FR: Ermittlungen wegen Ryanair Verträgen

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hansiflyer

Erfahrenes Mitglied
10.12.2012
2.183
4
BER
Spannend ist diese Passage:

" "Man wird nur bezahlt, wenn man fliegt. Man bekommt einen Dienstplan vorgegeben, und wenn man es aus irgendeinem Grund nicht schafft, einen Dienst wahrzunehmen, wenn man zum Beispiel krank ist, dann bekommt man diese Stunden auch nicht bezahlt. Deshalb überlegt man sich dreimal, ob man sich krank meldet oder nicht", schildert der Ex-Ryanair-Pilot Fengler."

Wo Piloten aus finanziellen Gründen krank ins Cockpit steigen geht sicherheitsmäßig so viel schief, dass es sich allein aus Eigeninteresse verbietet dort einzusteigen. Mal davon abgesehen, dass ich den Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen nicht unterstützen will.
 

NCC1701DATA

WM-Tippgott 2010
07.03.2009
6.183
5
Duisburg
Mal davon abgesehen, dass ich den Abbau von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen nicht unterstützen will.

Das sehen aber die meisten Sonntagsredner anders: Ryanair ist toll, denn Geiz ist geil - Hauptsache im eigenen Portemonnaie stimmt die Bilanz. Oder anders: Der Verbraucher stimmt mit den Füssen darüber ab, ob es sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gibt oder eben nicht. Genauso stimmt ein jeder mit seinem persönlichen Konsumverhalten in anderen Lebensbereichen wie z.B. beim Fleischkonsum, Textilien und bei schwarzbeschäftigtem/r Handwerker und Putzfrau. Zu erkennen, dass das klassische Sparbrötchen dabei am eigenen Ast sägt, wird dann gerne verdrängt oder ist - schlimmer noch - gleich ganz zu intellektuell.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.148
464
Der Verbraucher stimmt mit den Füssen darüber ab, ob es sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze gibt oder eben nicht...

Wie Du an anderer Stelle schon sagtest: Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Vielleicht haben die Verbraucher die Nase voll von der überbordenden staatlichen Fürsorge, bei der die Umarmung schon längst zur Strangulierung degeneriert ist. Vielleicht würden die Verbraucher als Angestellte durchaus auch bei sich selbst gerne Abstriche bei der sozialen Rundumversorgung machen (wenn sie dürften), wenn ihnen dafür mehr vom selbst erwirtschafteten bleibt und sie damit selbst Vorsorge treffen können, für die Risiken, die sie selbst als essentiell ansehen. Siehe auch meine Signatur.
 
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hansiflyer

Erfahrenes Mitglied
10.12.2012
2.183
4
BER
So tragisch es ist, aber wo ist noch mal neulich ein Pilot trotz Krankschreibung in's Cockpit gestiegen? Das war nicht bei FR.

Übt Lufthansa direkt oder indirekt über die Lohntüte Druck auf kranke Piloten aus zu arbeiten obwohl sie sich nicht fit to fly fühlen? Sind LH-Piloten auch außerhalb der Sozialversicherung unterwegs?

Der Fall 4U war blöd gelaufen, was FR macht ist systematisch riskant.
 

usarage

Erfahrenes Mitglied
12.03.2012
3.179
0
FRA
Wie Du an anderer Stelle schon sagtest: Vielleicht liegt die Wahrheit in der Mitte. Vielleicht haben die Verbraucher die Nase voll von der überbordenden staatlichen Fürsorge, bei der die Umarmung schon längst zur Strangulierung degeneriert ist. Vielleicht würden die Verbraucher als Angestellte durchaus auch bei sich selbst gerne Abstriche bei der sozialen Rundumversorgung machen (wenn sie dürften), wenn ihnen dafür mehr vom selbst erwirtschafteten bleibt und sie damit selbst Vorsorge treffen können, für die Risiken, die sie selbst als essentiell ansehen. Siehe auch meine Signatur.

"Die Risiken, die sie selbst as essentiell ansehen" - leider sind das meist nicht die Risiken, die a) relativ gesehen häufig sind und b) finanziell selber nicht zu stemmen sind. Und genau diese Kosten bleiben dann doch wieder an der Allgemeinheit hängen, wenn die Bahndlungskosten etc. leider das eigene Ersparte nach schon einem bis zwei Tagen im Krankenhaus aufgebraucht haben.
Dann doch lieber eine Zwangsversicherung, die diese Kosten deckt und jeden Versicherten dafür gleichermassen einstehen lässt.
 

tarantula

Erfahrenes Mitglied
02.02.2011
2.369
1.419
Löhne
Spannend ist diese Passage:

" "Man wird nur bezahlt, wenn man fliegt. Man bekommt einen Dienstplan vorgegeben, und wenn man es aus irgendeinem Grund nicht schafft, einen Dienst wahrzunehmen, wenn man zum Beispiel krank ist, dann bekommt man diese Stunden auch nicht bezahlt. Deshalb überlegt man sich dreimal, ob man sich krank meldet oder nicht", schildert der Ex-Ryanair-Pilot Fengler."

Wenn das wirklich so stimmen sollte, dann ist der irische Billigflieger für mich endgültig als möglicher Kunde Geschichte.
Sympathien hatte ich bisher schon nicht für deren Geschäftsmodel und ich konnte immer noch einen Bogen um deren Angebote machen, aber damit können sie so billig sein wie sie wollen, mich sehen sie als Kunden garantiert nicht.

Aber 90 Millionen Kunden sehen das sicherlich anders und so wird Ryanair sicherlich weiterhin gute Geschäfte machen können.
 
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thorfdbg

Erfahrenes Mitglied
14.10.2010
3.249
400
So tragisch es ist, aber wo ist noch mal neulich ein Pilot trotz Krankschreibung in's Cockpit gestiegen? Das war nicht bei FR.

Nö, aber der ist auch nicht deswegen eingestiegen und geflogen, weil er fürchtete, bei Nichterscheinen nicht mehr die Rate für's Häuschen bedienen zu können...
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.148
464
"Die Risiken, die sie selbst as essentiell ansehen" - leider sind das meist nicht die Risiken, die a) relativ gesehen häufig sind und b) finanziell selber nicht zu stemmen sind. Und genau diese Kosten bleiben dann doch wieder an der Allgemeinheit hängen, wenn die Bahndlungskosten etc. leider das eigene Ersparte nach schon einem bis zwei Tagen im Krankenhaus aufgebraucht haben.
Dann doch lieber eine Zwangsversicherung, die diese Kosten deckt und jeden Versicherten dafür gleichermassen einstehen lässt.

Ja, da ist schon 'was d'ran. Das würde aber nur eine Versicherungspflicht rechtfertigen, nicht jedoch eine Pflichtversicherung. Daß sich jeder verpflichtend gegen Elementarrisiken versichern soll/muß, das kann man ja noch nachvollziehen und befürworten. Das sollte aber in der Versicherung seiner Wahl geschehen, und bei einer Versicherung, die nach kaufmännischen Grundsätzen kalkuliert, und nicht in einem gewollt intransparenten Verschiebe-Bahnhof, in dem nach politischen Opportunitäten herumgerührt wird.
 

olibr

Erfahrenes Mitglied
17.04.2014
516
5
87665 Mauerstetten
Aber 90 Millionen Kunden sehen das sicherlich anders und so wird Ryanair sicherlich weiterhin gute Geschäfte machen können.

Die meisten Kunden wissen doch gar nicht was hinter den Kulissen von Ryanair abgeht. Zum Glück für die Airline. Vermutlich würde es mit der Airline sonst anders aussehen. .
Da wären die Medien in der Pflicht die Kunden etwas aufzuklären, damit die Richtig Druck bekommen und etwas ändern müssen.
 
F

feb

Guest
So tragisch es ist, aber wo ist noch mal neulich ein Pilot trotz Krankschreibung in's Cockpit gestiegen? Das war nicht bei FR.

Übt Lufthansa direkt oder indirekt über die Lohntüte Druck auf kranke Piloten aus zu arbeiten obwohl sie sich nicht fit to fly fühlen? Sind LH-Piloten auch außerhalb der Sozialversicherung unterwegs?

Der Fall 4U war blöd gelaufen, was FR macht ist systematisch riskant.

Oder vielleicht besteht der von Dir postulierte systematische Zusammenhang schlicht nicht! :idea:

@ GoldenEye:Du stellst die Thematik auf den Kopf. Exakt umgekehrt ist es.

Gut bezahlte, hochqualifizierte Piloten will ich haben - und erkenne, dass ich gleichwohl dem psychisch erkrankten, suizidalen Piloten ausgeliefert bin.

Unterbezahlte Piloten, die sich "not fit for flying" ins Cockpit schleppen, weil sie um ihren Kontostand fürchten müssen, will ich NICHT haben - die Problematik mit dem psychisch erkrankten, suizidalen Piloten habe ich freilich dort ebenfalls.

Selten habe ich eine schlechtere Argumentation von dir gesehen, werter GoldenEye.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.148
464
@ GoldenEye:Du stellst die Thematik auf den Kopf. Exakt umgekehrt ist es.

Gut bezahlte, hochqualifizierte Piloten will ich haben - und erkenne, dass ich gleichwohl dem psychisch erkrankten, suizidalen Piloten ausgeliefert bin.

Unterbezahlte Piloten, die sich "not fit for flying" ins Cockpit schleppen, weil sie um ihren Kontostand fürchten müssen, will ich NICHT haben - die Problematik mit dem psychisch erkrankten, suizidalen Piloten habe ich freilich dort ebenfalls.

Selten habe ich eine schlechtere Argumentation von dir gesehen, werter GoldenEye.

feb, wir sind uns ja beide absolut darin einig, dass wir nicht wollen, dass sich jemand krank in's Cockpit schleppt, der nicht fit dafuer ist.
Worin wir uns unterscheiden, ist die Frage, ob ein kausaler Zusammenhang besteht zwischen der juristischen Konstruktion, die in dem Artikel beschrieben wurde, und einem Piloten, der sich krank zur Arbeit schleppt.
Betrachten wir die beiden Themen nacheinander:
1) Ryanair.
Die Frage ist, hat Ryanair hier zulaessige Gestaltungsmoeglichkeiten genutzt, oder (moeglicherweise vorsaetzlich?) gegen bestehende Gesetze verstossen? Das werden wohl die Gerichte entscheiden muessen. Und ich komme mir fast schon vor wie feb, wenn ich sage: Ich habe hier volles Vertrauen in das deutsche Rechtssystem, dass die Gerichte das zuverlaessig tun werden. Deswegen verbieten sich auch Vorverurteilungen. Allerdings muss ich hinzufuegen: Lieber waere mir, wenn Gesetze so eindeutig formuliert waeren, dass es gar nicht erst so weit kommen muesste.
Dreh- und Angelpunkt scheint hier die Frage zu sein, dass nicht eindeutig klar zu sein scheint, ob die Sozialversicherungspflicht am Sitz des Unternehmens oder am Ort der Leistungserbringung ansetzt. Wohl vor allem deshalb, weil man sich zu bismarck'scher Zeit nicht vorstellen konnte, dass beides nicht zwingend identisch sein muss.
Im Zeitalter der Globabalisierung stellt sich diese Frage wohl in vielen Branchen, da ist die Airline-Branche vergleichsweise nur eine Randnotiz.
Aber vielleicht wissen andere mehr ueber diese Thematik.
2) fit for flying?
Wenn ich mich nicht taeusche, variiert wohl auch beim fest angestellten Piloten die Bezahlung mit dem Einsatz. Zwar nicht im gleichen Ausmass, aber Zulagen, Pauschalen etc. haengen doch auch hier vom Flugeinsatz ab.
Darueber hinaus gibt es ja - man verfolge nur die aktuelle Presse - durchaus Leute mit noch hoeheren Einkommen als Piloten, die Geldsorgen haben. Konsequent waere es dann, nicht nach dem Vertrag zu fragen, sondern ueberhaupt nach den finanziellen (und sonstigen!) Verhaeltnissen des Piloten.
zu hohe Schulden? Flugverbot!
Frau hat ihn verlassen? Flugverbot!
Vater gestorben? Flugverbot!
zu oft im Spielcasino? Flugverbot!
usw..

3) zur Thematik insgesamt
Ich kenne persoenlich Leute ausserhalb Europas, die halten eine Krankenversicherung fuer ueberfluessig (fuer sich selbst, nicht fuer die Gesellschaft. Und nicht etwa deswegen, weil sie reich waeren). Mein Standpunkt ist da zwar anders, wie bereits oben erwaehnt halte ich eine Versicherungspflicht fuer solche Elementarrisiken fuer richtig (auch wenn wir in Europa da gelegentlich ueber's Ziel hinausschiessen), aber ich muss auch zur Kenntnis nehmen, dass es andere gibt, die das anders sehen, und die genauso ein Recht auf ihre Sichtweise haben, wie ich auf meine. Was ich damit sagen will: Es ist keineswegs nur poehse Gewinnmaximierung der poehsen Konzerne, die hier am Werk ist, sondern auch oftmals die Arbeitnehmer selbst, die das so sehen, und deren Sichtweise genauso gut oder genauso schlecht sein kann wie unsere eigene.
 

GoldenEye

Erfahrenes Mitglied
30.06.2012
13.148
464
Ich bin der Meinung, dass eine Sichtweise auch einfach falsch sein kann.

Ich auch. Aber ich nehme zur Kenntnis, dass es sie gibt.
Und versuche den mit der "falschen" Meinung mit guten Argumenten zu ueberzeugen. Aber ich bin nicht der Ansicht, dass der andere auch ohne Dikussion meine Meinung haben muss, weil es ja klar sei, dass nur meine richtig ist.