22.05.2020: Pakistan - PIA A320 crasht in Wohngebiet bei Karachi

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Luftikus

Megaposter
08.01.2010
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irdisch
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Der eine Pilot hat die ganze Zeit gezogen und damit die Trimmung extrem verstellt. Den hätte man zuerst erkennen und vom Sidestick weghalten müssen.
 

Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
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358
Ja und warum hat er gezogen? Richtig. Stress.
Und warum hat ihn niemand davon abgehalten? Richtig. Stress.

Worauf willst du hinaus?
 

cockpitvisit

Erfahrenes Mitglied
04.12.2009
4.830
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FRA
Nach aktuellem Wissensstand hier im Forum wurde der Fahrwerksschalter auf ausfahren gestellt, aber aufgrund der zu hohen Geschwindigkeit wurde das Fahrwerk nicht ausgefahren.

Wie funktioniert das in einer Airbus? Wird das Fahrwerk in so einem Fall später automatisch ausgefahren, wenn die Geschwindigkeit niedrig genug ist, oder muss man dazu den Schalter erneut auf "Up" und wieder "Down" stellen?
 

Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
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Nun ja, das war eine Augenblicksentscheidung. Du landest, irgendwas geht gehörig schief, die Bremsen zeigen keine Wirkung, überall Lärm und Warnungen. Da wird nicht mehr diskutiert oder abgewogen, was sinnvoll ist. Und wenn der Schubhebel dann auf TOGA steht, ziehst Du den auch nicht mehr zurück.
Andererseits lernt meines Wissens aber jeder Pilot: Wenn einmal die Schubumkehr gefahren ist, wird nicht mehr durchgestartet. Und das haben die Jungs zu allem Überfluss auch noch gemacht...

Da war es immerhin ein Defekt, der den Stress ausgelöst hat.
Hier, in diesem Fall ist der Stress sogar unnötigerweise herbeigeführt.

Jein, du merkst als Pilot nicht unbedingt den Unterschied zwischen einem Defekt, und einer komischen völlig korrekten Reaktion des Flugzeugs, mit der du aber nicht gerechnet hast (wie z.B. ein von den Systemen verhindertes Fahrwerksausfahren und eine verzögerte Fahrwerkswarnung).
In beiden Fällen ist es ein überraschendes Ereignis. Von daher für den Piloten in dieser Situation ähnlich, für eine nachträgliche Analyse und Reaktion natürlich 100% verschieden.

Im Anflug stabilisiert sein und Fahrwerk draußen und verriegelt (drei grüne Lampen) prüfen beide vor jeder Landung. Normalerweise. Das ist auch nicht missverständlich angezeigt oder schwer zu erkennen.
Es war aber kein Anzeigeproblem. Es war ein Problem der Bedienungsqualität.
Exakt das selbe. Ja, im Nachhinein für einen Analysten volle Zustimmung. Aber was macht das Gehirn des Piloten? Was sieht man wirklich? Das angehen der grünen "down" Pfeilchen, oder die ausgehenden orangen UNLK-Warnungen? Was zeigt der Airbus an, wenn der Hebel auf down ist, das Fahrwerk aber wegen zu hoher Fahrt nicht ausgefahren wird? Wer hat geflogen, und wie gut sieht man von seinem Sitzplatz die Lampen?
A320 LDG.jpg
Wann exakt die "3 green" geprüft werden, liegt wohl an der spezifischen Airline. Ich hoffe der Bericht wird erklären wann PIA es tut.

Es ist völlig klar, dass die Piloten am Anfang der Probleme stehen, und dann im vollen Stress zwar bedingt nachvollziehbar, aber objektiv noch mehrfach falsch reagiert haben.
CRM muss völlig versagt haben, bzw, der zweite der heutzutage als PM (Pilot monitoring) bezeichnet wird, hat sich vielleicht eher wie ein PNF (Pilot non flying) verhalten... Inwieweit da kulturelle Aspekte eine Rolle gespielt haben (beide Ex-Militär, Rang ?) wird hoffentlich auch beleuchtet.
Da wir die Menschen aber schwer ändern können (Gentechniker mögen mir widersprechen), müssen wir eben auch überlegen, inwieweit wir bei Flugzeug und Verfahren vielleicht noch was verbessern können.

Der Punkt ist, dass es für die Piloten keine unlösbare Situation war, sondern übermäßiger Stress und schlechte Kommunikation wesentlich zum Absturz beigetragen hat.
Ich hoffe der Bericht wird vernünftig aufdröseln, wie unlösbar die Situatiion war, ab welchem Punkt eigentlich nur noch ein Abbrechen Sinn gemacht hat.
Wenn ich mir das Profil so angucke, erscheint mir die Ursprungsaufgabe (Landen aus 18Meilen Entfernung und 10.000ft Höhe bei 250 kt) jetzt nicht völlig unlösbar. Zeitweilig ist man (über mindestens 3 km) wesentlich steiler gesunken, als zum intercepten des Gleitpfads nötig gewesen wäre, ohne dabei die Geschwindigkeit wesentlich zu erhöhen, und sogar noch ohne Fahrwerk. Da aber erst nach dem ersten Zweifel von ATC so stark gesunken wurde, was hat man am Anfang gemacht? Warum ist man nicht gleich so steil gesunken? Warum hat man nicht ein klein bisschen verzögert, und das Fahrwerk ausgefahren (man war nur haarscharf zu schnell dafür, Vlo ist 250kt)? Dann wären sie in doppelter Entfernung schon auf dem Gleitpfad gewesen, und hätten Zeit genug gehabt, die Fahrt abzubauen. Oder haben sie die ganze Zeit geglaubt das Fahrwerk draussen zu haben und deshalb auch genug zu sinken? Es ist schon interessant, das wir in Zeiten modernster Computer nicht dem Piloten in allen Flugzeugen ein schönes Bild vom vertikalen Anflugprofil anzeigen können, das immer noch viele Piloten verunglücken weil sie nicht auf dem geplanten Gleitpfad sind, obwohl mehrere Computer an Bord alle dafür notwendigen Daten zur Verfügung haben.
https://patentswarm.com/patents/US10584979B1
https://www.researchgate.net/figure/Vertical-Situation-Display-in-full-mode_fig3_252727155
(und ja, ich liebe alle elektronischen Helferlein die den Piloten informieren, ich mag es nur nicht wenn sie aktiv eingreifen)
Vielleicht haben wir einfach noch nicht erkannt, was nun die große Zuversichtlichkeit der Crew "dass das schon passt" erzeugt hat. Vielleicht haben sie auch auf militärische Memory Items zurückgegriffen?

Ich hoffe halt sehr, dass das Urteil "Pilotenfehler" nicht schon längst feststeht, sondern sich die Ermittler bemühen, auch das warum zu beantworten, den Fehler vollständig zu erklären. Denn nur dann können wir wirklich daraus lernen. Oft gibt es leider die Einstellung, dass sich das Problem mit dem Ableben der zwei Kollegen für die Zukunft erledigt hat. Eine Tendenz die auch beim ersten MAX Absturz immer mitgeschwungen hat, und doch grundfalsch war.
 

Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
1.327
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Das mit der "keine unlösbare Situation" war auf AF447 bezogen. Ansonsten Zustimmung.
 

ek046

Erfahrenes Mitglied
29.05.2013
3.236
729
:censored: Bitte sofort auf die weltweite Blacklist.

“... Erschreckende Zustände: Die Regierung Pakistans hat eine Untersuchung der Lizenzen der Linienpiloten durchgeführt. Sie stieß auf 40 Prozent ungültige Papiere. ... Nur vier Lizenzen waren zwar gefälscht. Dutzende Piloten besitzen aber offenbar eine Lizenz, obwohl sie gar keine Flugerfahrung mehr vorweisen können. 262 haben eine Lizenz erhalten, obwohl sie gar nie eine Prüfung abgelegt haben. «Sie haben eine andere Person gebeten, in ihrem Namen an der Prüfung teilzunehmen», so Sarwar. ...“



https://www.aerotelegraph.com/pakistan-vier-von-zehn-piloten-haben-ungueltige-lizenzen
 
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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
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zum selben Thema
Skandal um Fake-Lizenzen erschüttert PIA
Lückenhafte Dokumente, gefälschte Stempel, und Check-Flüge an Feiertagen: in Pakistan wurde offenbar in großem Stil Schmu mit Pilotenlizenzen betrieben. PIA zweifelt die Eignung jedes Dritten ihrer 434 Piloten an.

Im Bereich anderer Lizenzen (Prüfer, Mechaniker...) hatten wir in Europa da allerdings auch schon unsere Skandale. Also vorsicht mit voreiligem Steinewerfen im Glashaus.
 

F4F

Erfahrenes Mitglied
08.11.2014
1.680
149
HB
150 Piloten ( von 434 ) mit zweifelhafter Lizenz und Flugverbot !!!
PIA Stand immer auf meiner no Go Liste .
 

kingair9

Megaposter
18.03.2009
22.381
764
Unter TABUM und in BNJ
Ich stimme der Mehrzahl von Volumes Ausführungen zu, in denen es um „human factors“ geht. Korrigieren muss ich aber

Volume meinte:
Wann exakt die "3 green" geprüft werden, liegt wohl an der spezifischen Airline. Ich hoffe der Bericht wird erklären wann PIA es tut.

Denn das ist nicht Airline-spezifisch sondern Teil der vom Hersteller vorgegebenen Checklisten im Ecam. Ja, es gibt Airlines, die bei Airbus/Boeing/Younameit zusätzliche Items in die Listen einfügen lassen. Aber die Basics sind vorgegeben, sowohl was den Inhalt als auch den Zeitpunkt betrifft.
 

Tupolew

Erfahrenes Mitglied
27.09.2012
1.327
358
Wer den Bericht von einem erfahrenen Piloten interpretiert haben möchte https://youtu.be/SN5ydx0jKTI

Was hier wohl noch nicht stand: Der Fahrwerksschalter wurde zunächst auf "down" gesetzt, als die aber den Glideslope erreicht haben, wieder auf "up" gesetzt! Selbst wenn das Fahrwerk wegen Overspeed nicht ausgefahren wäre... die Piloten hätten es eh wieder eingefahren.

Könnte auch ein Hinweis auf irritierende Warnmeldungen sein. Wenn die Fahrwerkswarnung kommt, wäre intuitiv der Handgriff, das Fahrwerk auszufahren. Wenn der Schalter aber schon auf "down" war und das Fahrwerk nur wegen des Overspeed nicht ausgefahren war, wäre eine "korrigierende" Schalterbetätigung, das Fahrwerk dann auf "up" zu stellen. Was dann sehr auf das hindeutet, was Volume hier schon angesprochen hat.


Im 2. Teil ab ca. Minute 20 geht er auf die Pilotenhandlungen nach dem Touchdown ein, ab dem alles nur noch drunter und drüber ging...
 
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singmeister

Erfahrenes Mitglied
16.08.2011
2.401
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BSL
zum selben Thema
Skandal um Fake-Lizenzen erschüttert PIA

Im Bereich anderer Lizenzen (Prüfer, Mechaniker...) hatten wir in Europa da allerdings auch schon unsere Skandale. Also vorsicht mit voreiligem Steinewerfen im Glashaus.

Nur weil woanders auch schon schlechte Dinge passiert sind, heisst das definitiv nicht, dass man die Situation mit den fehlenden Pilotenlizenzen nicht ansprechen darf oder muss. Und bei knapp einem Drittel aller Pilotenlizenzen sind wir hier auch in ganz anderen Grössenordnungen unterwegs.
 
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Volume

Erfahrenes Mitglied
01.06.2018
10.052
7.485
Nur weil woanders auch schon schlechte Dinge passiert sind, heisst das definitiv nicht, dass man die Situation mit den fehlenden Pilotenlizenzen nicht ansprechen darf oder muss. Und bei knapp einem Drittel aller Pilotenlizenzen sind wir hier auch in ganz anderen Grössenordnungen unterwegs.
Ansprechen selbstverständlich. Nur nicht sofort auf die schwarze Liste setzen. Jedenfalls nicht, ohne da auch ein paar andere draufzusetzen...

Und ja, gut das Pakistan hier vor seiner eigenen Tür kehrt, Dinge selbst aufarbeitet. Wenn jeder so arbeiten würde, bräuchte niemand schwarze Listen zu führen.
 

ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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(und ja, ich liebe alle elektronischen Helferlein die den Piloten informieren, ich mag es nur nicht wenn sie aktiv eingreifen)
Mal ganz drastisch gesagt: In diesem Fall hätte wohl nur eine Programmierung geholfen, die ein "you two pilots are totally incompetent, unprofessional and unsuitable" :eek: groß auf allen Cockpit-Bildschirmen anzeigt, sämtliche Bedienelemente deaktiviert, auch Direct Mode per Relais, und eine vollautomatische Landung einleitet, mit Vorab-Info an ATC, doch bitte ein paar Uniformierte vorbeizuschicken ...

Zusatzoption: Schredder für die Pilotenlizenz in der Ablage a'la Banksy :idea:

Man kann ja sehr viel Human Factors Engineering machen, trotzdem gilt: Nichts ist narrensicher, die Narren sind zu einfaltsreich.
 

flying_mom

Erfahrenes Mitglied
03.11.2014
2.169
512
HOQ/NUE/CGN
Wie funktioniert das in einer Airbus? Wird das Fahrwerk in so einem Fall später automatisch ausgefahren, wenn die Geschwindigkeit niedrig genug ist, oder muss man dazu den Schalter erneut auf "Up" und wieder "Down" stellen?

Genau diese Fragen haben wir schon ganz am Anfang hier stehen, aber leider bisher nicht beantwortet. Ich wüsste das auch gerne, aber meine Quelle für solche Auskünfte steht mir leider im Moment nicht zur Verfügung.
 

Afreaka

Erfahrenes Mitglied
29.01.2017
496
2.224
SCN/AJY
Darum geht es unter anderem in einem Video von "Captain Mayday" auf YT. Demnach wird das Fahwerk automatisch ausgefahren, wenn die Geschwindigkeit unter das Limit fällt. Der Hebel muß nicht "recycelt" werden.
 

Luftikus

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08.01.2010
21.938
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irdisch
Man darf das Fahrwerk nicht einfach bei zuviel Speed ausfahren. Man kann sich die Fahrwerksklappen abreißen, die dann wiederum am Flugzeug schwere Schäden verursachen können. Deshalb gibt es genaue Geschwindigkeiten für sowas. Man stellt nicht einfach den Hebel auf "ausfahren" und irgendwann, wenn es die Hydraulik gegen den Fahrtwind schafft, kommt das Fahrwerk dann raus. Nur in Notfällen, für Schnellabstiege, macht man das, eben mit bewusstem Risiko. Klappen sind so ähnlich. Da drohen auch schwere Schäden am Flugzeug, die kein normaler Pilot in Kauf nimmt und die jede normale Airline streng verbietet.

Vor der Landung ist es ein Standard auf die Fahrwerksanzeige zu gucken, die zeigt, ob es draußen und ausgefahren verriegelt ist. Das ist Standard, das nicht zu machen oder zu bemerken, kann zwar als menschlicher Fehler vorkommen, ist aber wirklich peinlich. Das ist völlig unabhängig von Warnungen und allem, was vorher passiert sein mag. Die Landekonfiguration wird immer noch einmal von beiden bestätigt und überprüft.
 
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ollifast

Erfahrenes Mitglied
04.07.2018
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Klappen sind so ähnlich. Da drohen auch schwere Schäden am Flugzeug, die kein normaler Pilot in Kauf nimmt und die jede normale Airline streng verbietet.
Das mit den Klappen lernt in der Tat jeder PPL Anfänger auf C-152 (die hat ja kein Einziehfahrwerk) spätestens bei der ersten Platzrunde, es ist die weiße Linie am IAS-Anzeiger. Gegenanflug Gas rausnehmen bis weiße Linie, Klappen setzen *ups, es geht hoch*, Trimmung anpassen, ggf. Motorleistung wieder anpassen. Dass da solche Hämmer diskutiert werden, ist einfach nur *grusel* :eek:
 
J

jsm1955

Guest
Joan Browne spricht davon, dass der Flight Data Recorder seine Arbeit beendete, als beide Triebwerke ausgefallen und RAT ausgefahren war. Und er wundert sich, ob das bei Airbus (neuerdings) so sei? Er würde eher erwarten, dass der FDR bis zum bitteren Ende aufzeichnet.
Weiss jemand näheres?
 

Luftikus

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08.01.2010
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irdisch
Man spart den Strom. Wenn nur noch die RAT elementaren Notstrom liefert, will man nicht noch alle Sensoren unter Strom halten, die ihre Daten an den FDR liefern müssten. Der FDR selbst ist nicht das Problem.
 
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