Also kennst du die Diktatur nur von der Transitautobahn.
Ich hab sie am eigenen Leib erlebt und kann sagen das ein Boykott genau das falsche ist. Mit einem Besuch zeigt man den kleinen Leuten vor Ort das ihr abgeschottetes Land nicht von der Außenwelt ignoriert wird und sie die Hoffnung auf Veränderungen nicht aufgeben sollen.
Nein, eben nicht.
Unsere Familie wurde wie sehr, sehr viele Berliner durch die Mauer zerrissen und durch das Ulbricht-Regime willkürlich getrennt. Mir sind Ost-Berliner Lebensläufe daher nicht nur aus dem SPIEGEL und dem SFB-Schulfernsehen bekannt.
Der politisch dosierte, wirtschaftliche Boykott der SBZ (Hallo kraven
) hat schlußendlich zu deren Untergang geführt,
nicht hoffnungsimmanente Verwandtenbesuche auf Passierschein für 25 DM Zwangsumtausch.
Axel Springers Zeitungen waren die einzigen, die die DDR 1988 noch in Gänsefüßchen setzten, alle anderen unter Führung der deutschen Linken mit Lafontaine und Egon Bahr schrien nach Anerkennung der SBZ und Aufgabe der Position der "offenen deutschen Frage". Ein nordrhein-westfälischer Ministerpräsident und späterer Bundespräsident Rau beschloß 1988 die Zahlungen an die ZESt (lächerliche 250.000 DM) einzustellen, um sich Erich Honeckers (aus seiner Sicht verständlicher) Geraer Forderung nach Auflösung zu beugen.
Warum ich das alles schreibe?
Damit Ihr Euch nicht der Illusion hingebt, mit einem Besuch Nordkoreas Einwohnern einen Gefallen getan zu haben. Schlußendlich befriedigt jeder Tourist nur sein Ego, der monetäre Anteil in harten US$ nützt einzig der Diktatur und deren Fortbestand.
Wenn Ihr es ernst meint mit den Menschen dort, dann lest beispielsweise das hier:
Soon Ok Lee, Überlebende eines nordkoreanischen Zwangsarbeitslagers, schreibt über sechs Jahre Martyrium im GULag Nordkoreas
Meinung Zum Tag: Keine Konzessionen an den nordkoreanischen Diktator Kim Jong Il
...und informiert Euch über die Unterstützungsmöglichkeiten der spärlich verbliebenen NGO´s in Nordkorea, das nützt wesentlich mehr, als den modernen, unschuldigen Marco Polo zu mimen.