Mit flottem Tempo fährt man uns durch das Gewusel an Passagieren. Eine kleine Hupe lässt wiederholt Leute aufschrecken. Der Dame scheint es merklich Spaß zumachen die Menschen zu erschrecken. Dieser Scherz kann nur durch große Rampen getoppt werden, die das Gefährt ordentlich beschleunigen, Steigungen hingegen werden mit einem Stöhnen quittiert. Wohl eine Spaßbremse. Nach einigem gegurke durch das Terminal erreichen wir als zweites Golfcart das Abfluggate. Nur noch eine TK Angestellte und ein Sicherheitsmann warten dort. Es wirkt wie ausgestorben. Man wartet wirklich nur noch auf uns drei. Der Japaner ist begeistert, und grinst uns ein „ach wie stressfrei“ entgegen. Am Röntgengerät kommen wir ins Gespräch, jeden Monat fliege er zwei Mal nach Istanbul. Nun sei er auf dem ersten TK Trip. Wir tauschen uns über weitere Belanglosigkeiten aus. Merklich freut er sich, dass wir in „seine“ Stadt fliegen. Einige Insider Tipps lässt er sich dann noch entlocken, ehe wir wieder von unseren „Damen“ in Beschlag genommen werden.
Am Ende der Jetway steht eine prächtige Boeing 777-300ER. Dieses Flugzeug zeigt stolz im golden Abendlicht das Turkish Airlines Logo. Das Flugzeug jedoch gehört gar nicht der Airline. Insgesamt hat man sich 6 Flugzeuge dieses Typs von Jet Airways aus Indien ausgeliehen. Weshalb man hier auch die Sitze der Jet Airways findet. Unser Flugzeug wird im Frühsommer Turkish Airlines wieder verlassen und wird nach Thailand wechseln um dort für den Flag Carrier zufliegen.
Ich betrete als letzter Passagier das Flugzeug, Sekunden später ertönt das „boarding completed“. Eine Purserin nimmt uns noch in der Galley unser Handgepäck ab und führt uns zu unseren Suiten.
Ein kurzer Schock durchfährt mich, während ich die Kabine betrete. Das russische Paärchen sitzt bereits in Reihe eins. Am Platz angekommen versorgt man uns mit einem Drink, Kulturbeuteln, Zeitungen, Magazinen, Speisekarten und Schlappen. Noch einige Zeit steht das Flugzeug auf der Parkposition, ehe man uns informiert, dass der Slot verschoben wurde. So bringt man uns noch einen kleinen Happen zu essen und trinken. Anders als bei anderen Airlines gibt es das volle Angebot und das noch aus echten Gläsern.
Wir inspizieren die Speisekarten, die in silberner Schrift mit unseren Namen verziert ist. Das Catering übernimmt wie auf allen Flügen ex IST DO & CO Turkey. Dieser Caterer ist ein Ableger von DO&KO Österreich, welcher uns bereits auf einem Trip nach Peking mit in Flugzeugmasstäben gerechneten Gaumenfreuden verwöhnt hat.
Man nimmt unsere Wünsche auf und erklärt uns das Tagespezial welches nicht auf der Karte sei (kein Scherz). Ich lehne den Kaviar ab, der angeboten wird. Man notiert unsere Wünsche.
Endlich setzt sich dann mit einem Ruck das Flugzeug in Bewegung. Der Kapitän informiert uns vor dem Abflug schon, auf welcher Seite man die schönste Stadt der Welt sehen könne. Selbstbewusst scheint vorhanden zu sein – das kann man ihm nicht absprechen. Wir stecken aber erst einmal im Stau fest. Einige Privat- und Regierungsjets sind vor uns, in einen können wir beim vorbei rollen hineinschauen, ehe er uns wieder überholt. Man warte auf den Start des Präsidenten ehe, man nun endlich nach Tokio starten könne, lässt man uns wissen. Wenig später erhebt sich der Flieger nach einem ordentlichen Anlauf in den Himmel ehe wir mit einem wirklich traumhaften Ausblick über die Stadt fliegen. Die Route führt uns weiter direkt Richtungen Norden.
Der Service beginnt recht zügig, die Speisen sind erstklassig auch wenn die Portionen zu groß sind. Aber man scheint wie überall das Gefühl zu haben, auf gar keinen Fall solle es an irgendetwas fehlen.
„Unsere“ Russen haben sich schon vor dem Start wieder mit dem klaren Wasser versorgen lassen. Im Steigflug sind sie so Hacke, dass sie nicht mehr klar mitbekommen, was so passiert. Verzweifelt versuchen sie den Sitz in ein Bett zu klappen. Nach einigem hin und her gelingt das dann doch. Das hinlegen ist schon schwieriger. Falsch herum kommt er nun zum liegen. Kurze Zeit später schläft er im Rausch mit dem Glas in der Hand ein.
Die Stewardess greift über in um das Glas zu entfernen, in diesem Moment langt er ihr eine. Völlig erschrocken stolpert sie in den Gang. Entsetzt sehen wir uns an, ihre Reaktion ist prompt. Mit einem Griff in seinen Nacken und durchgestrecktem Arm hält sie ihn nun unten, während sie das Glas und das amenity kit im zweiten Anlauf zugreifen bekommt. Mittlerweile scheint ihm warm zu werden, er beginnt sich auszuziehen. Als Schutz vor dem Anblick entriegeln die Damen die Schiebetüren der Suiten (ja ein echter Vorteil!). Kurz verschwindet die Stewardess in der Galley. Als sie zurück kommt wirft sie über die Türen der Suite wahllos eine Decke, eine Unterlage und ein paar Kissen hinein Ein zufriedenes „Service done“ mit einem erleichterten Lächeln lässt sie fallen. Bis kurz vor der Landung sieht und hört man gar nichts mehr von den Beiden. Man ist versucht zu sagen: „Gut so!“. Das könnte aber auch daran gelegen haben, dass ich kurz nach dem Essen auf dem sehr guten Bett bis 50 Minuten vor der Landung tief und fest schlafe.