ANZEIGE
Es wird immer wieder gefragt, welchen Dynamikvorteil größere Sensoren gegenüber kleineren haben. Hierzu kann man sich in einer ersten Annäherung auf dpreview Vergleiche hinsichtlich der Exposure Latitude ansehen, die Auskunft darüber gehen, wie es aussieht, wenn man einen jeweils gleich belichteten Sensor über mehrere Blendenstufen pusht.
Dabei bemerkt man schnell, dass zum Beispiel eine "kostengünstige" Leica SL mit "Vollformatsensor" nicht mehr Dynamikspielraum liefert als aktuelle APS-C-Kameras von Nikon (oder eine wahnsinnspreisige X-T2). Wir sehen: Der Dynamikumfang hängt nicht nur von der Sensorgröße, sondern erst einmal von der Sensorqualität ab. Ohne zeitgemäße ISOlose Sensoren ist ein erweiterter Dynamikumfang grundsätzlich ausgeschlossen, weil das Sensorrauschen (read noise) uns einen Strich durch die Rechnung macht.
Doch irgendwann kommt immer auch der Punkt, wo das Motivrauschen (shot noise) überhand nimmt. In solchen Situation hat der große Sensor einen grundsätzlichen Vorteil, weil er aufgrund der größeren Fläche einfach mehr Licht sammeln kann als ein kleiner Sensor.
Wenn wir also davon ausgehen, dass wir zeitgemäße, ISOlose Sensoren mit sehr geringem Sensorrauschen verwenden, wird uns ein großer Sensor dieser Bauart immer mehr Dynamikumfang liefern als ein kleiner.
Fujifilm verbaut bereits seit vielen Jahren ISOlose Sensoren, schließlich ist das Thema "erweiterte Dynamik" schon seit langer Zeit ein Steckenpferd des Unternehmens. Stichwort DR-Funktion, Stichwort EXR, Stichwort S/R-Pixel.
In der X-Serie finden wir mittlerweile drei verschiedene Sensorgrößen: 2/3" (z.B. X30), APS-C (z.B. X-T2) und G-Format (z.B. GFX 50S), und alle drei genannten Kameras operieren weitgehend ISOlos. Mich hat deshalb interessiert, wie sich diese drei Modelle praktisch hinsichtlich ihres Dynamikumfangs unterscheiden.
Dies habe ich anhand eines praxisnahen Beispielbildaufbaus und einer praktischen Testmethode ermittelt, die über das hinausgeht, was uns dpreview mit ihren Vergleichswerkzeugen für Exposure Latitude und ISO-Invarianz bieten.
Denn was bei diesen Tests unberücksichtigt bleibt ist die Sättigungsgrenze des jeweiligen Sensors.
Mit anderen Worten: dpreview testet zwar, wie weit man jeweils identisch belichtete Sensoren pushen kann, bis es "unschön" wird, doch das ist nur die halbe Wahrheit, wenn es um die praktische Anwendung geht. Denn in der Praxis bilden unterschiedliche Sensoren auch ohne Push schon unterschiedliche Kontrastumfänge ab, und sie besitzen unterschiedliche Sättigungsgrenzen.
Praktisch bedeutet das: Ich kann eine kontrastreiche Szene mit sehr hellen und dunklen Bildbereichen vielleicht mit Kamera/Sensor A etwas heller belichten als mit Kamera/Sensor B, ohne dass bildwichtige Lichter ausfressen. Um den gewünschten Dynamikumfang im fertigen Bild zu erzielen, muss ich das RAW aus Kamera/Sensor A dann nicht so weit pushen wie das RAW aus Kamera/Sensor B. Selbst wenn Kamera/Sensor A und B beim Studio-Vergleich auf dpreview also eine identische Exposure Latitude aufweisen, hat Kamera/Sensor A in der Praxis einen Dynamikvorteil. Denn in der Praxis können wir ja in den meisten Fällen einfach so belichten, dass der Sensor optimal gesättigt wird.
Für mich bestand die Aufgabe deshalb darin, bei den drei zu vergleichenden Kameras erst einmal ihre individuelle Sättigungsgrenze (photo saturation) zu ermitteln und anschließend drei jeweils optimal gesättigte RAW-Dateien hinsichtlich ihres Push-Potenzials zu vergleichen. Das ist ein anderer, praxisnäherer Test als der, den wir auf dpreview finden.
Als erstes brauchen wir ein passendes Testmotiv. Dieses muss einen sehr hohen Kontrastumfang aufweisen, inkl. ausfressender Lichter und absaufender Schatten:
So sieht das Motiv mit der GFX aus, und so mit der X30:
Und hier noch die X-T2:
Wie wir sehen, sind die Unterschiede im Zustand der noch nicht erfolgten Dynamikerweiterung erstmal minimal. Wie aber können wir sicher sein, dass unsere Belichtungen exakt an der Sättigungsgrenze des jeweiligen Sensors liegen?
Ganz einfach: Wir machen mit jeder Kamera eine Belichtungsreihe bei Basis-ISO, verlängern die Verschlusszeit also in 1/3-EV-Schritten, bis die Überbelichtung bei den bildwichtigen Lichtern im JPEG (Live-View, Histogramm) so ausgeprägt ist, dass wir ganz sicher sein können, dass wir sie nicht mehr retten können. Anschließend ermitteln wir im RAW-Konverter unserer Wahl (in diesem Fall Lightroom) jenes RAW, bei dem die bildwichtigen Lichter nicht mehr exakt so aussehen wie beim 1/3-EV knapper belichteten Vorgänger. Dieser Vorgänger ist dann das perfekt an der Sättigungsgrenze belichtete Bild.
Hierzu müssen wir natürlich für uns festlegen, was wir als "bildwichtige Lichter" betrachten und was nicht. In diesem Fall sind die bildwichtigen Lichter die weißen Flächen im Kopf des Pferdes. Auf diese Stelle wurde also bei allen drei Kameras belichtet und dann das RAW mit der längsten Belichtungszeit gewählt, das sich an dieser Stelle (natürlich in einer normalisierten Ansicht) nicht von den knapper belichteten RAWs unterscheidet.
Dabei konnte ich feststellen, dass X-T2 und X30 praktisch identische Sättigungsgrenzen besitzen. Anders gesagt: Ein optimal auf die bildwichtigen Lichter belichtetes Bild erscheint auch insgesamt gleich hell, was man auch anhand der Histogramme direkt sehen konnte. Als Basis diente dabei in Lightroom in allen drei Fällen die "Adobe Standard"-Kalibrierung mit ihrem grundsätzlich hohen Dynamikumfang.
Was jedoch auffiel war, dass die GFX 50S genau 1/3 EV heller als die beiden anderen Kameras belichtet werden konnte, ohne dass die bildwichtigen Lichter ausfraßen. Damit wurden natürlich auch der Rest des Motivs (also auch die dunklen, abgesoffenen Bereiche) 1/3 EV heller belichtet. Überraschend? Nicht wirklich, schließlich schreibt Fujifilm in der ersten Folge ihres Technologie-Reports zur GFX:
Anders gesagt: Die GFX 50S können wir im Vergleich zu anderen X-Kameras 1/3 EV heller belichten (zumindest bei Basis-ISO 100), ohne dass bildwichtige Lichter im RAW unwiederherstellbar ausfressen.
Nachdem wir drei für jede der Kameras optimal belichtete RAW-Dateien ermitteln haben, geht es nun darum, sie zu normalisieren und den Dynamikumfang zu erweitern. Mit Lightroom ist das kein Problem, weil die Regler dort (im Gegensatz zu den meisten anderen Konvertern) genug Spielraum bieten, um die Belichtung anzupassen, Schatten aufzuhellen und dabei ausfressende Lichter wiederherzustellen.
Hier nun die drei Aufnahmen mit entsprechend erweiterter Dynamik:
Zu einem normalisierten Vergleich gehört neben einer Anpassung des Weißabgleichs und einer möglichst identischen Helligkeitsverteilung natürlich auch, die Auflösung zu vereinheitlichen. In diesem Fall wurden alle drei Aufnahmen auf 12 MP angepasst (was der nativen Auflösung der X30 entspricht), sprich 4000 Pixel Breite (was bei der X-T2 aufgrund ihres Seitenverhältnisses von 3:2 freilich zu etwas weniger Pixeln führt, weil oben und unten etwas fehlt).
Solange man sich die Beispiele in Forenauflösung ansieht, schlagen sich alle drei Kameras recht gut. Sicherlich haben einige hier der X30 nicht diesen Dynamikumfang zugetraut. Dpreview auch nicht, deshalb testen sie Kameras wie die X30 gar nicht erst hinsichtlich des Dynamikumfangs.
Das Bild ändert sich freilich auf Pixelebene, deshalb gibt es hier nun 100%-Ausschnitte. Wie immer gilt: Auf das Bild klicken, um es in groß zu sehen.
Zwei Dinge stechen hier ins Auge:
1.) 12 MP ist nicht gleich 12 MP: Das auf 12 MP verkleinerte Bild aus der GFX zeigt deutlich mehr Details als die entsprechenden Aufnahmen aus der X-T2 und insbesondere X30, gut zu sehen an der kleinen Schrift sowie anderen Details im Color Checker. Der Mythos, dass höhere Auflösungen für "normale Anwendungen" und "normale Betrachtungsgrößen" unnötig sind, wird hier erneut demaskiert. Denn 12 MP (bzw. eine Kantenbreite von 4000 Pixeln) ist ja bloß 4K – das Standardformat moderner Bildschirme. Ein heruntergerechnetes 4K-Bild aus einer GFX ist einem heruntergerechneten 4K-Bild aus einer X-T2 und erst Recht einem nativen Bild aus einer X30 klar überlegen.
2.) In den dunklen Bereichen zeigen sich klare Unterschiede zwischen den Kameras, die sich auf die Sensorgrößen (shot noise) zurückführen lassen. Nicht nur das Motivrauschen fällt bei den kleineren Sensoren zunehmend negativ auf, sondern auch gut erkennbare Tonwertabrisse. Das war natürlich zu erwarten, schließlich konnten die kleineren Sensoren weniger Licht einfangen, sodass feine Tonwertunterschiede vom Motivrauschen überlagert wurden. Das Nutzsignal wurde in diesen Bereichen vom Motivrauschen überwältigt – die feine Tonwertabstufung steht den kleineren Sensoren also schon motivseitig nicht mehr zur Verfügung. Und was gar nicht erst aufgezeichnet wurde, sieht man natürlich auch nicht nach der Verstärkung. Alles, was verstäkt wurde, ist das Rauschen des Motivs – also das Störsignal, das dann umso deutlicher in Erscheinung tritt.
Wir dürfen eins nicht vergessen: Auch wenn wir gleich große 100%-Ausschnitte aus 12 MP großen JPEGs vergleichen, so stand der GFX für diesen Ausschnitt doch eine viel größere Sensorfläche als der X-T2 und der X30 zur Verfügung. Dementsprechend bekam der große Sensor (selbst bei identischer Belichtung) deutlich mehr Photonen als der kleinere ab und damit deutlich weniger Motivrauschen. Denn mehr Photonen = mehr Nutzsignal = weniger Motivrauschen.
Wir können die Tonwertabrisse noch sichtbarer machen, indem wir die Warnung für abgesoffene Schatten aktivieren und erneut vergleichen:
Hier sehen wir sofort, dass lediglich die GFX eine "perfekte" Tonwertwiedergabe zeigt. X-T2 und X30 hatten es mit ihren kleineren Lichtfängern einfach schwerer, und dementsprechend gibt es hier Bereiche, die auch nach dem Push ohne Zeichnung schwarz bleiben und "absaufen".
Dieses Ergebnis kommt nicht überraschend, sondern entspricht vielmehr unseren Erwartungen, wenn wir moderne Sensoren vergleichen, die selber kaum rauschen (minimaler read noise), sodass das Motivrauschen (shot noise) den Performance-Ausschlag gibt. Größere Formate sind deshalb hinsichtlich einer besseren Dynamik nur dann sinnvoll, wenn sie dem Stand der Technik entsprechen und ISOlos arbeiten.
Allerdings spielt auch der jeweilige Sättigungspunkt eine Rolle. Mal provozierend gefragt: Hat eigentlich mal jemand getestet, wo der Sättigungspunkt von ausgesprochenen Versagerkameras wie einer Leica Q oder einer Canon EOS 5 Mk3 liegt? Es könnte ja sein, dass man deren RAWs auch 1/3 EV (oder vielleicht sogar noch mehr) heller belichten kann, ohne dass die bildwichtigen Lichter unwiederherstellbar ausfressen, was ihren fundamentalen Nachteil wenigstens zu einem Teil ausgleichen könnte. Schade, dass Technik-Websites wie dpreview mit ihren gut bezahlten Redakteuren lieber inkompetente Testberichte schreiben ("Die X-T20 hat bei Video keine Gesichtserkennung") oder Grabenkämpfe initiieren ("Thinking of buying a GFX?") anstatt sich einfach nur von ihrer Neugier leiten zu lassen und sich solcher Themen objektiv und ohne Vorbehalte anzunehmen.
Wer selber mit den drei RAWs spielen möchte, kann sie sich gerne hier herunterladen: https://www.dropbox.com/sh/cad1flpz9xe8h7l/AABydf_pPcLH36Whx3WwU-Nka?dl=0
Dabei bemerkt man schnell, dass zum Beispiel eine "kostengünstige" Leica SL mit "Vollformatsensor" nicht mehr Dynamikspielraum liefert als aktuelle APS-C-Kameras von Nikon (oder eine wahnsinnspreisige X-T2). Wir sehen: Der Dynamikumfang hängt nicht nur von der Sensorgröße, sondern erst einmal von der Sensorqualität ab. Ohne zeitgemäße ISOlose Sensoren ist ein erweiterter Dynamikumfang grundsätzlich ausgeschlossen, weil das Sensorrauschen (read noise) uns einen Strich durch die Rechnung macht.
Doch irgendwann kommt immer auch der Punkt, wo das Motivrauschen (shot noise) überhand nimmt. In solchen Situation hat der große Sensor einen grundsätzlichen Vorteil, weil er aufgrund der größeren Fläche einfach mehr Licht sammeln kann als ein kleiner Sensor.
Wenn wir also davon ausgehen, dass wir zeitgemäße, ISOlose Sensoren mit sehr geringem Sensorrauschen verwenden, wird uns ein großer Sensor dieser Bauart immer mehr Dynamikumfang liefern als ein kleiner.
Fujifilm verbaut bereits seit vielen Jahren ISOlose Sensoren, schließlich ist das Thema "erweiterte Dynamik" schon seit langer Zeit ein Steckenpferd des Unternehmens. Stichwort DR-Funktion, Stichwort EXR, Stichwort S/R-Pixel.
In der X-Serie finden wir mittlerweile drei verschiedene Sensorgrößen: 2/3" (z.B. X30), APS-C (z.B. X-T2) und G-Format (z.B. GFX 50S), und alle drei genannten Kameras operieren weitgehend ISOlos. Mich hat deshalb interessiert, wie sich diese drei Modelle praktisch hinsichtlich ihres Dynamikumfangs unterscheiden.
Dies habe ich anhand eines praxisnahen Beispielbildaufbaus und einer praktischen Testmethode ermittelt, die über das hinausgeht, was uns dpreview mit ihren Vergleichswerkzeugen für Exposure Latitude und ISO-Invarianz bieten.
Denn was bei diesen Tests unberücksichtigt bleibt ist die Sättigungsgrenze des jeweiligen Sensors.
Mit anderen Worten: dpreview testet zwar, wie weit man jeweils identisch belichtete Sensoren pushen kann, bis es "unschön" wird, doch das ist nur die halbe Wahrheit, wenn es um die praktische Anwendung geht. Denn in der Praxis bilden unterschiedliche Sensoren auch ohne Push schon unterschiedliche Kontrastumfänge ab, und sie besitzen unterschiedliche Sättigungsgrenzen.
Praktisch bedeutet das: Ich kann eine kontrastreiche Szene mit sehr hellen und dunklen Bildbereichen vielleicht mit Kamera/Sensor A etwas heller belichten als mit Kamera/Sensor B, ohne dass bildwichtige Lichter ausfressen. Um den gewünschten Dynamikumfang im fertigen Bild zu erzielen, muss ich das RAW aus Kamera/Sensor A dann nicht so weit pushen wie das RAW aus Kamera/Sensor B. Selbst wenn Kamera/Sensor A und B beim Studio-Vergleich auf dpreview also eine identische Exposure Latitude aufweisen, hat Kamera/Sensor A in der Praxis einen Dynamikvorteil. Denn in der Praxis können wir ja in den meisten Fällen einfach so belichten, dass der Sensor optimal gesättigt wird.
Für mich bestand die Aufgabe deshalb darin, bei den drei zu vergleichenden Kameras erst einmal ihre individuelle Sättigungsgrenze (photo saturation) zu ermitteln und anschließend drei jeweils optimal gesättigte RAW-Dateien hinsichtlich ihres Push-Potenzials zu vergleichen. Das ist ein anderer, praxisnäherer Test als der, den wir auf dpreview finden.
Als erstes brauchen wir ein passendes Testmotiv. Dieses muss einen sehr hohen Kontrastumfang aufweisen, inkl. ausfressender Lichter und absaufender Schatten:
So sieht das Motiv mit der GFX aus, und so mit der X30:
Und hier noch die X-T2:
Wie wir sehen, sind die Unterschiede im Zustand der noch nicht erfolgten Dynamikerweiterung erstmal minimal. Wie aber können wir sicher sein, dass unsere Belichtungen exakt an der Sättigungsgrenze des jeweiligen Sensors liegen?
Ganz einfach: Wir machen mit jeder Kamera eine Belichtungsreihe bei Basis-ISO, verlängern die Verschlusszeit also in 1/3-EV-Schritten, bis die Überbelichtung bei den bildwichtigen Lichtern im JPEG (Live-View, Histogramm) so ausgeprägt ist, dass wir ganz sicher sein können, dass wir sie nicht mehr retten können. Anschließend ermitteln wir im RAW-Konverter unserer Wahl (in diesem Fall Lightroom) jenes RAW, bei dem die bildwichtigen Lichter nicht mehr exakt so aussehen wie beim 1/3-EV knapper belichteten Vorgänger. Dieser Vorgänger ist dann das perfekt an der Sättigungsgrenze belichtete Bild.
Hierzu müssen wir natürlich für uns festlegen, was wir als "bildwichtige Lichter" betrachten und was nicht. In diesem Fall sind die bildwichtigen Lichter die weißen Flächen im Kopf des Pferdes. Auf diese Stelle wurde also bei allen drei Kameras belichtet und dann das RAW mit der längsten Belichtungszeit gewählt, das sich an dieser Stelle (natürlich in einer normalisierten Ansicht) nicht von den knapper belichteten RAWs unterscheidet.
Dabei konnte ich feststellen, dass X-T2 und X30 praktisch identische Sättigungsgrenzen besitzen. Anders gesagt: Ein optimal auf die bildwichtigen Lichter belichtetes Bild erscheint auch insgesamt gleich hell, was man auch anhand der Histogramme direkt sehen konnte. Als Basis diente dabei in Lightroom in allen drei Fällen die "Adobe Standard"-Kalibrierung mit ihrem grundsätzlich hohen Dynamikumfang.
Was jedoch auffiel war, dass die GFX 50S genau 1/3 EV heller als die beiden anderen Kameras belichtet werden konnte, ohne dass die bildwichtigen Lichter ausfraßen. Damit wurden natürlich auch der Rest des Motivs (also auch die dunklen, abgesoffenen Bereiche) 1/3 EV heller belichtet. Überraschend? Nicht wirklich, schließlich schreibt Fujifilm in der ersten Folge ihres Technologie-Reports zur GFX:
Extended Photic Saturation Point
Here is another way FUJIFILM achieves ultimate image quality. The GFX sensor goes through a special process in the manufacturing step. With the process, the photic saturation point of the sensor is extended and wider dynamic range is realized as a result. The dynamic range becomes 1/3 step wider. This wider dynamic range is a result of extended photic saturation point, so the images are 1/3 tougher against over-exposure.
This extended photic saturation becomes most effective when the sensitivity is set at ISO 100. This is why ISO 100 is highly recommended, unless you need to have the sensitivity higher.
Was für ein Zufall! Und in der Tat scheint Fujifilm hier nicht zu viel versprochen haben, denn in meinem kleinen Test lag die Sättigungsgrenze der GFX tatsächlich genau 1/3 EV über der jeweiligen Grenze bei den Vergleichskameras X30 und X-T2.Here is another way FUJIFILM achieves ultimate image quality. The GFX sensor goes through a special process in the manufacturing step. With the process, the photic saturation point of the sensor is extended and wider dynamic range is realized as a result. The dynamic range becomes 1/3 step wider. This wider dynamic range is a result of extended photic saturation point, so the images are 1/3 tougher against over-exposure.
This extended photic saturation becomes most effective when the sensitivity is set at ISO 100. This is why ISO 100 is highly recommended, unless you need to have the sensitivity higher.
Anders gesagt: Die GFX 50S können wir im Vergleich zu anderen X-Kameras 1/3 EV heller belichten (zumindest bei Basis-ISO 100), ohne dass bildwichtige Lichter im RAW unwiederherstellbar ausfressen.
Nachdem wir drei für jede der Kameras optimal belichtete RAW-Dateien ermitteln haben, geht es nun darum, sie zu normalisieren und den Dynamikumfang zu erweitern. Mit Lightroom ist das kein Problem, weil die Regler dort (im Gegensatz zu den meisten anderen Konvertern) genug Spielraum bieten, um die Belichtung anzupassen, Schatten aufzuhellen und dabei ausfressende Lichter wiederherzustellen.
Hier nun die drei Aufnahmen mit entsprechend erweiterter Dynamik:
Zu einem normalisierten Vergleich gehört neben einer Anpassung des Weißabgleichs und einer möglichst identischen Helligkeitsverteilung natürlich auch, die Auflösung zu vereinheitlichen. In diesem Fall wurden alle drei Aufnahmen auf 12 MP angepasst (was der nativen Auflösung der X30 entspricht), sprich 4000 Pixel Breite (was bei der X-T2 aufgrund ihres Seitenverhältnisses von 3:2 freilich zu etwas weniger Pixeln führt, weil oben und unten etwas fehlt).
Solange man sich die Beispiele in Forenauflösung ansieht, schlagen sich alle drei Kameras recht gut. Sicherlich haben einige hier der X30 nicht diesen Dynamikumfang zugetraut. Dpreview auch nicht, deshalb testen sie Kameras wie die X30 gar nicht erst hinsichtlich des Dynamikumfangs.
Das Bild ändert sich freilich auf Pixelebene, deshalb gibt es hier nun 100%-Ausschnitte. Wie immer gilt: Auf das Bild klicken, um es in groß zu sehen.
Zwei Dinge stechen hier ins Auge:
1.) 12 MP ist nicht gleich 12 MP: Das auf 12 MP verkleinerte Bild aus der GFX zeigt deutlich mehr Details als die entsprechenden Aufnahmen aus der X-T2 und insbesondere X30, gut zu sehen an der kleinen Schrift sowie anderen Details im Color Checker. Der Mythos, dass höhere Auflösungen für "normale Anwendungen" und "normale Betrachtungsgrößen" unnötig sind, wird hier erneut demaskiert. Denn 12 MP (bzw. eine Kantenbreite von 4000 Pixeln) ist ja bloß 4K – das Standardformat moderner Bildschirme. Ein heruntergerechnetes 4K-Bild aus einer GFX ist einem heruntergerechneten 4K-Bild aus einer X-T2 und erst Recht einem nativen Bild aus einer X30 klar überlegen.
2.) In den dunklen Bereichen zeigen sich klare Unterschiede zwischen den Kameras, die sich auf die Sensorgrößen (shot noise) zurückführen lassen. Nicht nur das Motivrauschen fällt bei den kleineren Sensoren zunehmend negativ auf, sondern auch gut erkennbare Tonwertabrisse. Das war natürlich zu erwarten, schließlich konnten die kleineren Sensoren weniger Licht einfangen, sodass feine Tonwertunterschiede vom Motivrauschen überlagert wurden. Das Nutzsignal wurde in diesen Bereichen vom Motivrauschen überwältigt – die feine Tonwertabstufung steht den kleineren Sensoren also schon motivseitig nicht mehr zur Verfügung. Und was gar nicht erst aufgezeichnet wurde, sieht man natürlich auch nicht nach der Verstärkung. Alles, was verstäkt wurde, ist das Rauschen des Motivs – also das Störsignal, das dann umso deutlicher in Erscheinung tritt.
Wir dürfen eins nicht vergessen: Auch wenn wir gleich große 100%-Ausschnitte aus 12 MP großen JPEGs vergleichen, so stand der GFX für diesen Ausschnitt doch eine viel größere Sensorfläche als der X-T2 und der X30 zur Verfügung. Dementsprechend bekam der große Sensor (selbst bei identischer Belichtung) deutlich mehr Photonen als der kleinere ab und damit deutlich weniger Motivrauschen. Denn mehr Photonen = mehr Nutzsignal = weniger Motivrauschen.
Wir können die Tonwertabrisse noch sichtbarer machen, indem wir die Warnung für abgesoffene Schatten aktivieren und erneut vergleichen:
Hier sehen wir sofort, dass lediglich die GFX eine "perfekte" Tonwertwiedergabe zeigt. X-T2 und X30 hatten es mit ihren kleineren Lichtfängern einfach schwerer, und dementsprechend gibt es hier Bereiche, die auch nach dem Push ohne Zeichnung schwarz bleiben und "absaufen".
Dieses Ergebnis kommt nicht überraschend, sondern entspricht vielmehr unseren Erwartungen, wenn wir moderne Sensoren vergleichen, die selber kaum rauschen (minimaler read noise), sodass das Motivrauschen (shot noise) den Performance-Ausschlag gibt. Größere Formate sind deshalb hinsichtlich einer besseren Dynamik nur dann sinnvoll, wenn sie dem Stand der Technik entsprechen und ISOlos arbeiten.
Allerdings spielt auch der jeweilige Sättigungspunkt eine Rolle. Mal provozierend gefragt: Hat eigentlich mal jemand getestet, wo der Sättigungspunkt von ausgesprochenen Versagerkameras wie einer Leica Q oder einer Canon EOS 5 Mk3 liegt? Es könnte ja sein, dass man deren RAWs auch 1/3 EV (oder vielleicht sogar noch mehr) heller belichten kann, ohne dass die bildwichtigen Lichter unwiederherstellbar ausfressen, was ihren fundamentalen Nachteil wenigstens zu einem Teil ausgleichen könnte. Schade, dass Technik-Websites wie dpreview mit ihren gut bezahlten Redakteuren lieber inkompetente Testberichte schreiben ("Die X-T20 hat bei Video keine Gesichtserkennung") oder Grabenkämpfe initiieren ("Thinking of buying a GFX?") anstatt sich einfach nur von ihrer Neugier leiten zu lassen und sich solcher Themen objektiv und ohne Vorbehalte anzunehmen.
Wer selber mit den drei RAWs spielen möchte, kann sie sich gerne hier herunterladen: https://www.dropbox.com/sh/cad1flpz9xe8h7l/AABydf_pPcLH36Whx3WwU-Nka?dl=0
Zuletzt bearbeitet: