Geschäftlich nach St. Petersburg

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ichundou

Erfahrenes Mitglied
05.11.2013
2.801
2
FRA
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Liebe Forengemeinde,

meine Arbeit in der Exportabteilung eines mittelständischen Unternehmen in der Mitte Deutschlands bringt relative regelmäßig (alle zwei bis drei Wochen) ins Ausland. Dabei kann ich leider nicht den Luxus von Topmanagern oder sehr erfolgreichen Selbstständigen teilen, sondern muss mit dem Leben, was die Reisekosten und Spesensätze so her geben. Da das nicht immer einfach ist, dachte ich, ich lasse Euch vielleicht ein wenig an meinen Erfahrungen teil haben. Deswegen nun mein erster entsprechender Reisebericht. Mit Fotos kann ich leider nicht dienen, da ich kein besonders guter Fotograf bin.

Anfang Dezember hatte ich mit zwei unsere Kunden Termine in St. Petersburg.

Mein Abflug ab Frankfurt war um die Mittagszeit, sodass ich Dienstags morgen um ca. 09:30 das Büro verließ und mich auf die Autobahn in Richtung Frankfurt begab. Ein kleiner Stau sorgte für eine kurze Verzögerung, sodass ich den üblichen von mir genutzten kostenlosen Parkplatz in Flughafennähe ca. 15min später erreichte, als geplant. Mein Zeitpuffer war aber ausreichend, zur Not würde ich den Trolley einfach mit in die Kabine nehmen und somit die Gepäckabgabe sparen. Da aber keine lange Schlange war, blieb mir das erspart. Bei der Sicherheitskontrolle verlief alles zügig, lediglich piepte der Scanner. Ich hatte meinen Schlüssel in der Hosentasche vergessen. Dumm!!! Aber auch hier verlief alles normal.

Der Abflug um 13:15 mit einem A320 der LH war on time, der Flug ruhig. Die Landung um 19:15 (drei Stunden Zeitverschiebung im Winter) war pünktlich. Allerdings musste der Pilot am Ende der Bahn wenden um zum Terminal zu gelangen. Das kannte ich bislang nur von sehr kleinen Flughäfen mit Propellerflugzeugen. Die Immigration verlief problemlos und schneller als üblicherweise in USA. Der Koffer kam auch recht schnell und schon stand ich in der Halle und war zum Ersten Mal in meinem Leben in Russland.

Der nächste Schritt war die Bargeldversorgung. Leider lehnten die ersten beiden Automaten meine Mastercard ab! Der dritte funktionierte dann zum Glück. Während meinem Aufenthalt ging mir das noch 2 Mal so, sodass auf dieser Reise der Entschluss viel, mir noch eine Visacard zuzulegen. Als ich dann endlich 5000 RUB in der Tasche hatte (mehr gibt der Automat nicht her) machte ich mich auf die Suche nach einem Taxi, erfolglos. Es gab vor dem Terminal nicht ein einziges Taxi, auch keinen Taxistand oder so. Ich war sichtlich überrascht. Ich wollte also zurück ins Terminal, was eine erneute Sicherheitskontrolle erforderte. Drinnen gab es dann einen Stand von "Taxi Pulkovo Airport" Dort wurde mir sofort ein Fahrer zugewiesen, der mein Gepäck zu seinem Wagen trug, eine schwarze S-Klasse. :-O Der Fahrpreis zum Hotel: Ca. 110,- Euro (autsch!!!)

Das Hotel hatte ich diesmal selber gebucht. Es befand sich in der Nähe meiner beiden Kunden. Es handelte sich um das Hotel "Vedensky", dass ich für den Preis (ca. 85,- Euro pro Nacht) durchaus empfehlen kann. Das Zimmer war geräumig und sauber. Es gab zwei Restaurants, zwei Bars und einen Wellnessbereich sowie kostenloses W-LAN. Da ich noch nicht müde war, setzte ich mich noch ein wenig an meinen Laptop.

Am nächsten Morgen frühstückte ich ausführlich und ging anschließend zur Rezeption um mir ein Taxi rufen zu lassen, diesmal ein etwas Günstigeres. ;-) Als ich der Dame die Adresse zeigte, sagte sie, dass könne man auch gut laufen. Es wären maximal 10 Minuten zu Fuß. Sie gab mir einen Stadplan und malte ein Kreuz an die Adresse und an die Hoteladresse. Ich lief also los durch das dunkle St. Petersburg (wird im Winter erst ab ca. 11:00 hell) und stellte gleich fest, dass ich mich jetzt an die kyrilische Schrift gewöhnen muss. Zwar war der Stadtplan übersetzt, aber eben nicht alle Strassennamensschilder. Aber ich fand die Adresse trotzdem, dachte ich zunächst. Ich musste zur Hausnummer 26D. 26 fand ich sofort, die Nummer stand am Haus. Es war aber kein Büroeingang zu sehen. Auf der einen Seite davon war die Nummer 24 auf der anderen die Nummer 28. Gegenüber waren 25, 27 und 29. Ich sprach alse eine Dame mit Schaufel, Besen und Warnweste an, die mir ganz hilfsbereit alles auf russisch erklärte. Nun war ich so schlau wie vorher. Ich zeigte ihr die Email von meinem Kunden, woraufhin sie die Telefonnummer in der Signatur sah. Sie griff zu Ihrem Handy und rief einfach dort an. Anschließend bedeutete sie mir zu folgen. Während dem Weg redete sie durchgängig in russisch auf mich ein, sehr freundlich sogar. Leider weiß ich bis heute nicht, was sie mir so alles erzählte. Sie ging dann mit mir durch einen Torbogen in den Hinterhof des Hauses 26. Dahinter war noch ein Haus: 26A Auch hier gab es wieder einen Torbogen und dahinter noch ein Haus: 26B So ging es weiter bis 26D, wo ich schon erwartet wurde. Der Kundentermin lief dann auf holperigem deutsch, war sehr erfolgreich und mit der Nacharbeit hat er den Tag auch ausgefüllt.

Am Abend ass ich dann beim Italiener im Hotel für ca. 20 Euro mit Cola und Dessert, aber dafür ziemlich gut.

Am zweiten Morgen machte ich mich wieder auf dem Weg zu meinem zweiten Kunden. Diesmal war tatsächlich ein Taxi nötig, dass mich dann auch für 8,80 Euro zu meinem Kunden fuhr. Diesmal war es keine S-Klasse, sondern ein Ford Fiesta. Von außen war das Fahrzeug nicht als Taxi erkennbar. Es war also eher ein Minicar. Im übrigen finden sich in St. Petersburg im Straßenverkehr nur wenige Fahrzeuge, die als Taxi erkennbar sind. Man nutzt wohl fast ausschließlich solche Minicars oder Bus und Metro.
Bei der Kundenadresse angekommen, rief ich diesmal direkt meinen Kunden an. Sofort kam jemand heraus um mich vorne an der Straße abzuholen, diesmal war der Eingang um das Haus herum. Es ist deswegen wohl auch nicht unüblich anzurufen, wenn man da ist.

Der Termin verlief noch besser als der am Tag zuvor. Ich konnte unsere Produkte präsentieren und das Interesse insbesondere von Sales and Marketing Teilnehmern des Kunden war hoch. Allerdings brachte man meine Zeitplanung durcheinander, da man mir dort empfahl für die Fahrt zum Flughafen ca. 1,5h einzuplanen wegen dem vielen Verkehr. Man wüsste nie, wie lange man braucht und so wäre ich auf der sicheren Seite. Später war ich dann sehr dankbar für diese Empfehlung. :))

um 12:00 ging es dann, diesmal für ca. 13:00 Euro wieder Richtung Flughafen. Die Fahrt dauerte 1:15 und war sonst unspektakulär. Als ich den Fahrer nach einem "receipt" oder "check" fragte ich bekam ich als Antwort nur:"Njet check" Was will man da machen??? Mir blieb nichts Anderes übrig als dies zu akzeptieren.

Das Einchecken war dann unproblematisch, man kommt am Flughafen wieder ganz gut mit Englisch zurecht. Es gibt erst einen einfachen Sicherheitscheck am Eingang zum Terminal und später nochmal den ausführlichen am Gate beim Boarding. Deswegen zieht sich das Boarding ewig und ist ein heilloses Durcheinander.

Der Start bei leichtem Schneefall war unspektakulär. Nach Enteisung des Flugzeuges starteten wir pünktlich um 15:25 aus dem dunklen St. Petersburg. Nach Durchbruch der Wolkendecke wurde es bald heller und wir konnten die Sonne untergehen sehen. Der Flug verlief wieder ruhig. Allerdings war ich gespannt auf den Anflug in Frankfurt, da inzwischen ein orkanartiger Sturm (Xaver) über Deutschland hinweg blies. Aber als wir um 15:35 wieder im Hellen landeten gab es keine Probleme.

Da wir auf einer Außenposition hielten dauerte es ein wenig, bis ich am Gepäckband war. Die Wartezeit dort betrug maximal 5 Minuten. Die Wartezeit auf die nächste S-Bahn zu meinem Auto ebenfalls, sodass ich gegen 17:00 Uhr wieder bei meiner Familie eintraf.

Insgesamt eine interessante Dienstreise. Aber zwei Sachen habe ich gelernt: In St. Petersburg buche ich in Zukunft einen Transfer zum Hotel (wird von dem genannten Hotel explizit angeboten) und ich fliege im Sommer hin. :)

Ich hoffe, dieser Bericht hilft hier und da ein wenig weiter. Und wenn jemand eine Frage hat: Einfach Fragen, ich antorte gern. ;-)

Ichundou