FR: Arbeitsverträge Ryanair

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scandic

Erfahrenes Mitglied
02.04.2011
1.216
445
Norddeutschland
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Falls hier schon bekannt, sorry.

Die norwegische Gewerkschaftsgruppe Parat hat einen kompletten Arbeitsvertrag von Crewlink für Flugbegleiter bei Ryanair online gestellt. Aus meiner Sicht - wenn auch allgemein bekannt - schon ziemlich harter Tobak, was die Leute da unterschreiben. Okay, die keiner zwingt sie dazu, dennoch grenzen diese Verträge schon an Sklavenhandel. Wer mag, kann sich das ja mal antun, ich habe ab Anfang Seite zwei aufgehört, weil es mir gereicht hat.

http://www.boarding.dk/files/arbeidskontrakt_ryanair_o-goo_1_.pdf
 
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Reaktionen: mfkne und theWingtip

jc8136

Erfahrenes Mitglied
19.02.2011
1.275
24
ZRH
Ich finde Punkt 33 Interruption of Service krass! Verstehe ich richtig, dass FR Mitarbeiter feuert, wenn Sie streiken?
 

Ed Size

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
9.425
2
Fast alle Klauseln wären in Deutschland sowas von ungültig

Und du glaubst das in deutschen AV nur gültige Klauseln drin stehen? bzw. kann man sich ja auch Klauseln ausdenken die furchtbar sind, aber vor deutschen Arbeitsgerichten erstmal Bestand haben.
 

ANK660

Erfahrenes Mitglied
01.09.2009
3.603
102
Ich finde Punkt 33 Interruption of Service krass! Verstehe ich richtig, dass FR Mitarbeiter feuert, wenn Sie streiken?

Dies ist ein Punkt den ich durchaus ok finde. Sollte zwar nicht sofort schlagend werden, aber wenn es öfters vorkommt finde ich es ok. Besonders wenn es versteckte Streiks sind wie letztes Jahr bei OS als viele Piloten "krank" waren.
 
F

feb

Guest
Ja, das ist starker Tobak. Vor einem deutschen Arbeitsgericht würde der Prozessbevollmächtigte von Crewlink in einem gedachten Arbeitsrechtsstreit eine Ganzkörperhandlung mit Teer- und Federauftrag erhalten. Freilich sollte der Fairness wegen erwähnt werden, dass die festangestellten Ryanair-FB nach Presseberichten zwar unter ebenfalls brutalen Arbeitsvertragsregeln leiden, aber wenigstens eine auskömmliche Vergütung erhalten.

Nun, der Arbeitsplatz der Ryanair-FB sind irische Flugzeuge, daher gilt (auch dies halte ich für disputabel) das Arbeitsrecht der Republik Irland. Dieses nationale Recht lässt solche Arbeitsverträge augenscheinlich zu. Warum? Weil die vom irischen Staatsbürger gewählte Volksvertretung eben diese Rechtslage willentlich herbeigeführt hat. Soll ich jetzt die Iren schelten? Nein, sicher nicht. Sie mögen ihre Volksvertretung und damit auch ihr Arbeitsrecht bestimmen, wie es Ihnen beliebt.

2006 habe ich viele Wochen die Republik Irland bereist und dort gute alte Freunde getroffen, die seinerzeit unter Versicherung der tiefen Anteilnahme an dem Niedergang der deutschen Wirtschaft sehr euphorisch die irische Wirtschaft und deren unaufhaltsamen Aufstieg priesen. Seinerzeit war die Republik Irland (auch und gerade Dank kräftiger EU- Hilfen) eine EU- Boomregion, heute aber sitzen die Iren im Tal der Tränen.

Ja, jede der europäischen Demokratien gibt sich die Rechts- und Wirtschaftsordnung, die der Wahlbürger durch seine demokratische Teilhabe wünscht.

Fazit?

Ich bin sehr überzeugt, dass wir in Deutschland vom Kräfteverhältnis der Tarifparteien eine gerade noch ausgewogene "Machtverteilung" haben. Diese Machtverteilung ist essentieller Bestandteil der deutschen Wirtschaftsordnung und des schon Jahrzehnte währenden und vor allem auch gegenwärtigen Erfolges. Das Beispiel Irlands zeigt, dass man die Kräfteverhältnisse auch so ordnen kann, dass jeder kleine Schnupfen der Weltwirtschaft zu einer lebensbedrohenden Lungenentzündung der nationalen Wirtschaft führen kann.

Meinen Vorpostern economyflyer und Ostschneiser stimme ich zu und setze hinzu: Wenn man solchen Junkies wie M. O'Leary die Prägung der Wirtschaftordnung überlässt....darf man über die Folgen nicht verwundert sein.

Mein werter Hintern wird jedenfalls auf absehbare Zeit keinen FR- Sitz belasten.
 

Ed Size

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
9.425
2
Dies ist ein Punkt den ich durchaus ok finde. Sollte zwar nicht sofort schlagend werden, aber wenn es öfters vorkommt finde ich es ok. Besonders wenn es versteckte Streiks sind wie letztes Jahr bei OS als viele Piloten "krank" waren.

Was ist das denn für eine wirklich dumme Aussage? Ein Mitarbeiter ist entweder krank - oder er streikt, Krankheit als eine Form von Streik funktioniert nicht (rechtlich) - wie willst du denn einen Mitarbeiter nachweisen das er quasi "krank streikt"?

Und wir (unsere Gesellschaft) können gerne darüber nachdenken das wir die Rechte der ANs wieder beschränken - komischerweise fahren die Unternehmen in der Regel nicht schlecht wenn sie auf die Mitarbeiter eingehen.
 

ANK660

Erfahrenes Mitglied
01.09.2009
3.603
102
Die Arbeitsrechte in Österreich und Deutschland sind nicht gerade wirtschaftsfreundlich. Das fördert nicht gerade den Arbeitsmarkt. Das Thema Streik, Kündigungsschutz und der Einfluß der Gewerkschaften sind zu überdenken.
 

economyflieger

Erfahrenes Mitglied
22.02.2010
4.977
1
Ostsee
Die Arbeitsrechte in Österreich und Deutschland sind nicht gerade wirtschaftsfreundlich. Das fördert nicht gerade den Arbeitsmarkt. Das Thema Streik, Kündigungsschutz und der Einfluß der Gewerkschaften sind zu überdenken.

Das erklärt auch die wirtschaftliche Lage in Deutschland im vergleich zum rest Europa. :doh:
 
Zuletzt bearbeitet:

jc8136

Erfahrenes Mitglied
19.02.2011
1.275
24
ZRH
Dies ist ein Punkt den ich durchaus ok finde. Sollte zwar nicht sofort schlagend werden, aber wenn es öfters vorkommt finde ich es ok. Besonders wenn es versteckte Streiks sind wie letztes Jahr bei OS als viele Piloten "krank" waren.

@Kluvie: Die https://de.wikipedia.org/wiki/Koalitionsfreiheit ist ein elementares Recht, dass den Arbeitnehmer vom Leibeignen unterscheidet. Diese wird europaweit, d.h. auch in Irland, garantiert und somit ist dieser Paragraph stossendes Unrecht. Das Streikrecht wurde aus gutem Grund in der Europäischen Menschenrechtskonvention und anderen internationalen Verträgen garantiert. Ich weiss nicht wie alt Du bist aber google doch mal Solidarnosc, Trade union colombia und ein paar andere aufrechte Kämpfer für die Menschenwürde. Für den Fall, dass Dir das zu abstrakt ist:

Bei Daimler mussten die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat durchsetzen, dass CEO Zetsche keine normale Vertragsverlängerung bekommt, da der Typ es nicht bringt. Jeder Daimler Aktionär muss suizidale Gedanken bekommen, wenn er den Kursverlauf seiner Aktie mit der von VW oder BMW vergleicht (selbst die Kataris sind ausgestiegen) aber keiner macht etwas. Exzesse gibt es auf beiden Seiten, dies ist aber durch Gerichte festzustellen. Ein klarer Grad weiter nicht mit FR zu fliegen.
 

Ed Size

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
9.425
2
Die Arbeitsrechte in Österreich und Deutschland sind nicht gerade wirtschaftsfreundlich. Das fördert nicht gerade den Arbeitsmarkt. Das Thema Streik, Kündigungsschutz und der Einfluß der Gewerkschaften sind zu überdenken.

Na wenn ich mir die Arbeitlosenquote in D anschaue - dann scheint das kein soo großes Problem auf Seiten der AGs zu geben. Die Bedingungen zu denen MA aber teilweise arbeiten (müssen) kann man hingegen schon diskutieren,
 

Ed Size

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
9.425
2
Noch ist ja fast alles noch ok, aber wie lange noch? Ich glaube man sollte einen vernünftigen Mittelweg finden. Heute liegt die Macht beim AN und nicht mehr beim AG.

Was für ein ausgemachter Quatsch.

Die Rechte der ANs sind in den letzten Jahren eher geschwächt als gestärkt worden.

@Kluvie

Darf ich fragen ob du AG bist?
 
Zuletzt bearbeitet:

singmeister

Erfahrenes Mitglied
16.08.2011
2.401
100
BSL
Die Arbeitsrechte in Österreich und Deutschland sind nicht gerade wirtschaftsfreundlich. Das fördert nicht gerade den Arbeitsmarkt.
Leider sind arbeitsrechtliche Bestimmungen meist nicht "wirtschaftsfreundlich", sondern tendenziell entweder

-arbeitnehmerfreundlich, dann geht es den Mitarbeitern gut und die Gewinne sind begrenzt, oder
-arbeitgeberfreundlich, dann steigen die Gewinne und die Mitarbeiter haben weniger.

Eine wirkliche Wirtschaftsförderung, welche "den Kuchen wachsen lässt" und beide Seiten profitieren, erreichen die meisten arbeitsrechtlichen Bestimmungen nicht (wobei man vermutlich diskutieren könnte, ob Wirtschaftsförderung der Zweck eines Arbeitsrechts ist/sein sollte).

Etwas vereinfacht gesagt:
Ryanair ist ein gutes Beispiel von extrem arbeitgeberfreundlich gestalteten Verträgen und Bedingungen. Daher geht's dem Unternehmen auch recht gut, während viele FR-Mitarbeiter nicht zu beneiden sind.
Der Lufthansa geht es unternehmerisch gesehen vielleicht nicht so gut wie Ryanair, aber dafür sind die Mitarbeiter besser gestellt, als die bei Ryanair (unabhängig davon, ob/dass sich die Situation für die MA der LH momentan eher verschlechtert als verbessert).
Ob profitstarke Unternehmen oder gut versorgte Mitarbeiter für ein Land insgesamt besser sind, kann man auch diskutieren.

Ich würde aber behaupten, dass beides im jeweiligen Extremzustand auf jeden Fall schlecht für ein resourcenarmes Flächenland (wie Deutschland) ist!
 

Farscape

Erfahrenes Mitglied
24.09.2010
6.973
6
Wien
Die Arbeitsrechte in Österreich und Deutschland sind nicht gerade wirtschaftsfreundlich. Das fördert nicht gerade den Arbeitsmarkt. Das Thema Streik, Kündigungsschutz und der Einfluß der Gewerkschaften sind zu überdenken.

Ein Kumpel zur Kassierin: Heute hab ich mir Ersatzteile fürs Benzin-Modellauto gegönnt.
Sie: vielleicht schaff ichs mir auch etwas zu gönnen, mein alter Röhrenfernseher brummt schon so laut.

Muss ich mehr sagen?
Mein Kumpel war schockiert dass sich ein 40h/Woche arbeitender Bürger sich nichtmal nen TV leisten kann.

Arbeitslosengeld: 800€
Stellenausschreibung als Kassakraft NUR 30h: 850€
Stellenausschreibung als Masseur hauptsächlich 30h: 850€

Jeder der sich hier nen C Flug leisten kann sollte dem Leben gegenüber mehr als dankbar sein!
Ich bin es
 

mum2009

Erfahrenes Mitglied
22.07.2009
1.892
1
Überraschend ist das aber alles nicht.
Welcher Illusion muss man unterliegen, dass man glaubt das irgendein Unternehmen einen für 24,98 € 2500km weit transportiert und dabei die Angestellten ordentlich bezahlt? Das macht es nicht besser, aber die große Überraschung ist es nicht.
 

theWingtip

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
257
0
24.98 ist immer noch ein extremer Dumpingpreis:

Die Sitzplatzkosten be Easyjet liegen bei etwa 60 Euro und mehr. Ryanair ist ähnlich, bei 2500 Kilometer gehts dann aber wohl eger auf die 100 Euro zu.