[Tripreport] Welcome-Air, die Do328 und ein Abschiedsflug nach Innsbruck

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foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
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Großherzogtum
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Welcome-Air, die Do328 und ein Abschiedsflug nach Innsbruck

Herzlich Willkommen zu einer weiteren Folge von „Frank unterwegs“, diesmal mit dem Ziel einen neuen, seltenen Flugzeugtyp ins Log zu bekommen. Die Do 328 ist ein von Dornier gebautes Kurzstreckenflugzeug welches als Prop- und Jetsversion bestellt werden konnte. Die etwas 30 Passagiere erleben ein modernes Flugzeug welches bis 2005 in Deutschland gebaut wurde. Die meisten Maschinen fliegen in den USA und in Asien.

Welcome Air hat diesen Flugzeugtyp in der Turboprop- und der Jetversion im Einsatz, allerdings nicht immer im normal buchbaren Linienflug. Dies hat folgenden Grund: Welcome Air ist im Verbund mit der Tyrol Air Ambulance (quasi selbe Firma) nicht nur auf Linienflugverbindungen nach Tirol und Graz ausgerichtet sondern auch speziell auf die Rückführung unfähiger und verantwortungslosen und dadurch verunglückten Skifahrern. Diese Rücktransporte von vielen Kranken -oft auch liegend- findet mit richtigem Flugplan welcher größtenteils Destinationen in den Beneluxstaaten aufweist. Darüberhinaus werden Norditalien, Köln, Hannover und Norwegen im „normalen“ Liniendienst angeflogen. Soweit ich informiert bin führt diese Firma auch Businesscharter durch, sowohl mit den Do328 als auch mit kleineren Businessjets.

Die Tickets für Welcome Air sind eigentlich preislich gesehen immer jenseits von gut & böse (man ist ja mittlerweile von Billigangeboten vieler Airlines regelrecht versaut was die Preisvorstellungen von Airlinetickets angeht), allerdings nicht so im letzten Sommer. Da gab es eine Sonderaktion mit Tickets ab 39 EUR, gebucht über ThomasCook und Tamola kam man dann auf einen Endpreis von 28 EUR was ein sensationeller Preis ist. Schnell im Kalender nachgeschaut und eine Verbindung gefunden an einem passenden Tag von Köln via Innsbruck nach Graz. Nach einem kurzem Check auf der Bahnhomepage (hatte noch sehr günstige Ferrero-Bahnkarten zur Verfügung) war klar dass ich meine Rückreise -wollte ich den Ausflug doch als Tagesausflug am Abend zu Hause beenden- von Innsbruck aus antreten sollte da die Rückreise ab Graz viel länger dauert und ich so nur extrem wenig Zeit für den Transfer vom Flughafen zum Bahnhof bzw. als Puffer gehabt hätte. Aber auch für 28 EUR gab es einen Rückflug von Graz wieder nach Innsbruck, so dass ich mir diese Möglichkeit offengelassen habe – ich wollte mich noch nicht entscheiden.

Aber jetzt genug vom Vorgequatsche – ab jetzt sollen hauptsächlich Bilder sprechen:

Die Anreise war bequem mit der Deutschen Bahn direkt nach Köln. Während der kleinen Pause bis zur Abfahrt der S-Bahn an den Flughafen gab es noch einen kurzen Blick auf den Kölner Dom.

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Am Flughafen angekommen musste ich auf das Check-In-Personal noch warten, 2 Stunden vor Abflug war der Schalter noch nicht besetzt. Ich nutzte die Zeit und besuchte die Aussichtsterasse von der man dem Treiben auf der östlichen Bahn und dem Vorfeld des Terminals 2 aus beobachten konnte.


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Als erstes kam mir ein Bobby der hannoveranerischen TUIFly vor die Linse der für AirBerlin operierte.

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Auch die Billigheimer aus England sind in Köln vertreten.

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Und natürlich die Deutschflüglerl, die ja hier ihre Heimatbasis haben.

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Dieser Caritasjet kam aus Kar das Pferd und spuckte nur ganz wenige Fluggäste aus – mittlerweile ist IMHO die Verbindung nach Paris gestrichen. Komisch.

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Und dann noch eine original Air Berlin mit der klassischen, alten Bemalung und Werbesticker für die Kulturhauptstadt 2010 „Ruhrgebiet“.

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Da kam sie auch schon: OE-LIR aus Innsbruck kurz vor dem Touchdown auf der 14L

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Mittlerweile hatte ich mir eine Bordkarte abgeholt. Welcome be nutzt keine eigenen sondern Flughafen gebrandete Karten, außerdem ist free-seating angesagt. Bei den normalen Flugpreisen ist es schon erstaunlich dass dort Billigfliegermethoden angesagt sind :)
Der Schalter wurde etwa 90 mMinuten vor Abflug geöffnet, nebenan war der Chek-In für Iran Air nach Teheran – ich dachte erst es wäre der neue Annahmeschalter des Cargo-Bereichs.....*kopfschüttel*

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Auf der Busfahrt zum Flieger -der Prop stand auf der östlichen Seite des Frachtvorfeldes, also gegenüber der Flugbereitschaft von Y-Tours- kamen wir noch an der abgestellten B737 der German Sky Airlines vorbei. Sie haben es also tatsächlich wahr gemacht und eine deutsche Tochter gegründet mit einem deutschregistrierten Flieger: D-AGSA

Ich hatte mit Welcome Air vorher Kontakt aufgenommen und mich erkundigt ob es für Fluglotsen möglich sei auf dem Jumpseat den Flugzurückzulegen: Es war möglich! Danke hierfür nochmal!

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Nach dem Steigflug lichteten sich die Wolken und man hatte einen tollen Blick auf den Frankfurter Flughafen samt Baustelle für die neue Nordbahn.

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Auch im Reiseflug war arbeiten angesagt, die beiden freundlichen Piloten verstanden Ihr Handwerk und pilotierten uns sicher nach Tirol.

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Auf dem Weg dorthin konnten sie auch mit meinen Kollegen sprechen, flogen wir doch über Frnakfurt gen Heidelberg, Stuttgart und Kempten durch „meinen Luftraum“ durch den ich diesen Flug schon unzählige Male selbst gelotst habe.

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Die Do328 hat ein topmodernes Glascockpit und lässt sich laut den beiden Piloten sehr gut bedienen, auch die Flugeiegenschaften sind sehr angenehm.

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Wir nähern uns den Bergen, gehen aber deswegen auch schon recht bald in den Sinkflug über....

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… um den Anflug auf Innsbruck vorzubereiten.

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Ein Blick nach draußen hilft um zu Entscheiden dass wir es mit einem Anflug aus Westen über dem Platz und dann einen Endanflug auf Sicht aus Richtung Osten versuchen werden. Wir befinden uns auf dem direkten Wege nach KTI - Kütai.

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Sämtliche Berggipfel werden mir von der Crew erklärt, nur wenige kann ich mir leider merken.

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Das Overheadpanel – ein Versuch einer Fotografie.

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foxyankee

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Fortsetzung....

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Die Landschaft ist sehr beeindruckend!

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Vor allem die Tatsache wie (gefühlt) nah man an die Berge rankommt während dem Anflug auf Innsbruck.

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Die Wolken lichten sich: Da ist der Platz!

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Auch die Skigebiete zu unserer Rechten sind gut zu erkennen.

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Innenstadt samt Bahnhof

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Das Terminal und die Schwelle der RWY26.

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Die weltbekannte Sprungschanze auf dem Berg Isel

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Kurz nach dem passieren der Innenstadt starten wir im Tal die Linkskurve aufs Final....

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Flugplätzlein voraus!

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Allerdings erst noch ein paar Detailaufnahmen von Innsbruck – wenn wir schon so schön reinkommen und die Gelegenheit besteht will man das nicht verpassen.

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Das Wahrzeichen von Innsbruck -das goldene Dacherl- ist da unten!

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Da der Flughafen sehr stadtnah ist befindet man sich nach wenigen Sekunden auch schon vor dem Aufsetzen.

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Da sind wir: Innsbruck Kranebitten LOWI / INN

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Ich bin ausgestiegen, da ich es versäumt hatte mir ein Ticket Graz-Innsbruck zu besorgen und außerdem konnte ich so ein wenig „spotten“, wobei aber die Ausbeute in der Mittagszeit an einem Werktag eher mau ausfallen sollte.

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So war es dann auch, aber immerhin ein paar Schüsse konnte ich speichern:
OE-GBR

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Unser Vogel wurde recht flott für den Weiterflug abgefertigt. Es stieg unter anderem ein führender Mitarbeiter der Flugbetriebsleitung zu und nahm meinen Platz auf dem Jump ein, den Grund dafür gibt’s gleich.

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OE-FGK | Citation

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Und schwupps steigt unsere Do gen Westen um dann nach Graz abzudrehen sobald die Berge nicht mehr im Wege sind....

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LN-SCV

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Tyrolean-Heuwender mit Austrianbemalung

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Einen kleinen Ausflug auf das Parkhaus vor dem Terminal brachte diesen wunderbaren Blick.

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OE-GPS | Citation der Tyrol Air Ambulance die ebenfalls zu Welcome Air gehört.

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Da kommt der Fritz angeflogen!
Der Fritz?
Ja, der Fritz war der Pilot auf dem Flug nach Innsbruck und flog die Mühle auch nach Graz weiter und zurück. Und dies hier ist sein letzter Anflug auf Innsbruck. Genaugenommen sein vorletzter denn als Abschied flog der Pilot Weh einen Low Approach mit eingefahrenem Fahrwerk gen Westen und verabschiedete sich so aus seinem Berufspilotendasein vor den Augen seiner versammelten Kollegen und Freunden und Bekannten die schon auf dem Vorfeld warteten – im Hangar war eine kleine Party geplant zu der mich die Flugbegleiterin beim Aussteigen spontan auch eingeladen hat – ich musste leider wegen meiner Heimfahrt passen. Auch auf der Besucherplattform am Terminalrestaurant hatten sich viele Luftfahrtbegeisterte und andere Menschen eingefunden die den Piloten offensichtlich kannten und ebenfalls diese Momente fotografisch eingefangen haben.

Nicht nur lokal war er bekannt, sondern auch jedem Lotsen auf den Stammstrecken war der Pilot mit der markant österreichischen Stimme durchaus bekannt wenn er mit einem gemütlich-freundlichen „Servus, doa is der Gibbsbomba waan sirro siiiks“ auf die Frequenz kam.
An eine Situation kann mich mich sogar konkret erinnern: Es war der Tag der Prüfung zu meiner Vollzulassung als er wieder mal auf dem Weg nach wahrscheinlich Rotterdam reinrief und ich erst kurz überlegen musste ob ich jetzt im Beisein meiner Prüfer ihm auf seinen deutschen initial Call ebenfalls auf deutsch identifizieren sollte. Ich glaube mich zu erinnern dass ich es nicht tat (ja, Spaßbremse – schon klar).
 

foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
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Großherzogtum
Teil 3/3

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Jedenfalls hatte ich das Glück und die Ehre an diesem, seinem letzten Arbeitstag mit ihm von Köln nach Innsbruck geflogen zu sein und auf dem Weg von ihm allerhand Geschichten zu hören und wie meist im Cockpit etwas dazuzulernen.
Auch bedankte er sich bei mir stellvertretend für all die netten Jahre auf der Frequenz bei Rhein Radar und die vielen Shortcuts nach COA und BUB und rechnete mir spontan auf der Rückseite des operational flightplans mal schnell vor was das so alles an Sprit (und somit Geld und Umweltverscmutzung) eingespart hat.
Und jetzt – jetzt bretterte er mit seiner Mühle an uns vorbei. Im Tiefflug über LOWI.

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Nach einigen Minuten setzte er dann zu richtigen Landung an und wurde natürlich vom Empfansgkomitee der Löschis gebührend empfangen um ihm die „letzte Ehre“ in fliegerischer Sicht zu erweisen.

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Noch einen Linkskurve auf die Parkposition vor dem Welcome-Hangar, dann hat er es geschafft!

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Nachdem die Passagiere über den roten Teppich aussteigen durften (die dachten wohl bei Welcome Air fliegt man immer First-Class *g*) stand die komplette Mannschaft für Ihn parat! Ein großer Empfang für den Ausscheidenden!

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Einen Ticken zu spät abgedrückt habe ich , aber da steigt er hinab und wird dann -so ist es wohl Tradition habe ich mir sagen lassen- von den Kollegen im Rollstuhl (soll wohl auf die Tätigkeit im Abulanzbusiness hinweisen und erinnern) in den Hangar gefahren.


Ein schöner Ausflug ging für mich fast zu Ende. Ich begab mich allerschleunigst an den Bahnhof um den Zug gen München noch zu bekommen. Dort legte ich noch einen Fußgängerspurt ein und lief vom Bahnhof durch die gesamt Innenstadt zum HardRockcafe um mr dort ein T-Shirt zu sichern – ein Sammelleidenschaft von mir.
Der Spurt zurück war noch ein Zacken sportlicher und somit erreichte ich noch den ICE gen Stuttgart um dann nach einem weiteren Umstieg pünktlich die Heimat Karlsruhe zu erreichen.
Der Tag war echt schön – ein neues uind recht seltenes Flugzeug neu im Log samt neuen Flughafen und neuer Airline und ein besonderes Erlebnis mit dem Abschiedsflug vom Piloten. Und das „günstige“ T-Shirt aus dem HRC München (ja, Sammelleidenschaft) hatte ich auch zur Feier des Tages in irgendeinem Zug liegengelassen - was will man mehr?


Ich hoffe ihr hattet ein wenig Freude an dem Bericht.

Bei Fragen oder Anregungen könnt Ihr Ihr Euch jederzeit melden.
 

flyer09

Erfahrenes Mitglied
04.11.2009
11.975
1.994
Danke für diesen Tripreport!

Auch ich hatte im vergangenen Jahr die Möglichkeit genutzt, 2W auf Innsbruck-Graz-Köln zum Spottpreis von 39 Euro zu fliegen. Erwies sich auch als brillianter Schachzug, da 2W die Linienfliegerei Ende Oktober aufgibt und es ab dort - ausser von gelegentlichen Einsätzen auf BZO-FCO-BZO und FCO-PMF-FCO abgesehen - keine Möglichkeit mehr gibt, Welcome Air auf einem normalen Linienflug mehr abzufliegen.

Die 39 Euro waren dementsprechend sehr gut investiert! (y)
 

phxsun

Erfahrenes Mitglied
02.01.2010
1.728
40
OWL
Vielen Dank für den tollen Bericht !

Ich bin immer gerne mit 2W (HAJ-INN-GRZ) geflogen, nette Crew, passabler Snack und die Jungs wussten wie man fliegt. (y)

Da kann ich mich noch sehr gut an ein Erlebnis vor etlichen Jahren, kurz vor Weihnachten erinnern. Beim Landeanflug auf INN im Schneesturm dachte ich beim aus dem Fenster schauen, daß die Landung sicherlich mehr als spannend würde, aber trotz aller Ruckelei war sowohl die Landung in INN als auch der Start nach GRZ erstaunlich schnell und ich fühlte mich trotzdem sicher.
Bei so kleinen Maschinen wie der Do328 merkt man das Wetter doch ein wenig mehr.
 

martin_

Erfahrenes Mitglied
19.02.2010
2.947
3
INN
Sehr schöner Report, vielen Dank! Ja, schade um die 2W, bin ich gerne und oft nach GRZ und bei diversen Chartern geflogen ...