, ihren Ruherhythmus angepasst, sie haben einen perfekten Service durchgeführt und haben sich auf die Situation eingestellt (auch so simple Sachen wie "Besprechung über den zum Hauptgang zu bestellenden Wein über den Gang hinweg" abgewartet).
Ergo war der Text des einen weiblichen FBs eine Bekundung des Missfallens uns gegenüber. Und dieses Verhalten ist IMHO komplett unmöglich und verbietet sich.
Nachdem 17 Leute im Kollektiv ein brauchbares Namengedächtnis haben, haben nun also drei FBs eine tolle Bewertung bekommen und eine eine sehr schlechte.
Im Kontext einer derartigen Buchung (17x MUC-LAX-MUC in C), der vorliegenden Datenlage vorhergehender Buchungen und der Firmenhistorie, hätte LH hier schon besser drauf reagieren/sich darauf einstellen können.
Und an diese Stelle kann ich mir sehr gut vorstellen, dass SIA anders agiert hätte - nicht unbedingt kostengünstiger (was will man dem LH-Z-Servie gegenüber auf longhaule noch wirklich sparen???). Sie dürften IMHO kundenspezifischer agiert haben. Und dies ist dann schon einiges wert ....
Langer, banaler und für viele ein verstörender, vielleicht Mitleid haschender Text - nun ein Ende, dass vielleicht einiges erklärt:
Die buchende Firma ist, wie schon geschrieben, ein Großkunde bei LH, und hat genau diese Reise inkl. Gästen auf genau diesen Flügen in den letzten 6 Jahren schon organisiert.
Sämtliche Mitreisende sind M&M-Teilnehmer.
Und hier ist nun wieder der Zirkelschluss zu SIA zu ziehen:
Die offensichtliche Komplexität der LH-Mechanismen und dabei gleichzeitig vorhandenen Restriktionen scheint LH einen perfekten Service zu verbieten.
Die Gruppe hatte letztes Jahr fast die selbe Mitgliederliste, der Baily's hat nur knapp überlebt, die Teilnehmer waren schon bekannt und haben sich nicht anders verhalten und und und ....
Ach übrigens: Die Firma bucht schon von Anfang an über das selbe Büro ....
Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass SIA in diesem Fall, im 6. Jahr, anders reagiert hätte.
Sollte nun jemand mit Datenschutz-Argumenten kommen, muss ich diese negieren, da jeder der beteiligten eh M&M-Teilnehmer ist und im Rahmen der Flüge seine Persönlichkeitsrechte mehr oder weniger freiwillig aufgegeben hat.