Tag 4 (Mumbai & Jaipur)
Manchmal startet ein Tag einfach bescheiden. Als ich heute Morgen aufgewacht bin, habe ich festgestellt, dass mein Handy nicht geladen hat (irgendein Problem mit dem Ladegerät). Mit drei Prozent Akku war mein erster Akt für den Tag schon mal zum Scheitern verdammt. Daher hieß es noch einmal eine Stunde schlafen, um den Akku zumindest auf 25 Prozent zu bringen. Um kurz nach 8 hieß dann aber endlich: Das erste Mal draußen joggen in Indien! Ich wollte eigentlich extra noch früher los, damit es weniger heiß ist, aber man kann nicht alles haben. Der Concierge hatte mir vorgeschlagen, doch am besten einfach den Marine Drive hochzulaufen. Gesagt getan. Die Promenade ist in einem sehr guten Zustand und außer ein paar faszinierten Blicken kann man ungestört – besonders dadurch, dass man nicht mit dem Verkehr in Kontakt kommt – laufen. Nach etwa 3,5 Kilometer in nördlicher Richtung erreicht man einen durchaus netten Strand, an dem ich mich entschloss, umzudrehen. Ich muss zugeben, dass ich auf dem Rückweg ziemlich gelitten habe. Auch wenn ich anderswo gerne mal 10 Kilometer unterwegs bin, bei 30 Grad und nur sehr leichtem Wind, dazu einer schlechten Luft, sind sieben Kilometer eine wahre Herausforderung. Die Erfahrung missen will ich allerdings dennoch nicht.
Nach einem kurzen Sprung in den Pool und einer Dusche (das Handy durfte derweil laden) ging es zum Frühstück, das im Restaurant „Fenix“ serviert wird. Den Service fand ich hier ehrlich gesagt eher nervig, denn am Buffet stehen die ganze Zeit drei Mitarbeiter neben dir und fragen ob sie dir helfen können. Obwohl zig Leute rumlaufen, klappt der Service ansonsten eher schlecht als recht. Die Qualität des Essens ist allerdings auf allerhöchstem Niveau und jegliche warme Speisen (die Karte ist enorm) werden auf Bestellung gebracht. Ich entschied mich für eine indische Variation des Rühreis (relativ scharf mit dem Namen „Akuri“), während meine Begleitung sich für das Parantha entschied. Beides war äußerst lecker! Das Frühstück kostet – sofern nicht inkludiert – übrigens inklusive Steuern etwas weniger als 20 Euro. Durchaus human im Vergleich zu den Preisen, die im Oberoi Mumbai ansonsten aufgerufen werden.
Auf Grund des späten Frühstücks (es war bereits 10:30 Uhr als wir wieder ins Zimmer kamen), wurde der Sightseeing-Tag etwas kürzer als erhofft. Dazu kommt, dass wir den ganzen Tag Pech hatten mit unseren Uber-Fahrern, die uns einfach zum Verzweifeln nicht gefunden haben. Ich habe heute allein drei Mal eine Stornierungsgebühr bezahlt (und zurückerstatten lassen). Dennoch haben wir noch die netten hängenden Gärten (eher ein botanischer Garten), den danebenliegenden Park (schöner Ausblick) und das Geburtshaus von Gandhi (nette Gegend mit vielen schönen Häusern) angeschaut. Wir wollten eigentlich auch noch zum Haji Ali, durch die Verkehrssituation wurde daraus aber nichts.
Dass der Tag recht kurz war, liegt auch daran, dass wir noch einen Lunch im Oberoi hatten. Da ich nicht wirklich ein extremer „Foodie“ bin, war mir gar nicht aufgefallen, dass das Ziya im Oberoi Mumbai ein Restaurant mit drei Michelin-Sternen ist. Dadurch, dass es mehrere Restaurants gibt, war ich ehrlich gesagt überrascht, dass es das Virtuoso-Essen im besten gibt. Sei’s drum, wir nahmen das Angebot (trotz fehlenden Hungers wegen dem opulenten Frühstück) gerne an.
Zwei Vorspeisen (einmal eine sehr leckere Kreation aus Kichererbsen, Brokkoli und weiteren Bestandteilen sowie einem eiskalten und leicht süßen Parfait und einmal eine Suppe aus Kürbis, Linsen und Fenchel)
und zwei Hauptgerichte (einmal eine Kreation des populären Butter Chicken und einmal Matka Chicken) später, waren wir so satt, dass wir die Hälfte stehenlassen mussten.
Zu einem Dessert mit viel Schokolade, einer Art Orangenjoghurt und Baileys-Eiscreme ließen wir uns aber dennoch breitschlagen.
Ich kann insgesamt nur sagen: Wow. Das Essen war wirklich, wirklich gut, der Service war zu jedem Zeitpunkt ausgezeichnet und die Atmosphäre mit traumhaften Blick aufs Meer könnte auch kaum besser sein. Ob das allerdings 125 Euro (wir haben beide nur 2 ½ Gänge und noch dazu mitunter die günstigsten gegessen) wert ist, muss jeder selbst entscheiden. Wer dagegen maximieren will, der sollte sich für die Virtuoso-Rate entscheiden, denn die 250 Euro, die wir bezahlt haben, kann man allein durch den Lunch wieder locker „reinholen“.
Noch schnell alles zusammengepackt und ausgecheckt und schon sollte es zum Flughafen gehen. An dieser Stelle noch einmal ein spezielles Lob an das Oberoi Mumbai, das wirklich ein tolles Hotel ist und beim Service eine Klasse für sich ist. Das zeigte sich auch am Ende nochmal, denn unser Uber Black (wollte ich mal ausprobieren) fand mal wieder das Hotel nicht. Ein Bellboy nahm sich dem an und erledigte nicht nur drei Anrufe, sondern holte den Fahrer dann noch persönlich von der Straße ab – toll. Bei Uber Black hatte ich mir zwar mehr erwartet als ein „Skoda Rapid“, aber dafür war die Fahrt äußerst komfortabel und zudem extrem schnell (nur 40 Minuten zum Flughafen!). Bei einem Preis von unter 10 Euro (das Taxi hin hat mehr gekostet) kann man zudem nicht meckern.
Nach dem tatsächlich alles ziemlich gut lief, hatten wir am Flughafen noch etwa 100 Minuten bis zum Boarding. Nachdem ich schnell meine AB-Platinum-Nummer (online kann man topbonus als Vielfliegerprogramm gar nicht erst auswählen) nachtragen lies, wollte ich mich auf den Weg zur Carnations Lounge (man erinnere sich an meinen Beitrag zum zweiten Tag) machen. Pustekuchen, unser Flug ging an einem Bus-Gate. Die Dame am Check-In meinte allerdings, dass wir es mit der Clippers Lounge versuchen könnten – mir schwante schon Böses, denn auf der AB-Homepage ist nur von der MALS Lounge (International Terminal) und der Carnations Lounge (Domestic Terminal) die Rede. Die Bus-Gates sind dagegen in einem kleinen und abgetrennten Bereich. In der Clippers Lounge hatte ich zudem das Glück auf eine extrem „freundliche“ Mitarbeitern zu treffen, die schon aus der Entfernung so aussah, als wollte sie mir unbedingt eine Freude bereiten. „This lounge is exclusive for Jet Airways members“ war entsprechend auch der O-Ton. “We don’t accept Etihad here” und “Air Berlin is no airline partner of Jet Airways” – zwei Aussagen, die alles über die Kompetenz sagen. Da die Dame auch noch extrem unhöflich war und einen Ton draufhatte, der gar nicht klar geht, hab ich mich auch schnell wieder verabschiedet. An sich sah die Lounge nicht so besonders toll aus, aber in Anbetracht dessen, dass es auch sonst keinen Sitzplatz gab, wäre die Lounge eigentlich ganz nett gewesen. Nach einiger Wartezeit fanden wir dann einen Platz in einem Kaffee, in dem es nach all der Anstrengung erstmal einen Eiskaffee und ein Wasser gab – kein guter Start ins Erlebnis „Jet Airways Economy“.
Priority Boarding gibt es bei Jet Airways genauso wie bei Air India nicht, aber da man den TB Status nicht kennt, wäre das ja eh egal gewesen. Bus-Boarding ist allerdings eine lustige Sache, denn da wird das Gedrängel gleich noch größer. Immerhin funktioniert das Boarding überraschend schnell und die Boeing 737-800 von Jet Airways ist eigentlich auch ganz in Ordnung. Ansonsten ist der Flug schnell erhält: Ein kleines Sandwich, ein paar Früchte und eine Flasche Wasser sowie 90 Minuten später sind wir in Jaipur gelandet. Von dort ging es problemlos mit einem Uber für etwas weniger als zwei Euro zum Hilton, dem mit Abstand günstigsten Hotel unserer Reise.
Ganz nach dem Motto „you get what you pay for“ gab es beim Check-In erstmal gar kein Upgrade. Auf Nachfrage dann Executive (also ein Pseudo-Upgrade). Während das Zimmer aber durchaus reizvoll ist und eine tolle Einrichtung hat, ist es einfach so laut, dass ich nicht verstehe, dass Hilton hier aus einem Doubletree ein Hilton machen musste (aber wer versteht das Branding schon). Ich bin ja mal gespannt, wie das mit dem Schlafen heute wird. Stand jetzt: Unmöglich. Verkehrslärm, eine laute Lüftung und dann auch noch Geräusche aus der Bar auf dem Dach. Immerhin: Mit Noise Cancelling Headphones hört man nicht mehr ganz so viel!
In diesem Sinne verabschiede ich mich von heute und werde dann morgen meine Eindrücke aus Jaipur mit Euch teilen. Zum Glück steht zudem ein Umzug ins örtliche ITC Hotel an! Ebenfalls zum Glück – auch ich habe nach sechs Flügen in drei Tagen langsam genug – steht morgen auch keine weitere Reise an!