ORY-HAV mit Cubana (C)
Gibt ja verschiedene Varianten wie man von Europa nach Kuba kommt. Neben verschiedenen klassischen Airlines wie Air France fliegen auch viele Urlaubsflieger wie Condor oder auch Air Berlin direkt nach Kuba. Auch Air Canada wäre möglich - die ganzen US-Airlines fliegen natürlich raus.
Um mal was anderes zu erleben habe ich mich dann aber für Cubana entschieden. Die Homepage ist nicht unbedingt die aller benutzerfreundlichste, aber ich fand doch recht schnell raus, daß es Flüge von Madrid und Paris nach Havanna gibt. Da Paris merklich günstiger war als Madrid und ausserdem die Zeiten besser passten viel die Entscheidung sehr schnell auf den Flug ORY-HAV (mit einem Zwischenstopp in Santiago de Cuba wie ich später rausfand) Business kostete auch nur 50 Euro mehr als Economy, so daß auch diese Entscheidung ziemlich von selber viel.
Der Buchungsvorgang auf der Cubana Homepage war auch recht unkompliziert - einzig erschwert dadurch, daß die Homepage mittendrin beim weiterklicken von Englisch auf Spanisch umschaltete. Da sie aber ziemlich genauso aufgebaut ist wie jede andere Airline-Homepage konnte ich richtig erraten in welches Feld welche Information wusste.
In der e-mail die ich anschliessend bekam war sogar ein Buchungscode den checkmytrip akzeptierte, so daß ich auch sicher wusste, daß ich ein Ticket hatte. (Bezahlung ging auch mit der Lufthansa MasterCard)
Soviel zur Buchung - jetzt zum tatsächlichen Flug.
Ich bin bisher nur in Orly gelandet - dies war mein erster Abflug von diesem Flughafen - und ganz ehrlich - schön ist der nicht.
Der Check-In für Cubana ist irgendwo im Keller neben Easyjet versteckt. Als ich ankam war schon eine recht lange Schlange vor den Check-In Schaltern, da es aber einen separaten Schalter für Business Class (Club Tropical genannt) gab konnte ich ohne lange Wartezeiten einchecken.
Nach der Sicherheitskontrolle auf dem Weg zur Lounge kam ich schon am Gate für meinen heutigen Flug vorbei - und auch das Flugzeug das mich nach Kuba bringen sollte war schon da:
Die Krone sowjetischer Flugzeugbaukunst - eine IL 96-300! (natürlich der Grund warum ich Cubana geflogen bin)
Da es noch ein wenig Zeit bis zum Abflug war habe ich auch noch in der Lounge vorbei geschaut. Gab recht bequeme Couchen und ein paar Kleinigkeiten zu Essen und Trinken.
Ausserdem sogar einen Aussenbereich (allerdings ohne Aussicht)
Boarding hat sich ungefähr eine Stunde verzögert - Informationen warum etc. gabs allerdings keine.
Dies war mein erster Flug auf einem sowjetischen Flugzeug, ein paar Unterschiede zu den üblichen Boeing / Airbus usw. sind mir deshalb auch bald aufgefallen.
Die Luftdüsen sind zum Beispiel nicht in der Decke eingebaut, sondern in der Rückenlehne vom Vordersitz.
Ebenso im Rücken vom Vordersitz sind die Sauerstoffmasken - wie man an die bei dem doch recht großzügigen Sitzabstand der Business hinkommen soll ohne sich abzuschnallen hat allerdings keiner erklärt
Gab natürlich auch ein Bordmagazin mit allen üblichen Informationen incl. Übersicht über Streckennetz und Flotte (wo Cubana einen A320 trotz Embargo aufgetrieben hat weis ich allerdings nicht)
Die Business Class in der IL96 war in einer 2-2-2 Aufteilung mit sehr bequemen Reclinern. Sehr gut gepolstert, auch der Sitzabstand ist sehr bequem. Lie Flat natürlich nicht
Am Boden gabs schon die erste Getränkerunde - für mich Orangensaft - in echten Gläsern, incl. Cubana-Logo
Die Business war auch gut gefüllt - ich hatte allerdings den Eindruck, daß mindestens zwei drittel der Passagiere der Crew persönlich bekannt waren - hatte teilweise was von einem Familienausflug.
Ungewöhnlich fand ich auch die „Lüftungsschlitze“ im Bereich der Fensterverkleidung
Noch am Boden wurde auch an den an der Kabinenvorderseite montieren Bildschirmen das Sicherheitsvideo abgespielt. Dieses war wie bei vielen Airlines ein Comic - allerdings nur auf Spanisch und die Passagiere in dem Video haben dauernd mit der Stewardess gefliertet…)
Anschliessend schalteten die Bildschirme auf die Bugkamera um
Der Start war etwas wacklig, aber die vier Aviadvigatel PS-90A Triebwerke brachten uns sicher in die Luft
Nebenbei ging beim Start auch die Cockpittür von selber auf - das lag jetzt aber nicht direkt an der Beschleunigung beim Start, sondern passierte während des Fluges bei geringsten Turbulenzen noch mehrmals.
Die Kabine machte einen unglaublich geräumigen Eindruck, zum einen waren nur auf den Seiten Overhead-Bins und keine in der Mitte - ausserdem war die Kabine tatsächlich auch unglaublich hoch.
Nach dem Start wurde es Zeit auf der Toilette vorbei zu schauen, die Abdeckungen haben mich irgendwie an die Küche meiner Oma erinnert.
Ausserdem war die IL96 das erste Flugzeug, bei dem mir bewusst aufgefallen ist, daß manche Teile mit Schlitzschrauben zusammengehalten werden (und ausserdem vier verschiedene Schrauben für eine Platte verwendet werden)
Da wir ja schliesslich Business Class fliegen wurden natürlich auch Amenity Kits verteilt - sogar mit Nähzeug! (Die Kopfhörer waren dafür unglaublich windig)
Stromversorgung für iPad etc. gab es übrigens an jedem Platz.
Bald nach dem Start begann auch schon die erste Getränkerunde - gab leider keinen Gin & Tonic, dafür unter anderem eine Auswahl aus drei verschiedenen Rum Sorten. Dazu eine Tüte Nüsse, die sogar auf einer Porzellan-Schale serviert wurden.
Überraschenderweise gibts bei Cubana sogar Coca Cola (nicht sicher ob das bei Abflug in Cuba auch so ist)
Anschliessend wurden wir nach unseren Wünschen fürs Essen gefragt - Menükarten gibts keine, so daß die Stewardess die drei Varianten erklärt (ungefähr die Hälfte der Crew sprach gutes Englisch, der rest nur ein paar Floskeln) zur Auswahl gabs „Fish with Broccoli“ „Chicken with Potatoes“ oder „Beef with Tagliatelle“
Kurz danach habe ich auch in der Armlehne noch einen Fernseher gefunden, dem ich aber ausser daß er Blau leuchtete keine weitere Funktion entlocken konnte.
Ich habs später nochmal versucht - mehr als ein paar Informationen zum Flug (Höhe, Geschwindigkeit, Aussentemperatur) lies sich aber auch dann nicht anzeigen.
Gab auch heisse Tücher - ist zwar eine Kleinigkeit, aber doch immer wieder angenehm.
Bald darauf wurde auch schon der Tisch fürs Essen gedeckt - die Tischdecken sogar mit Cubana Logo
Mein Hühnchen wurde zusammen auf einem Tablett mit Vorspeise und Salat serviert. Das Hauptgericht in einer Porzellanschale, der Rest in Plastik. Die Tabletts wurden alle einzeln aus der Galley serviert, nicht vom Trolley.
War jetzt nichts wirklich originelles oder extravagantes, dafür aber geschmacklich richtig gut. Ist mir lieber als wenn irgendeine Gourmetküche versucht wird die dann aufgrund von Budget und Gegebenheiten an Bord sowieso nicht funktioniert, wie bei manch anderen Airlines.
Wie gesagt Vorspeise (Schinken und Kartoffelsalat) sowie ein Salat waren auf demselben Tablett.
Brötchen wurden separat aus einem Korb gereicht - auch diese waren knusprig und warm, gab ausserdem einen recht leckeren Rotwein dazu.
Anschliessend gabs dann noch ein zweites Tablett mit Käse und einem Orangentörtchen als Dessert.
Ich hab dann versucht etwas zu schlafen, war jetzt nicht sonderlich bequem aber ein paar Stunden bin ich tatsächlich eingenickt. Geholfen hat auch, daß die Kabinentemperatur verhältnismäßig kühl war - ist mir lieber als wenn es zu heiß ist. Auch die Kabine wurde nach dem Essen abgedunkelt.
Wie vorher schon erwähnt ging der Flug nicht direkt nach Havana, sondern über Santiago de Cuba.
Knapp zwei Stunden vor der Landung in Santiago wurde wieder das Licht in der Kabine eingeschaltet (Mood Lighting etc. gibts keines - es ist erst dunkel und dann plötzlich hell) und nochmal ein Snack serviert. (der nichts besonderes war)
Anschliessend landeten wir dann in Santiago de Cuba - vermutlich der verlassenste Flughafen den ich je erlebt habe.
Ausser den typischen Lichtern auf der Landebahn und ein paar Lichtern vor dem Terminal war alles Stockdunkel (incl. der Umgebung) Auch von den üblicherweise auf einem Vorfeld rumstehenden Gepäckwagen, Push-Back-Fahrzeugen usw. war nichts zu sehen - nur ein Jeep mit 3 Bewaffneten (Hatte ein bisschen was von der PanAm Folge wo sie wegen eines Medical in Port-au-Prince landen.
Zuerst stiegen alle Passagiere aus, deren Ziel Santiago de Cuba war. Dann passierte ein paar Minuten gar nichts, bis auch wir schliesslich aufgefordert wurden auszusteigen und im Terminal zu warten.
Dabei gabs nochmal einen schönen Blick auf die Triebwerke.
Nachdem wir eine knappe Stunde im Terminal gewartet hatten ging es dann wieder zurück zu unserem Flugzeug
Nachdem alle an Bord waren ginge es dann wieder los für die letzten knapp 500 Meilen nach Havanna.
Die Einreise nach der Landung ging recht schnell, nur das Gepäck lies ewig auf sich warten. Und schon war ich in Kuba.
Ich muss ehrlich sagen ich war von Cubana positiv überrascht. Der Sitz war jetzt nichts besonderes und natürlich als Business Class nicht annähernd zeitgemäß. Aber der Service hat gepasst, und das Essen war auch besser als erwartet. Und auch die IL96-300 ist ein ganz angenehmes Flugzeug - ich hätte den Vogel merklich lauter erwartet.