Lufthansa räumt Probleme mit kontaminierter Luft ein

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airliner79

Aktives Mitglied
15.06.2011
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0
EDDP
Die Crew geht zum Arzt und die Passagiere fliegen später weiter in die Türkei - offensichtlich ohne Probleme. *kopfschüttel* Alles ganz, ganz gefährlich gewesen...hat zudem nichts mit den "Triebwerksdämpfen" bedingt durch die Zapfluft zu tun... Sind heute leider viele übersensibel, das stumpft ab und wirkliche Probleme werden dadurch möglicherweise nicht mehr rechtzeitig erkannt.
 

Fare_IT

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06.12.2012
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Farewell City
Das Thema hat nun eine ganz neue Wendung genommen - und dürfte für erhebliche Brisanz sorgen:

Kontaminierte Kabinenluft: Erstmals als Arbeitsunfall anerkannt - DIE WELT

Die Berufsgenossenschaft (BG) Verkehr hat erstmals einen Arbeitsunfall anerkannt, bei dem eine Flugbegleiterin an vergifteter Kabinenluft erkrankt war. Das teilte das Sozialgericht Hamburg mit, nachdem die "Welt" über eine Häufung solcher Vorfälle berichtet hatte. Erst nach einer Klage der Flugbegleiterin habe die BG am 23. Mai den Fall als Berufsunfall eingestuft – freiwillig. Deshalb gebe es kein Urteil, erklärte ein Gerichtssprecher.

Wirklich bemerkenswert:

Es ist weltweit erst das zweite bekannt gewordene Verfahren, in dem ein Berufsunfall eines Besatzungsmitgliedes im Zusammenhang mit vergifteter Kabinenluft anerkannt wurde.

Die angesprochene "Häufung" bezieht sich auf die Arbeit des Journalisten Tom van Beveren:

"Öldampf-Vorfall": Lufthansa-Crew durch Kabinengase vergiftet - DIE WELT
[03.12.2013 Tim van Beveren]

Nervengift TCP: Luft in Flugzeugen ist gefährlicher als bekannt - DIE WELT
[27.07.2014 / Per Hinrichs / Tim van Beveren]

Auch passend dazu, aus einem anderen Threat:

https://www.flightglobal.com/news/articles/ba-crew-autopsies-show-organophosphate-poisoning-402138/

Damit könnte der BFU (und anderen nationalen Aufsichtsbehörden), sowie vielen Airlines großes Ungemach ins Haus stehen.


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OT:

Die Anerkennung seitens der BG , unter Verzicht auf ein ordentliches Gerichtsverfahren und Urteil hinterlässt ein ganz schönes "Geschmäckle" bei mir.

Schließlich ist die BG nach dem Sozialgesetzbuch Sozialversicherungsträger - und damit eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, unter Aufsicht des Bundesversicherungsamtes und des Ministeriums für Arbeit und Soziales. Die BG ist also eine staatliche Einrichtung mit "Amts"charakter.

Eine staatliche Einrichtung entscheidet nach Recht & Gesetz - so will es unsere Verfassung. Wenn die geltenden Rechte & Gesetze
keine Entscheidung ermöglichen, dann sieht die Verfassung den Gang vor die Gerichte vor.

Im vorliegenden Fall hat die staatliche Stelle im Angesicht des ordentlichen Klageweges der Geschädigten einen Rückzieher gemacht - und dem Antrag doch stattgegeben.

Ich halte es für einen groben Fehler unseres Rechtssystems, dass der Gesetzgeber und seine Institutionen die Möglichkeit haben den Klageweg wieder zu verlassen (nach ergangenem Beschluss von Amtswegen).

Wer bei der BG (und den dazugehörigen Aufsichtstellen) steht für die offensichtliche Fehlentscheidung im ersten Schritt gerade?
 
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Gulliver

Erfahrenes Mitglied
10.11.2009
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Kerkrade (NL)
www.kuhnert.nl
Auf AVHerald stehen jetzt noch ein paar (weitere) Vorfälle mit kontaminierter Luft:

Accident: Lufthansa A343 at Chicago on Sep 28th 2015, fumes injure three flight attendants
Accident: Lufthansa A320 near Frankfurt on Aug 31st 2015, fumes injure flight attendant
Accident: Lufthansa A320 enroute on Aug 14th 2013, three flight attendants injured by contaminated cabin air
Accident: Lufthansa A321 near Berlin on Jun 7th 2013, three flight attendants injured by fumes
Accident: Lufthansa A321 at Dusseldorf on Apr 4th 2016, fumes injure flight attendant
Accident: Lufthansa A321 at Munich on Jun 23rd 2013, flight attendant poisoned by contaminated cabin air
Accident: Lufthansa A346 enroute on Jan 12th 2016, fumes on board
Accident: Lufthansa A346 enroute on Jan 11th 2016, fumes on board
Accident: Lufthansa A346 enroute on Jan 11th 2016, fumes on board

Laut Quelle hat das BFU am 6. Juni zumindest in einem Fall AVHerald gegenüber erklärt, nicht über den Vorfall informiert gewesen zu sein (der Fall vom 14.8.2013). Allerdings hatte AVHerald wohl ein Fax vorliegen, welches an das BFU geschickt worden war. Jetzt sind die Fällte wohl beim BFU alle zusammengeführt worden.

(Insgesamt gibt es bei AVHerald momentan 25 Treffer zu Lufthansa, wenn man den Suchbegriff "Lufthansa fumes" eingibt...)
 
Zuletzt bearbeitet:

XT600

Erfahrenes Mitglied
16.03.2009
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1.300
interessant, das sagte eine Nachbarin als ich meine Schuhe ausgezogen hatte:
smell of "old socks", "sweaty feet" and "old nappies"

was ist eigentlich mit den giftigen Dämpfen aus Laser Druckern? Ich sitze im Büro direkt neben 2en:censored:
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.488
16
Farewell City
Bei avherald wird außerdem explizit im Beitrag

Accident: Lufthansa A343 at Chicago on Sep 28th 2015, fumes injure three flight attendants

erwähnt:

A flight attendant, who had already been involved in three prior fume events

bezogen auf:

Accident: Lufthansa A321 near Berlin on Jun 7th 2013, three flight attendants injured by fumes
Accident: Lufthansa A320 enroute on Aug 14th 2013, three flight attendants injured by contaminated cabin air
Accident: Lufthansa A320 near Frankfurt on Aug 31st 2015, fumes injure flight attendant,

Diese Information ist für die objektive Präsentation völlig irrelevant - ich frage mich wer dies durchgestochen hat. Auch das avherald diesen Punkt erwähnt, halte ich für grenzwertig.

Für mich wiederum eine "Häufung", die sich schwerlich erklären lässt.
Ich hoffe dass sich dies nicht als Boomerang erweisen wird, was die Seriosität der Pressearbeit angeht.
Das Thema ist viel zu wichtig.
 

Travelling_Geek

Erfahrene Reiseschreibmaschine
17.05.2009
1.845
3
HKG
B

Diese Information ist für die objektive Präsentation völlig irrelevant [...]
Für mich wiederum eine "Häufung", die sich schwerlich erklären lässt.
Eben genau diese Häufung macht es doch interessant.

Die ist ja schon beinahe unglaublich, wenn sich das Verhältnis anschaut aus Anzahl aller (LH)Flüge, Anzahl aller transportierten Crewmitglieder/Passagiere und eben genau diesem einen Crewmitglied, das wohl dreimal betroffen war.

Ich werte hier nicht und will auch nicht unterstellen, dass sich der/die Mitarbeiter(in) da was aus den Fingern gesogen hat.
 
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Gulliver

Erfahrenes Mitglied
10.11.2009
1.590
17
Kerkrade (NL)
www.kuhnert.nl
Soweit ich mich aus weiterer Berichterstattung erinnern kann (und dafür habe ich die Quellen hier gerade nicht parat), sammeln sich die Giftstoffe mit der Zeit wohl im Körper. Je häufiger also kontaminierte Luft eingeatmet wird umso mehr Giftstoffe verbleiben im Körper. Gerade das würde es ja wahrscheinlich machen, dass 1) eher Crew als Passagiere betroffen sind und 2) bereits betroffene Personen bei weiteren Vorfällen anfälliger sind als Kollegen, die noch nicht vorgeschädigt sind.
 

330

Erfahrenes Mitglied
06.01.2015
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817
BER / COR
Das eigentliche und viel grundsätzlichere Problem ist ja beim Hersteller (aka Airbus/Boeing/BAe/YouNameIt) zu suchen.
Es ist absolut traurig dass die Hersteller nicht mehr Druck erhalten die Probleme zumindest bei neuen Konstruktionen zu lösen...
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.779
7.307
irdisch
Was hat Boeing denn bei der 787 gemacht? Ein ganz neues System ohne Zapfluft aus dem Triebwerk erfunden.
Das Problem soll ja von über den maximalen Füllstand "gut gemeint" aber zu hoch eingefülltem Triebwerksöl kommen, das sich erwärmt und dann in den Kabinenluftkreislauf gerät.
 

htb

Erfahrenes Mitglied
10.10.2010
1.074
2
Das Problem soll ja von über den maximalen Füllstand "gut gemeint" aber zu hoch eingefülltem Triebwerksöl kommen, das sich erwärmt und dann in den Kabinenluftkreislauf gerät.

Was die Herstelle aber auch vehement ausschließen... Ich habe aber einmal von einem Fall gehört, wo die Gerüche von einem der Filter in der weiteren Anlage kam: der Hersteller hatte dort einen neuen Kleber verwendet, der dann ausdünstete. Es ist also durchaus hilfreich, nicht nur an einer Stelle zu suchen.

HTB.
 

athome

Erfahrenes Mitglied
12.06.2012
368
180
USA/F/D
Das eigentliche und viel grundsätzlichere Problem ist ja beim Hersteller (aka Airbus/Boeing/BAe/YouNameIt) zu suchen.
Es ist absolut traurig dass die Hersteller nicht mehr Druck erhalten die Probleme zumindest bei neuen Konstruktionen zu lösen...

Das Problem liegt nicht bei Airbus/Boeing/... . Die stellen keine Triebewerke her. Das Problem liegt bei GE, Pratt, Rolls-Royce ,....
 

singmeister

Erfahrenes Mitglied
16.08.2011
2.401
100
BSL
Das Problem liegt nicht bei Airbus/Boeing/... . Die stellen keine Triebewerke her. Das Problem liegt bei GE, Pratt, Rolls-Royce ,....

Natürlich haben die Flugzeughersteller Einflussmöglichkeiten. Meinst du wirklich, Airbus/Boeing stellen keine Anforderungen an die Triebwerkshersteller? Siehe 787.

Die Frage ist eher, ist dieses "Problem" ausreichend dokumentiert, um als solches eingestuft werden zu müssen? Ein paar Berichte von Betroffenen reichen da vermutlich nicht, es müssten schon handfeste Messungen, Gutachten etc. vorliegen. Und hier wird wahrscheinlich keine der beteiligten Firmen für grösstmögliche Transparenz sorgen wollen, da man dann ganz schnell ganz viel Geld an klagende Amerikaner zahlen müsste.
 

athome

Erfahrenes Mitglied
12.06.2012
368
180
USA/F/D
Natürlich haben die Flugzeughersteller Einflussmöglichkeiten. Meinst du wirklich, Airbus/Boeing stellen keine Anforderungen an die Triebwerkshersteller? Siehe 787.
Die 787 hat eine komplett andere Systemstruktur. Weniger Bleed. Mehr Elektrisch. Da kann man ewig darum streiten, was besser ist. Denn die 787 hat auch etliche elektrische Probleme, die mit Bleed (=Zapfluft) per Definition nicht auftreten können. Die Summe der Probleme zählt, nicht ein Einziges (hier Zapfluft).
 

Fare_IT

Erfahrenes Mitglied
06.12.2012
4.488
16
Farewell City
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300x250
Eben genau diese Häufung macht es doch interessant.

Incident: Germanwings A319 near Paris on Jan 30th 2017, chemical odour, both flight crew on oxygen

Germanwings A319 near Paris on Jan 30th 2017, chemical odour, both flight crew on oxygen

dann

On Mar 2nd 2017 the BFU added, that after collecting and evaluating information the BFU did rate the occurrence neither serious incident nor accident and is therefore not investigating the occurrence.