Tag 4.
Anstatt dem dunklen Starbucks-Kaffee gibt es nun einen Blend von Dunkin Donuts, der ist gar nicht so schlecht. Wird während dem Schreiben des Berichtes gerade mit einem Chicago Flatbread verzehrt. Wollte erst Folgers kaufen weil the best part of waking up is Folgers in your cup, gab's nur in der ganz großen Vorratspackung und für die paar Tage in Chicago ist das dann doch zu viel.
Die Ankunftzeiten der Ubahn sind schon willkürlich, so mein Eindruck. Am Bahnsteig wird "Forest Park 5 min" angezeigt, ich warte aber zehn Minuten. Die Zeitangabe auf der Abfahrtstafel wird dynamisch angepasst. In der Ubahn schlafen Leute, mit Decken oder in ganz unblichen Körperhaltungen.
Ziel: Die Station Clinton, von dort sind es zwei Blocks bis zur Union Station. Der Sears Tower sticht in den klaren Morgenhimmel. 2011 hatte mir ein Guide beim Hop-on-hop-off-Bus erklärt dass das immer der Sears Tower bleiben werde, da fühle ich mich dran gebunden.
Am Schalter wurde ein Billet zu 24 Dollar für den Hiawatha um 8.30 Uhr nach Milwaukee erworben. Die Tickets sind personalisiert und man muss seinen Namen angeben, welcher im Zug aber nicht mit einem Ausweisdokument abgeglichen wurde.
Die Zeit bis zur Abfahrt verbrachte ich im Concourse, es gibt einen Food Court mit Schachtelwirt, Ausbeuter und Sburro's. Zutritt zu den Bahnsteigen ist erst 15 bis 20 Minuten vor der Abfahrt möglich.
Die Bahnsteige der Union Station befinden sich unter dem 222 South Riverside Plaza. Barrierefrei ist der Einstieg nicht.
Die Fahrt war mit 90 Minuten angesetzt, verzögerte sich aber um zehn Minuten aufgrund eines verzögerten Gegenzuges. Die Sitze sind komfortabel, es gibt Steckdosen, der Hiawatha dürfte zu ca. 60% belegt gewesen sein.
Kurz vor der Einfahrt in die Milwaukee Intermodal Station. Die Scheiben waren leider total verdreckt und vernünftiges fotografieren nicht möglich.
Herzlich Willkommen in Milwaukee an einem Sonntag um zehn Uhr morgens! Bewölkt bis heiter, zwei Grad plus, trocken.
Die Milwaukee Tool Company ist ein traditionsreicher Hersteller von Elektrowerkzeugen aller Art und schon seit Jahren zu einem chinesischen Konzern gehörig. Der Hauptsitz ist im westlichen Vorort Brookfield, die Niederlassung in der Stadt hatte am Sonntag geschlossen. In meiner ersten Firma wurde mir eine Schlagbohrmaschine von Milwaukee gestellt, so wie die durch mich geschunden wurde und brav ihren Dienst versah, kein schlechtes Produkt.
Links das 1928 erbaute Hilton Hotel, rechts das Wisconsin Center, wird momentan erweitert.
In Japan gab es in den 1950ern eine Werbekampagne der Sapporo-Brauerei, Sapporo wurde dort aufgrund seiner Lage am 45. Breitengrad in eine Reihe mit den beiden anderen großen Bierstädten München und Milwaukee gestellt. Mir ist dieses Dreigestirn außerhalb Japans nie begegnet, in Japan ist diese Verbindung aber nach wie vor bekannt. Wäre auch ein schöner Titel für den Reisebericht gewesen.
Das 1895 erbaute Rathaus von Milwaukee, an einem Sonntag leider nicht besuchbar.
Die ursprünglich 1847 erbaute katholisch St.-Johannes-Kathedrale am Cathedral square. Anhand der gut angezogenen Leute welche zur Türe strebten stand die heilige Messe bevor, ich habe auf einen Besuch des Inneren daher verzichtet.
Solomon Juneau war der erste Bürgermeister Milwaukees, im Sommer gibt es im Park oberhalb des Lake Michigan einen Biergarten.
Der Fünf-Sterne-General Douglas MacArthur besuchte in Milwaukee die Highschool, seine Statue rostet ein bisserl vor sich hin. Auf den Wiesen tummelten sich viel Gänse und die Bereiche abseits der Wege waren, vorsichtig ausgedrückt, stark verkotet. Neben dem Bier noch eine Verbindung zu Japan, der General hat dort deutliche Spuren hinterlassen.
Die Skyline vom Denkmal aus gesehen, links das Museum of Art sowie das War Memorial Center. Auch dort gibt's zur wärmeren Jahreszeit einen Biergarten.
Nach den gelaufenen Meilen machte sich mein Magen bemerkbar, Google versprach ein Reuben Sandwich im "Wicked Hop", leider war Brunch-Zeit und es gab kein Reuben. Dafür aber ein Croque Madame aus gezupftem Kassler, Greyerzer und Senf. Als Beilage leicht versalzene Bratkartoffeln. Da der Andi Wellinger in Willingen noch einen zweiten Sprung rausgehauen hatte durfte es ein "Lager" dazu sein, in einem Glas ohne Schaum leider nicht besonders attraktiv serviert. Croque und Bier beliefen sich auf 28 Dollar mit Trinkgeld.
Im nebenan gelegenen Public Market gab's noch einen Kaffee, die Sonne war herausgekommen und bestes Wetter, der Market voll mit Leuten. Im EG gibt's diverse Läden, Verzehr ist im Obergeschoss an Tischen möglich.
Die Idee das Public Museum zu besuchen verwarf ich, wollte keine 28 Dollar ausgeben. Hier das nebenan gelegene Milwaukee County Courthouse. Finde diese riesigen Verwaltungsgebäude in verhältnismäßig "kleinen" Städten schon beeindruckend.
Für was ist Milwaukee außer Elektrowerkzeug und Bier noch bekannt? Genau, für Motorräder. Hierzu muss man zurück zur Intermodal Station und einmal über den Menomonee River, am Downtown Post Office vorbei.
Habe selbst keinen Motorradführerschein und hätte das Harley-Museum auch nicht besucht, wäre es nicht direkt neben dem Bahnhof gelegen.
Neben dem Museum gibt es noch ein Outlet, einen Souvenir Shop (habe ein T-Shirt als Geschenk für einen Freund erworben) und ein Restaurant.
Die Besucher waren überwiegend männlich, habe auch deutsch vernommen.
Bis zur Abfahrt des Hiawatha nach Chicago um 15 Uhr war Zeit, genug Zeit um noch einen Kaffee an der Bar des Restaurants einzunehmen. Im Pappbecher mit Plastikdeckel bei Verzehr in der Lokalität, das kann man jetzt lustig oder absurd finden. Werde dran denken wenn ich in Deutschland dann wieder an einem Papphalm herumkaue.
Zum Kaffee gab es ein Ice Cream Sandwich, ein typisch amerikanisches Dessert, schmeckt nur süß, Portion groß, Diabetes Mellitus kommen kann und wird. Mir war danach tatsächlich nicht so ganz wohl. Kaffee und Dessert kamen mit Trinkgeld auf 17 Dollar.
Zur Intermodal Station muss man vom Museum über die Autobrücke, rechts der Bahnhof, links eine örtliche Kaffeerösterei welche ich aufgrund der Schlange dann nicht besucht habe, es waren zehn Leute vor mir und die Abfertigung lief zäh.
Wieder 24 Dollar für ein Rückfahrbillet nach Chicago. Boarding war um 14:45 Uhr, davor konnte man sich in einer Schlange einreihen.
Sitzaufteilung in einigen Waggons war 1 - 2, von der Breite mit der 1. Klasse im ICE vergleichbar. Es gab wieder eine kleine Verspätung, anstatt um 16:30 Uhr kam der Zug erst um 16:45 in Chicago an.
Fotografieren ging auf der Rückfahrt auch nicht viel besser als auf der Hinfahrt, hier ein Blick auf Downtown Chicago.
Ausstieg an der Union Station nur an Türen mit Schaffner, es dauert einige Minuten bis sich die Schlange im Gang aufgelöst hatte. Die verhältnismäßig kurze Strecke von 138 km wird mit schweren Diesellokomotiven und Waggons gefahren. Die Lokomotive alleine dürfte schon so viel wiegen wie ein in Deutschland auf vergleichbaren Strecken eingesetzter Stadler Flirt 3.
Was liegt fast direkt neben der Union Station? Genau, der Sears Tower. Der Himmel war klar, also die Chance genutzt.
Nun dauert es aber bis nach oben, zumindest mit einem normalen Ticket für 42 Dollar. Man bekommt eine Zeit zugewiesen, in meinem Fall 17:30 Uhr (Einlass ab 17:15 Uhr), musste also noch zwanzig Minuten warten. Einer Sicherheitskontrolle folgt ein Bereich mit Infos über die Geschichte Chicagos, einem Ubahnwaggon zum Fotos machen, mehrere Displays mit berühmten Chicagoanern wie den Obamas oder Oprah Winfrey. Alles darauf getrimmt sich selbst mit diesen zu fotografieren. Vor dem Aufzug musste man erneut anstehen, auf dem Skydeck war ich um 17:35 Uhr.
Mittlerweile war es leider bewölkt.
Mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages ergab sich eine tolle Stimmung.
Die Seite zur Union Station ist nur noch über "The Ledge" zu erreichen, Glaskästen welche über die Fassade hinausragen. Ohne Express-Eintritt muss man da erneut anstehen, habe ich mir gespart. Auch am Aufzug nach unten war wieder anstehen angesagt. Ich fand 42 Dollar zu teuer, die Aussichtsplattform im Hancock Center kostet mittlerweile allerdings auch 30 Dollar.
Am Board of Trade Building vorbei ging's zur Station Jackson an der Blue Line, die ist über einen Tunnel mit der Station Monroe verbunden.
Zurück in Division: Cheeseburger mit Pommes und einem Getränk bei Lawn Craft Burger, 18 Dollar. Würde in München bei Ruff's 19 Euro kosten. Die Pommes waren nicht so gut, ziemlich fettig, der Burger war super.
Nun habe ich noch einen Tag in Chicago. Werde erstmal die Waschmaschine anschmeißen und mich dann aufmachen ein Reuben Sandwich suchen. Das geht mir seit gestern nicht mehr aus dem Kopf.