Mein 1. Mal Indien und die 1. Hochzeit dieses Jahr

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keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
914
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Nachdem ich hier nun schon so viele extrem gute Tripreports gelesen habe, will ich mich auch einmal an einem versuchen. Es ist also eigentlich ein drittes 1. Mal. Seht mir also nach wenn es qualitativ manchmal etwas hinter anderen Reports zurückhängen sollte. Da das ganze live geschehen soll, geht es auch sofort los.

Die Hintergründe der Reise:

Im Sommer lud mich (und den Rest der Familie) ein Freund zu seiner Hochzeit am 3.1.2015 in Indien ein. Ich dachte noch, das wird meine +1 bestimmt nicht machen wollen, mit 3x 0,5 nach Indien. Sie war dann aber gar nicht so abgeneigt. Als es dann aber hieß schnell zu entscheiden (die 9W "Errorfare" kursierte gerade im VFT), konnte sie sich dann doch nicht so schnell durchringen. Daraufhin war die Idee das Ganze als Familie zu machen beerdigt, da mir die Kosten für 5xC einfach nicht angemessen erschienen. Da ich aber noch zahlreiche Meilen bei LM und MP rumliegen hatte, dachte ich zunehmend über einen Solo-Urlaub nach, mein 1. überhaupt, wenn ich mich recht erinnere.

Als dann auch noch bekannt wurde, dass LM die Preise für Flüge nach Indien senkt (45000 Meilen für C oneway), war die Entscheidung gefallen. Alle Versuche einen Bumerang zu konstruieren schlugen zwar fehl und nach der Preissenkung vaporisierten auch noch die letzten Verfügbarkeiten, aber mit viel Hartnäckigkeit gelang mir dann die Buchung einer "Phantom"-Verfügbarkeit über die LM Hotline. Somit stand schon mal der Rückflug am 5.1. mit AI von DEL nach BAH und von BAH nach FRA mit LH mit Ankunft am 6.1. Nicht gerade meine Traumkonstellation (ich fliege wenn möglich lieber direkt) aber mittlerweile habe ich es mir schöngeredet: Mein 1. Flug mit AI und ich treffe in BAH eine alte Studienfreundin zu Abendessen (dazu später mehr).

Der Hinflug erschien mir easy, da es für den 1.1. riesige Verfügbarkeiten gab. Selbst 5xO mit LH schien nicht unmöglich (hätte ich die 360000 Meilen rumliegen gehabt). Also beschloss ich eine Doppelstrategie. Erstmal warten bis 14 Tage vor Abflug und dann auf F mit MP-Meilen zielen, wenn das schiefgeht mit LM buchen. Natürlich gab es 14 Tage vorher keine Verfügbarkeit mit MP. Nun hieß es Nerven behalten. Es war klar wer zuerst zuckt der verliert. Ich also 2x täglich die MP-Seite gecheckt und immer das gleiche Bild, C und Y weit offen, F zu. Kurz vor Weihnachten entschieden wir uns dann doch noch für einen Kurzurlaub in Berlin bei der Familie. Nun hieß es also auch noch einen Zubringer mitzuschießen. Bis 30.12. war alles im Lot, doch dann war die Kacke am dampfen. Plötzlich gab es nur noch Y von TXL nach DEL (via FRA) oder C mit TK (die Zeiten fand ich aber suboptimal). Ich also panisch bei MP angerufen (bei LM sah ich keine reelle Chance das telefonisch hinzubiegen). Nach etwas hin und her am Telefon, ging es dann zum Glück doch. Wie sich später rausstellen sollte hatte ich aber tatsächlich zu früh gezuckt (dazu später mehr). Manchmal muss man einfach rational bleiben und darf sich nicht von seinen (Angst-)Gefühlen leiten lassen.

Der Rest der Planung war einfach einen Tag in Delhi (Übernachtung im Hyatt Regency mit Certificate), 2 Nächte in Bareilly (da ist die Hochzeit), 1 Nacht in Agra (im Radisson). Als kleines Abenteuer zwischendurch eine Zugfahrt von Delhi nach Bareilly.

So jetzt muss ich zum Boarding von LH760 (A380 Hamburg). Die erste Etappe gibt es dann also nach der Ankunft in Delhi oder aus dem Flieger, mal sehen wie das flynet ist.
 
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keynes

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03.04.2011
2.017
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1. Etappe

Nach einer recht kurzen Silvester-Nacht hieß es aufstehen und nichts Wichtiges liegen zu lassen. Da TXL ja immer eine sehr kurzfristige Anreise erlaubt, konnte ich sogar gut 4h Schlaf tanken. Nachdem ich 3 weinende Kinder zurücklassen musste und eine wenig begeisterte +1, ging es direkt durch die Sicherheitskontrollen und nur 5 Minuten nach Ankunft in TXL saß ich auf der verlassenen Galerie und musste noch 5 Minuten auf den Einstieg warten.
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Aus Langerweile checkte ich noch mal die F Verfügbarkeit für meinen Flug auf MP und was sehen meine müden Augen: VERFÜGBARKEIT! Plötzlich setzt hektische Betriebsamkeit ein. Auf dem iPad transferiere ich schnell 15,000 Punkte von Ultimate Rewards zu MP und auf dem Handy klingele ich bei MP durch. Kaum hatte ich die Punkte transferiert, war ich auch schon bei einer netten Callcenter Mitarbeiterin gelandet. Sie versuchte zugleich die gewünschte Verbindung zu finden. Doch dann der Hammer: Da können wir leider nix machen, es sind weniger als 4h bis zum Abflug in FRA. Ich wechsle in den Bettelmodus und versuche alles: Es sind doch noch fast 4h (es waren noch 3h 20min), könnte man nicht beim Supervisor nachfragen usw. Als die Boarding-Schlange vor mir auf null geschrumpft war, gab ich mich ermattet in mein Schicksal. Immerhin in dem Wissen alles gegeben zu haben und eine Erfahrung reicher, man sollte nie zu früh zucken. Hätte ich statt einer weiteren Silvesterparty zu Hause das neue Jahr vor dem iPad verbracht und gleich bei Beginn des Jahres die Webseite von MP offen gehabt, säße ich jetzt in Reihe 1 und nicht in Reihe 12. Na ja man muss halt Prioritäten setzen im Leben und nicht alle sind immer Maximierungskompatibel im Sinne des VFT.

Der Flug von TXL nach FRA war ereignisarm. Pünktlicher Start auf 26L, Flug durch etwas Hochnebel über Spandau, nach 45min über pünktliche Ankunft in FRA.
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Über das Essen in der LH domestic C wird ja immer viel gemeckert. Meine Erfahrungen sind in der Regel ganz positiv, auch heute fand ich es ziemlich gut für Kurzstrecken-Flugzeugessen. Daher habe ich das Tablett komplett geleert.
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In FRA ging es dann auf die kleine Flughafenwanderung von A23 nach C14. Ich persönlich mag FRA ja sehr gerne aber von A nach C ist schon ziemlicher Mist insbesondere die erneute Security. Da ging es heute auch im Schneckentempo, dank der EU-Tests wird jetzt wohl besonders genau draufgeschaut. Das kann ja heiter werden, wenn es mal nicht den Schonbetrieb eines Neujahrstages zu bewältigen gibt. Nach 20min rumstehen ging es in die Lounge bei C14, ein kaffeehaltiges Heißgetränk aus dem WMF Automaten gezogen und mit diesem Tripreport (1. Beitrag) angefangen.

P.S. Bilder folgen später.
 
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keynes

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03.04.2011
2.017
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2. Etappe

Delhi ich komme. Wie erwartet war die LH760 sehr leer. Auch die Zusage der LH Webseite das es die neue C geben würde, traf zu. Ich hatte mir den H Sitz 12H ausgewählt und fand es eigentlich ganz gut, klar die Privatsphäre ist bei anderen C-Produkten größer, dafür kann man sehr gut aus dem Fenster schauen (auf 12K). Einziger Nachteil von Reihe 12 ist, dass man nur ein Staufach am Fenster hat.

[Fortsetzung folgt, mein Akku macht gerade Schlapp und ich hab das Ladegerät zu Hause liegen lassen (der Klassiker).]

Dank der überaus freundlichen Purserin konnte ich zumindest mein iPad wiederbeleben und bin jetzt wieder online =;. Muss jetzt nur mal schauen, wie ich die Fotos ohne Laptop am besten hochlade.

Der bisherige Flug war Business as usual. Sanfter Start mit der Visualisierung des Strömungsverlaufs am Flügel einer A380.
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Danach die üblichen Nüsschen und sehr freundliche Begrüßung durch die Purserin (mit Namen, sofern das relevant ist ;)).

Meine Wahl beim Essen fiel heute auf etwas indisches (zur Einstimmung), sah zwar nicht wirklich umwerfend aus, war aber für Flugzeugessen ganz lecker.
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Der Vollständigkeit halber hier auch noch die Vorspeise (geräucherter Thunfisch)
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Und die Nachspeise (Panna Cotta)
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Und die Nach-Nachspeise (Schneemann mit Masalla Tee)
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Alles ausgesprochen schmackhaft.

Bevor sich der Rest des Fliegers zur Ruhe legt, habe ich noch mal schnell einen Rundgang gemacht. Die Business ist ja echt gigantisch im A380 und wirkt bei ~20% Auslastung sehr verlassen. Das Passagiere pro qm Verhältnis ist in der C heute besser als in der F (Auslastung dort 3/8) würde ich sagen. In der Y war dagegen der Teufel los, Auslastung 100% oder knapp drunter. Jedesmal wenn ich diese Enge sehe, weiß ich wieder was es für ein Privileg ist C zu fliegen.

Bisher ist der Service ausgesprochen aufmerksam und bedingt auch durch die wenigen Passagiere fast auf F-Niveau.

So jetzt versuche ich mal über mein Handy die Fotos hochzuladen und melde mich dann wieder, wenn es was zu berichten gibt.
 
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keynes

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03.04.2011
2.017
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Update: 2. Etappe

So 2 Filme und ein Abendessen später habe ich es leider immer noch nicht gepackt ein Foto mit Meinem Handy hochzuladen. Ich denke, flynet und ich werden das vor der Landung (in ca. 1h) auch nicht mehr packen. Also werde ich die dann wohl erst morgen nachliefern können.

Nach einer ereignisarmen Ruhephase gab es ein eher durchschnittliches Abendessen. Ich wälte die europäische Varainte (Penne mit Soße), da mich die Rosinen (mag ich überhaupt nicht) im Fisch Curry abgeschreckt hatten. Da war ich wohl zu risikoavers. Vor- und Nachspeise waren aber gut. Beim Brot fällt auf, dass das Naan nur gleich am Anfang gut ist und dann schnell sehr trocken wird.
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Jetzt bin ich ja schon sehr gespannt auf die Einreise, die Taxifahrt und mein Hotelzimmer. Sofern ich danach noch "lebe" melde ich mich noch mal aus dem Hotel, ansonsten könnt ihr Euch schon mal auf viele Fotos aus Delhi freuen. Habe für morgen 9:30 Uhr einen Fahrer plus Guide gebucht. Mal sehen ob ich die Zeitumstellung gut hinbekomme, da vor 3 Uhr werde ich wohl nicht im Bett sein.
 

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keynes

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03.04.2011
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Ankunft in Delhi

Die Ankunft in Indien war sehr smooth. Ich bin als 5. von Bord, war nach etwas Laufen und fast ohne Wartezeit eingereist. Da ich nur Handgepäck habe, war kein warten am Bagage Claim nötig. Nur 30min nach der Landung saß ich schon im Taxi. Das geht in FRA auch nicht unbedingt schneller.

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Der Taxifahrer fror anscheinend trotz der gut 12C.

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Insgesamt war das Taxi deutlich über sein Verfallsdatum. Die Geräuschentwicklung war wie bei 300km/h bei einer Geschwindigkeit um die 30km/h. Insgesamt dauerte es rund 20min bis zum Hyatt. Mit einem richtigen Auto und der Verkehrslage (2Uhr Ortszeit) wäre es auch in der Hälfte möglich gewesen.

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Die Ankunft im Hyatt war etwas verstörend. Erst wurde das Taxi von außen und von unten nach Bomben untersucht, dann musste ich durch den Metalldetektor, wurde abgetastet und von meinem Gepäck getrennt. Der Check-in verlief zügig und sehr freundlich. Ich bekam ein Kingsize Room mit Aussicht (keine Ahnung worauf). Lounge und Internet war wie üblich für Diamonds inklusive. Hier das Zimmer:

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Der normale Hyatt Standard. Nicht unbedingt mein Style aber für eine Nacht absolut OK.

So jetzt muss ich erstmal zu meiner Stadtführung. Sobald ich wieder Internet habe melde ich mich zurück. Die übrigen Fotos werde ich dann auch hochladen. Leider scheint mein Fotostream nicht richtig zu funktionieren, sodass noch ein Großteil auf dem Telefon "festhängt".
 
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keynes

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03.04.2011
2.017
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Frühstück im HR Delhi

Es geht ein ereignisreicher Tag in Delhi zu Ende. Ich würde diesen Bericht gerne direkt online stellen, aber in Indien haben Züge auch in der 1. Klasse leider kein WLAN. Das WLAN im Bahnhofs McD habe ich leider auch nicht zum Laufen bekommen. So tippe ich jetzt mal etwas auf Vorrat und berichte der Reihe nach.

Nach einer erneut viel zu kurzen Nacht quälte ich mich um 8:30 Uhr aus den Federn und belebte mich unter einer recht merkwürdigen Dusche wieder. Eigentlich wollte ich dann nur kurz in den Club um schnell ein paar Kalorien zu tanken, schließlich sollte mein private Stadtbesichtigung schon um 9:30 Uhr starten. Am Ende wurde es aber ein recht ausgiebiger Schmaus in diesem sehr schönen RC.

Das Buffet war nicht so mein Fall, da ich nicht auf Müsli, Cornflakes, Jogurt und Marmeladen stehe. Einer der Kellner erkannte aber meine Unzufriedenheit und bot gleich an, dass man Eier und andere Speisen auch frisch zubereitet haben kann. Also bestellte ich ein Omelett mit Gemüse und etwas indisches dessen Namen ich nicht mehr erinnere. Beides ziemlich scharf und schmackhaft. Als ich dann noch die frischen Säfte entdeckte war ich rundum happy.

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Nebenbei tippte ich noch Post #5 und vergaß darüber die Zeit. Mit 20 Minuten Verspätung schlug ich in der Lobby auf, wo welch Überraschung noch kein Guide auf mich wartete. Nun gut ich checkte erstmal aus und war positiv überrascht, dass das Hyatt Regency Delhi (anders als auf FT berichtet) keine Steuern mehr auf Reward Stays berechnet. Somit musste ich nur die Stadtführung (full day Guide und Driver mit Toyota 7000 INR plus taxes) bezahlen. Nicht wirklich günstig dafür aber einfach und zuverlässig.

Gegen 10 Uhr schlug dann auch mein Guide auf und wir wurden zu unserem Wagen gebracht. Anders als ursprünglich angekündigt, gab es keinen Toyota sondern einen ziemlich neuen 5er BMW. Aus meiner Sicht eine sehr schöne Überraschung, was für ein Unterschied zu dem Taxi vom Flughafen.

[Den weiteren Reisebericht kann ich leider erst morgen online stellen, da ich weiterhin Probleme mit dem Transfer der Fotos habe und mein Internet im Hotel in Bareilly nahe an nicht existent.]
 

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keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
914
Ein Tag in Delhi

So nun geht es endlich weiter. Die Hochzeitsfeierlichkeiten und der schlechte Internetzugang haben aus dem Live-Report nun leider einen Semi-Live-Report werden lassen. Hier nun also mein schon vorgestern im Zug getippter Bericht, leider ist auch in Agra das Internet eher langsam, sodass ich leider noch nicht alle Fotos hochladen konnte, ich stelle es aber trotzdem schon mal online und ergänze im Laufe des Abends nach und nach. Jetzt muss ich aber erstmal etwas essen :).

Erster Stopp unserer Rundfahrt war der Qutb-Minar (Weltkulturerbe), ein gut 72m hoher Turm aus dem 12. Jahrhundert. Die Anlage bestand ursprünglich aus einer Vielzahl von Hindu Tempeln deren Material dann für den Bau einer der ersten Moscheen in Indien, einer islamischen Schule und des Turms/Minaretts verwendet wurden. Herausgekommen ist ein ganz interessanter Mix aus orientalischen und indischen (Hindu) Gestaltungselementen. Bis auf den Turm steht nicht mehr viel, die Anlage gibt aber einen guten Eindruck über die ehemalige Pracht.

[Fotos reiche ich nach, leider spinnt mein Fotostream immernoch]

Der nächste Halt war ein moderner Tempelbau dessen genauer Name mir entfallen ist, er sieht aus wie eine Lotusblüte. Es war ganz witzig während der Fahrer mir immer die ganzen Hindu-Tempel zeigen wollte, war der Guide daran nicht so interessiert, sondern wollte lieber zu den "großen" Sehenswürdigkeiten.

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Der 2. Stopp unserer Rundfahrt war die Humayun's Tomb (auch Weltkulturerbe). Dies ist die Grabstätte des 2. Mogul und wurde im 16. Jh. von dessen Frau im Andenken an ihn erbaut. Es gilt als Vorlage für das später erbaute Taj Mahal in Agra. Sehr schöne streng geometrische Anlage.

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Wie man auf den Fotos schon sieht, das Wetter heute war extrem bescheiden. Nachdem es zwischenzeitlich wenigstens trocken war, kam jetzt der Regen wieder. Der Guide schlug deshalb vor etwas durch das Regierungsviertel zu kurven.

Sitz des Präsidenten:
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Verteidigungsministerium:
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Aufgrund der Feierlichkeiten am 26.1. (Indiens Unabhängigkeitstag) war sehr viel abgesperrt und viel Militär und Polizei auf den Straßen. Daher nur ein Bild aus großer Entfernung vom India Gate:
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Es entspann sich eine recht interessante politische Diskussion. Der Guide ist ein glühender Anhänger vom neuen Präsidenten Modi und verstieg sich in Behauptungen wie seit er an der Macht sei hätte sich die Infrastruktur Indiens dramatisch verbessert. Der gute scheint ja ein richtiger Wunderheiler ;) zu sein, wenn man bedenkt, dass er noch nicht mal ein Jahr im Amt ist. Etwas unangenehm wurde es, als der Fahrer meine Meinung zum "großen deutschen Staatsmann" Hitler wissen wollte. Mein Einwand, dass dieser als gebürtiger Österreicher und nur notdürftig eingebürgerter Deutscher eigentlich als illegaler Immigrant zu gelten habe überraschte ihn etwas. Genauso meine Einschätzung, dass er als Staatsbankrotteur, einfältiger Militärstratege und Rassist übelster Prägung das Wort "Staatsmann" nicht verdient habe, war für ihn eher schwer verständlich. Er schätzte Hitler wohl eher in Richtung mildtätigem Politiker mit Sinn für den kleinen Mann ein. Wir ließen es dann darauf beruhen.

Schon bei den beiden ersten Stopps hatte mich der Guide schonend darauf vorbereitet, dass er mich zu einem Teppichhändler (nein nicht Frank Steffel ;)) schleppen wollte. Da es weiterhin aus Kübeln goss widersprach ich nicht, als er nun erklärte, dass ganz in der Nähe ein staatlich autorisierter und geförderter Händler seine ganz besonders gute Ware aus Kashmir feilbieten würde.

Erstmal gab es eine recht interessante Einführung in Teppichwebkunst und dann eine Vorführung verschiedenster Modelle. Ich schlürfte meinen Tee und heuchelte Interesse. Nachdem mir die Preise, Rabatte und der "kostenlose" weltweite Versand nahe gebracht worden waren, sagte ich freundlich aber bestimmt, dass ich ohne meine +1 keine Fragen der Inneneinrichtung entscheiden kann, da dies meinen Kompetenzbereich überschreiten würde, aber gerne bei meinem nächsten Besuch mit ihr noch einmal vorbeischauen könnte. Was ich verschwieg, war das meine +1 keine 10 Pferde in einen Teppichladen kriegen würden schon gar nicht in Delhi. Während der Verkäufer langsam Begriff, dass ich ihm auf sehr freundliche Art und Weise Neinsagen wollte, stellte ich mir vor wie meine +1 das mit ihrer Holzhammermethode wohl gemacht hätte. Wir sind in unserer Art halt sehr symbiotisch, fast wie good cop und bad cop ;)

Mein Guide trug es mit Fassung, dass ich auch noch ablehnte mir die Kashmir Schals näher anzusehen und auf seine Vorschläge doch in indischer Tracht zur der morgigen Hochzeit zu erscheinen mit dem Hinweis ablehnte auch zu deutschen Hochzeiten keine deutsche Tracht zu tragen.

Da es noch immer regnete entschieden wir uns für eine weitere indoor Aktivität: Mittagessen. Ich äußerte den Wunsch typisch indisch essen zu wollen, als uns dies zu einem "World Cuisine Restaurant" im Connaught Place führte schwante mir schon böses aber letztlich war es doch ganz ordentlich. Mich hätte zwar schon mal interessiert, was für eine italienische Pizza ein indischer Koch auf den Tisch zaubert, aber ich wählte dann doch lieber "Lazeez Murgh Makha" (Chicken aus dem clay oven), Garlic Naan und Massala Tea.

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Das ganze mundete mir ausgesprochen gut, das Chicken war saftig, die Soße sehr würzig mit gutem Schärfegrad, das Garlic Naan war auch wirklich gut. Der Service war freundlich und schnell. Für alles in allem ca. 12$ war es absolut OK und eine kleine Provision für Fahrer und Guide sollte ja auch noch drin gewesen sein.

Frisch gestärkt ging es zum Lakshmi Tempel (nach Intervention des Fahrers). Typischer Hindu Tempel mit reichlich "verdrehten" Hakenkreuzen. Da man keine Telefone mit reinnehmen darf, hier ein paar Fotos von draußen.

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War ganz nett aber auch nix wirklich besonderes, halt ein in den 1930iger Jahren auf Mahatma Gandhis Initiative hin gebauter Tempel für die Unberührbaren, welche vorher nicht in die Tempel durften. Durch das kalte und nasse Wetter war da obligatorische Barfußlaufen schnell sehr unangenehm. Immerhin bekam ich den Segen des lokalen Priesters und irritierte fortan die Inder in meiner Umgebung mit einem roten Punkt auf der Stirn.
 
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ingridadele

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14.03.2009
478
1
Der moderne Tempelbau ist der Bahai-Tempel in Form einer Lotusblüte.

(sehr eindrücklich: drinnen wird geschwiegen, was für Inder eine unglaubliche Sache ist, da in ihren Tempel immer viel los ist. Auf jeden Fall eine sehr interessante Erfahrung in Mitten des hektischen, lauten Delhi.)

Deine Erfahrungen mit dem Guide ließen mich herzlich schmunzeln. Da hat sich in den letzten 15 Jahren nichts verändert. Weder hinsichtlich des Besuchs von Teppichhändlern uns (wirklich charmant abgelehnt von dir!) noch hinsichtlich des Bemühens eine deutlich höheres Trinkgeld für sich herauszubekommen durch das Erzählen von Märchen (Eintrittskarten). Einzig anders widerfuhr es uns, dass der Guide nämlich mit uns aß - natürlich auf unsere Kosten, aber nicht auf unsere Einladung hin.
 
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keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
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914
Ein Tag in Delhi 2. Teil

[Ich musste den vorherigen Post leider teilen, da ich nur 10 Fotos einfügen kann. Mit den Fotos werde ich erst morgen weitermachen können. Bin jetzt zu müde und morgen will ich das Taj bei Sonnenaufgang bestaunen. Sonnenuntergang und Vollmond habe ich heute gemacht (Bericht und Fotos folgen).]

Der letzte Tagesordnungspunkt war das Red Fort (Weltkulturerbe). Ein besonders äußerlich sehr beeindruckender Bau. Bis heute ist es fest in militärischer Hand und nur ein kleinerer Teil zu besichtigen. Als Residenz der Mogule gibt es zahlreiche repräsentative Bauten im Innern zu besichtigen, die sich aber zumeist in einem baulich eher schlechten Zustand befinden.

Tore:
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Thronsaal:
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Private Räumlichkeiten:
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In dieser Shopping Arkade machte mein Guide einen letzten Anlauf mich zum Kauf (in diesem Fall alte handgemalte Postkarten) zu animieren. Wieder sagte ich sehr freundlich danke, nachdem mir diese "einmaligen" Schätze (zu einem unschlagbar "günstigen" Preis) vorgeführt worden waren.
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Auf dem Weg zurück zum Auto eröffnete er mir dann noch, dass ich ihm noch 750 INR für die Eintrittsgelder Schulden würde und gab mir relativ direkt zu verstehen, dass er ein Trinkgeld erwarten würde. Ich ließ mir meine Überraschung nicht weiter anmerken, schließlich hatte mir der Concierge schriftlich einen all inclusive Preis offeriert. Tja mal sehen was der zu diesem Geschäftsgebaren sagt. In den letzten Jahren hab ich mir angewöhnt solch nerviges Verhalten prinzipiell erstmal zu ignorieren und erst im Nachgang zu reklamieren. So versaut man sich wenigstens nicht den Tag mit lästigen Diskussionen. Wer mit mir falschspielen möchte, muss halt damit rechnen, dass ihm das Gleiche passiert.

Zum Abschluss setzte man mich an der Old Delhi Railway Station ab und ich verteilte wie gewünscht Trinkgeld und bezahlte die Eintrittskarten. 500 INR jeweils für Fahrer und Guide hätte ich wohl auch so gegeben, aber ohne die Erwartungshaltung hätte es mehr Spaß gemacht. So gab es 500 INR für den Fahrer und 1500 INR für den Guide. Mal schauen ob das langfristig eine sinnvolle Entscheidung von ihm war mich über den Tisch ziehen zu wollen.
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Insgesamt fand ich die Tour sehr interessant und bin auch wenn ich hier im Forum schon gegenteilige Meinungen gehört habe, absolut der Meinung, dass man einen Tad Sightseeing in Delhi durchaus rechtfertigen kann. Der Gesamtpreis für die Tour war mit fast 10000 INR sicherlich ziemlich hoch, aber der BMW, der sehr gute Fahrer und der alles in allem ganz gute Guide waren es mir durchaus Wert. Insbesondere die Sicherheit sich um nix kümmern zu müssen (außer gelegentlichem Neinsagen) war sehr entspannend. Es war ein bisschen wie FIRST fliegen. Klar wäre man auch in Y oder C ans Ziel gekommen, aber so ist es einfach schöner. Mal sehen, was sich sich mit einer Maximierer-Email an Hyatt jetzt noch nachträglich raushängen lässt ;).

UPDATE: Der Concierge hat übrigens nach einigen Emails zugegeben, dass sein "all inclusive" nicht die Eintrittsgelder umfasst hat, auch die Sache mit dem Teppichhändler war ihm anscheinend sehr peinlich. Außerwortreichen Emtschuldigungen hat er aber nix angeboten.

NACHTRAG: Da ich im vorherigen Post keine Fotos mehr einfügen kann hier noch Bilder vom Qutab Minar:
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keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
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Zugfahrt von Delhi nach Bareilly

Wie schon oben erwähnt befinde ich mich jetzt [beim verfassen dieser Zeilen] auf der Zugfahrt nach Bareilly (Ort der Hochzeit). Zur Einstimmung erstmal ein paar Bilder vom Bahnhof.
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Die überaus schöne Lounge für 1. und 2. Klasse Pasagiere habe ich gleich wieder verlassen in der Hoffnung bei McD ins WLAN zu kommen, leider ohne Erfolg.
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Ich bin dann aus Langeweile schon mal zu Bahnsteig und konnte den überaus interessante Einfahrt des Zuges beobachten.
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Boarding hat hier eine ganz neue Bedeutung. Während der geneigte Benutzer der höheren Zugklassen geduldig auf das anhalten des Zuges wartet, beginnt der Einstieg in der 3. Klasse beim noch fahrenden Zug. Die freie Platzwahl kombiniert mit extrem hoher Auslastung scheint viele zur Eile (sonst nach meiner Beobachtung eher keine indische Tugend) anzutreiben.

Dank freundlicher Mithilfe verschiedener Mitreisender habe ich recht schnell nach anhalten des Zuges mein 1. Klasse Abteil gefunden.
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Es war irgendwie komisch sonst wünscht man sich immer lie-flat und heute wäre mir ein bequemer Sitz irgendwie lieber gewesen als diese wenig einladende Pritsche. Ich habe sie dann später noch auf Anraten des Schaffners mit einem Laken der Northern Railway verziert. Erst war ich ganz allein im Abteil und entschied mich deshalb 2 Stunden Schlaf nachzuholen. Nach dem Zustieg zwei sehr gesprächiger Mitreisender entschied ich mich schon mal diese Posts vorzubereiten und tippe nun seit 2h meine Erlebnisse ins iPad. Die Reisegeschwindigkeit ist erstaunlich hoch und bisher haben wir die meisten Halte auch relativ pünktlich erreicht. Sollte dies so bleiben kann ich vielleicht schon in weniger als 60min Euch an den Erlebnissen dieses Tages teilhaben lassen. Ich werde jetzt mal meine sieben Sachen packen und mich langsam auf den Ausstieg vorbereiten.

Tja zu früh die indische Eisenbahn für ihre Pünktlichkeit gelobt. Jetzt haben wir wohl doch mittlerweile 15min Verspätung und ich kann das Schnarchen meiner Mitreisenden noch ein wenig länger genießen.
 

keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
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Ankunft in Bareilly

Die Ankunft in Bareilly war sehr witzig. Zu meiner Überraschung warte nicht wie vorher angekündigt ein Fahrer auf mich am Bahnhof, sondern das Brautpaar höchstpersönlich inklusive familiärem Anhang. Mein Absprung vom noch (sehr langsam) fahrenden Zug brachte mir viel Lob ein und alle waren froh, dass ich es geschafft hatte. Offensichtlich war die Angst recht groß gewesen, dass mir unterwegs etwas zugestoßen sein könnte oder ich vom Weg hätte abkommen können. Dann wurde noch ausgiebig die Pünktlichkeit des Zuges gelobt (er war letztlich 20min verspätet). Ich war darüber etwas verwundert, bis ich erfuhr, dass er die letzten Tage (wegen Nebels?) bis zu 7h zuspät gewesen sei.

Im Hotel erfuhr ich dann die schockierende Nachricht, dass es kein Internet gibt. Immerhin konnte mir einer der Cousins des Bräutigams mit einem Hotspot für das nötigste aushelfen. Danach wurde dann Rum und Whiskey in größeren Mengen ausgeschenkt. Mein Zimmer war sauber und von Größe und Ausstattung OK, wenn es nur nicht so entsetzlich kalt gewesen wäre. Jetzt ärgerte ich mich echt nicht F geflogen zu sein, da es dort einen langen Pyjama gegeben hätte, den ich im Glauben an angenehme Temperaturen zu Hause gelassen hatte.
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Auch der nächste Morgen startete gleich sehr unterkühlt. Ich bekam einfach nicht das Warmwasser in Gang und so hieß es letztlich kalt duschen, das habe ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht. Da die Zeit drängte ließ ich das Frühstück im Hause des Bräutigams ausfallen und mein Fahrer ...
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brachte mich direkt zum Gurdwara (Sikh Tempel) und was Wunder ich war tatsächlich der Erste und nur einer von 5 pünktlichen Gästen.
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Mit gut 20 Minuten Verspätung erschien dann auch das Brautpaar, angekündigt durch einen ohrenbetäubenden Trommelwirbel. Die letzten Gäste trafen erst zum Ende der Trauungszeremonie ein.
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Sehr witzig fand ich die Geschichte hinter der Wahl des Gurdwara als Ort der Trauung. Die Familie des Bräutigams ist Punjabi und somit den Sikhs recht nahe (als Punjabi bezeichnet man wohl jeden der wie die Sikhs aus Punjab stammen, die sich aber die Haare schneiden). Die Familie hat sich aber schon vor langer Zeit der Mehrheitsreligion dem Hinduismus zugewendet. Nun bestand aber das Problem, dass die Heirat in den Weihnachtsferien der US-Unis stattfinden musste, da Braut und Bräutigam an einer solchen tätig sind. Leider sind aber zwischen dem 15.12. und 15.1.(ich hoffe, ich erinnere die Daten richtig) die Millionen von Hindu-Göttern "im Urlaub" weswegen ein Hindu-Tempel als Trauungsort nicht in Frage kam. Da die Sterne aber wohl trotzdem irgendwie günstig standen, wollte der Vater des Bräutigams es trotzdem wagen.

Somit brauchte man eine Alternative und da bot sich das Gurdwara an, da die dortigen Gurus bei entsprechender Bezahlung Hochzeiten wohl an jedem Tag des Jahres durchziehen. Das hatte einen großen Vorteil: bei den Sikhs kann man den Preis der Heirat vorher verhandeln und es gibt keine Nachverhandlungen, die Hindu-Priester sind da wohl deutlich unberechenbarer und stellen gerne Nachforderungen, den man dann des guten Karmas wegen besser nachkommt. Der Nachteil war, dass keiner so genau die Gepflogenheiten eine Sikh-Trauung kannte und somit immer wieder ein Guru helfend eingreifen musste.

Für die Sikhs war es auf jeden Fall ein gutes Geschäft, da neben dem Brautpaar auch von jedem Gast erwartet wurde, vor dem Altar in die überdimensionierte Kingelbüchse etwas einzuwerfen. Das führte zu der ulkigen Situation, dass auch alle zuspätgekommen Gäste erstmal nach vorne watschelten und zwischen Brautpaar und Altar niederknieten und ihren Obolus ablieferten.
 

DonChristo

Reguläres Mitglied
20.09.2013
38
0
Eine hervorragende Erzählung, vielen Dank hierfür. Insbesondere Deine offensichtlich fast buddhistische Ruhe im Land des Hinduismus ist bemerkenswert. Solche Summen für die offensichtlich nur mittelmäßige Leistung und dann auch noch die Dreistigkeit der Trinkgeldforderung hätten mich zumindest verärgert. Mein Besuch eines indischen Teppichladens führte daher auch zu einer emotionaleren Kaufverweigerung ;)
Auf der anderen Seite sehen deine zwei glorreichen Halunken ganz nett aus :D
 
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keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
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Die Hochzeit

Die Zeremonie Bestand im Wesentlichen aus drei Teilen. 1. Eine Dreierkombo mit Synthesizern und kleinen Trommeln machten einen recht nervigen "Guru" Sound, 2. die Gurus lasen abwechselnd aus dem schlauen Buch der Sikhs vor oder beteten etwas vor, 3. Das Brautpaar musste allerhand Handlungen vollführen zB 4x verbunden mit einem Schal hintereinander um den Altarziehen (jeweils einmal für den Respekt miteinander, die Liebe füreinander, sich nicht anzulügen und schließlich den Respekt für den Schöpfer). Alles in allem dauerte das ganze rund eine Stunde.
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Leider konnten die Eltern der russischen Braut nicht anreisen, da sie kein Ausreisevisum erhalten haben. Ich wusste gar nicht, dass es so einen Schwachsinn noch gibt, aber das Putin und seine Clique nicht alle Tassen im Schrank haben, war ja schon länger bekannt. Ich finde die "Qualität" eines Staates zeigt sich vor allem darin wie er seine eigenen Bürger behandelt. Die Begründung war, dass die Eltern an "strategischer" Forschung beteiligt seien. Die Braut meinte dazu nur, dass die Eltern schon seit Jahren keine wirkliche Forschung mehr betrieben und eigentlich nur noch auf die Rente warten, na ja bei all der Hochtechnologieforschung in Russland die ja weltweit bewundert wird, kann man schon mal die Übersicht verlieren. Wie dem auch sei, sie durften immerhin der Zeremonie per Skype beiwohnen. Ob sie es wirklich durften weiß ich ehrlich gesagt gar nicht, sie haben es jedenfalls gemacht.

Nach der Trauungszeremonie wurde es dann lustig. Traditionell klaut die Familie der Braut die Schuhe des Bräutigams (die muss man bei Hindu und Sikh Tempeln ja immer draußen lassen) und handeln dann ein Lösegeld aus. Da die Familie der Braut ja nicht anwesend war übernahm die Schwester des Bräutigams diesen Part und feilschte bis aufs Blut. Bei 20.000 INR willigte sie dann schließlich ein.
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Dann ging es zurück zum Hotel, wo erstmal die Gäste nach Punjabi-Tradition einen Tanz auf der Straße machten, bevor man zum Mittagessen schritt.
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Danach ging es für die Familie und die engsten Freunde dann ins Haus des Vater des Bräutigams. Dort sollten dann eigentlich Hochzeitsspiele stattfinden, die dann leider in Wasser fielen, da sich die Braut unwohl fühlte. So sollten zB in dieser Schale vom Brautpaar Ringe gefunden werden.
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Stattdessen wurden dann Volkslieder gesungen in denen man reihum die Familienmitglieder verspottete, sehr witzig auch wenn man kein Hindi versteht. Ich bekam dann noch eine Hausführung und war ehrlich gesagt überrascht zu sehen, dass diese vom Stil her deutlich moderner war als bei meinen Eltern. Hatte ich in dieser Form in der indischen Provinz nicht wirklich erwartet. Auch sonst schienen mir bei allen kulturellen Unterschieden die wesentlichen Interessen, Bedürfnisse und Ansichten aller Inder die ich bei dieser Hochzeit traf sehr ähnlich zu denen von Bürgern aus dem Abendland ;). Insbesondere die religiöse Toleranz überraschte mich, wobei man einschränken muss, dass der Islam schon eher kritisch gesehen wird, interessanter Weise argumentiert man in diesem Punkt sehr ähnlich wie in Europa.

[Fortsetzung folgt]
 

keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
914
Die Hochzeit (Teil 2)

Nach einer Ruhephase im Hotel wo die meisten noch einmal die Garderobe tauschten (viele Männer von indisch zu westlich) ging es zur Hauptfeierlichkeit. Etwas außerhalb hatte der Vater des Bräutigams auf einem knapp ein Hektar großem Gelände eine bombastische Kulisse aufbauen lassen. Dem sehr bescheidenen Brautpaar war es sichtlich unangenehm vor ihren westlichen Freunden, aber der Vater wollte vor seinen Freunden und den Honoratioren der Stadt wohl mal richtig auf die Kacke hauen. Er besitzt eine gut gehende lokale Elektronikkette und kann es sich anscheinend leisten. Aber macht Euch selbst ein Bild.
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Der cheesy Vollmond war mein Favorit.
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Das Brautpaar war den ganzen Abend eigentlich nur mit "Händeschütteln" und fotografiert werden beschäftigt. Dabei kamen so viele Geldgeschenke bei rum, dass man extra einen bewaffneten Sicherheitsdienst für den Schutz beauftragt hatte.

Insgesamt war die Feier sehr kurzweilig und das Essen war auch außerordentlich gut.
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Das einzig nervige waren die Bedienungen, die wie verrückt versucht haben ihre Vorspeisentabletts leer zu bekommen. Es hätte fast den Anschein, als wenn sie nach der Menge des an den Mann (oder die Frau) gebrachten Essens bezahlt wurden. Gegen diese Drückermethoden war der Teppichhändler in Delhi ein Waisenknabe. Ich hatte am Ende soviel gegessen, das ich erst 18h später wieder so etwas wie ein Hungergefühl verspürt habe.

Gegen 2 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg. Schließlich war der Plan um 9 Uhr (indischer Zeit, also eher 10 Uhr nach deutschen Maßstäben) Richtung Agra zu starten, um spätestens zum Sonnenuntergang das Taj in Augenschein zu nehmen.
 

Mituns

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26.11.2014
113
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Danke, super interessanter Bericht, hat mich gerade vom pünktlichen Start vom Frühstückstisch zum ersten Termin des Tages abgehalten ;-)
Reise dieses Jahr auch zum 1. Mal (zusammen mit +1) nach Indien, von daher natürlich besonders interessiert.
Wie empfindest Du Indien 'ganz allgemein'? Man hört ja oft von unvorstellbarem Dreck etc.
Selbst werden wir mit Auto/Guide reisen, wenn ich Deinen Bericht vorher gelesen hätte, hätte ich vielleicht auch Bahn in Betracht gezogen
 
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keynes

Erfahrenes Mitglied
03.04.2011
2.017
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Wie empfindest Du Indien 'ganz allgemein'? Man hört ja oft von unvorstellbarem Dreck etc.
Selbst werden wir mit Auto/Guide reisen, wenn ich Deinen Bericht vorher gelesen hätte, hätte ich vielleicht auch Bahn in Betracht gezogen

Also ich habe ja nur einen sehr kleinen Teil des Landes gesehen, weswegen ich mir kein allgemeines Urteil erlauben möchte. Delhi habe ich als ähnlich zu anderen asiatischen Megastädten empfunden. Der Verkehr läuft relativ geordnet (da könnte ich problemlos selbst fahren) und es war auch nicht extrem dreckig. Es gibt immer mal wieder sehr schmutzige Ecken aber alles in allem, war es im Rahmen. Auch die Bettelei war sehr moderat. Mein Sicherheitsgefühl war eigentlich überall gut, auch wenn ich mal etwas auf eigene Faust ohne Guide, Fahrer oder andere Begleitung gemacht habe. In den Touristenhochburgen wird man natürlich viel angesprochen von Fahrern, Guides, oder Verkäufern wenn man ohne Einheimische unterwegs ist. Ich kann das aufgrund meines extrem selektiven Gehörs und eher "arroganten" Körpersprache ;), aber sehr gut abblocken und werde dann auch eher wenig "belästigt".

Beim Reisen in die Provinz fand ich die Eisenbahn ehrlich gesagt angenehmer als das Auto. Sofern es keine richtige Autobahn gibt (wie zwischen Delhi und Agra) ist das Vorankommen auf den Landstrassen sehr langsam (~50km/h im Schnitt, wenn man einen schnellen Fahrer hat) und ziemlich nervenaufreibend. Ich hätte mir das Fahren hier auch zugetraut aber mein Schnitt wäre mindestens 10km/h langsamer gewesen. Ich lade heute abend mal ein Video hoch, dann kannst Du Dir ein Bild machen.

Ansonsten war ich sehr überrascht, dass die ganzen Klischees mit wilden Kühen, Schweinen, Hunden, Affen etc. auf der Strasse in der Provinz absolut zugetroffen haben. Auch war der Müll und Dreck deutlich präsenter. Man sieht auch sehr viel extreme Armut. Zwei weitere Punkte die mir aufgefallen sind: (1) Inder sind ausgesprochen freundlich und hilfsbereit zu Fremden und viele wollen einem die Hand geben oder ein Foto machen. (2) Die Obrigkeit (besonders die Armee) behandelt ihre eigenen Bürger sehr von oben herab, während sie zu westlichen Urlaubern deutlich freundlicher sind.
 
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keynes

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03.04.2011
2.017
914
Fahrt von Bareilly nach Agra

Am nächsten Morgen hieß es also wieder viel zu früh aufzustehen. Immerhin habe ich es hinbekommen warm zu duschen. Das Frühstück konnte ich dank des reichhaltigen Abendessens locker auslassen. So war ich dann fast pünktlich kurz nach 9Uhr in der Lobby und wurde schon von meinen neuen Mitreisenden (ein Pärchen aus Kalifornien) und dem Brautpaar erwartet. Es gab nach indischer Tradition (so wurde es mir jedenfalls erklärt) noch Geschenke für die Gäste zu überreichen. So bekam ich trotz Verweis auf mein kleines Reisegepäck ca. 4kg indische Süßigkeiten und Knabereien mit auf den Weg. Nach ausgiebiegen Verabschiedung vom Rest der Familie des Bräutigams ging es dann kurz vor 10Uhr los Richtung Agra.

Die Fahrt war wirklich ein Erlebnis. Sie erfüllte so ziemlich jedes Klischee erfüllt, welches ich vom ländlichen Indien hatte. Da man soetwas schlecht auf Fotos aus dem Auto einfangen kann gibt es hier 2 kurze Videos.
[video]http://www.vidup.de/v/IV0T4/[/video]
[Leider etwas verdreht, aber besser habe ich es nicht hinbekommen, mit de, 2. kämpfe ich noch]

Da ich noch etwas erschöpft war von den Feierlichkeiten, habe bin ich immer mal wieder weggenickt, aufgrund der eher schwierigen Straßen und Verkehrsverhältnisse aber nie für sehr lange. Unser Fahrer war wirklich ein Krieger (daher wohl auch das "Schwert" auf der Motorhaube).
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Auf der ganzen Strecke habe ich nur einmal wahrgenommen, das wir überholt wurden. Wirklich beeindruckend fand ich wie gut er Abstände und die Außmaße des eigenen Autos einschätzen konnte. Er ist durch Lücken durchgekommen, da hätte ich nicht mal drüber nachgedacht, weil ich mir sicher gewesen wäre hängen zu bleiben. Es wird natürlich viel gehupt, aber in erster Linie zur Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer, woher soll man sonst ahnen, dass man gleich in völlig unangemessner Geschwindigkeit und Abstand überholt wird. Der Verkehr funktioniert trotz der schlechten Infrastuktur und der hohen Auslastung aber erstaunlich gut, da es sehr viel Rücksichtnahme gibt. Niemand pocht auf sein Recht und so habe ich auch keinen einzigen Unfall gesehen.

Nach gut 5h Fahrt (ca. 250km) waren wir dann in Agra. Da meine Mitbegleiter erstmal zum frischmachen ins Hotel wollten, ließ ich mich auch erstmal am Radisson absetzen und checkte ein.

Lobby:
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Das Zimmer war auch ganz nett:
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Das Hotel ist aus meiner Sicht absolut empfehlenswert und dank BRG hat mich das Zimmer inklusive Frühstück nur ca. $100 für die Nacht gekostet.

Nach etwas entspannen entschied ich kurz nach 16Uhr ohne meine kalifornischen Begleiter zum Taj aufzubrechen, diese hatten die Feierlichkeiten des Vortages weniger gut verkraftet und entschieden sich den Sonnenuntergang am Taj auszulassen.

[Morgen schreibe ich dann ausführlich zum Taj bei Sonnenuntergang, Vollmond und Sonnenaufgang.]
 
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Wimbai

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30.03.2009
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Rosenheim
Auf der ganzen Strecke habe ich nur einmal wahrgenommen, das wir überholt wurden. Wirklich beeindruckend fand ich wie gut er Abstände und die Außmaße des eigenen Autos einschätzen konnte. Er ist durch Lücken durchgekommen, da hätte ich nicht mal drüber nachgedacht, weil ich mir sicher gewesen wäre hängen zu bleiben. Es wird natürlich viel gehupt, aber in erster Linie zur Sicherheit der anderen Verkehrsteilnehmer, woher soll man sonst ahnen, dass man gleich in völlig unangemessner Geschwindigkeit und Abstand überholt wird. Der Verkehr funktioniert trotz der schlechten Infrastuktur und der hohen Auslastung aber erstaunlich gut, da es sehr viel Rücksichtnahme gibt. Niemand pocht auf sein Recht und so habe ich auch keinen einzigen Unfall gesehen.

Ich habe mich mal nach einem beruflich bedingten Indienaufenthalt mit einem Bekannten der regelmäßig dorthin muß über die Verkehrsverhältnisse unterhalten. Er erzaehlte etwas von ca einhunderttausen Verkehrstoten jedes Jahr. Ich selber habe es leider auch mitbekommen, als ein Auto meinte auf der Gegenfahrbahn am Stau vorbeizufahren und auf unserer Höhe einen Mopedfahrer frontal Abschoß.

Ein Artikel der NZZ stützt die Zahlen meines Bekannten:
Eine halbe Million Unfälle im Jahr: Indien - so viele Verkehrstote wie nirgendwo sonst - Panorama Nachrichten - NZZ.ch
 

keynes

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03.04.2011
2.017
914
@Wimbai

Keine Frage diese Zahlen sind erschreckend hoch und auch deutlich höher als in Deutschland. Man muss aber auch sagen, dass in Indien 1/6 der Weltbevölkerung lebt, da ist ein Anteil von 1/10 der weltweiten Verkehrstoten immer noch relativ moderat.
 
N

no_way_codeshares

Guest
Danke für das Video!
Kommt mir bekannt vor, wobei ich mich immer gleich nach hinten gesetzt habe.
 
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Russischer Spion

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12.01.2015
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Moskau/Russland/SVO
Leider konnten die Eltern der russischen Braut nicht anreisen, da sie kein Ausreisevisum erhalten haben. Ich wusste gar nicht, dass es so einen Schwachsinn noch gibt, aber das Putin und seine Clique nicht alle Tassen im Schrank haben, war ja schon länger bekannt.
Also ich hab mir extra Zeit genommen um mich bei diesem Forum anzumelden, denn es ist immer verwunderlich wieviele es noch Leute im Merkels-Land gibt die so einen Mist glauben und ihn noch verbreiten :D.

Zur Info, Genosse: "Ausreisevisum" wurde noch 1990 in der SU abgeschafft.
 
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keynes

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03.04.2011
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Also ich hab mir extra Zeit genommen um mich bei diesem Forum anzumelden, denn es ist immer verwunderlich wieviele es noch Leute im Merkels-Land gibt die so einen Mist glauben und ihn noch verbreiten :D.

Zur Info, Genosse: "Ausreisevisum" wurde noch 1990 in der SU abgeschafft.

Danke für's anmelden und diese bahnbrechende Info. Du bist übrigens nicht der Erste "Russische Spion" der mich hier im Forum "beleeren" will.

Wenn Du meinen Betrag nicht nur gelesen sondern auch verstanden hättest, dann wüsstest Du dass wir hier nicht über zwei "normale" russische Bürger sprechen, sondern über zwei die an "strategisch wichtiger Forschung" beteiligt sind (wobei dieser Punkt von Staat und beteiligten Personen unterschiedlich gesehen wird). Solchen Personen kann der Staat ganz offensichtlich verbieten zur Hochzeit ihrer Tochter nach Indien zu reisen. D.h. sie durften aufgrund einer staatlichen Weisung nicht ausreisen. Ob Du das jetzt nicht erteiltes "Ausreisevisum" oder "Befehl zum Daheimbleiben für's Vaterland" oder "verkalkte Putinsche Doktrin" oder "dämliche staatliche Einmischung in private Angelegenheiten" nennst ist mir persönlich relativ egal. Der Fakt bleibt der Gleiche und nichts als den Fakt habe ich in "meinen Worten" beschrieben.
 

Russischer Spion

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12.01.2015
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Moskau/Russland/SVO
Danke für's anmelden und diese bahnbrechende Info. Du bist übrigens nicht der Erste "Russische Spion" der mich hier im Forum "beleeren" will.
Um Gottes Willen! Einen typischen "deutschen Michel" zu belehren, der null Ahnung aber zu allem eine Meinung hat, ist kaum möglich. Meine Antwort war nur als Gegenreaktion auf deine Behauptung:

"Leider konnten die Eltern der russischen Braut nicht anreisen, da sie kein Ausreisevisum erhalten haben. Ich wusste gar nicht, dass es so einen Schwachsinn noch gibt, aber das Putin und seine Clique nicht alle Tassen im Schrank haben, war ja schon länger bekannt..."

Wenn Du meinen Betrag nicht nur gelesen sondern auch verstanden hättest, dann wüsstest Du dass wir hier nicht über zwei "normale" russische Bürger sprechen, sondern über zwei die an "strategisch wichtiger Forschung" beteiligt sind (wobei dieser Punkt von Staat und beteiligten Personen unterschiedlich gesehen wird). Solchen Personen kann der Staat ganz offensichtlich verbieten zur Hochzeit ihrer Tochter nach Indien zu reisen. D.h. sie durften aufgrund einer staatlichen Weisung nicht ausreisen
Hier besteht aber kein Unterschied zum Leuchtturm der Demokratie und Freiheit. Dort gibt es auch einige Personen die es ein bisschen schwerer haben mit der Reiselust ins Ausland.
Ob Du das jetzt nicht erteiltes "Ausreisevisum" oder "Befehl zum Daheimbleiben für's Vaterland" oder "verkalkte Putinsche Doktrin" oder "dämliche staatliche Einmischung in private Angelegenheiten" nennst ist mir persönlich relativ egal.
Du musst mit Fakten ein bisschen präziser umgehen. Dann kannst du solche Begriffe auf Bild-Zeitung Niveau verwenden wie "Putin und seine Clique" usw. ;) .

Grüße aus Baden-Baden.