Vielfliegertreff / Flyertalk <> Lufthansa Interview zu Irregs / Flugunregelmäßigkeiten

ANZEIGE

rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
27.524
4.501
München
ANZEIGE
Vielfliegertreff / Flyertalk <> Lufthansa Interview zu Irregs / Flugunregelmäßigkeiten

Verspätete oder annullierte Flüge – egal ob wegen eines Streiks oder wegen schlechtem Wetter, es ist für Reisende eines der größten Ärgernisse. Nicht nur im Vielfliegertreff oder auf Flyertalk, auch in den Medien sind regelmäßig Erlebnisse von Passagieren zu lesen, bei denen eine Flugunregelmäßigkeit zu einer Odyssee inklusive Buchbinder Wanninger Syndrom wird.

Oliver M. (www.flyertalk.com) und Ralf S. (www.vielfliegertreff.de) haben den Winteranfang 2013/2014 zum Anlass genommen, mit Ulrich Richter und Maike Tron zu sprechen, die sich bei Lufthansa um die Prozesse rund um Flugunregelmäßigkeiten kümmern.


Nehmen wir an, mein Flug ist gestrichen – welche Optionen habe ich, um mich umbuchen zu lassen? Gerade bei größeren Ereignissen wie schlechtem Wetter oder Streik sind Telefon-Hotline als auch Ticketschalter am Flughafen vielfach überlastet.
Neben den klassischen Umbuchungsmöglichkeiten am Ticketschalter als auch über unsere telefonischen Service Center haben wir in der letzten Zeit unsere Self-Service-Optionen auch in Hinblick auf Flugunregelmäßigkeiten weiter ausgebaut.

Wenn eine Flugunregelmäßigkeit feststeht, wird diese mittlerweile auf lufthansa.com angezeigt, wenn man seine Buchung über die Funktion "Meine Buchungen" aufruft. Bei einfachen Verbindungen (also in der Regel Direktflügen) gibt es die Möglichkeit, bei einer Flugunregelmäßigkeit direkt im Online Check-In im Rahmen der dort gegebenen Verfügbarkeiten den Flug umzubuchen und auch direkt für den alternativen Flug einzuchecken.

Über unsere Service Center bzw. am Ticketschalter gibt es natürlich noch eine größere Zahl an Alternativoptionen für eine Umbuchung, aber in vielen Fällen – vor allem auf der Kurzstrecke – ist die Möglichkeit der Online-Umbuchung sicherlich eine gute Alternative.

Für gestrichene innerdeutsche Flüge haben wir zudem die Möglichkeit geschaffen, das Flugticket online zu einer Bahnfahrkarte umzuwandeln, die man entweder herunterladen und ausdrucken kann, oder sich auch als mobile Version auf sein Smartphone schicken lassen kann. Man muss mittlerweile also nicht mehr zwingend zum Flughafen gehen, um sich einen Bahnvoucher aushändigen zu lassen.

Welche Optionen habe ich im Fall von Flugunregelmäßigkeiten bei Germanwings, die ja mit einem anderen Reservierungssystem arbeiten?
Bei Germanwings müssen wir unterschieden, mit welchem Tickettyp der Passagier unterwegs ist und wo er sich befindet. Am Flughafen wenden sich Passagiere an den Germanwings Ticketschalter. Dort können sowohl Passagiere mit wie auch ohne Ticket umbuchen.

Die Germanwings Hotline können ebenfalls Gäste mit und ohne Ticket auf einen anderen Flug umbuchen.

Die dritte Möglichkeit ist die Online Umbuchungsfunktion, die bei schweren Störungen auf germanwings.com verfügbar ist. Hier können ticketless Gäste auf einen anderen Germanwings Flug umbuchen.

Sollte eine Umbuchung auf einen anderen Germanwings-Flug keine passende Lösung sein, so hat Germanwings Möglichkeiten, auf das Lufthansa-Reservierungssystem zurückzugreifen und dort alternative Flüge einzubuchen – wobei der Gast dann am Lufthansa-Ticketschalter noch das entsprechende Ticket ausstellen lassen muss.

Sofern eine Umbuchung auf einen alternativen Germanwings-Flug oder einen alternativen Flug innerhalb der Lufthansa-Group nicht möglich ist, hat Germanwings mittlerweile auch Vereinbarungen mit einzelnen Fremdairlines, für die in einem solchen Fall dann ein sogenanntes FIM (Flight Interruption Manifest) als Ersatzticket an der Flughafenstation ausgestellt werden kann.

Umgekehrt: Kann Lufthansa mittlerweile auch auf Germanwings umbuchen?
Es gibt seit einiger Zeit eine gegenseitige Vereinbarung in beide Richtungen so dass auch von Lufthansa auf Germanwings umgebucht werden kann.

Woher kommt die scheinbar noch sehr unterschiedliche Handhabung von Flugunregelmäßigkeiten innerhalb der Lufthansa Group? Umbuchungen bei SWISS nach einer Flugstreichung, auch auf Fremdairlines, sind laut diverser Erfahrungsberichte ohne Probleme telefonisch möglich – bei Lufthansa hingegen nicht.
Grundsätzlich haben alle Airlines innerhalb der Lufthansa-Group (LH, OS, LX, SN) mittlerweile eine einheitliche Regelung, wie Umbuchungen im Fall von Flugunregelmäßigkeiten gehandhabt werden sollen. Es gibt hier eine klare Liste, in welcher Reihenfolge die Alternativen zu prüfen sind – an erster Stelle steht eine Umbuchung auf einen alternativen Flug des eigentlich gebuchten Carriers, gefolgt von den Airlines der Lufthansa-Group. Sollte dies situationsbezogen keine ergeben, sind als nächstes unsere Partner innerhalb der Star Alliance in Erwägung zu ziehen, bevor als letzte Alternative dann sämtliche Fremdairlines außerhalb unseres Allianzverbundes in Betracht kommen.

Vor diesem Hintergrund sollten Passagiere bei Lufthansa eigentlich einen vergleichbaren Service im Fall einer Umbuchung bekommen, wie bei Swiss.

Gerade im Fall einer Flugstreichung gehört die Alternativbeförderung auf einer Fremdairline klar zu der Liste, sofern es innerhalb der Lufthansa-Group keine gangbaren Alternativen gibt. Dies gilt auch für unsere telefonischen Service Center.

Dabei ist allerdings unbedingt zu differenzieren, ob es sich um eine Flugunregelmäßigkeit innerhalb von 24 Stunden vor Abflug handelt, oder um eine etwas längerfristige Flugunregelmäßigkeit mehr als 24 Stunden vor Abflug. Die etablierten Branchenstandards erfordern bei Flugunregelmäßigkeiten von mehr als 24 Stunden vor Abflug das Einverständnis der Fremdairline – hier ist in der Regel zunächst ein sogenanntes "Reprotection Agreement" zwischen den Airlines auszuhandeln. Hier ist in vielen Fällen eine Umbuchung auf Fremdairlines gerade auch außerhalb der Star Alliance nicht ohne Weiteres möglich.

Die Kundenerfahrungen scheinen dennoch anders gelagert zu sein – selbst treue Statuskunden bezeichnen die Hotline teilweise als "nutzlos".
Dass wir die Handhabung von Flugunregelmäßigkeiten verbessern müssen, haben wir bereits vor einiger Zeit erkannt und viele Initiativen ergriffen, um uns hier zu verbessern. Neben den bereits genannten Möglichkeiten im Self-Service-Bereich haben wir z.B. auch eine Empowerment-Initiative für die HON Hotline ergriffen, die den Agenten am Telefon ein lösungsorientierteres Arbeiten ermöglicht, damit etwaige Probleme direkt auch beim Erstkontakt zur Zufriedenheit des Passagiers gelöst werden können.

Wie sieht es mit Prämienflügen aus? Vielflieger haben vielfach den Eindruck, dass sich die Hotline oft querstellt und in der Praxis nur am Flughafen eine Umbuchung möglich ist. Problem ist hier vielfach, dass die Hotline nur Flüge mit verfügbaren Prämienplätzen als Alternative anbietet, was kurzfristig vielfach nicht mehr gegeben ist.
Grundsätzlich soll das telefonische Service-Center die selben Kompetenzen haben, wie die Mitarbeiter an den Stationen. Die Regelung für Umbuchungen im Fall von Flugunregelmäßigkeiten ist, dass innerhalb der selben Reiseklasse – losgelöst von der Buchungsklasse – umgebucht werden darf. Dies gilt grundsätzlich auch für Prämientickets. Warum Prämientickets hier solche Probleme verursachen, ist für uns nicht nachvollziehbar – außer eventuell bei Kunden ohne Status, die ggf. aufgrund der Arbeitsteilung zwischen Lufthansa und Miles&More hier an der falschen Stelle landen. Wir werden diesen Punkt aufgreifen und intern nachbriefen, da unser eigener Anspruch auch im Fall eines Prämientickets genauso wie bei einem regulär bezahlten Tickets ist, nämlich dem Kunden eine gangbare Alternative zu bieten.

Einzelne Erfahrungsberichte zu Umbuchungen auf Fremdairlines gibt es bereits – allerdings wurde man für die Ticketumschreibung dann an den Ticketschalter am Flughafen verwiesen. Warum kann die Hotline nicht auch das Ticket umschreiben, damit man dann auch direkt online einchecken kann und sich die Rennerei am Flughafen sparen kann?
Grundsätzlich ist eine Umbuchung ein zweistufiger Prozess. Dieser besteht aus der Reservierung der neuen Flüge und dann der eigentlichen Ticketausstellung bzw. -Umschreibung. Das "Service Center" schickt den Vorgang intern an unser "Fulfillment Center", das dann die Ticketingfunktionen übernimmt.

Gerade bei großen Flugunregelmäßigkeiten geraten wir dort an Kapazitätsgrenzen. Wir arbeiten derzeit an einer verbesserten Automation zur Ticketausstellung und Ticketumschreibung, für die in 15 ausgewählten Märkten auch bereits der Probebetrieb für Ticketneuausstellungen am Laufen ist. Wir möchten diese ab ca. Mitte 2014 ausrollen, was dann die passende Grundlage schafft, noch mehr Tickets auch unmittelbar umschreiben zu lassen.

Warum werden Verspätungen, die schon absehbar sind, bei Lufthansa vielfach erst nach der geplanten Abflugszeit bekannt gegeben? Statuskunden würden vielfach lieber in der Lounge warten, als sich am Gate die Beine in den Bauch zu stehen.
Als erstes müssen wir den Grund für die Verspätung betrachten. Wir unterscheiden zwischen Slot Delays, Technical Delays und Rotation Delays und anderen– die wir in der Regel ab einer Verspätung größer 30 Minuten kommunizieren, wie z.B. auch per SMS und EMail.

Slot Delays sind für uns vielfach unberechenbar. Wir versuchen hier, die Maschinen trotz erwarteter Verspätungen abflugbereit zu haben, damit der Kapitän die Slotfreigabe beantragen und ggf. noch eine Verbesserung der Slotzeit erreichen kann. Dies ist erst dann möglich, wenn alle Passagiere an Bord sind.

Ähnlich ist es bei Rotation Delays – gerade an den Hubs haben wir Hebel, um die Verspätungen im Umlauf zu reduzieren oder abzufedern. Für die Außenstationen bemühen wir uns jedoch, die Rotation Delays auch zu hinterlegen und zu kommunizieren.

Bei Technical Delays ist das Zeitfenster bis zur Behebung des Problems anfangs oft ungewiss. Wir gehen aber immer mehr dazu über, zumindest das Zeitfenster, bis wann die Technik eine Information geben kann, in den Systemen als Verspätung zu kommunizieren.

Den Wunsch, auch kürzere Verspätungen zu kommunizieren, nehmen wir als Idee aber gerne auf.

Die Information per SMS über Verspätungen – sofern diese im System hinterlegt sind – scheint mittlerweile ja bereits gut etabliert zu sein. In dem Text wird man aber aufgefordert, zur ursprünglich geplanten Zeit am Flughafen zu erschein. Warum kann ich bei einer feststehenden Verspätung nicht etwas später zum Flughafen kommen?
Den Text haben wir bereits geändert, dass der Passagier rechtzeitig am Flughafen erscheinen soll – wenn man nur mit Handgepäck reist, kann man also durchaus etwas an Flexibilität gewinnen.

Für den Check-In am Flughafen wie auch online oder mobil bleibt die ursprüngliche Check-In-Zeit allerdings weiterhin bestehen. An Außenstationen haben wir bei Handling Agents grundsätzlichfeste Servicezeiten, und die einzelnen Mitarbeiter müssen danach die Gäste einer anderen Fluggesellschaft bedienen.
Den Wunsch einer Option für späteren Check-In im Fall von Verspätungen werden wir intern allerdings gerne nochmal prüfen.

In welchen Situationen kann ich bei einem verspäteten Zubringerflug mit einem Direkttransfer rechnen, damit ich meinen Anschluss noch erreiche?
Für unsere Direkttransfers (HON Direct Service bzw. Ramp Direct Service) müssen wir mit limitierten Ressourcen arbeiten, die wir je nach Bedarf verteilen müssen. Eine feste Aussage, wann man mit einem Direkttransfer rechnen kann oder nicht, ist somit nur schwer zu treffen.

Grundsätzlich haben wir beim HON Direct Service eine Erfüllungsquote on 99%. Das bedeutet, dass im Prinzip jeder HON seinen Anschlussflug noch erreicht, sofern die Umsteigezeit in das Fenster zwischen 20 und 45 Minuten absinkt. In den sehr seltenen Fällen, bei denen es hier zu Engpässen kommt, haben HONs mit Interkont-Anschlüssen in der Regel dann Priorität gegenüber HONs auf Kont-Anschlüssen, bei denen es mit geringem Zeitabstand noch alternative Verbindungen gibt.

Beim regulären Ramp Direct Service ist es letztlich ähnlich, Auslöser ist ein Unterschreiten der Mindestumsteigezeit, wobei die Passagiere hierfür nach einer Vielzahl von Kriterien ausgewählt werden. Neben einer Bewertung der Chance, den Anschlussflug noch zu erreichen, spielt die Zahl der Passagiere mit identischem Anschlussflug, der Vielfliegerstatus, sowie die Tatsache ob es ggf. bei Nichterreichen des Anschlusses keine taggleiche Alternativen gibt, eine Rolle. Auch hier haben Interkont-Anschlüsse Priorität gegenüber Kont-Anschlüssen.

Aufgrund des Nachtflugverbots wartet man in Frankfurt vielfach leider nicht mehr auf Passagiere mit verspätetem Anschluss. Wäre es nicht sinnvoll, an Tagen mit erwarteten Verspätungen etwas mehr Kulanz zu zeigen und Umbuchungen auf frühere Zubringerflüge zu erlauben?
Es ist richtig, dass die Spätabflüge ab Frankfurt auf zukünftig nicht auf Anschlussgäste warten können, da die Umsetzung des Nachtflugverbots durch die DFS weiterhin sehr strikt erfolgt.

Bei hochfrequenten Zubringern ist es – sofern es die Zeit erlaubt – sicherlich empfehlenswert, bereits im Vorfeld einen etwas früheren Zubringer zu buchen, um mehr Puffer für etwaige Verspätungen zu haben.

Eine direkte Arbeitsanweisung, Gäste auf frühere Verbindungen umbuchen zu lassen, gibt es nicht – das Nachtflugverbot ist mittlerweile ja bekannt, und der Kunde entscheidet sich ja selbst für eine bestimmte Flugverbindung und die Konditionen seines Tickets. Nur bei einer konkreten Gefährdung des Anschlusses ist eine Kulanzentscheidung der Station möglich, auf einen früheren Flug umzubuchen. In anderen Fällen gelten die Tarifkonditionen des gebuchten Tickets.

Wie wird mit den Problemen in Hinblick auf Fraport umgegangen – hier ist es in der Vergangenheit regelmäßig zu Engpässen z.B. beim Enteisen gekommen.
Es ist richtig, dass es am Flughafen Frankfurt Verbesserungspotenzial gibt. Zusammen mit Fraport haben wir auch eine Reihe an gemeinsamen Maßnahmen entwickelt, um die Probleme zu adressieren – wir möchten hier gemeinsam besser werden.


Das Interview wurde telelefonisch geführt.
 
Zuletzt bearbeitet:

rorschi

Erfahrenes Mitglied
09.03.2009
9.843
2.808
ZRH / MUC / VIE
Dies gilt grundsätzlich auch für Prämientickets. Warum Prämientickets hier solche Probleme verursachen, ist für uns nicht nachvollziehbar – außer eventuell bei Kunden ohne Status, die ggf. aufgrund der Arbeitsteilung zwischen Lufthansa und Miles&More hier an der falschen Stelle landen. Wir werden diesen Punkt aufgreifen und intern nachbriefen, da unser eigener Anspruch auch im Fall eines Prämientickets genauso wie bei einem regulär bezahlten Tickets ist, nämlich dem Kunden eine gangbare Alternative zu bieten.

Ich kann gerne mit einer bereits bearbeiteten Beschwerde und einer realen PNR einen Input geben, falls gewünscht.

Den Link zur Facebook-Diskussion mit folgender Antwort

Lufthansa @rorschi, die Information ist korrekt, auch wenn Ihr Flug von einem Flugausfall betroffen ist, kann dieser nur in die Meilenbuchungsklasse umgebucht werden. /Christiane 21. April um 08:08

kann ich auch beisteuern.

Ansonsten Danke für das Interview, gute Fragen aus der Praxis.
 

hansiflyer

Erfahrenes Mitglied
10.12.2012
2.183
4
BER
Danke! Damit haben wir ja etwas in der Hand, wenn 4U mal wegen Unregelmäßigkeiten auf LH-Group umbuchen soll. (y)
 

rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
27.524
4.501
München
Danke! Damit haben wir ja etwas in der Hand, wenn 4U mal wegen Unregelmäßigkeiten auf LH-Group umbuchen soll. (y)
Die Option ist durchaus gegeben, das wurde auch im letzten Jahr beim Kamingespräch durch den anwesenden Germanwings-Vertreter bestätigt.
 

Matzinger

Erfahrenes Mitglied
19.06.2010
2.748
56
HAM, LAS, SIN
Oliver M. (www.flyertalk.com) und Ralf S. (www.vielfliegertreff.de) haben den Winteranfang 2013/2014 zum Anlass genommen, mit Ulrich Richter und Maike Tron zu sprechen, die sich bei Lufthansa um die Prozesse rund um Flugunregelmäßigkeiten kümmern.

Dankeschön, tolle Arbeit! Da sind zwar Statements drin, die nicht meinen Erfahrungen entsprechen, aber ich finde es gut die "offizielle" Haltung der LH zu den Punkten zu erfahren.

Aus Interesse: Warum schreibt ihr eure Nachnamen eigentlich nicht aus?
 

nhobalu

Forumskater
18.10.2010
10.832
-38
im Paralleluniversum
In meinen Augen entsprechen die Antworten nicht wirklich der Praxis.

Die Weigerung der Lufthansa, mich z.B. ersatzweise auf Intersky zu buchen, ist ein klares Beispiel. Mir wurde klar gesagt, das würde nicht gehen. Oben steht, dass man alle Fremdcarrier in Betracht ziehen würde. Falsch!

Rotation Delays werden in der Regel nie (!) angesagt. Wie oft ist es - sicher nicht nur - mir passiert, dass ich zu Boarding Beginn am Gate stehe und keine Maschine da ist. Also zum Counter. Auf Nachfrage, wie es denn aussieht, bekommt man dann gesagt, dass der Flieger erst in 20 / 30 Minuten ankommt und dann noch gereinigt werden muss. Hier weicht die Realität doch massiv von der weichgespülten Aussage des Interviews ab...

Das sind nur 2 Beispiele. Weitere lassen sich sicher finden.
 

jc8136

Erfahrenes Mitglied
19.02.2011
1.275
24
ZRH
Ralf und Oliver, danke für die Mühe! Da gibt es eine gute Grundlage für die Diskussion mit CI Agents und der Hotline.

Einzelne Erfahrungsberichte zu Umbuchungen auf Fremdairlines gibt es bereits – allerdings wurde man für die Ticketumschreibung dann an den Ticketschalter am Flughafen verwiesen. Warum kann die Hotline nicht auch das Ticket umschreiben, damit man dann auch direkt online einchecken kann und sich die Rennerei am Flughafen sparen kann?

Grundsätzlich ist eine Umbuchung ein zweistufiger Prozess. Dieser besteht aus der Reservierung der neuen Flüge und dann der eigentlichen Ticketausstellung bzw. -Umschreibung. Das "Service Center" schickt den Vorgang intern an unser "Fulfillment Center", das dann die Ticketingfunktionen übernimmt.

Gerade bei großen Flugunregelmäßigkeiten geraten wir dort an Kapazitätsgrenzen. Wir arbeiten derzeit an einer verbesserten Automation zur Ticketausstellung und Ticketumschreibung, für die in 15 ausgewählten Märkten auch bereits der Probebetrieb für Ticketneuausstellungen am Laufen ist. Wir möchten diese ab ca. Mitte 2014 ausrollen, was dann die passende Grundlage schafft, noch mehr Tickets auch unmittelbar umschreiben zu lassen.

Da bin ich mal gespannt ob das wirklich klappt. Diesen "Winter" bislang immer am Schalter angestanden. Wenigstens wird problemlos inzwischen auf AB umgebucht.
 

rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
27.524
4.501
München
Die Weigerung der Lufthansa, mich z.B. ersatzweise auf Intersky zu buchen, ist ein klares Beispiel. Mir wurde klar gesagt, das würde nicht gehen. Oben steht, dass man alle Fremdcarrier in Betracht ziehen würde. Falsch!
Intersky hat selbst keinen eigenen Ticketstock, keine Interline Agreements und akzeptiert somit leider keine Ticketdokumente von Fremdairlines. Daher gehört Intersky zu den Airlines, auf die so ziemlich keine Airline umbuchen kann - ähnlich wie Ryanair...

Da wählst Du ein denkbar schlechtes Beispiel, denn es braucht immer zwei Seiten für eine Umbuchung auf Fremdairlines.

Brauchbare Beispiele mit "echten" Problemen aus den letzten Monaten (es hat sich im Laufe des Jahres 2013 viel geändert und verbessert, was das IRREG-Handling betrifft) sind den Ansprechpartnern bei Lufthansa, mit denen wir das Interview geführt haben, sicherlich willkommen - wenn Du hier wirklich etwas Substantielles aus der Zeit Oktober 2013 - Januar 2014 hast, stelle ich gerne den Kontakt her.
 

datschi

Erfahrenes Mitglied
23.06.2010
768
1
DUB
Intersky hat selbst keinen eigenen Ticketstock, keine Interline Agreements und akzeptiert somit leider keine Ticketdokumente von Fremdairlines. Daher gehört Intersky zu den Airlines, auf die so ziemlich keine Airline umbuchen kann - ähnlich wie Ryanair...

Da wählst Du ein denkbar schlechtes Beispiel, denn es braucht immer zwei Seiten für eine Umbuchung auf Fremdairlines.

Was hindert die Airline (überspitzt ausgedrückt) mit einem Bündel Scheine zum Ticketschalter der Fremdairline zu gehen und dort das Ticket für den Kunden zu kaufen? Aber nein, es ist natürlich einfacher, wenn der Kunde das machen täte und dann die kosten einfordern würde.
 

FlyByWire

Erfahrenes Mitglied
16.11.2011
1.281
0
Am Flughafen wenden sich Passagiere an den Germanwings Ticketschalter. Dort können sowohl Passagiere mit wie auch ohne Ticket umbuchen.

Ich hab' da eine Verständnisfrage:

Wenn es langsam Zeit wird, einzuschecken, sollte ich als Passagier nicht langsam ein (elektronisches oder papierenes) Ticket haben?

Ohne Ticket käme mir das im Normalfall etwas knapp vor.
 

nhobalu

Forumskater
18.10.2010
10.832
-38
im Paralleluniversum
Intersky hat selbst keinen eigenen Ticketstock, keine Interline Agreements und akzeptiert somit leider keine Ticketdokumente von Fremdairlines. Daher gehört Intersky zu den Airlines, auf die so ziemlich keine Airline umbuchen kann - ähnlich wie Ryanair...

Da wählst Du ein denkbar schlechtes Beispiel, denn es braucht immer zwei Seiten für eine Umbuchung auf Fremdairlines.

Nicht ganz. In dem Interview heisst es nicht "fast alle Fremdairlines" sondern "alle Fremdairlines". Das ist ein mathematisch klares Statement ohne Bedingungen und darf als solches auch aufgenommen werden. Ich habe Dir also ein klares Beispiel gezeigt, dass die in dem Interview getroffene Aussage faktisch falsch ist.

Ich habe sicherlich Beispiele, die interessant sind. Aber erstens habe ich wirklich besseres zu tun, als mir diese Dinge akribisch zu notieren um sie dann später verwerten zu können und zweitens stellt sich die Frage, was ein "echtes" Problem in Deinen bzw. Lufthansa's Augen denn ist...
 

Wolke7

Erfahrenes Mitglied
30.08.2010
3.047
468
Vielen Dank an rcs und oliver2002 fuer das Interview. Die Fragen haben so manche praktische Problembereiche angeschnitten.
 

Rambuster

Guru
09.03.2009
19.548
237
Point Place, Wisconsin
Die HON Empowerment Initiative habe ich noch nicht bemerkt.
Bei Flugstreichung war die HON Hotline vor kurzem weiterhin nutzlos.
Umbuchung auf die zeitgleich fliegende AB Maschine wurde abgelehnt mit dem Kommentar "die sind ja noch nicht mal in der Star Alliance". (sag bloss!)
Man wollte mich 4 Stunden warten lassen, bis der nächste LH Flug ging.
Kurzum habe ich mein Reisebüro gebeten mir eben ein Ticket auf AB zu kaufen und den nicht genutzten LH Coupon zur Erstattung zu geben, wegen Nichtbeförderung.
Am Ende habe ich sogar noch €40 gespart, da der AB walk-up Tarif günstiger war als die Erstattung der LH. :D

Im übrigen war das mein erster AB Flug seit vielen Jahren und da das Flugerlebnis ziemlich gut war, habe ich seitdem einige AB Flüge absolviert.
Way to go, LH.
 

_AndyAndy_

Erfahrenes Mitglied
07.07.2010
6.008
633
.de
Danke. Endlich nicht bloss Marketing-Geblubber, sondern etwas mit Substanz.

Wie seid ihr verblieben, sind Nachfragen erlaubt? Zu

Sofern eine Umbuchung auf einen alternativen Germanwings-Flug oder einen alternativen Flug innerhalb der Lufthansa-Group nicht möglich ist, hat Germanwings mittlerweile auch Vereinbarungen mit einzelnen Fremdairlines, für die in einem solchen Fall dann ein sogenanntes FIM (Flight Interruption Manifest) als Ersatzticket an der Flughafenstation ausgestellt werden kann.

würde mich konkret interessieren, für welche Strecken welche FIMs existieren. Es hilft ja ungemein zu wissen, was einen bei der Umbuchung erwartet: bekommt man etwa einen Ersatzflug mit AB oder nicht.
 
  • Like
Reaktionen: MANAL

flyfirst

Aktives Mitglied
25.05.2009
177
1
Was hindert die Airline (überspitzt ausgedrückt) mit einem Bündel Scheine zum Ticketschalter der Fremdairline zu gehen und dort das Ticket für den Kunden zu kaufen? Aber nein, es ist natürlich einfacher, wenn der Kunde das machen täte und dann die kosten einfordern würde.

Jetzt mal ganz realistisch:
1. Kennst Du eine einzige andere Airline, die so etwas macht?
2. In welchem Grosskonzern gibt es (gerade auch unter Compliance-Aspekten) die Ermächtigung für Mitarbeiter, im größeren Stil über Bargeld Verfügungen treffen zu dürfen?

Ich persönlich erwarte mir von einer Airline, egal ob LH oder sonstwer, eine unkomplizierte Umbuchung im Rahmen der Möglichkeiten, die die Technik hergibt. Das ist im Zweifelsfall eine Umbuchung auf die nächstbeste "normale" Linienfluggesellschaft, aber nicht irgendein Low Cost Carrier. Wenn LH das endlich hinbekommt, also z.B. eine unkomplizierte Umbuchung auf andere Airlines wie z.B. AB, sind wir ja schon einen riesigen Schritt weiter...

Sollen die doch das jetzt erstmal vollständig auf die Reihe bekommen, bevor man dann mit (aus meiner Sicht total realitätsfernen) Anforderungen wie einem Cash-Ticketkauf für den Passagier auf einer ticketlosen Femdairline daherkommt...
 

FlyByWire

Erfahrenes Mitglied
16.11.2011
1.281
0
4U hat wie andere LCCs ein ticketloses Verfahren, in den kein klassiches 'ticket' ausgestellt wird sondern die Reservierung als bezahlt markiert wird.

D.h. es gibt bei Germanwings (wenigstens) zwei unterschiedliche Prozesse, einmal mit Ticket und einmal ohne Ticket?
 

digitalfan

Erfahrenes Mitglied
27.08.2009
4.304
1.549
MUC
Jetzt mal ganz realistisch:
1. Kennst Du eine einzige andere Airline, die so etwas macht?
2. In welchem Grosskonzern gibt es (gerade auch unter Compliance-Aspekten) die Ermächtigung für Mitarbeiter, im größeren Stil über Bargeld Verfügungen treffen zu dürfen?

Ich habe das einmal bei einem VDB (welches ein IDB für andere verhindert hat) mit AR in AKL erlebt. Da ist der Airline-Mitarbeiter dann mit seiner Amex zum QF-Schalter gelaufen und hat unsere neuen Tickets bezahlt.
Jetzt kann man natürlich eine Grundsatz-Diskussion darüber anfangen, ob man das Handling von Irregs mit dem eines VDBs vergleichen kann. Aber das Beispiel zeigt in jedem Fall, dass das durchaus möglich wäre. Zudem wird ein derartiges Vorgehen ja auch keine hunderte Passagiere betreffen.
 
  • Like
Reaktionen: peter42

rcs

Gründungsmitglied
Teammitglied
06.03.2009
27.524
4.501
München
Wie seid ihr verblieben, sind Nachfragen erlaubt?
Natürlich sind Nachfragen erlaubt.

... würde mich konkret interessieren, für welche Strecken welche FIMs existieren. Es hilft ja ungemein zu wissen, was einen bei der Umbuchung erwartet: bekommt man etwa einen Ersatzflug mit AB oder nicht.
Hier wird sich 4U sicherlich nicht dediziert festlegen, in welchser Situation man genau welchen Ersatzflug bekommt. Ich habe das Thema im Einzelgespräch im Rahmen des Kamingesprächs in FRA angeschnitten, und Aussage hierzu war, dass es letztlich eine Entscheidung von Operations oder auch der Station vor Ort ist, wie die Umbuchungen laufen. Grundsätzlich hat 4U mittlerweile Irreg-Agreements z.B. mit Air Berlin, Condor oder auch Sun Express.

Ob Du im Einzelfall einen Ersatzflug z.B. auf AB bekommst, hängt von mehreren Faktoren ab. Die Reihenfolge ist in branchenüblicher Art und Weise:

1) Gibt es in einem zumutbaren Zeitrahmen eine mögliche Ersatzbeförderung auf eigenem Fluggerät (also in dem Fall 4U -> 4U)?
2) Gibt es in einem zumutbaren Zeitrahmen eine mögliche Ersatzbeförderung innerhalb der LH-Group (also in dem Fall 4U -> LH bzw. 4U -> LX/OS/SN)?
3) Gibt es in einem zumutbaren Zeitrahmen eine mögliche Ersatzbeförderung innerhalb der Star Alliance?
4) Ersatzbeförderung auf allianzfremden Drittairlines

Dazu kommt, dass andere Airlines den Passagier im Rahmen einer Unregelmäßigkeit dann auch auf deren Fluggerät akzeptieren müssen respektive entsprechend Plätze verfügbar haben müssen. Wenn es von 4U auf eine AB, DE oder XQ geht, dann ist es üblicherweise so, dass sich 4U vor der Umbuchung und Ausstellung des FIMs das OK holen muss, dass die andere Airline die Umbuchungen akzeptiert.

D.h. es gibt bei Germanwings (wenigstens) zwei unterschiedliche Prozesse, einmal mit Ticket und einmal ohne Ticket?
Korrekt. Entweder Du hast ein reguläres Flugticket (bei Buchung via Reisebüro/GDS bzw. via LH oder einem Airline-Codeshare-Partner) ODER Du hast eine ticketlose Buchung bei einer Direktbuchung auf der Germanwings-Website.
 
  • Like
Reaktionen: _AndyAndy_

nycbased

Erfahrenes Mitglied
18.10.2013
1.082
0
Die Option ist durchaus gegeben, das wurde auch im letzten Jahr beim Kamingespräch durch den anwesenden Germanwings-Vertreter bestätigt.

Danke fuer das Interview und reinstellen. Gibt's jetzt auch bald News zum Kamingespraech :)?
 

_AndyAndy_

Erfahrenes Mitglied
07.07.2010
6.008
633
.de
ANZEIGE
300x250
Ich habe das einmal bei einem VDB (welches ein IDB für andere verhindert hat) mit AR in AKL erlebt. Da ist der Airline-Mitarbeiter dann mit seiner Amex zum QF-Schalter gelaufen und hat unsere neuen Tickets bezahlt.
Jetzt kann man natürlich eine Grundsatz-Diskussion darüber anfangen, ob man das Handling von Irregs mit dem eines VDBs vergleichen kann. Aber das Beispiel zeigt in jedem Fall, dass das durchaus möglich wäre. Zudem wird ein derartiges Vorgehen ja auch keine hunderte Passagiere betreffen.

Ich habe das auch mal in Moskau erlebt, als LH noch von dort geflogen ist. Da ging ein SU-Mitarbeiter zum Schalter von LH und buchte gestrandete SU-Paxe auf LH um.