Abseits des hanebüchenen Unsinns im OP würden mich ja mal die praktischen Erfahrungen der wirklich Behinderten interessieren, die mit dem Rollstuhl LH und Co. fliegen müssen. Ich könnte mir denken, dass man da je nach Airline und Airport ganz unterschiedliche Erfahrungen macht.
Ich kann es Dir sagen, da mein Vater im Rollstuhl sitzt und wir in den 2 Jahren nach seinem Stroke das Fliegen erst wieder erlernen mußten (er war seit es M+M gibt immer SEN bzw HON aber durch den Stroke mußte ich mit ihm anfangen wie mit einem kleinen, ängstlichen Kind):
Wichtig ist bei oder nach der Buchung die korrekte Eingabe des Behinderungscodes. Dies macht man bei der LH z.B. über eine spezielle Hotline, die alles mögliche zum Krankheitsbild abfragt:
Lufthansa - Buchung
Die entsprechenden Kennzeichen sind:
WCHR = Wheelchair Help on Ramp - kann kurze Strecken gehen und Stufen steigen
WCHS = Wheelchair Help on Steps - braucht Hilfe beim Stufen steigen, kann aber noch etwas gehen
WCHC = Wheelchair Help in Cabin - kann sich nicht selbst bewegen, braucht Ein- und Aussteigehilfe und muss in der Kabine "gesetzt" werden
Der eigene Rollstuhl (sofern nicht batteriebetrieben) wird bis in den Finger genutzt, erst dann steigt man in den speziell schmalen Bordrollstuhl um, der durch den Gang paßt. WCHS mag bei meinem Vater zum Beispiel bei einer Fingerposition gehen, da er z.B. auch im Flieger mit tatkräftiger Unterstützung an seinen Platz kommt - aber Gangway bei Außenposition geht gar nicht und bei WCHS kommt dann nur ein Helfer anstatt zweien + Tragesessel bei WCHC. Einen Hubwagen wie von Elly oben geschrieben gibt es bei Narrowbodies in D nicht, nur bei Widebodies auf Aussenstation. Auch ist das mit der Lounge nicht korrekt, man wartet ganz normal im Wartebereich oder -falls Status- in der Lounge. Allerdings gibt es Lounges auch in D, die nicht per Rolli erreichbar sind, so z.B. in BRE, der homebase meines Vaters (clever, neues Terminal aber 5 Stufen zur Lounge...)
An den meisten Stationen wird der DAA-aufgegebene Rollstuhl auch DAA wieder hingestellt, nur in TXL und CGN klappt das nicht.
Im Flieger selber dürfen WCH-Passagiere im Normalfall nur auf bestimmten Plätzen sitzen, diese sind bei LH in der Kabine mit einem schwarzen Dreieck an der Kabinenwand gekennzeichnet. Sitzen dürfen die auch nur auf Fensterplätzen, damit die bei einer Evakuierung keine gesunden Passagiere blockieren. Der Check-in sieht im Sitzplan diese speziellen sitze mit "H" markiert und grau hinterlegt. Wenn man einen dieser Plätze auswählt, gibt es zwar einen Hinweis, dass dieser Sitzplatz reserviert ist für "handicapped" Gäste, aber man wird nicht daran gehindert, diesen Platz gesunden Gästen zu geben, wenn keine oder nur weniger WCH-Gäste an Bord sind.
Aus diesem Grund ist es auch bei LH nicht möglich auf Deutschland- oder Europastrecken im Narrowbody mit Flex-C ein C-Ticket zu buchen da der vorderste WCH-Sitz in Reihe 8 oder 9 ist und die LH nicht sicher stellen kann, daß der Vorhang nicht vielleicht schon bei Reihe 4 hängt. Auch ist F auf 744 nicht möglich (Treppe), bei A340 schon.
Auf Widebodies ist übrigens ein Bordrollstuhl vorhanden und eine Eco-Toilette ist etwas größer als die anderen. Allerdings ist es Aufgabe einer Begleitperson, mit dem WCH-Gast auf die Toilette zu gehen. Wenn er dies nicht alleine kann, kann er Langstrecken nur mit Begleitperson fliegen. FBs dürfen aus versicherungstechnischen Gründen nicht helfen.
Ich hoffe, dies gibt einen ersten Einblick - bei Fragen: Immer zu!