Belgrad (nun doch live)

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concordeuser

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01.11.2011
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@ Manal

"Ich finde es immer wieder krass zu hören was z.B. Angestellte bei unseren Kunden in Serbien verdienen und wenn man dann in die Geschäfte geht kosten die Klamotten das selbe wie bei uns. "

Ja, ist eine mega-mörder Diskrepanz. Habe ich selbst nach vielen regelmäßigen Aufenthalten zwischen 20000 und 2015 in BEG nicht verstanden. Diesen Effekt gibt gibt es übrigens auch in anderen Ländern, auch in der EU, in Litauen und den anderen baltischen Staaten. (wo es allerdings meiner Erfahrung nach sehr viel weniger Schwarz- und Schattenwirtschaft gibt.) Wer arm, alt oder krank ist wird fürchterlich und lebt am Existenzminimunabgehängt.

"Mafiöse Strukturen" waren ursprünglich der Gegenentwurf zu einem schwachen oder nicht existierenden Staat, wie etwa bei der Mafia oder Camorra im Süden des Berlusconi-Reiches, wo sie ja auch soziale Einordnung und Halt gegeben haben, bis hin zu einer eigenen Rechtsprechung. Mittlerweile gibt es viele die Tendenz, das mafiöse Strukturen und Staaten verschmelzen, oder Staaten (und auch Teile von Wirtschaftsstrukturen) von "mafiösen Strukturen" übernommen werden, wenn man es so direkt sehen will. Das Serbien der nach Tito Zeit ist ein gutes Beispiel dafür. Vergleichbares gilt auch für andere Länder, auch innerhalb der EU etwa im Süden und Osten. Es gibt hierzu übrigens einige kluge Bücher, die ich vor längerer Zeit gelesen habe.

Es ist sozusagen das im Großen, was bei uns rechtsfreie Herrschaftsgebiete albanischer und arabischstämmiger Clans in HAM oder BER im Kleinen sind. Den Verweis auf die aktuelle Situation bei uns werde ich mir hier verkneifen!
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Nachfolgend noch einige Fotos der Karton Siedlungen. Habe ich 2005 gemacht, beachtet, dass die Sonne scheint und es ein warmer Oktobertag ist und stellt euch die Siedlungen bei Regen und Schnee im Winter vor. BEG im Winter ist schweinekalt!

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MANAL

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29.05.2010
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Dahoam
Nachfolgend noch einige Fotos der Karton Siedlungen. Habe ich 2005 gemacht, beachtet, dass die Sonne scheint und es ein warmer Oktobertag ist und stellt euch die Siedlungen bei Regen und Schnee im Winter vor. BEG im Winter ist schweinekalt!

In anderen Ländern nennt man das einfach nur Slum. Schon erschreckend solche erbärmlichen Zustände.
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Vor ein zwei Jahren war es der Stadtverwaltung gelungen, die Slums zu verringern bzw an den Stadtrand ins unsichtbare zu verdrängen.

@Manal

"Gibt's eigentlich die Trümmer der im Krieg abgestürzten F117 der USAF noch irgendwo zu besichtigen?"

Nicht das ich wüsste, aber bis vor kurzem konnte man seinen Arm noch in die Bombenlöcher in das zerbombte Ministerium in der Innenstadt steckten
 

concordeuser

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01.11.2011
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Habe von BEG aus 2 x einen längeren Ausflug gemacht, für den man allerdings ein Auto braucht (mich und meine Frau haben Freunde gefahren)

2003 waren wir zum Eisernen Tor, wo sich sich die Donau durch die Berge kämpft. Auf der anderen Seite der Donau liegt Rumänien. Ist ein riesiger Naturpark, absolut sehenswert.

Allerdings fährt man durch extremst arme Landstriche. Wir haben die Tour an einem Tag gemacht, der allerdings lang und anstrengend war. Armut dass es weh tut. Einige Dörfer wirkten, als sei die Zeit stillgestanden, manchmal kamen Anwohner heraus, weil dort so selten ein Auto durchfährt. Vieles war verlassen.


Die 2. Tour war 2009 in die serbischen Berge Richtung Bosnien mit der Route


Beograd – Lazarevac – Ljig – Gornji Milanovac – Cacak – Uzice –Mackat – Sljivovica – Kremna – Mitrovac na Tari – Perucac.

PERUCAC ist ein Ort, an dem sich ein Stausee mit dem Kraftwerk befindet. Absolut sehenswert

Von dort geht es den Fluss DRINA entlang, etwa 20 km (durch den Ort Bajina Basta) und dann wieder duch die Berge nach Valjevo und Belgrad.


Spannende Landschaft besonders an der Drina. Absolut sehenswert, aber war im Krieg eine heftig umkämpfte Gegend. Die Serben haben über den Fluß die Siedlungen der Moslems (Bosnien) vor allem die Kirchen beschossen, die Bosnier haben die serbischen Schulen mit Granaten belegt. Krieg ist immer Scheisse. Wenn ich unterwegs pissen musste, habe ich mich dort nicht von der Strasse in die Landschaft getraut, könnten ja Mienen liegen. Als ich dort war hatten sie gerade ein Grab in einer Flusswindung mit ca 15 verscharrten Leichen gefunden, weil es so stank.

Einerseits wirklich eine tolle sehenswerte Landschaft, andererseits ist der Krieg ja erst einige Jahre her und bedrückend

Man muss sich ja auch noch einmal klar machen, dass Serbien nur einige Hundert km ausserhalb der EU Aussengrenze und nicht auf einem anderen Kontinent liegt.
 
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hams

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18.05.2009
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DUS / BWE
Habe von BEG aus 2 x einen längeren Ausflug gemacht, für den man allerdings ein Auto braucht (mich und meine Frau haben Freunde gefahren)

2003 waren wir zum Eisernen Tor, wo sich sich die Donau durch die Berge kämpft. Auf der anderen Seite der Donau liegt Rumänien. Ist ein riesiger Naturpark, absolut sehenswert.

Allerdings fährt man durch extremst arme Landstriche. Wir haben die Tour an einem Tag gemacht, der allerdings lang und anstrengend war. Armut dass es weh tut. Einige Dörfer wirkten, als sei die Zeit stillgestanden, manchmal kamen Anwohner heraus, weil dort so selten ein Auto durchfährt. Vieles war verlassen.


Die 2. Tour war 2009 in die serbischen Berge Richtung Bosnien mit der Route


Beograd – Lazarevac – Ljig – Gornji Milanovac – Cacak – Uzice –Mackat – Sljivovica – Kremna – Mitrovac na Tari – Perucac.

PERUCAC ist ein Ort, an dem sich ein Stausee mit dem Kraftwerk befindet. Absolut sehenswert

Von dort geht es den Fluss DRINA entlang, etwa 20 km (durch den Ort Bajina Basta) und dann wieder duch die Berge nach Valjevo und Belgrad.


Spannende Landschaft besonders an der Drina. Absolut sehenswert, aber war im Krieg eine heftig umkämpfte Gegend. Die Serben haben über den Fluß die Siedlungen der Moslems (Bosnien) vor allem die Kirchen beschossen, die Bosnier haben die serbischen Schulen mit Granaten belegt. Krieg ist immer Scheisse. Wenn ich unterwegs pissen musste, habe ich mich dort nicht von der Strasse in die Landschaft getraut, könnten ja Mienen liegen. Als ich dort war hatten sie gerade ein Grab in einer Flusswindung mit ca 15 verscharrten Leichen gefunden, weil es so stank.

Einerseits wirklich eine tolle sehenswerte Landschaft, andererseits ist der Krieg ja erst einige Jahre her und bedrückend

Man muss sich ja auch noch einmal klar machen, dass Serbien nur einige Hundert km ausserhalb der EU Aussengrenze und nicht auf einem anderen Kontinent liegt.

Wir sind mal mit nem Taxi (nicht falsch verstehen, nen Golf 2 mit 800k km gelaufen) von Kikinda nach Cluj gefahren um von dort nach München zu fliegen. Die Nummer die die Zöllner unserem Taxifahrer gegenüber abgezogen haben war schon hart. Als mein Deutscher Pass gesehen wurde waren Sie plötzlich ganz relaxt aber vorher war es wirklich eine üble Situation wie wir angeschriehen und drangsaliert wurden.
 
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concordeuser

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01.11.2011
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Update das zerbombte und ausgebrannte Gebäude im Zentrum von BEG, das ich beschrieben hatte, ist übrigens das Verteidigungsministerium, habe meine Erinnerungen aufgefrischt. Circa 50 % der Trümmer stehen noch, 15 Jahre nach dem Krieg.
 

HON/UA

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28.02.2011
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Odessa/ODS/UA
Mein spannendstes Erlebnis in der Region war eine Fahrt mit dem Auto von Belgrad nach Sarajevo, Fahrzeug mit BG-Kennzeichen, YU-Nationalitätenaufkleber und Sommerreifen im November - keine 3 Jahre nach Beendigung des Bürgerkriegs.

Man fuhr von Belgrad in Richtung Kroatien, bog dann irgendwann ab Richtung BiH, an einem Fluss entlang, kam an die Grenze. Der Serbische Grenzposten schaute sich den Pass an und wir durften weiter. Ich dachte der BiH-Grenzposten kommt gleich, aber weit gefehlt, man fuhr ewig durch 'Niemandsland', angeblich damals eine höchst profitable Zone für Schmuggel etc. Irgendwann kamen wir in die 'Republik Srbska', kein BiH Zeichen nichts. Okay, weiter ging es in Richtung Sarajevo.

Zuerst war noch alles ganz normal - aber dann kamen wir an eine Kreuzung und dort veränderte sich alles. Ab diesem Punkt war fast alles zerbombt und zerschossen, furchtbar.

Und schon ging es in die Berge vor Sarajevo, es fing an zu schneien. Vor uns ein LKW. Ich dachte nur 'wenn wir jetzt aus irgendeinem Grund stehen bleiben müssen, dann fahren wir hier nicht mehr an'. Und genauso passierte es, der LKW vor uns stelle sich quer und wir mussten anhalten. Als wir wieder weiterfahren hätten können, tat sich bei unserem Mitsubishi Galant nichts mehr, die Vorderreifen drehten durch. Und wir hatten einen wichtigen Termin in Sarajevo!

Ich meinen Vertreter vom Steuer verjagt und es selbst versucht, vom Eis in den Schnee zurückrollen lassen und ganz, ganz behutsam Gas gegeben. Es klappte, wir fuhren wieder. Ich mit 80 Sachen über die einigermaßen freie Straße durch eine Ortschaft - wo wir auch prompt von einem Polizisten angehalten wurden. Toll, ich ohne Führerschein unterwegs (den hatte ich in D gelassen), mit BG-Kennzeichen in BiH. Mein Vertreter sprach den Polizisten mit 'Mein Freund' an - worauf dieser antwortete, dass die beiden bestimmt keine Freunde seien und es auch nicht werden würden. Ich dachte nur 'Sch..., schon wieder so eine Situation'.

Zum Glück ließ sich die Situation mit einem 20-Mark-Schein lösen, und der Polizist und ich waren 'Freunde', wir durften weiter, auf Sommerreifen und ich ohne Führerschein nach Sarajevo zum Termin.
 

concordeuser

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01.11.2011
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Mark oder euro?

Entspricht auch meinen Erfahrungen: ein Zwanziger ist der Führerschein.

Und ja: die Kriegseindrücke damals waren furchtbar.