Über das Thema habe ich schon einmal vor zwei Monaten geschrieben. Nur der Bericht ist hier inzwischen nach hinten gerutscht. Das Politik und Korruption Schuld an einem Scheitern gewesen sein soll ist doch nur von Ryanair selbst als Gerücht in die Welt gesetzt worden. Meiner Meinung nach hat sich Ryanair schlichter Weise verkalkuliert. Man sieht das ja auch an all den Flügen die in den vergangenen Tagen gestrichen wurden. Wahrscheinlich hätten die Kapazitäten überhaupt nicht zur Verfügung gestanden um den Flugbetrieb gesichert aufzunehmen. Denn der hätte jetzt im Herbst und Richtung Winter erst einmal beginnen sollen.
Klar: Alle Leute in der Ukraine haben sich auf 10-Euro Tickets gefreut. Nur wenn man sich mal die von Ryanair gewünschten Preise angesehen hat, dann trat dumpfe Ernüchterung ein. Ein Return-Flug begann bei knappen 70-80 Euro. Auf den geplanten Strecken in die Niederlande hätte Ryanair ohne Gesetzesänderung gar nicht fliegen dürfen. Zwischen den Niederlanden und der Ukraine gibt es da seit vielen Jahren ein Abkommen. Nur KLM und Ukraine International sind auf den Strecken zwischen beiden Ländern zugelassen. Konkurrenzlos. Auf anderen Strecken sind schon WizzAir und Ukraine International unterwegs und etabliert. Die haben dann gleich mal mit Dumping-Preisen das Konzept von Ryanair kaputt gemacht (London, Berlin, Budapest, Breslau). Letztendlich war Ryanair auf den Routen mit Konkurrenz plötzlich der teuerste Anbieter. Die anderen Flugziele (Manchester, Stockholm) würde ich zudem mal nicht gerade als attraktiv bezeichnen. Lviv-London hatte WizzAir schon versucht und die Strecke schnell wieder eingestellt. Krakau ist einfach zu nah an Lviv dran um dort richtig Geld zu verdienen (3 1/2 Stunden mit dem Bus). Lviv-Memmingen war bei WizzAir Ukraine einst die Route mit der schlechtesten Auslastung.
Den oben genannten Streit gab es mit dem Flughafen in Kiew. Aber nicht mit dem Flughafen in Lviv. Dort hätte Ryanair absolute Top-Konditionen gehabt. Und trotzdem kam eine Absage. In Kiew wollte man eine besonders kurze Zeit für die Abfertigung, besonders niedrige Gebühren für mehrere Jahre und einen Anteil an den Duty-Free Verkäufen. Ursprünglich sollte Ryanair nach Zhulyany fliegen. Dort landeten auch die Business-Flugzeuge von Ryanair als es um Verhandlungen ging. Aber Zhulyany ist nicht auf den Deal eingegangen. Borispol in letzter Sekunde eingesprungen. Als noch gar kein Vertrag bestand, verkündete Ryanair bereits die Aufnahme und den Verkauf der Flüge. Und die zunächst ausgehandelten Bedingungen wollte Ryanair noch einmal in allen Punkten neu verhandeln. Mit deutlich schlechteren Konditionen für Borispol. Klar das dies nicht funktionierte. Ryanair wäre dort ja ohnehin erst einmal nur mit wenigen Flügen vertreten gewesen. Und ein Entgegenkommen der Politik gab es doch ebenfalls. Extra für Ryanair haben die zuständigen Ministerien die Gebühren für neue Routen gesenkt. Ein Discount (wie von Ryanair gewünscht) wäre vorher ja gar nicht möglich gewesen. Denn auf sämtlichen Routen waren die Gebühren vom Airport stets gleich.
Darum: Nicht immer alles auf Politik, Kummelei und Bestechung schieben. Manchmal haben selbst die Profis einen schlechten Business-Plan. Auch wenn man es in der Öffentlichkeit gerne anders hinstellen möchte.