Goldenes Dreieck Indien und ein paar Tage Strand in Thailand

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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
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Hallo liebes Forum,

da ich hier immer wieder gerne die diversen Reiseberichte lese und auch für meine Urlaube auf Tipps aus dem Forum zurückgreife, möchte ich nun auch meinen ersten Reisebericht beitragen.
Einen ersten Versuch vor ein paar Jahren hatte ich dann doch nicht umgesetzt, da das mit den Bildern bei einem Test irgendwie nicht so geklappt hatte. Ich hoffe, dass wird nun besser.

Zur Reise selbst:
Bereits seit einigen Jahren versuche ich sowohl meine +1 (S.), als auch meinen Freundeskreis von einer Reise nach Indien zu überzeugen. Bisher leider ohne Erfolg.
Daher war ich im Mai dann sehr überrascht, als S. auf meinen erneuten Vorschlag plötzlich mit einem "joa" antwortete. Einzige Bedingung: aufgrund der bisherigen Urlaube in diesem Jahr, sowie den restlichen Plänen, muss Strand mit eingeplant werden.
Da ich sie im weiteren Verlauf der Planung allerdings weder von Goa, noch von Sri Lanka überzeugen konnte und die Malediven vor nicht allzu langer Zeit dran waren, wurde es am Ende dann das gut bekannte Thailand.

Die Reise hat bereits stattgefunden. Zurückgekommen sind wir diesen Montag. Da ich im Forum nicht sehr viel zu Indien gefunden habe, möchte ich unsere Tour durch das s.g. Goldene Dreieck Indiens (Delhi-Agra-Jaipur) hier teilen. Bei Thailand bin ich mir noch unsicher, da es wenig "Neues" zu berichten gibt. Ich werde die kommenden Tage versuchen immer einen Reisetag zu posten.

Generell muss ich noch anmerken, dass die Reise für uns recht untypisch ablief. Wir organisieren ansonsten alles selbst. Hotels, Mietwagen, Ausflüge vor Ort etc.
Das haben wir in Indien zu einem Großteil über eine Agentur organisiert. So hatten wir fast die gesamte Zeit einen Fahrer sowie einen Guide, welcher seit rund 30 Jahren für diverse deutschsprachige Anbieter (u.a. Studiosus) tätig ist/war. Wir mussten uns somit vor Ort kaum noch Gedanken um etwas machen.

Uns ist bewusst, dass wir auf dieser Reise auch nur an der Oberfläche dieses faszinierenden Landes gekratzt haben. Unsere Eindrücke haben wir dennoch versucht richtig einzuordnen. Dass wir als Touristen, innerhalb von wenigen Tagen hauptsächlich die schönen Ecken bereist und gesehen haben, sollte klar sein. Klar ist auch, dass es dort ganz andere Ecken, weniger glanzvolle Orte und Lebensumstände gibt.
Dennoch waren wir, um das vorwegzunehmen, sehr positiv überrascht. Und auch nachdem wir viel während der Reise nachgelesen haben, um das Gesehene und Erlebte möglichst richtig einzuordnen, steht für uns fest: Indien ist ein Land im Aufbruch.

Flüge:
Die Flüge waren eine Mischung aus Paid- und Meilen-Tickets. Zunächst wollten wir auch auf dem Rückflug Meilen verbraten. Über die SEN-Anfrage hätte das sogar geklappt. Am Ende haben wir uns aber für das Oman Air Angebot entschieden. Da wir uns generell auch Alternativen zum LH-Konzern anschauen wollen, war das eine gute Gelegenheit.

Am Ende sah die Route wie folgt aus:
FRA-ZRH (Lufthansa)
ZRH-DEL (Swiss)
DEL-BKK (Thai)
DMK-KBV (Air Asia)
KBV-BKK (Bangkok Airways)
BKK-MCT-FRA (Oman Air)

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Bei Fragen, bitte einfach melden oder mich anschreiben.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
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Tag 1: Anreise Delhi (FRA-ZRH-DEL)

Endlich ist es soweit! Der Wecker klingelt zu einer recht unchristlichen Uhrzeit, aber für den lang ersehnten Urlaub steht man doch gerne auf.
Um 05:20 Uhr holt uns der vorab bestellte Taxi-Transfer zuhause ab und bringt uns in gut 20 Minuten zum Frankfurter Flughafen.
Kurz vor der allgemeinen Abflugebene geht’s einmal rechts ab zum First Class Terminal.

Hier haben wir jetzt noch knapp 1,5h bis zu unserem Flug nach Zürich. Wir trinken Kaffee und etwas Saft. S. gönnt sich direkt noch ein Stück Frankfurter Kranz. „Ich muss ja mal probieren wie der hier in Frankfurt schmeckt“. Bestimmt ganz anders als zuhause. Sind ja immerhin knapp 20 Kilometer Luftlinie. 🙃
Bei mir bleibt es bei ein paar Beeren.

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Etwas später geht’s dann per Van zum Gate, wo der Fahrstuhl zunächst etwas streikt, dann gehen Türen nicht auf. Nach etwas Verwirrung schaffen wir es dann aber doch als Letzte an Board der D-AIBH, einer A319 in der Star Alliance livery.

Wir stehen noch einige Minuten am Gate, legen dann aber pünktlich ab. Der Flug so unspektakulär wie ein Flug von Frankfurt nach Zürich mit LH nunmal sein kann. Auf Tasteless Heimat haben, soweit wir es mitbekommen haben, alle verzichtet. Nach 33 Minuten folgt die auf die Minute pünktliche Landung. Es gibt ein Gate direkt in der Nähe des Hauptgebäudes des Terminals und so sind wir innerhalb von wenigen Minuten in der First Class Lounge A. Hier gibt es schnell eine Runde Egg Benedict, bevor es mit dem Shuttle zu den E Gates geht.

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Dort gönnen wir uns gemütlich zwei Aperol Spritz. Ich realisiere jetzt: Urlaub!

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Auch hier in der Lounge gibt es Essen strickt nach Uhrzeit. Somit warten wir noch etwas und bestellen dann aus der Mittagskarte.

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Die restliche Zeit vergeht ratz fatz und schon ist Zeit fürs Boarding.
An Board werden wir freundlich begrüßt, nehmen auf 1A und 2A Platz.

Während wir uns auf unseren beiden Plätzen einrichten, „besuche“ ich S. an ihrem Platz. Direkt fragt uns die Flugbegleiterin, ob wir später gemeinsam essen möchten, was wir beide umgehend mit "nein" beantworten. Da ist die Flugbegleiterin kurz verwundert wie schnell das herausgeschossen kam :ROFLMAO: Es ist zwar sehr nett gemeint, aber dann wohl doch etwas unbequem, zumindest für eine Person.

Die Kabine ist mit nur zwei anderen Gästen belegt. Da diese genau auf den anderen zwei Fensterplätzen sitzen, herrscht eine sehr ruhige und intime Atmosphäre.
Das Boarding dauert noch eine Weile, aber gut fünf Minuten nach geplanter Abflugzeit heißt es „Boarding completed“. Ein Slot ist jedoch erst in gut 20 Minuten verfügbar. Am Ende heben wir mit 30 Minuten Verspätung ab.

Es gibt sehr leckeres Essen aus der aktuellen Spezialkarte mit Schwerpunkt Steaks. Und so gönnen wir uns beide ein Wagyu Steak mit Süßkartoffelpüree und Rotweinjus. Einziger Kritikpunkt: Wir haben das Fleisch beide medium bestellt. Bei mir war es leider zu weit, bei S. fast noch etwas zu rare. Geschmeckt hat es dennoch sehr gut. Am Ende sind wir beide pappsatt.

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Der Rest des Fluges wird mit Film schauen, einem Schläfchen und etwas Lesen verbracht. Gut eine Stunde vor Landung gibt’s dann nochmal eine Kleinigkeit zu essen. Mein bestellter Sauvignon Blanc ist ein Rotwein. Auf Nachfrage wird sich entschuldigt. Ich zeige erneut in die Karte und bestelle nochmal den französischen Sauvignon Blanc. Es kommt ein Rosé. Ich sage nichts mehr und trinke dann eben den Rosé 😅

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Ansonsten bleibt es ein ereignisloser, angenehm ruhiger Flug. Nach 7:34h setzen wir mit knapp 20 Minuten Verspätung in Delhi auf. Beim Aussteigen steht eine Dame mit einem Schild bereit, auf dem unsere sowie die Namen der beiden anderen Passagiere aus der First stehen. Wer jedoch denkt, sie würde uns nun zur Immigration begleiten, liegt daneben. Sie will uns nur darüber informieren, dass unser Gepäck an der Gepäckausgabe auf dem Band landen wird. Ahja, vielen Dank! Ohne diese Info hätten wir jetzt nicht damit gerechnet.

Aber auch so ist die Immigration kein Problem. Da aktuell wohl kein anderer Flug angekommen ist, sind wir die Ersten am Schalter. Einige der Officer sind noch am Schlafen, aber nach wenigen Minuten und der Abgabe der Fingerabdrücke gibt’s den Stempel in den Pass. Namasté Indien!

Beim Gang durch den Duty Free auf dem Weg zur Gepäckausgabe fällt eines direkt auf: an günstiger Arbeitskraft gibt es noch keinen Mangel. Denn es gibt deutlich mehr Angestellte als Passagiere.

Beim Eintreffen am Gepäckband, nach einem schnellen Toilettengang, kommen uns unsere Koffer auch schon entgegen. Schnell raus und Ausschau nach unseren Namen halten. Leider sehen wir diese jedoch nicht. Aber nach einer kurzen what’s app wissen wir, einfach vor die Tür. Und da steht dann auch K., der englischsprachige stellv. Geschäftsführer der Reiseagentur sowie unser Fahrer.
Wir laufen ans Auto und direkt fließt uns der Schweiß aus allen Poren. An die Temperaturen müssen wir uns wohl erstmal wieder gewöhnen.
Am Auto gibt’s noch Blümchen um den Hals und dann geht’s los. Gute 20 Minuten und ein nettes Gespräch später sind wir dann im Hotel „The Leela Palace“. Auf dem Weg dorthin passieren wir bereits einige Straßensperren. Vorboten des G20 Gipfels in der kommenden Woche. Das Hotel macht einen sehr guten Eindruck. Blumen ohne Ende, alles sieht aus wie in einem Palast.

Mit K. sprechen wir nochmal das Programm der nächsten 8 Tage durch. Vom Hotel gibt es erneut Blumen um den Hals und dann geht’s ab aufs Zimmer. Hier wird noch der restliche CheckIn Prozess erledigt und dann heißt es erstmal ankommen und runterkommen.

Gute Nacht Delhi!

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chrini1

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26.03.2013
6.192
4.715
HAM
Danke für das Mitnehmen. +1 weigert sich auch mit mir nach Indien zu kommen...
 
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Batman

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18.11.2017
6.294
3.589
Hamburg
Ich bin auch gespannt dabei. Indien ist schon faszinierend. Wird wohl aber noch für Jahre nicht bei uns auf der Agenda stehen.
 
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TimoKoni

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22.09.2014
1.401
2.780
DUS
Super, danke fürs Mitmehmen!

Bin gerne dabei, v. a. auch deswegen, weil Indien bei mir aktuell keine Berücksichtigung findet. ;)

Lieben Gruß
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
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Vielen Dank für die bisherigen Rückmeldungen und das Interesse. Dann hoffe ich mal, dass der Bericht ggf. als Überzeugungsgrundlage für die jeweilige Partnerin oder den jeweiligen Partner dienen kann.

Da der erste Tag in Delhi kaum berichtenswert ist, werde ich versuche heute direkt zwei Tage zu posten.
 
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spremmse

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08.09.2012
823
539
BER - NYC
Danke für den Bericht, bin gespannt. Und auch super dass du die Bilder "richtig" und in etwas kleiner einfügst - so ist es nicht so viel zu scrollen wie in manch anderem Reisebericht... Macht nen riesen Unterschied!

Mein bestellter Sauvignon Blanc ist ein Rotwein. Auf Nachfrage wird sich entschuldigt. Ich zeige erneut in die Karte und bestelle nochmal den französischen Sauvignon Blanc. Es kommt ein Rosé.
Weiß nicht ob das jetzt versnobbt ist, aber das halte ich schon für einen ziemlichen faux-pas. Und das in der französischsprachigen Schweiz, da sollte man doch zumindest das Wort "Blanc" in "Sauvignon Blanc" erkennen können? Naja, hoffe mal dass zumindest die anderen Getränke dann so kommen wie bestellt...
 
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SDanie

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24.03.2013
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Tag 2: Delhi zum Ankommen.

Der Wecker klingelt zum ersten Mal um 08:20 Uhr. Da ich dann aber doch erst um kurz nach drei eingeschlafen bin, versuche ich ihn gekonnt zu ignorieren. Irgendwie bin ich doch leicht gerädert. Auch S. macht noch keine großen Anstalten.
So zieht sich das Aufstehen dann leider doch noch etwas und wir kommen erst gegen 09:30 Uhr los zum Frühstück.

Auf dem Weg dorthin fallen uns an allen Ecken wieder die große Anzahl an Blumen auf. Überall riecht es intensiv, aber angenehm danach. Insbesondere die Lieblingsblumen von +1 - Lilien - scheinen hier sehr beliebt zu sein.

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Beim Frühstück lassen wir es erstmal ruhig angehen. Cappuccino für S., Kaffee für mich. S. startet wie immer mit Süßem, ich mit den herzhaften Speisen. Hauptsächlich kommt bei mir eine kleine Auswahl indischer Leckereien auf den Tisch. Dosa und ein kleiner Mix an Chutneys und Sambar (eine Art Gemüseeintopf) als Beilagen. Alles sehr lecker, aber bereits hier stellt +1 beim Probieren schon fest: das mit der Schärfe wird noch spannend.

Insgesamt essen wir aber sehr wenig. Kein Wunder, gab es doch gestern mehr als genug.

Zudem frühstücken wir zuhause beide nie etwas. Der Magen muss sich also nicht nur wieder an das Frühstück, sondern mit der Zeitverschiebung sogar generell an eine sehr frühe Nahrungsaufnahme gewöhnen. Man wird halt älter. 😜 Aber das „Problem“ haben wir bei Urlauben gen Osten regelmäßig.

Nach dem Frühstück statten wir dem Pool in der 11. Etage einen Besuch ab. Von hier hat man eine sehr schöne Aussicht über das umliegende Diplomaten- und Botschaftsviertel. Die Temperatur ist bereits jetzt schon recht drückend. Aber auch daran werden wir zwei Winter-Fans uns wieder gewöhnen.

Auf dem Rückweg schlendern wir noch etwas durch das Hotel, welches uns wirklich sehr gut gefällt. Es versprüht irgendwie eine sehr angenehme Atmosphäre, hat dabei einen eigenen Charme.

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Nach unserer Runde durch das Hotel, ziehen wir uns nochmal kurz auf dem Zimmer zurück. Eigentlich völlig untypisch für uns, insbesondere für mich. Wenn ich irgendwo zum ersten Mal bin, will ich in der Regel raus. Los, alles entdecken. Aber dieser Tag war ein Kompromiss, um in Ruhe anzukommen. Wir hatten mit Absicht für heute noch kein Programm geplant. Ich bin im Nachgang auch tatsächlich froh darüber. Die letzten Wochen vor dem Urlaub waren stressig und so ist es tatsächlich auch mal wirklich angenehm, einfach so in den Tag zu leben.

Und so wird es, einem kurzen Powernap geschuldet, am Ende fast 12 Uhr bis wir mit dem Uber loskommen. Unser Ziel ist die Select Citywalk Mall. Eine knappe halbe Stunde Fahrt vom Hotel, welche mit umgerechnet 2,67€ zu Buche schlägt. Und das war schon die Limousinen Variante von Uber. Das Auto war zwar weder eine Limousine, noch hätte das Ding in Deutschland den TÜV bekommen, trotzdem natürlich unschlagbar günstig.

Bereits nach den ersten Metern wird uns klar: es war dieses Mal wohl wirklich gut, einen Fahrer zu buchen. Wir sind mittlerweile schon auf fast allen Kontinenten und in den verschiedensten Ländern, auch im Linksverkehr, gefahren. Aber zumindest der Stadtverkehr hier ist schon verrückt. Das muss man wollen. Am Ende wäre es auch wieder gegangen, aber bei den Preisen kann man sich den Stress auf jeden Fall sparen.

Neben dem ganzen Chaos auf der Straße, fällt uns in der Nähe der Mall auch zum ersten Mal etwas Chaos neben der Straße auf. Müll, heruntergekommene Gebäude, alte Fahrzeuge und wuseliges Treiben. Aber nichts, was man nicht aus anderen südostasiatischen (oder zumindest früher osteuropäischen) Ländern kennt. Wobei man hier auch anmerken muss, dass Delhi sich wohl auch aktuell nochmal etwas mehr herausgeputzt hat für den G20-Gipfel.

An der Mall angekommen trifft uns direkt wieder der Temperatur-Schock. Also ab wie rein. Und ja, was soll man sagen: ob Bangkok, Santiago de Chile, Seoul oder Delhi: Mall bleibt Mall. Ohne die Besucher, könnte man nicht erahnen, wo man gerade ist. Aber es erfüllt seinen Zweck und hilft uns, uns etwas in das Gewusel hier einzuleben. S. shoppt noch eine dünne Jacke, da sie die klimatisierten Innenräume dann doch unterschätzt hat. Ansonsten bummeln wir nur etwas umher. Gegen Ende meldet sich dann aber etwas Hunger bei uns. Da wir heute Abend aber bereits eine Tischreservierung haben, es bis dahin aber noch etwas lange hin ist, soll es eine Kleinigkeit sein. Am Ende entscheiden wir uns für einen Laden, den wir in Deutschland ansonsten im Schnitt wohl einmal im Jahr besuchen: KFC. Auch hätte ich mich wohl in jedem bisherigen Urlaub im asiatischen Raum mit Händen und Füßen gegen eine Burger-Fastfoodkette gewährt. Aber nun ja, ich habe es bereits geschrieben: dieses Mal war halt alles etwas anders als sonst.

Zwei kleine, einfache Burger sollen es sein. Bereits beim ersten Bissen stellt S. mit offenem Mund und aufgerissenen Augen fest „hui, scharf“. Und Tatsache, selbst ich merke eine gewisse Grundschärfe auf meinem Burger. Google wird uns später belehren, dass westliches Fastfood den Indern zu fad ist und sämtliche Kettenriesen deshalb hier in Indien die Gewürze und vor allem die Schärfe anpassen mussten, damit die Umsätze steigen. Am Ende sind trotzdem beide Burger leer und wir treten den Heimweg an. Noch ein kurzer Stopp an einem ATM, der uns aber kein Geld ausspucken will. Na dann halt nicht.

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Vor der Mall gibt es einen gesonderten Uber-Stand. Und so geht’s ratz fatz, musikalisch begleitet von u.a. Coolio und Gangsta’s Paradise, wieder unschlagbar günstig zurück zum Hotel. An dem Ampeln ziehen hier auch zum ersten Mal bettelnde Menschen durch die wartenden Autos. An diesen Anblick werden wir uns wohl auch gewöhnen müssen.

Damit der Uber-Fahrer uns vor dem Hotel abladen darf, wird das Auto aufgrund von Sicherheitsvorgaben gecheckt. Ein Prozedere, welches bei jedem Hotel unserer Reise zum Standard gehören wird. Mit einem Spiegel wird unter das Auto geschaut, Kofferraum und Motorhaube müssen geöffnet werden und erst dann dürfen Autos die Zufahrt befahren.

Im Hotel machen wir uns gemütlich frisch, ich schreibe kurz diese Zeilen und dann geht’s per Uber auch schon wieder weiter. Wir haben um 19:30 Uhr eine Reservierung im Restaurant Bukhara, welches sich im Hotel ITC Maurya befindet. Hier wird kommende Woche während des G20-Gipfels auch der U.S. Präsident mit seiner Entourage nächtigen.

Das Bukhara hatte ich aufgrund der Reiseberichte im Vielfliegertreff (u.a. von HON/UA) reserviert. Wir werden freundlich begrüßt und erhalten einen Tisch mit Blick auf die Küche. Beim Essen waren wir uns recht schnell einig:
Murgh Malai Kabab (Huhn), Paneer Tikka (Frischkäse), Dal Bukhara (Linsen), dazu Butter-Naan und Pudina Paratha (ein Naan mit Minze).

Schmeckte alles gut und wir waren pappsatt. Auch die Schärfe war dieses Mal kein Problem.
Während ich, typisch indisch eben, das Essen mit der rechten Hand aß, bevorzugte S. doch das altbekannte Besteck, welches direkt mit dem Essen höflich angeboten wurde. Das Hühnchen war sehr gut, das Dal hat zumindest auch mir sehr gut geschmeckt.

Wobei wir ehrlich sein wollen: am Ende empfanden wir es irgendwie auch als nichts Besonderes. Insbesondere wenn man überlegt, dass das Ganze mit knapp 140€ auch kein Schnäppchen war. Für den ersten richtigen Abend in Delhi aber dennoch eine sehr gute, bzw. genau die richtige Wahl. Wir haben uns wohl gefühlt, wurden satt und lecker war es ja auch.

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Nach dem Essen geht’s wieder zurück ins Hotel, wo wir bei herrlichen angenehmen Temperaturen noch einem Cocktail im Außenbereich der Bar „The Library“ trinken, bevor wir uns auf das Zimmer machen.

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Der Turn-Down Service war zwischenzeitlich auch nochmal im Zimmer und hat uns das Bett hergerichtet. Beste Voraussetzungen für eine gute Nacht.
Morgen geht’s endlich los mit dem tatsächlichen Programm. Wir sind gespannt!
 

SDanie

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Tag 3: Delhi

Um 7:15 Uhr klingelt der Wecker. Wir duschen und machen uns fertig für den Tag. Bevor es losgeht, gehen wir aber natürlich wieder zum Frühstück. S. startet wieder süß u.a. mit einem French Toast und schließt am Ende mit etwas Rösti und gedünstetem Brokkoli ab.
Für mich gibt es etwas Brot und anschließend Chole Bhature.

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Chole Bhature ist angeblich einer der beliebtesten Snacks in Delhi. Hergestellt aus weißen Kichererbsen, die über Nacht eingeweicht und dann mit aromatischen Gewürzen gekocht werden, wird Chole mit einem Bhatura (Ballonbrot) gereicht. Schmeckt sehr gut, wenn auch das Brot schon recht fettig ist am frühen Morgen 😅

Anschließend geht’s nochmal fix aufs Zimmer, wir packen unseren Tagesrucksack mit Sonnencreme, Desinfektionstüchern und einem Schal für S. und dann geht’s ab in die Lobby, wo uns um Punkt 9 Uhr bereits Jai, unser Reiseführer für die kommende Woche, erwartet. Wir werden in einem fast perfekten Deutsch begrüßt. Nach einem kurzen Kennenlernen geht’s nach draußen, wo unserer Fahrer wartet. Er hatte uns bereits vorgestern vom Airport zum Hotel gefahren.

Jai hat am Goetheinstitut Deutsch gelernt und mit diesen Kenntnissen dann in der Tourismusbranche Fuß gefasst. Wie bereits erwähnt war er lange Zeit als Gruppenreiseleiter für große, deutsche Reiseveranstalter in ganz Indien tätig. Mittlerweile hat er sich etwas zurückgezogen und macht im Jahr nur noch ein paar Touren, inzwischen führt er auch Individualtouristen.

Erstes Ziel: Alt-Delhi. Wir fahren vorbei an einigen prachtvollen Bauten, dem India Gate (Kriegsdenkmal für die im Ersten Weltkrieg gefallenen indischen Soldaten), der Präsidentenresidenz - dem ehemaligen Vizekönigspalast -, dem Parlament und dem Sekretariat, einer interessanten Mischung aus viktorianischem Baustil und 20. Jahrhundert sowie dem roten Fort zur Jama Masjid, der größten und angeblich elegantesten Moschee Indiens.

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Hier ist kaum etwas los, da bis 10 Uhr nur Touris auf das Gelände dürfen. Jai erklärt uns einiges und von dem etwas erhöhten Hauptplatz der Moschee hat man bereits einen guten Blick in die winkeligen Gassen der Altstadt. Scheinbar haben wir heute einen Tag erwischt, an dem „wenig“ los ist. Normalerweise würde man von hier nur noch Köpfe sehen. Dies scheint wohl auch damit zusammenzuhängen, dass aufgrund des bevorstehenden G20-Gipfel weniger Inder nach Delhi reisen. Man muss dazu sagen, dass wir zum Zeitpunkt der Flugbuchung nicht wussten, dass der G20-Gipfel in dem Zeitraum in Delhi stattfinden wird. Deshalb haben wir uns nach der Buchung auch ein paar Gedanken gemacht, ob wir mit diesem Wissen, die Reise nicht doch anders geplant hätten. Kurzzeitig hatten wir sogar überlegt, die Reise umzubuchen. Im Nachhinein haben wir wohl aber alles richtig gemacht. Der G20-Gipfel hat am Ende dafür gesorgt, dass wir vieles wesentlich leerer erleben durften, als das wohl normalerweise der Fall ist. Zwar gab es in Delhi gestern und vor allem an unserem letzten Tag auch einige Straßensperren, welche eine Besichtigung mancher Sehenswürdigkeiten erschwerten, oder sogar unmöglich machten, aber das war für uns absolut verkraftbar.

Nach der Moschee schnappen wir uns direkt davor zwei Rikschas und lassen uns durch die engen Gassen, sowie über die Chandi Chowk fahren. Einst eine kaiserliche Allee der Moguln, heute das belebteste Geschäftsviertel der Stadt.

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Um ehrlich zu sein, hatten wir uns das alles irgendwie anders vorgestellt. Ja es ist chaotisch. Und ja es ist wuselig und auch riecht man hier und da mal etwas Unangenehmes oder es stiegt einem der Geruch von Urin in die Nase. Aber ganz ehrlich: da rieche ich morgens in Frankfurt auf dem Weg aus der S-Bahn bis zum Büro bedeutend Schlimmeres.

Nach unserer rund 30-minütigen Tour wartet auch schon wieder unser Fahrer auf uns. Wir fahren durch das etwas immerwährende Hupkonzert vorbei am Raj Ghat (Ghandi Memorial), welches zur Zeit geschlossen ist, in Richtung Gurudwara Sri Bangla Sahib, dem größten Sikh-Tempel Delhis. Dort erzählt uns Jai einiges zu der Kultur der Sikhs. Sehr faszinierend. Und wenn alle Menschen (tatsächlich) ein bisschen nach manchen der Grundprinzipien leben würden, könnte die Welt vermutlich ein besserer Ort sein. Da muss man sich auch an die eigene Nase fassen. Doch wenn man ehrlich ist: die guten Vorsätze wären bei uns vermutlich spätestens nach den ersten negativen Erfahrungen, oder wenn die Gutmütigkeit dann einmal ausgenutzt wird, schnell wieder verflogen.

Wir erfahren, dass es egal ist, ob man als Sikh reich oder arm ist. Man gibt (zumindest in der Theorie) immer das, was man kann. Nicht nur finanziell. Und so kann es angeblich vorkommen, dass ein sehr reicher Sikh, einfach mal die Schuhe der Besucher während ihres Besuchs des Tempels poliert.

Nach einem Besuch des Tempels selbst werfen wir noch einen Blick in die zugehörige Küche. Hier werden im Durchschnitt pro Tag rund 20.000 Menschen verköstigt. Alles finanziert durch Spenden.

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Hier erhält jeder der möchte eine kostenlose Mahlzeit. Egal welcher Religion man angehört, egal wie alt man ist oder woher man kommt. Es gibt nur eine Regel: wenn man länger als drei Tage am Stück kommt, muss man auch eine Gegenleistung in Form von Arbeit erbringen. Denn das gehört zu den Grundprinzipien der Sikhs. Arbeite hart und aufrichtig, teile immer mit den weniger Begünstigten. Das soll auch der Hauptgrund sein, weshalb man nie einen bettelnden Sikhs sehen soll. Harte Arbeit ist der Grundpfeiler für Erfolg und Zufriedenheit.

Anschließend geht es zur 72m hohe Qutab Minar (UNESCO Weltkulturerbe). Es handelt sich hierbei um das erste muslimische Monument auf indischem Boden. Die Moschee und Bauten der Anlage wurden auf dem Fundament eines hierfür zerstörten hinduistischen Tempels errichtet.

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Auf dem Gelände befindet sich auch das Kuriosum „Iron Pillar“, eine 2.000 Jahre alte, über 7 m hohe und mehr als 6 t schwere Eisensäule, die angeblich nicht rostet.

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Auf dem Weg nach draußen gibt es noch einen kurzen Fotostopp. Denn die blonden Haare von S. haben die Aufmerksamkeit einer weiblichen Schulklasse geweckt :) Und da die Mädels so lieb gefragt haben, wird der Wunsch nach einem Foto natürlich erfüllt.

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Zu diesem Zeitpunkt erahnen wir noch nicht, wie beliebt wir als Fotomotiv noch werden würden.

Danach geht es zurück ins Hotel. Wir hatten heute extrem viel Glück mit dem Verkehr. Auch hier scheint der G20-Gipfel bereits seine Schatten vorauszuwerfen.

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Unser Fazit nach den ersten Eindrücken:
Über Indien und auch Delhi herrschen bei uns viele Vorurteile. Auch wir hatten diese vorab. Und natürlich gibt es Straßenstände, an denen wir uns nicht unbedingt Hühnchen zubereiten lassen würden. Unser Guide und Fahrer übrigens auch nicht ;) Und auch in Deutschland kämen wir nicht auf die Idee uns Wasser an einem Stand zu holen, an dem das Wasser aus Gartenschläuchen kommt.
Aber Delhi selbst ist stellenweise eine aufgeräumte, gepflegte, saubere und ordentliche Stadt, die in unseren Augen völlig unverdient solch einen Ruf hat.

Was uns absolut verwundert, ist wie grün diese Stadt ist. Es gibt kaum eine Straße, die nicht von Bäumen gesäumt ist. Parks und die Sehenswürdigkeiten sind sehr gepflegt und sauberer als so manches Äquivalent in Deutschland. Dies scheint übrigens generell der Fall zu sein und keine Ausnahme für den erwarteten hohen Besuch kommende Woche.
Laut Jai ist Delhi, insbesondere Neu-Delhi sehr sauber. In vielen Regionen, in denen Korruption noch vorherrschend ist, sei dies noch etwas anders. Auch das werden wir noch sehen.

Ja, es ist wuselig und ja teils auch chaotisch, insbesondere natürlich auch der Verkehr. Aber am Ende unterscheidet sich Delhi nicht groß von anderen südostasiatischen Ländern bzw. Städten. In andern Städten, insbesondere in Rangun, haben wir auch viel Armut und Dreck gesehen, insofern haben wir es uns weitaus "schlimmer" vorgestellt, als der erste Eindruck es hergibt. Außergewöhnliche Armut konnten wir, bis auf typische Betteleien bei Rotphasen, bisher noch nicht erkennen. Wie gesagt, das ist das, was wir nach dem bisher Gesehenen berichten können. Ob sich dieser Eindruck bestätigt, können wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht einschätzen. Uns ist es jedoch wichtig bereits einmal festzuhalten, dass viele unserer Annahmen über Indien wohl doch auf Vorurteilen beruht.
Wir haben es mal so für uns zusammengefasst: Wenn man etwas reiseerfahren ist und schon das ein oder andere Land gesehen hat, erlebt man in Indien nichts völlig Ungewöhnliches. Als Asien "Einstiegsland" würden wir es ehrlich gesagt aber wohl nicht empfehlen. ;)

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Im Hotel angekommen ruhen wir uns ganz kurz aus und verschwinden anschließend für eine Stunde im Gym. Auch hier ist alles sehr schön eingerichtet. Die Geräte sind alle gepflegt, Handtücher, Desinfektionsmittel und Wasser stehen auch kostenfrei zur Verfügung. Der gesamte Spa-Bereich wirkt wirklich schön. Generell muss man sagen, dass Hotel ist wirklich sehr, sehr gut. Genau das, was es sein sollte: ein "Save Haven" der zur Not ein perfekter Rückzugsort ist. Auch wenn wir gedacht hätten, dass wir diesen dringender benötigen werden 😅

Anschließend geht’s für +1 aufs Zimmer und ich lege mich nochmal kurz an den Pool auf dem Dach. Dann heißt es fertig machen, denn wir haben eine Einladung zum Essen.

Um 18:30 Uhr werden wir von Jai wieder in der Lobby abgeholt. Es geht in den südlichen Teil von Gurgaon, wo die Wohnung von C. liegt. Er ist der Geschäftsführer der Reiseagentur, über die wir diese Tour gebucht haben. Er hatte auf dem LinkedIn Profil von +1 gesehen, dass sie auch mal im Tourismus Bereich gearbeitet hat. Wir dachten dies sei der Grund für die Einladung gewesen. Das hier jedoch vermeintlich noch andere Gründe etwas damit zu tun hatten, erfuhren wir erst später durch Jai. Auf dem Weg dorthin passieren wir wieder den Flughafen und das südlich davon gelegene Gurgaon. Hier reiht sich ein modernes Gebäude neben das andere. Die internationalen Firmennamen lassen sich kaum alle zählen. Ob US-Großstadt oder Indien? Das kann man hier nicht mehr ohne weiteres unterscheiden. Auch die Straßen sind sehr gut ausgebaut. Überall wird gebaut.

Als wir nach ziemlich genau einer Stunde Fahrt ankommen, werden wir freundlich von C., seiner Frau, dem gemeinsamen Sohn und dessen Ehefrau empfangen. Wir nehmen zusammen auf der Couch Platz und direkt werden wir mit Wasser und Wein versorgt. Lustig, da wir uns bzgl. des Alkohols unsicher waren und deshalb extra keine Flasche Wein aus Rheinhessen mitgebracht haben.

Was uns direkt auffiel: während alle anderen Wasser aus einer Karaffe tranken, bekamen wir Wasser aus kleinen Flaschen eingeschenkt. Wir unterhalten uns nett und erfahren einiges über Indien, das Reisen im Allgemeinen, die Zeit von C. und seiner Familie in Deutschland und das Business.
Lustig wie klein die Welt manchmal ist: C. lebte mit seiner Familie für sechs Jahre rund 30km von uns entfernt. Er kennt unsere Heimat daher natürlich auch und somit war das Eis gebrochen. Hätten wir das gewusst, hätten wir als unser Gastgeschenk, Pralinen von Hussel und ein beschreibendes Bilderbuch über unsere Heimatstadt, etwas anders ausgewählt. Aber woher hätten wir es wissen sollen. Während den Gesprächen werden bereits die ersten Snacks aufgetischt. Chicken Tikka, Minzsoße, kleine Canapés und Oliven mit Käse. Alles sehr lecker.

Durch die Gespräche verfliegt die Zeit und der Blick auf die Uhr macht insbesondere S. etwas nervös, denn mittlerweile war es schon nach 21 Uhr. Zwischenzeitlich fragte uns C., ob wir schon Hunger haben oder noch warten wollen. Da wir aber im Haus des Gastgebers ungern den weiteren Verlauf bestimmen wollten, haben wir uns etwas zurückgehalten und die Entscheidung dem Hausherren überlassen. Im weiteren Verlauf meinte ich dann irgendwann zu S., dass sie wohl auf unser Go warten. Man muss dazu sagen, dass wir uns auch auf deutsch nicht ganz so "frei" unterhalten konnten. Zum einen, weil Jai dabei war, aber auch weil der Sohn, wie sich rausstellt in unserem Alter, 6 Jahre lang in Deutschland zur Schule ging. Also frage ich sie sehr subtil, ob sie mittlerweile Hunger hat. Nach ihrem kurzen "Ja", gingen die Damen des Hauses direkt in die Küche und fingen an alles vorzubereiten.

Kurze Zeit später geht es dann zu Tisch und es wird feinstes, selbstgemachtes Essen aufgefahren.
Butter Chicken, Dal, Blumenkohl und Kartoffeln, Kichererbsen in einer würzigen Soße, Chapati, Reis und etwas Rohkost. Alles hat einfach nur sehr, sehr gut geschmeckt. Das Dal ist auf jeden Fall besser als gestern im Bukhara. Das Butter Chicken extrem lecker und das Brot einfach mega.
Wir müssen irgendwann entschieden einen weiteren Nachschlag ablehnen. Der Sohn teilt uns aber auch mit, dass müsse man, da man sonst gemästet wird.

Was wurde zu Hause noch aus dem Freundeskreis gespottet und Witze darüber gemacht, dass wir uns spätestens an diesem Abend die ersten Magen-Darm-Verstimmungen holen würden. Spoiler: weit gefehlt.

Als wir fertig sind, wird bereits der Nachtisch aufgetischt. Jedoch nicht nur einer, sondern direkt zwei. Eine Art Vanillecreme mit Mango und Apfel, was sehr gut geschmeckt hat plus noch eine kleine Schoko-Torte, die dann dafür gesorgt hat, dass nun wirklich nichts mehr reinpasste.

Wir hatten bereits gelesen, dass indische Einladungen relativ abrupt nach dem Abendessen enden. Gefühlt hatten wir unser Stück Torte gerade aufgegessen, da holte die Dame des Hauses ein kleines Tütchen aus einem Nebenraum und überreichte es ihrem Mann. C. überreichte die Tüte wiederum +1 und bat darum das Geschenk zu öffnen.
Darin verbarg sich zu unserem großen Erstaunen ein silbernes Armband. Wir waren baff. Damit hatten wir nun wirklich nicht gerechnet.

Wir bedankten uns mehrmals für den schönen Abend und das Geschenk. Dann ging alles relativ schnell. Er erfolgte eine herzliche Verabschiedung von C.'s Frau und Schwiegertochter in der Wohnung. C. und sein Sohn begleiteten uns noch nach draußen. Unser Fahrer erwartete uns schon vor der Tür und so endete ein sehr schöner Abend.

Auf der ca. 45-minütigen Rückfahrt erzählte uns Jai dann auch, dass er es in den letzten 30 Jahren nicht erlebt hat, dass sein Chef Touristen zu sich nach Hause einlädt. Im Hinduismus glaubt man bekanntermaßen an die Wiedergeburt und so verspüren viele Hindus oft das Gefühl Personen auf einer anderen Ebene zu kennen, obwohl man sich vorher noch nie begegnet ist. Und dieses Gefühl hatte er auch bei +1. Das war wohl der Grund, weshalb wir eine Einladung erhalten haben, was selbst unseren erfahrenen Guide überraschte.

Wir sagen Danke für die Einladung! Wir hatten einen sehr netten Abend, superspannende Geschichten und Gespräche und vor allem ein mega leckeres Essen!

Zurück auf dem Zimmer machen wir uns bettfertig und verfassen noch diese Zeilen des Reiseberichts.
Morgen geht’s nach Agra.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Danke für den Bericht, bin gespannt. Und auch super dass du die Bilder "richtig" und in etwas kleiner einfügst - so ist es nicht so viel zu scrollen wie in manch anderem Reisebericht... Macht nen riesen Unterschied!


Weiß nicht ob das jetzt versnobbt ist, aber das halte ich schon für einen ziemlichen faux-pas. Und das in der französischsprachigen Schweiz, da sollte man doch zumindest das Wort "Blanc" in "Sauvignon Blanc" erkennen können? Naja, hoffe mal dass zumindest die anderen Getränke dann so kommen wie bestellt...

Vielen Dank für das Lob. Ich bin nur froh, dass das mit den Bildern dieses Mal klappt 😅

Ich denke das hat nichts mit versnobbt zu tun. Generell ist das auch meine Erwartungshaltung. Zumal ich beim zweiten Mal auch in der Karte mit dem Finger auf den Wein gezeigt habe. Da ich jetzt generell mit dem Rosé aber kein Problem hatte, nehme ich so etwas mit einem Lächeln hin. Wie ich in einem Restaurant reagiert hätte, kann ich jedoch nicht sagen. Wäre wohl auch etwas situationsabhängig.

+1 hatte aber auch erwartet, bzw. sich an diesem Tag tatsächlich auch darauf verlassen, dass im Amenity Kit wie gewohnt Handcreme und Lippencreme gewesen wären. Die gab es jedoch weder auf Nachfrage noch in der Toilette.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Tag 4: Auf nach Agra

Um 07.50 Uhr klingelt der Wecker. Da heute nur die Fahrt nach Agra ansteht, schlägt Jai den Aufbruch erst um 10 Uhr vor. Für uns passt das.

Da wir es gestern Abend nicht mehr dazu kamen, müssen wir noch packen, bevor es ein letztes Mal zum Frühstück geht. French Toast für S. und Indisch für mich. Ich hätte mich ohne Probleme noch ein paar Tage durch das reichliche Buffet (sowie die zusätzliche Karte) futtern können. Zum Abschluss probiere ich noch eine Art Detox Shot und einen Masala Chai, die ebenfalls beide gut schmecken. Es lässt sich also festhalten: Der Magen hat sich wieder schnell an das Frühstücken gewöhnt. 😅

Allgemein können wir das „The Leela Palace“ absolut empfehlen. Sehr gutes Personal, ein sehr ordentliches Frühstück, ein netter Charm und schöne (für uns ausreichende) Zimmer, selbst in der Standardkategorie. Wenn die Lage für die geplanten Aktivitäten passt, würden wir es jederzeit wieder buchen.

Bevor es zurück zum Zimmer geht, lauschen wir noch kurz dem Flötenspieler im Garten.

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Fast pünktlich treffen wir vollgepackt in der Lobby ein. Während wir auschecken, wird unser Gepäck schon in das Auto verladen. Los geht's!

Bevor wir Delhi verlassen, machen wir noch einen kurzen Stopp am Lotus-Tempel.
Der Tempel ist einer von weltweit acht Bahai-Tempeln und wurde vom iranisch-kanadischen Architekten Fariborz Sahba entworfen, der 1976 mit der Ausführung beauftragt wurde. Woher der Name kommt erklärt sich beim Anblick des Tempels wohl von selbst. Seit 2014 steht der Lotustempel auf der Liste möglicher Kandidaten Indiens zur Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe.

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Hier ist erstaunlich viel los, insbesondere Schulklassen sind unterwegs.
Auf dem Weg näher an den Tempel, werden wir von einer Gruppe älterer Damen nett gegrüßt und es wird zugewunken. Immer wieder widerfahren uns diverse Blicke. Zwei hellhäutige große Europäer sind für viele Inder aus ländlichen Regionen doch noch etwas „Außergewöhnliches“. Ganz unauffällig macht ein junger Mann vor uns ein Selfie, ist am Ende hocherfreut, dass er S. im Hintergrund mit auf dem Bild erwischt hat. Mehrfach wird sie auch noch nach einem gemeinsameen Bild gefragt, was sie auch ohne Wiederworte macht. Sie sagt, wenn es so leicht ist jemandem eine kleine Freude zu bereiten, dann macht sie das gerne.

Auf den Besuch des Inneren verzichten wir, da es, wie wir bereits vorab gelesen hatten und was Jai auch bestätigte, weniger spektakulär ist.
Und so sitzen wir gegen 10.50 Uhr wieder im klimatisierten Auto und machen es uns für die nächsten Stunden bequem. Auf dem Weg in Richtung Autobahn durchfahren wir auch die Randgebiete Delhis. Die Häuser werden einfacher, man sieht hier und da mal kleinere Müllberge. Aber nichts, was es nicht auch in anderen Großstädten gibt.
Sobald wir die letzten Anzeichen von urbanem Leben hinter uns gelassen haben, dauert es nicht lange und +1 schläft, wie schon vorab angekündigt, ein.

Gegen 13 Uhr machen wir dann bei Mathura eine Mittagspause an der einer Art Raststätte. Diese scheint erst vor gut einem Jahr gebaut worden zu sein. Dementsprechend modern und sauber sind auch die Waschräume. Generell müssen wir sagen, dass uns bisher keine Toiletten besonders negativ aufgefallen sind.

Da unser Hunger nach dem ausgeprägten Frühstück noch nicht so groß ist, bestellt uns Jai eine Art Gemüsecurry. Wieder sehr lecker, auch wenn für S. nach ein paar Löffeln leider Schluss ist, da die Schärfe alles in den Schatten stellt. Am Ende zahlen wir für zwei Coke Light, das Gemüsecurry und dem Essen von Jai inkl. Brot und Trinkgeld noch keine 8€.

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Unser Fahrer wartet wieder vor der Tür. Wir hatten gefragt, ob er nicht mitkommen möchte, was er ablehnte. Leider wird das auch für den Rest der Reise so bleiben. Aber auch als Jai in bei einer anderen Gelegenheit fragte, lehnte er ab. Über die genauen Hintergründe können wir nur spekulieren.

Gesättigt geht es weiter und gegen 14.45 Uhr erreichen wir dann unser heutiges Tagesziel. Das Taj Hotel & Convention Center in Agra. Hier hatten wir vor ein paar Wochen nochmal von Frühstück auf Halbpension umgebucht, da der Aufschlag für zwei Nächte für uns beide plötzlich nur 14€ betrug.

Auch hier hätten wir in jedem unserer bisherigen Urlaube auch dieses 14€ „gespart“. Denn normalerweise schließen wir ein Abendessen in Buffet-Form in einem Hotel mehr oder weniger kategorisch aus. Dieses Mal dachten wir, es sei vllt. nicht die schlechteste Idee, auch die Option Hotel zumindest in Betracht zu ziehen.

Wir wurden wieder freundlich, wenn auch zurückhaltender als im Leela Palace empfangen. Zur Begrüßung gab es für uns beide einen roten Punkt alias Tilaka auf die Stirn. Nach dem Check-In verabschiedete sich auch Jai von uns. Er wohnt rund 1,5km entfernt und verbringt den Abend somit zuhause.

Unser „Premium-“ Zimmer ist geräumig und entspricht auf den ersten Blick auch den Bildern im Internet. Auf den zweiten Blick müssen wir feststellen, dass hier vieles schon etwas abgerockt ist. Wir führen uns vor Augen, was uns die zwei Nächte inkl. Halbpension hier kosten und kommen zu dem Schluss, dass das Hotel für zwei Nächte auf jeden Fall in Ordnung geht.
Man muss hier jedoch noch anmerken: Die Reiseagentur hatte dies so auch angemerkt und ein Palasthotel empfohlen, +1 sich aber für das Taj entschieden. Das Oberoi, welches ich eigentlich favorisiert hatte, war bereits ausgebucht.
Nach einem kurzen Moment des Ankommens entscheiden wir uns einmal den Infinitypool mit Blick auf das Taj Mahal zu inspizieren. Leider weniger spektakulär als erwartet, drehen wir wieder um und schlendern durch den Rest des Hotels zurück aufs Zimmer.

Um 18:30 Uhr werden wir von unserem Fahrer nochmal abgeholt. Jai hatte uns auf dem Weg nach Agra noch gefragt, ob wir uns eine Show mit Tanz und Musik über die Geschichte des Taj Mahals anschauen wollen. Da wir ohnehin keine weiteren Pläne für den Tag hatten, haben wir uns für diese Show entschieden. Unsere Erwartungen waren recht gering, gingen eher von einem Touri-Nepp aus.

Nach nur 2-3 Fahrminuten kommen wir bereits an. Das hätten wir auch laufen können. Und so sagen wir unserem Fahrer, dass er auf keinen Fall warten soll. Wir würden später zurück zum Hotel laufen.

Wir werden direkt zu unseren Sitzplätzen in der ersten Reihe an der Bühne geführt. Jeder Sitz ist mit einem Kopfhörer ausgestattet und man kann der Geschichte in über 10 Sprachen folgen.
Die Show beginnt direkt mit Tanz und Gesang und so wird innerhalb von 1,5 Stunden gezeigt, welche Liebe der Mogul zu seiner "Lieblings-" Frau hatte, für die er nach ihrem Tod das Taj Mahal errichten lies.
Wir mussten am Ende beide zugeben, dass wir durchaus Schlechteres erwartet haben und auch schon durchaus schlechteres (bzw. verrückteres) gesehen haben. Insofern war der Spaß für umgerechnet rund 25€ pro Person zwar nicht günstig, aber trotzdem ganz unterhaltsam.

Wir überlegen kurz, ob wir noch ein Restaurant ansteuern sollen, entscheiden uns dann aber tatsächlich dem Hotel eine Chance zu geben. Auch Jai meinte, dass das Hotelessen tatsächlich gut sein soll.
Die Auswahl war recht groß und +1 war glücklich, als sie eine Pizza/Pasta-Station entdeckte. Somit gab es zunächst eine kleine Pizza und etwas Pasta. S. war happy und freute sich, dass ihr Gaumen mal keine scharfen Gewürze bekam.
Anschließend bedienten wir uns an den unterschiedlichsten indischen Gerichten. Dazu wurde immer wieder frisches Naan aus dem Tandoor. Einiges Gerichte wurden immer wieder frisch angerichtet. Wir waren tatsächlich positiv überrascht. Geschmacklich gab es nichts auszusetzen.

So fand der Tag dann einen schönen Abschluss. Zurück auf dem Zimmer freuen wir uns auf eines der Highlights der Reise: der morgige Besuch des Taj Mahal.

Gute Nacht!
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Tag 5: Agra

Es ist 07.20 Uhr als unsere Wecker wieder klingeln. Wir freuen uns, denn heute schauen wir uns sicherlich eines der Highlights der Reise an - das weltberühmte Taj Mahal!

Nach dem gestrigen Buffetessen hält sich unser Hunger noch arg in Grenzen, sodass es heute bei zwei kleinen Donuts und etwas Wasser zum Frühstück bleibt.
Pünktlich um 09.00 Uhr erwartet uns Jai in der Hotellobby. Er erkundigt sich nach unserem gestrigen Abend und fragt, ob wir Interesse an einem südindischen Mittagessen haben. Da sagen wir doch nicht nein.

+1 hat am Morgen noch schnell ein paar Infos im Bezug auf die Kleiderordnung und sonstige wissenswerte Informationen nachgelesen. So steigen wir beide dick mit LSF50 eingecremt, S. zusätzlich noch mit Sonnenhut und einen Schal bewaffnet, ins Auto. Rund um das Taj Mahal gibt es nämlich kaum, bzw. nur sehr wenige Schattenplätze.

Nach guten 5 Minuten Fahrzeit steigen wir wieder aus und laufen das restliche Stück bis zur Ticketkasse bzw. dem East Gate. Hier merken wir bereits nach noch nicht einmal 10 Minuten Fußweg, welche Kraft die Sonne bereits um kurz nach 9 Uhr hat. Auch Jai gibt zu, dass die Hitze heute sehr drückend ist und es wird für den Tag sicherlich nicht das letzte Mal sein, an dem wir feststellen "Puh ist das heiß". Zur Einordnung: die Tageshöchsttemperatur lag an diesem Tag bei knapp 39°.

Jai kauft unsere Eintrittskarten und überreicht uns diese mit einer kleinen Tüte mit Wasser und Schuhüberziehern. Am Haupteingang ist nichts los und so kommen wir ohne Wartezeit direkt durch. Jai hatte uns bereits im Voraus darauf hingewiesen, so gut wie nichts einzustecken, da u.a. Lippenstift und scharfe Gegenstände verboten sind.

Wir haben oft gelesen, den Besuch am besten zum Sonnenauf- oder Untergang einzuplanen. Als wir unseren Besuch mit Jai dann final planten, erklärte er uns aber relativ plausibel, weshalb für ihn die Zeit zwischen 08 Uhr und 10 Uhr die bessere Wahl ist. So öffnen die Kassen erst zum Sonnenaufgang, weshalb man mit dem Weg und dem Einlass schon fast zu spät auf das Gelände kommt, um hier den Sonnenaufgang zu erleben. In der unmittelbaren Zeit nach dem Sonnenaufgang, ist das Licht jedoch nicht das Beste. Ab 10 Uhr kommen dann die großen Reisegruppen und Tagestouristen (u.a. aus Delhi etc.) an. Auch wenn wir zumindest das Problem mit dem Eintritt heute wohl nicht gehabt hätten, war die Uhrzeit für uns vollkommen in Ordnung.

Immer im Schatten laufend nähern wir uns langsam dem berühmten Blick auf das Taj Mahal.

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Einfach nur Wow!

Wir haben nun schon ein paar touristische Ziele und Sehenswürdigkeiten gesehen. Manchmal ist man dann doch irgendwie etwas enttäuscht, wenn man so manches vermeintliche „Highlight“ in Wirklichkeit sieht. Beim Taj Mahal müssen wir jedoch beide sagen, dass wir die Faszination verstehen können. Es strahlt irgendwie etwas aus. Beruhigend und fast mystisch. Gleichzeitig zeugt es aber auch von purer Eleganz.

Jai erzählt uns ein bisschen was über die Bedeutung und Entstehung des Mausoleums. Alles in allem hat aber auch die gestrige Tanzshow die Geschichte tatsächlich ganz gut dargestellt.
Im Jahr 1631 wird das Leben des mächtigen Herrschers Shah Jahan von einer Tragödie erschüttert. Seine geliebte dritte Frau, Mumtaz Mahal, stirbt bei der Geburt ihres 14. Kindes. Der Mughal-Fürst ist darüber so verzweifelt, dass seine Haare und sein Bart innerhalb kürzester Zeit ergrauen. Doch dann erinnert er sich an die vier Versprechen, die seine Angebetete ihm noch zu Lebzeiten abgenommen hatte und er gibt für sie eine Gedenkstätte in Auftrag, wie sie die Welt noch nicht gesehen hat.
Das architektonische Wunderwerk ist ein perfekt proportioniertes Meisterwerk, das aus weißem Marmor von 20.000 Handwerkern aus Persien, der Türkei, Frankreich und Italien gebaut wurde. Es dauerte 22 Jahre dieses “Liebes-Gedicht in Marmor“ fertigzustellen.

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Wir laufen mit Jai langsam immer näher auf das Taj Mahal zu. Es ist noch relativ leer. Die Hitze ist heute echt heftig. Selbst den Einheimischen läuft der Schweiß.
Kurz vor dem Eingang des Taj Mahals, müssen alle Besucher, die einen Blick ins Innere des Mausoleums werfen wollen, Schuhüberzieher anlegen. An der Stelle ist noch anzumerken, dass der Eintritt in das Mausoleum noch einmal 200 Rupien, also ca. 2,30€, extra kostet.

Und dann geht’s auch schon rein für uns, während Jai draußen auf uns wartet und uns in knapp 1h wieder am Eingang treffen will.

Mitten im Taj Mahal bzw. im Mausoleum selbst befindet sich ein Nachbau der Gräber von Mumtaz und Shah Jahan. Dieser wurde hier ebenfalls begraben, nachdem er in Gefangenschaft starb. Einige Jahre nach dem Bau des Taj Mahals wurde dieser nämlich von seinem dritten Sohn verhaftet und lebte bis zu seinem Tod im Fort Agra, immer mit Blick auf das Grad seiner geliebten Mumtaz.
Die echten Gräber befinden sich unterhalb der Nachbauten. Während das Taj Mahal sowie der gesamte Komplex von Symmetrie bestimmt ist, fällt einem hier direkt etwas auf. Das Grab von Mumtaz befindet sich genau in der Mitte des Taj Mahals. Das Grab von Shah Jahan wurde jedoch einfach daneben errichtet, da er ursprünglich auf der gegenüberliegenden Flussseite sein eigenes Mausoleum bauen lassen wollte. Durch die Gefangenschaft konnte das Projekt nicht umgesetzt werden und so wurde er einfach neben seiner Frau begraben. Hierdurch wird die allumfassende Symmetrie gestört.

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Anschließend laufen wir außen am Taj Mahal entlang wieder zurück in Richtung Eingang. Hierbei lassen wir uns jedoch Zeit und lassen den Blick immer wieder zurück in Richtung Taj Mahal schweifen.

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Wir setzen uns für eine Moment auf eine Bank im Schatten. Dort haben wir allerdings nicht lange unsere Ruhe, da wir immer wieder nach Fotos gefragt werden. Heute ist jedoch nicht nur S. ein beliebtes Fotomotiv. So kommen auch immer wieder Männer auf mich zu und wollen ein Foto mit mir machen. Irgendwann hatte sich daraus fast eine Eigendynamik entwickelt, denn die Leute haben sich gefühlt „angestellt“ und sich sofort an unsere Seite gestellt, wenn wieder Platz wurde. Irgendwann wird es doch etwas viel und wir ziehen gemütlich weiter.

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Als wir wieder am Eingang ankommen, lassen wir uns am Rand an einem schattigen Platz mit etwas mehr Ruhe nieder. Wir genießen einfach den Anblick. Dann kommt auch schon Jai wieder zu uns. Gemeinsam unterhalten wir uns nochmal kurz über die Eindrücke, lassen alles nochmal kurz auf uns wirken und verlassen dann den Komplex und laufen zurück zu ans Auto.

Zwischenzeitlich hat sich das Gelände auch gut gefüllt und so war die Uhrzeit tatsächlich sehr gut. Generell haben wir wohl großes Glück gehabt, denn Jai meinte noch, dass er das Taj Mahal seit langer langer Zeit nicht mehr so leer erlebt hat. Auch hier gehen wir davon aus, dass aufgrund des G20-Gipfels in Delhi viele Einheimische eben doch nicht unterwegs sind.

Wir fahren als nächstes zu einer Genossenschaft, in der das Handwerk des Parchin Kari bzw. Pietra Dura – eine Art Mosaikarbeit - von verschiedenen Familien betrieben wird. Das Ganze wird jedoch auch staatlich noch unterstützt, damit diese Kunstform, die nur noch von wenigen Familien beherrscht wird, erhalten bleibt. Wir bekommen gezeigt, wie diese Art der Einlegearbeiten funktioniert. Wir sind erstaunt, wie filigran hier teilweise gearbeitet wird und dürfen uns dann auch einmal selbst davon vergewissern, wie schwer es ist, allein den Marmor zu bearbeiten. Von der höchst akribischen und detaillierten Arbeit der Inlets mal ganz abgesehen: ich hätte hierzu definitiv nicht genügend Geduld.

Natürlich kann man hier auch einiges dieser Kunst kaufen. Wir sehen uns in dem Verkaufsraum etwas um und einige der ausgestellten Stücke sind wirklich sehr schön. Aber wir haben uns bereits vor einiger Zeit abgewöhnt, etwas zu kaufen, von dessen Einsatz wird zuhause nicht absolut sicher sind. Und so sehr uns dieses Handwerk auch beeindruckt, passen die Gegenstände einfach nicht zu uns, bzw. unserem Einrichtungsstil.

Wir bedanken uns und fahren weiter. Es ist Zeit für das Mittagessen.
Jai führt uns in das Restaurant „Deepee“, welches südindische Küche serviert und in das er, da er in Agra wohnt, selbst rund alle zwei Wochen mit seiner Familie geht. Wir sind noch die einzigen Gäste, laut Jai ändert sich das aber zum späten Mittag und abends bekommt man ohne eine Reservierung oftmals keinen Platz.

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Wir bestellen Dosa und Idly mit einigen Soßen, Dips und einer Art Linsencurry. Alles schmeckt wieder sehr gut und auch die Schärfe ging für S. einigermaßen, mit einer Ausnahme, welche sich aber durch einen Dip aus Kokosnuss etwas abmildern ließ. Zusammen mit zwei Sprite und dem Essen von Jai zahlen wir rund 720 Rupien – erneut wieder gut 8€.

Das nächste Tagesziel ist das Agra Fort bzw. das Rote Fort.
Eine Festungs- und Palastanlage aus der Epoche der Mogulkaiser, welche im 16. und 17. Jahrhundert - mit Unterbrechungen - als Residenz der Moguln diente und heutzutage Teil des UNESCO-Weltkulturerbes ist.
Die gesamte Anlage ist schön gemacht und auch wieder sehr sauber und gepflegt. Leider sind aber einige Teile der Festung in keinem guten Zustand, da zu Beginn der Unabhängigkeit Indiens 1947 wenig sorgsam mit der Festung umgegangen wurde und Vandalismus und Diebstahl vorherrschten.

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Nachdem wir das Fort verlassen, möchten wir mit dem TukTuk auf den Kinari Bazaar fahren und so handelt Jai für uns 3 den Preis aus.
Dort angekommen stellen wir leider fest, dass dieser heute geschlossen hat und stattdessen vor den Geschäften Kleidung und Schuhe verkauft werden. Daher entscheiden wir uns direkt wieder zurück zum Fort zu fahren.
Jai möchte in Jaipur mit uns noch auf einen Markt gehen, der laut seiner Aussage schöner und interessanter ist. Auch die Hitze - das Auto zeigt 38 Grad - wird inzwischen wirklich anstrengend, daher sind wir nicht allzu traurig, dass der Tag am frühen Nachmittag schon endet.

Hier sehen wir übrigens auch zum ersten Mal Kühe auf der Straße ;) so viel auch zu diesem Vorurteil. Agra ist schon anders als Delhi. Irgendwie ursprünglicher, authentischer, weniger modern. Damit aber auch schmutziger und irgendwie einfacher. Dennoch muss man sagen, dass der Verkehr und das Chaos wiederum dem entsprechen, was man sich unter Indien so vorstellt, und so macht uns das alles überhaupt nichts aus – ganz im Gegenteil.

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Zurück am Fort angekommen, steigen wir ins klimatisierte Auto und fahren zurück ins Hotel. Dort legen wir uns noch eine gute Stunde an den Pool mit Blick auf das Taj Mahal, bevor wir uns im Zimmer frisch machen.

Zum Abendessen entscheiden wir uns aufgrund des Mittagessens und der positiven Erfahrung gestern wieder für das Hotel, bevor auch dieser Tag endet.

Morgen steht die nächste Strecke an: Es geht weiter nach Jaipur.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
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Tag 6: vom Agra über Fatehpur Sikri nach Jaipur.

Die Tage ziehen nur so an uns vorbei. Welcher Wochentag heute ist, müssen wir immer länger überlegen. Ein für mich gutes Zeichen - dennoch verfliegt die Zeit geradezu. So ist heute bereits wieder Zeit, um zum nächsten und quasi schon letzten Ziel der Rundreise aufzubrechen.

Nach dem Frühstück im Hotel packen wir noch die letzten Sachen und fahren pünktlich um 9 Uhr los in Richtung Jaipur. Unser erstes Etappenziel ist jedoch die verlassene Geisterstadt Fatehpur Sikri, welche etwa 40 km von Agra entfernt liegt.

Nach einer guten Stunde Fahrt erreichen wir unser Ziel. Man parkt am Fuße der Festung und kann dann entweder zu Fuß, oder mit einem Gas-Bus die letzten Meter den Weg hinauf zurücklegen. Aufgrund der bereits jetzt sehr drückenden Hitze entscheiden wir uns für den Bus, welcher uns in gut 4 Minuten (fast nur bergauf) zum Eingang bringt. Die gesamte Festung ist von alten Ruinen der Stadt umgeben, in der zu Höchstzeiten rund 40.000 Menschen lebten.

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Die Stadt wurde 1569 von Kaiser Akbar zu Ehren des Heiligen Sheikh Salim Chisti erbaut, der prophezeite, dass Akbar drei Söhne haben würde. 14 Jahre lang war Fatehpur Sikri Akbars Hauptstadt, bis ein Wassermangel die Stadt zur Aufgabe zwang. Jai erzählt uns, dass vermutlich jedoch nicht der Wassermangel schuld war. Vermutlich war das größere Problem, dass durch Überflutungen während der Monsunzeit die Stadt mit Abwässern geflutet wurde und sich hierdurch Krankheiten ausbreiteten. Somit ist anzunehmen, dass eher der Mangel an sauberem Wasser, als ein genereller Wassermangel zur Aufgabe der Stadt führten.

Der Festungsteil der Stadt ist bemerkenswert gut erhalten und Besucher können die Jama Masjid, das Grab von Salim Chisti und mehrere Paläste besichtigen, durch die uns auch Jai führt. Immer wieder suchen wir hierbei Schutz im Schatten. Die gesamte Anlage ist am Anfang noch leer, füllt sich bis zu unserem Verlassen aber deutlich. Nach rund 45 Minuten erreichen wir wieder den Eingang und verlassen die Anlage. Ein Bus bringt uns wieder zurück an den Parkplatz auf dem unser Fahrer auf uns wartet.

Weiter geht es in Richtung Jaipur. Nach rund 1,5h Fahrt machen wir eine Mittagspause auf ca. der halben Strecke zwischen Agra und Jaipur. Wir hören auf den Rat von Jai und bestellen Paneer in einer leckeren Soße mit Zwiebeln und Paprika. Da wir uns wieder eine Portion teilen „less spicy“. Dazu gibt es Butter Naan. Sehr, sehr lecker! Unsere neue Nummer 1 bisher! Jai fragt für sich, was der Koch heute für das Team gekocht hat, und bekommt ebenfalls Naan, ein Linsengericht und etwas gewürztes Gemüse mit Gurke.

Da die Schärfe laut Jai nicht allzu stark ist, bestellt er mir noch eine kleine Portion des Linsensgerichts, welches ebenfalls sehr lecker schmeckt. Auch die Schärfe ist für mich tatsächlich voll ok.

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Leider haben wir wieder zuerst gegessen, bevor wir an ein Foto gedacht haben...

Nachdem wir aufgegessen haben, geht es zurück ans Auto und wir machen uns auf den letzten Abschnitt in Richtung Jaipur.
Nach weiteren knapp 2h erreichen wir dann das Jai Mahal Palace, unser Hotel für die beiden kommenden Nächte.

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Dort machen wir uns schnell etwas frisch, bevor es direkt weiter geht. Gemeinsam mit Jai werden wir in die Altstadt gefahren, welche auch Pink City genannt wird, da alle Gebäude mit einer rötlich/pinken Farbe angemalt sind, welche alle drei Jahre erneuert wird. Wir schlendern durch die Gassen und das wuselige Treiben. Das ist Indien, wie man es sich vorgestellt hat. Absolutes Verkehrschaos, ein Friseur sitzt neben dem Essenstand. Es ist laut und pulsierend. Wir könnten dem Treiben stundenlang zuschauen.

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Zwischendurch machen wir noch einen Stopp in einer Art Straßen-Imbiss und essen sehr leckere Samosa.

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Während unserem Spaziergang kommen wir auch am Hawa Mahal vorbei, bei uns wohl besser bekannt als der Palast der Winde. Wobei man sich von der Bezeichnung nicht in die Irre führen lassen sollte.
Zwar ist das 1799 erbaute „Gebäude“ Teil des riesigen Stadtplastes der Maharadschas, jedoch ist es eher eine Fassade als ein wirkliches Bauwerk. Nur wenige Meter breit, diente es den Haremsdamen das Treiben, insbesondere zu Festen und Umzügen, auf den Straßen zu beobachten, ohne dabei selbst gesehen zu werden.

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Kurz darauf sammelt uns unser Fahrer wieder ein und Jai möchte uns erneut eine Kooperative bzw. Genossenschaft zeigen, die Schmuck mit Edelsteinen aus Indien herstellt. Nach einer ganz kurzen Erklärung geht es aber auch ziemlich direkt in den Verkaufsraum. Eigentlich hätten wir nicht gedacht, dass wir mit einer solchen privaten Tour dann noch immer an solchen Stationen halten, aber nun gut. Ich habe den Eindruck, irgendwie erwartet man es auch von den Reiseführern und eine Hand wäscht die andere. Und ich habe Jai zumindest abgekauft, dass die Besuchten Läden halbwegs vernünftig sind. Hätten wir dem Besuch widersprochen, wäre das auch kein Thema gewesen. Das wollten wir dann aber auch nicht. Manchmal können solche Besuche ja dann auch in verschiedensten Weisen ganz interessant sein. Dennoch war man selbstverständlich auch hier sehr bemüht etwas zu verkaufen, jedoch nicht aufdringlich. Dennoch haben +1 dann ein paar Ohrringe gefallen. Somit hatte Sie ihr Erinnerungsstück und das Geschäft doch noch einen Verkauf ;) .

Auf jeden Fall besser als irgendein üblicher Schrott. Schmuck wird dann immerhin getragen. Da die Ohrringe jedoch nur in Silber vorhanden waren, S. aber ausschließlich goldenen oder vergoldeten Schmuck trägt, ließen wir die Ohrringe noch vergolden. Die Lieferung soll am nächsten Tag ins Hotel erfolgen.

Anschließend möchte uns Jai noch etwas Besonderes zeigen. Und so fahren wir zusammen zum THIKANA MANDIR SHRI GOVIND DEV JI. Einen innerhalb des Stadtpalastes gelegenen Hinduistischen Tempel aus dem 18. Jahrhundert zu Ehren Krishna.

Und da morgen der Geburtstag von Krishna ist, herrscht hier reges Treiben. Es wird gesungen, getrommelt und jede Menge Menschen möchten einmal an dem Altar vorbeischreiten. Die Leute werden aufgefordert schnell weiterzugehen. Jai kann einen der freiwilligen Aufseher jedoch überreden, dass wir das Treiben einen kurzen Moment von der Seite aus beobachten dürfen. Die Menschen wirken glücklich und zufrieden. Alle gehen freundlich miteinander um und nehmen Rücksicht aufeinander. Wir werden immer wieder freundlich angelächelt.

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Mir fällt wieder ein, warum ich christliche Kirchen (von der Architektur teilweise abgesehen) bei uns nicht mag. Alles wirkt meist dunkel und drohend. Tu das nicht, wenn du das machst, passiert etwas Schlimmes und so weiter. Einfach nicht unsere Welt. Da gefällt uns das bunte Treiben hier deutlich besser.

Anschließend ist nun aber auch Schluss für heute. Ziemlich genau 10h nachdem wir im in Agra aufgebrochen sind, kommen wir wieder im Hotel an. Da wir nach dem Mittagessen und den Samosas keinen großen Hunger mehr haben, entscheiden wir uns dafür im Hotel zu essen. So geht es in das italienische Restaurant und wir bestellen uns beide ein Portion Pasta, welche tatsächlich sehr gut schmecken. Nach dem ganzen indischen Essen tut etwas Abwechslung auch mal gut.

Während dem Essen gab es einen heftigen Regenschauer, weshalb wir unsere Sitzplätze von der Terrasse kurzfristig wieder ins Innere des Restaurants verlagerten. Uns störte das wenig, jedoch dachten wir diesen Moment an die Angestellten des Hotels, welche heute eines ihrer zweimal im Jahr stattfindenden Firmenfeiern hatte. Plötzliche rannten alle wild umher und suchten Schutz. Nach wenigen Minuten hörten Regen und Wind jedoch wieder auf und die Feier ging weiter.

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Nach einer kleinen Runde durch die Anlage des Hotels fallen wir müde ins Bett.
 

zimbowskyy

Erfahrenes Mitglied
29.11.2016
625
523
CGN
Cooler Tripreport! Würde mich auch über den Thailandteil freuen, auch wenn es für manche vielleicht nicht viel neues ist, das ist doch egal :) Es gibt ja auch diverse TR über New York etc, trotzdem immer interessant, wie andere Personen verschiedene Destinationen wahrnehmen.
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Tag 7: Jaipur

Da wir mal wieder etwas getrödelt haben, schlagen wir heute etwas später zum Frühstück des Taj Jai Mahal Palace auf. Neben einer kleinen Auswahl eines qualitativ recht guten Buffets im Inneren, gibt es noch eine Eierstation auf der Terrasse mit einem großartigen Blick auf die Anlage des Hotels. Zudem kann man einige Gerichte, von Süßspeisen über Eiergerichte bis hin zu typischen indischen Gerichten, von einer Karte bestellen.

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Dennoch fällt das Frühstück am heutigen Tag relativ kurz aus und so blieb es bei Pancakes mit Banane und Schoko für +1 und Rührei mit Toast und etwas Käse für mich, bevor wir pünktlich um 9 Uhr in der Lobby eintreffen, wo Jai bereits auf uns wartet.

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Als ersten Programmpunkt steuern wir für einen kurzen Fotostopp erneut den Palast der Winde an, da dieser nun komplett im Sonnenlicht liegt.

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Nach ein paar Fotos geht es allerdings direkt weiter zu unserem eigentlichen ersten Ziel des Tages.

Nur 11 km außerhalb von Jaipur befindet sich das prächtige Fort Amber, das auf einem Hügel thront und wie ein Wächter die Stadt bewacht. Die 1592 von Maharadscha Man Singh I. erbaute Festung ist eine geschmackvolle Mischung aus Rajputen- und Mogul-Architektur. Die ehemalige Hauptstadt der Kachchwaha-Dynastie und UNESCO-Weltkulturerbe, beinhaltet einen großen Palast, Tempel und mehrere verzierte Tore.

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Mal wieder sind wir von den Fahrkünsten unseres Fahrers begeistert. Durch die hintersten und engsten Ecken bringt er uns fast bis zum Haupteingang des Forts. Man hätte auch unten im "Dorf" parken und den Weg nach oben laufen können, oder sich von einem Elefanten hochtragen lassen. Jai und auch wir lehnen dies aber voller Überzeugung ab. Das ist für uns Tierquälerei. Trotzdem sieht man eine Vielzahl, vornehmlich europäische-/amerikanische Touristen, die sich natürlich dennoch in der Hitze von den armen Dickhäutern hochtragen lassen.

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Die Anlage ist ziemlich beeindruckend. Wir dachten uns erwartet wieder ein Fort, wie wir es bereits in Agra oder gestern gesehen haben. Schnell wird aber klar, dass Fort Amber nochmal eine andere Hausnummer ist. Deutlich größer und zumindest teilweise auch besser erhalten bzw. größtenteils auch restauriert. Jai kennt die Anlage scheinbar so gut wie seine eigene Westentasche und so führt er uns gekonnt zu den Hauptsehenswürdigkeiten. Highlight ist wohl der prächtige Spiegelsaal, welcher bis auf eine kleine Ecke noch gänzlich erhalten ist.

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Die Hitze macht sich natürlich aber auch hier wieder bemerkbar, auch wenn es heute weniger drückend als gestern und dadurch es etwas erträglicher ist.
Nach gut etwas mehr als einer Stunde haben wir alles gesehen, beenden den Rundgang und laufen zurück ans Auto.. Rund um den Ein- und Ausgang stehen viele Händler, welche einem Nippes, Hüte und Taschen verkaufen wollen. Jai hat uns schon vorgewarnt und wir sollen Augenkontakt vermeiden, nichts sagen und einfach weitergehen. Die Händler hier seien teilweise recht aggressiv. Wir werden jedoch nahezu in Ruhe gelassen.

Wir fahren wieder zurück in Richtung Innenstadt, machen aber auf dem Weg noch einen Stopp am Jal Mahal, einem Palast der durch einen errichten Staudamm mittlerweile im Wasser liegt.

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Hier am Ufer des künstlichen Sees treffen sich wohl abends auch die Einheimischen und picknicken.
Das Ganze sieht schön aus, mehr als einen kurzen Fotostopp muss man hier jedoch nicht einplanen. Es sei denn man hat Spaß daran, Inder zu beobachten, welche sich in traditionellen Kostümen mit dem Jal Mahal im Hintergrund ablichten lassen.

Langsam meldet sich wieder etwas Appetit an und so brechen wir auf in Richtung Stadtpalast, wo wir im Restaurant Baradari einkehren.
Das Restaurant gehört der Maharaja Familie und ist direkt am Stadtpalast gelegen.

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Der Innenhof sieht sehr schön aus und so nehmen wir in einer der Nischen draußen Platz und bestellen ein traditionelles Lammgericht in einer kräftig eingekochten Soße und einmal Butter Chicken mit etwas Butter Naan.
Das Lamm schmeckt sehr gut, dass Butter Chicken ist ebenfalls gut, reicht jedoch nicht an das selbstgekochte von C.‘s Ehefrau heran. Das Naan würden wir als normal bezeichnen.

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Wir unterhalten uns ausführlich mit Jai und genießen etwas die Ruhe des schönen Innenhofs.

Beim Bezahlen gibt es kurz Verwirrung, da das Restgeld deutlich zu gering ausfällt. Da ich nur noch größere Scheine hatte, legte ich das Geld einfach in die Mappe und wollte das Trinkgeld dann von dem Restgeld geben. Ich hatte die Scheine zweimal gezählt und war mir eigentlich sicher, was ich hineingelegt hatte. Als ich von der Toilette zurückkam, wollte ich dann das Restgeld herausnehmen und das Trinkgeld in der Mappe liegen lassen. Hier passte jedoch etwas nicht. Ich war mir sicher, dass 500 Rupien fehlen. Jai sah wohl meinen Blick und fragte nach, ob alles ok ist. Ich sagte ihm wohl wenig überzeugend „ja“. Er frage erneut nach, Ich erklärte ihm die Situation, meinte aber es sei kein Thema, dann sei das Trinkgeld eben bereits erledigt. Vllt hätte ich mich ja doch verzählt, was ich aber eigentlich tatsächlich ausschloss. Ich kann so etwas eigentlich absolut nicht leiden, aber der Betrag war in diesem Fall so gering, dass es mir hier jetzt nicht wert war eine Diskussion anzufangen. Das wollte Jai aber nicht akzeptieren und holte den Oberkellner heran, dem er den Sachverhalt ebenfalls erklärte. Wenige Sekunden später hatte er die 500 Rupien in der Hand. Er redete kurz mit Jai und entschuldigte sich bei mir.

Jai erklärte mir dann, dass der Mann an der Kasse die 500 Rupien herausgenommen habe und dem Kellner dann weniger Rückgeld gegeben hatte. Dies hatte er auf Nachfrage wohl auch direkt zugegeben. Jai meinte, dass er so etwas absolut nicht akzeptiert. Das sei für ihn ein Grund ein Lokal nicht mehr mit einer seiner Gruppen zu besuchen. Das sei ein Verhalten, womit man ein absolut schlechtes Bild und ein Gesicht vermittle, welches nicht zu Indien passt.

Sehr straight und verständlich. Die Situation war mir aufgrund des Betrages fast schon unangenehm. Auch wenn ich den Ansatz von ihm als korrekt erachte. Somit war das Thema aber auch absolut erledigt.

Wir ziehen weiter in den Stadtpalast selbst. Die Beflaggung auf dem Dach zeigt an, dass der Maharaja aktuell zuhause ist. Die Gebäude und das angeschlossene Museum sehen ganz schön aus, die Exponate sind teilweise tatsächlich interessant. Aber die bisher besuchten Forts und Paläste haben uns besser gefallen.

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Nachdem wir alles gesehen haben, laufen wir über die Straße zur angrenzenden Hawa Mahal mit der größten Sonnenuhr der Welt.

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Jai erklärt uns einige interessante Dinge, während wir duch die Anlage mit Ihren diversen Apparaturen schlendern.

Anschließend geht es zurück in Richtung Hotel. Auf dem Weg dorthin bitten wir Jai und unseren Fahrer noch darum, kurz an einem ATM zu halten. Hier habe ich wieder das Problem kein Geld zu erhalten. Ich versuche es mehrfach mit verschiedenen Karten (2x MasterCard und 1x Amex), ohne Erfolg. Erst als mir der den Automaten überwachende Security den entscheidenden Tipp gibt: Man muss die Verrechnung in Euro auswählen. Mit der Abhebung in Rupien hat man keinen Erfolg. Zähneknirschend hebe ich somit also noch ein paar Rupien ab. Jeder weiß, dass dies eine nachteilige Verrechnung ist. Aber was sollte ich machen, wenn ich Geld möchte? Bei der Summe ist der Verlust verkraftbar, somit einfach nur ärgerlich.

Im Hotel angekommen, setzen wir uns etwas auf die Terrasse und ich schlendere durch die große und sehr schöne Anlage.

Zwischendurch werden auch die nun vergoldeten Mondstein-Ohrringe von +1 geliefert. Sie ist sehr zufrieden und so bin ich es natürlich auch :giggle:

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Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben, laufen wir in Richtung eines der hoteleigenen Restaurants, wo wir bei einem Moscow Mule und einen Negroni einer kleine Tanzvorführung beiwohnen.

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Zum Essen geht es dann zum " Spice Court" unweit des Hotels. Der Laden ist sehr gut besucht und wir sind die einzigen Europäer. Es gibt nochmal Butter Chicken und Tandoori Paneer, dazu Naan. Alles sehr lecker.

Auf dem Rückweg holen wir uns noch ein Bier und eine Diet Coke, trinken diese auf unserer Terrasse, bevor wir komplett müde ins Bett fallen.
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Tag 8: Von Jaipur nach Delhi

Heute steht leider schon wieder die Rückreise nach Delhi an. Wie bereits am Anfang geschrieben, war eine Bedingung von S., dass wir dieses Mal noch eine Runde Strand in den Urlaub einbauen.
Da ich sie auch nicht von Strand in Indien überzeugen konnte, stand nun also so langsam die Weiterreise an. Mit den Erfahrungen und Erlebnissen, die wir in Indien gesammelt haben, hätten wir uns eigentlich schon fast gewünscht, noch ein paar Tage länger zu bleiben. Da wir bei dieser Reise aber generell unsicher waren, wie es uns gefallen würde, ist es für uns dennoch ok. Denn es steht fest: Wir werden wieder kommen.

Wir wollen heute einfach noch einmal gemütlich frühstücken, bevor es zurück in Richtung Delhi geht. Und so stellen wir uns den Wecker auf 7 Uhr. Leider ist S. ein wenig angeschlagen und sie wird von einer verschnupften Nase und etwas Husten geplagt. Ansonsten fühlt sie sich aber zum Glück gut.
Nachdem wir uns geduscht haben, laufen wir zum Frühstücksrestaurant. Immer wieder faszinierend, wie lange wir hier unterwegs sind in diesem ehemaligen Palast, um von unserem Zimmer in das Restaurant in der Nähe des Eingangs sowie der Lobby zu gelangen.

+1 startet mit einem Cinnamon Toast, welches sich als ein French Toast entpuppt, ich bestelle mir Dosa Masala, dazu zwei Cappuccino. Noch während wir auf das Essen warten, gönnt sich S. bereits etwas Obst und ein kleines süßes Teilchen.
Zusätzlich bekommen wir von unserem Kellner indische Leckereien zum Probieren serviert. Eine Art runde Samosa, eine gefüllte Chilli (angeblich nicht scharf) und etwas Süßes aus Zucker, Milch und Mehl. Den Namen haben wir leider vergessen. Es schmeckt alles sehr gut, nur die Chilli ist dann doch schärfer als die Aussage „nicht scharf“ vermuten lässt 😅 .

Auch meine Dosa Masala schmeckt wieder sehr gut. Bei S. scheint die leichte Erkältung immerhin nicht auf den Magen geschlagen zu haben, denn sie gönnt sich zum Schluss noch ein Spanish Omlett. Sie ging davon aus, es handle sich um eine Tortilla. Jedoch war es einfach ein Omelett mit etwas Gemüse und … Chilli. So landete die Hälft dann noch bei mir auf dem Teller.
+1 gönnt sich noch ein Danish Crumble und ich schließe das Frühstück mit einem Pain au Swiss ab. Beim Schreiben dieser Zeilen kommt mir das alles extrem viel vor. Ich muss allerdings zu unserer Verteidigung anführen, dass es alles kleine Portionen waren ;).

Pappsatt gehen wir wieder zurück aufs Zimmer, packen die letzten Sachen und pünktlich um 09:30 Uhr stehen wir in der Lobby, wo gerade Jai hereinkommt, um uns mit unserem Fahrer abzuholen. Die Fahrt nutzen wir noch für das ein oder andere Gespräch über verschiedenste Themen. Dabei fahren wir über eine recht neue Autobahn, durchgängig mit vier Spuren pro Richtung ausgebaut, die Delhi mit Mumbai verbindet. Es herrscht kaum Verkehr.

Und so erreichen wir nach rund 4,5h mit nur einem kurzen Stopp, sowie einem kleinen Umweg aufgrund der Verwechslung unseres Hotels „The Roseate“ mit dem „The Roseate House“, unser letztes Ziel in Indien.
Wir verabschieden uns von Jai und unserem Fahrer und machen noch ein gemeinsames Erinnerungsfoto. Beide haben wir hoffentlich nicht zum letzten Mal gesehen. Vielleicht schon bald auf der nächsten Indien-Reise? Wer weiß…

Wir checken ein und beziehen unser Zimmer, welches wir aufgrund einer ratternden Klimaanlage kurz darauf noch einmal wechseln. Anschließend schlendern wir durch die sehr schöne Anlage des Hotels.

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Ursprünglich wollten wir heute entweder nochmal in Richtung India Gate und dem Palast des Präsidenten oder nach Gurgaon fahren. Da Ersteres aber aufgrund des am nächsten Tag startenden G20-Gipfels nicht möglich gewesen wäre und zweiteres uns nicht unbedingt begeistern konnte, verzogen wir uns anschließend auf das Zimmer, damit +1 sich etwas hinlegen konnte. Leider ging es ihr etwas schlechter als noch heute Morgen.

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Ich nutze die Zeit ein paar Zeilen dieses Berichts zu schreiben und zu lesen.

Nachdem S. sich etwas ausgeruht hat, machen wir uns auf in Richtung des Hotel-Restaurants. Zu mehr fühlt sie sich leider nicht fit genug. Aufgrund des G20-Gipfels wäre die Fahrt in Stadt wohl aber ohnehin nicht unbedingt empfehlenswert gewesen. Es gibt eine erstaunlich gute Pizza für +1 und ein sehr, sehr leckeres Biryanhi mit Schaafsfleisch für mich. Zum Abschluss noch einen Tee to Go für S. und ein KingFisher für mich. Den letzten Abend hatten wir uns leider anders erhofft. Aber Hauptsache ihr geht es schnell wieder besser und es ist zum Glück nichts Schlimmeres. Dennoch hatten wir einen schönen Abend.

Und so heißt es gute Nacht und gute Besserung!
 

v10

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02.08.2016
306
280
Hoffe es geht +1 besser.
Schöner und ausführlicher Bericht. Hat mir sehr gut gefallen und meinen Wunsch Indien zu besuchen nicht geschmälert. Habe ihn mal +1 weitergeleitet, und hoffe er kann ihre Abneigung in Interesse umkehren.
Danke jedenfalls
 
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tortuga

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21.01.2011
203
65
Vielen Dank für diesen schönen Bericht! Ist bei mir schon eine Weile her, ich fand diese Gegend sehr
abwechslungsreich. Falls ihr nochmals in die Richtung kommt, kann ich Jaisalmer und Bikaner (Karni Mata Tempel)
nur empfehlen!
Gute Besserung an +1
 
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SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Erstmal Entschuldigung, dass es hier die letzten Tage nicht weiterging. Die letzte Woche war auf der Arbeit aber einiges los und nun standen zwei größere Feiern im privaten Umfeld an. Ich hoffe, dass ich es in den kommenden Tage noch schaffe, den Rest des Berichts zu veröffentlichen, bevor es am Donnerstag in die USA geht.

Hoffe es geht +1 besser.
Schöner und ausführlicher Bericht. Hat mir sehr gut gefallen und meinen Wunsch Indien zu besuchen nicht geschmälert. Habe ihn mal +1 weitergeleitet, und hoffe er kann ihre Abneigung in Interesse umkehren.
Danke jedenfalls

Vielen Dank! Ich drücke die Daumen, dass das erfolgreich ist. ;)

Vielen Dank für diesen schönen Bericht! Ist bei mir schon eine Weile her, ich fand diese Gegend sehr
abwechslungsreich. Falls ihr nochmals in die Richtung kommt, kann ich Jaisalmer und Bikaner (Karni Mata Tempel)
nur empfehlen!
Gute Besserung an +1

Vielen Dank! Tipps sind immer gut (y)
 

SDanie

Erfahrenes Mitglied
24.03.2013
257
610
Tag 9: Delhi - Bangkok

Heute steht der Länderwechsel an. Bei der Planung dieses Urlaubs, stand im Hinblick auf die letzten Urlaube und zumindest den kommenden fest, dass etwas Strand mit eingeplant werden muss. Wie bereits erwähnt, konnte ich +1 jedoch nicht für Goa o.ä. begeistern, andere Ziele kamen aufgrund verschiedenster Gründe eher nicht in Frage. Somit sollte es am Ende Thailand werden.

Und so klingelt um 06:40 Uhr der Wecker. S. geht es zumindest nicht schlechter. Eine Besserung hat sich aber leider auch nicht eingestellt. Ein von zu Hause mitgebrachter Corona-Selbsttest blieb glücklicherweise negativ, sodass wir uns trotz Erkältung dafür entscheiden, den heutigen Tag wie geplant anzutreten. Wir machen uns fertig, gehen gemütlich frühstücken.
Hier gibt es eine recht kleine Auswahl an Müsli, Aufstrichen und Obst im Sitzbereich des Restaurants. In einem Nebenraum, bzw. Gang welcher zu einem weiteren Essensbereich führt, gibt es zudem eine riesige Auswahl an warmen Speisen. Von Eiern über indische Gerichte bis hin zu Nudeln in Tomatensoße - hier sollte jeder etwas finden. S. bedient sich wieder an etwas Süßem, ich nutze nochmal die Chance und bediene mich an der indischen Auswahl. Schmeckt alles gut, jedoch haben wir den Eindruck, dass man hier den Fokus etwas mehr auf die Masse, als auf den Geschmack legt.

Zusammenfassend können wir das Hotel für eine Übernachtung vor oder nach einem Flug absolut empfehlen. Das Zimmer war sehr sauber, die Anlage ebenfalls sehr schön und gepflegt. Was den Service und die Freundlichkeit des Personals angeht, besteht noch etwas Luft nach oben.

Gesättigt verlassen wir um 8:40 Uhr mit einem Uber das Hotelgelände in Richtung Terminal 3. Die Abfahrt hatte sich noch kurz verzögert, da S. ihr am ersten Tag in Delhi gekauftes Jäckchen im Zimmer vergessen hatte, was bei der Zimmerkontrolle durch das Hotel zum Glück noch rechtzeitig aufgefallen ist.
Aufgrund des G20-Gipfels können wir die Situation am Flughafen schwer einschätzen, weshalb wir lieber zeitig aufbrechen. Am Ende läuft aber alles sehr reibungslos. Den Check-In erledigen wir dank eines leeren Star-Gold-Schalters innerhalb weniger Minuten. An der Sicherheitskontrolle sowie der Ausreise ist ebenfalls kaum etwas los. Und so sitzen wir um 09:45 Uhr bereits in der „Encalm Privé“ Lounge, zu welcher uns beim Check-In zwei Voucher überreicht wurden.

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Die Lounge ist sehr schön, groß, sauber und verfügt über eine riesige Essensauswahl vom Buffet sowie eine Bar in der Mitte der Lounge. Aufgrund des ausführlichen Frühstücks bleibt es allerdings nur bei Getränken für uns.

Der Flug sollte ursprünglich mit einer B777 durchgeführt werden. Jedoch gab es bereits vor einigen Wochen einen Equipment Change auf die von Thai Smile wieder „übernommenen“ A320 mit All-Eco-Bestuhlung.
Wir verlassen die Lounge ca. 15 Minuten vor geplantem Boarding, da das Gate sich am hintersten Ende des Terminals befindet. Dort angekommen, startet das Boarding gerade pünktlich. Wir nehmen in der ersten Reihe auf 31A und 31C Platz. Mit der Durchsage „Boarding completed“ ist unser Mittelplatz glücklicherweise noch immer frei. Bei einem ansonsten fast ausgebuchten Flug natürlich sehr angenehm. Quasi innereuropäische Businessclass „light“.

Errechnete Flugzeit heute 3:55h.
Nächster Stopp: Bangkok.

Was ist denn nun unser Fazit zu Indien?

Dem Grunde nach können wir an den Worten nach dem ersten Tag Delhi anknüpfen. Indien wird überschattet von Vorurteilen, die mit Sicherheit vor vielen Jahren an der ein oder anderen Stelle ihre Berechtigungen hatten.
Nichtsdestotrotz ist Indien für uns ein Land, was uns fasziniert hat und welches wir definitiv nicht zum letzten Mal besucht haben. Wir sind froh, dass wir uns bei dieser Reise für einen Guide entschieden haben und würden das auch immer wieder so buchen.
Was haben wir uns vor der Reise für Sprüche anhören müssen u.a. bzgl. diverser Magen-Darm-Erkrankungen. Voll gepackt mit einer Reiseapotheke, die wir in dem Umfang noch nie dabeihatten, reisen wir am Ende aus Indien ab, ohne eine einzige Tablette genommen zu haben.

"Haltet euch in Delhi beim Verlassen des Flughafens besser die Nase zu, die Gerüche sind sehr unangenehm."
Auch das können wir so nicht bestätigen. Wie bereits geschrieben, ist einem immer mal wieder ein unangenehmer Geruch in die Nase gestiegen, aber bei heißen Temperaturen jenseits der 30 Grad in Deutschland oder nach einer guten Portion Tapas mit viel Knoblauch, riechen auch hier unsere Mitmenschen nicht mehr wie frisch geduscht.

"Indien ist ein armes Land und überall wirst du von Kindern angebettelt". Ja, wir wurden das ein oder andere Mal nach Geld gefragt, aber das haben wir ignoriert. Unser Guide hat uns erklärt, dass in Indien kaum noch ein Kind hungern muss, da es in der kostenfreien Schule jeden Tag eine warme Mahlzeit gibt. Mittlerweile scheint es sich hier, zumindest größtenteils, eher um kriminelle Banden zu handeln, die versuchen den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Die bettelnden Kinder hingegen, die wir u.a. in Myanmar und Kenia gesehen haben, vermittelten auf uns den Eindruck, dass sie tatsächlich Hunger hatten.
Wir möchten die Armut hier nicht kleinreden. In abgelegenen Orten und außerhalb der Großstädte gibt es durchaus noch Hunger, wenig Bildung und Kinderarmut. Aber gerade in Großstädten und urbanen Gegenden sollte hier wohl kein Kind mehr hungern müssen.

"Indien ist dreckig und überall laufen die Kühe durch den Müll in den Straßen".
Um ehrlich zu sein haben wir mit mehr Kühen auf den Straßen gerechnet. Sie waren eher die Ausnahme auf unserer Rundreise. Außerhalb der Stadt waren die Straßen zum Teil vermüllt und verdreckt. Aber dreckiger als in manch anderen asiatischen oder afrikanischen Ländern? Nein…

Zusammengefasst würden wir Indien wohl nicht als Einsteigerland für Asien oder allgemein Fernreisen empfehlen, wer allerdings schon ein bisschen was von der Welt gesehen hat, wird entlang der touristischen Routen in Indien nichts Schockierendes sehen.


Nun aber zurück zum eigentlichen Reisebericht:
Kaum in der Luft angekommen, wird auch schon eine warme Mahlzeit serviert.
Fisch in süß-saurer Soße, Reis und Gemüse für S., Chicken mit Paneer und Brot für mich. Alles ganz ok. Insbesondere der Nachtisch war recht gewöhnungsbedürftig. Lt. Google müsste es Tapioka mit Mais und Kokosnussmilch gewesen sein. Sah komisch aus, klingt auch merkwürdig, hat am Ende aber doch irgendwie ganz gut geschmeckt.

Was mir auf dem ansonsten unspektakulären Flug auffällt, ist der hohe Alkoholkonsum. Ein Passagier rennt beim Betreten schon in die Trennwand vor uns, kann kaum noch gerade laufen. Dennoch darf er boarden. Ständig wird auch harter Alkohol bestellt und vorne in der Galley geholt.
Ein Mann hinter uns beschwert sich lautstark, weshalb er so lange auf seinen Whiskey warten muss, wird zurechtgewiesen, erhält diesen dann aber dennoch.
Den Flug nutze ich etwas, um diesen Bericht hier weiterzuschreiben und ein paar Bilder zu sichten. +1 versucht sich weiter auszuruhen und mit ihrer verschnupften Nase nicht groß aufzufallen.

In Bangkok angekommen, geht es ohne längere Wartezeiten durch die Immigration. Die Koffer liegen bei unserem Eintreffen bereits auf dem Band.
Schnell nach draußen, wo bereits der vorab gebuchte Fahrer auf uns wartet. Durch den sehr starken Verkehr brauchen wir am Ende fast 1,5 Stunden bis zum Hotel, dem Hyatt Regency Sukhumvit.
Dort werden wir sehr freundlich empfangen. Schnell das Zimmer bezogen und überlegt, was wir zum Abendessen machen. Da +1 sich noch unsicher ist, drehe ich schnell eine kleine Runde an der Sukhumvit rings um das Hotel und schnappe etwas frischen Luft, während ich das wuselige Treiben beobachte.

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Da S. immer mehr mit Husten und einer laufenden Nase zu kämpfen hat und sie einfach platt ist, entscheiden wir uns am Ende für den Roomservice. Einmal Pad Thai, Phad Ka Prao und zum Nachtisch Mango mit sticky rice. Dazu eine 7up und ein Chang. Das Essen war tatsächlich, trotz Roomsevice, sehr lecker.
Witzigerweise haben wir bei unserem ersten Bangkok-Aufenthalt 2015 am ersten Abend ebenfalls den Roomservice genutzt, nachdem wir erst so spät im Hotel waren, da es mein Koffer nicht bis nach Bangkok schaffte.

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In der Hoffnung, dass es S. am nächsten Tag wieder besser geht, legen wir uns anschließend direkt hin und schlafen gegen 22:30 Uhr ein.
 

globetrotter11

Erfahrenes Mitglied
07.10.2015
13.624
9.151
CPT / DTM
Ich bedanke mich für diese tollen Impressionen aus Indien, da werden wunderbare Erinnerungen wach!

Und ein Kompliment: Alles richtig gemacht! In einem anderen Faden hatte ich wie folgt geraten:

Indien ist eine erschreckend faszinierendes Land, auf das man sich einlassen muss, das man auf sich wirken lassen muss und das man genießen muss.

Wer schon mit einer negativen Einstellung nach Indien kommt, wird garantiert keinen Spaß an diesem grandiosen Land, seiner reichen Kultur und den freundlichen und liebenswerten Menschen haben.

Nicht umsonst heisst es: Indien liebt man, oder man hasst es. Es gibt nichts dazwischen.

Aus eigener, reichhaltiger Erfahrung: In Indien kommt man so 20 Mal am Tag in die Situation, dass man den Lärm, die Menschenmassen, die Armut und den Schmutz nicht mehr ertragen kann. Und, wenn man seine Reise entsprechend plant, kommt man gleichzeitig so 25 Mal am Tag in die Situation, dass man sprachlos und begeistert ob der Kultur und der Menschen ist.

Wichtig ist, dass immer die positiven Erlebnisse überwiegen. Dann wird Indien zu einem überwältigen Erlebnis.

Alles richtig gemacht?

Nein. Ein kleiner Fehler. Im Bukhara in Delhi hättet Ihr unbedingt die Lammkeule bestellen müssen....

Weiterhin: Gute Reise und herzlichen Dank für den Bericht!
 
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SDanie

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24.03.2013
257
610
Ich bedanke mich für diese tollen Impressionen aus Indien, da werden wunderbare Erinnerungen wach!

Und ein Kompliment: Alles richtig gemacht! In einem anderen Faden hatte ich wie folgt geraten:



Alles richtig gemacht?

Nein. Ein kleiner Fehler. Im Bukhara in Delhi hättet Ihr unbedingt die Lammkeule bestellen müssen....

Weiterhin: Gute Reise und herzlichen Dank für den Bericht!

Vielen Dank für die netten Worte. Deine Aussage hatte ich damals auch +1 vorgelesen und kann diese nur so bestätigen.

Auch die Empfehlung der Lammkeule hatte ich tatsächlich gelesen und auch lange überlegt, diese zu bestellen. Da S. jedoch nicht der größte Lamm-Fan ist und meistens eher nur probiert, hatte ich Angst, dass es mir alleine etwas zu viel wird. Beim nächsten Mal dann ;)
 
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SDanie

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24.03.2013
257
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Tag 10: Bangkok

Heute Morgen fühlt sich S. zum Glück schon etwas besser. Und so geht es direkt nach dem Aufstehen zum Frühstück. Die Auswahl ist riesig. Neben einer sehr umfangreichen Buffetauswahl gibt es noch eine kleine Auswahl á la Carte. Wir starten mit ein paar Kleinigkeiten vom Buffet und bestellen uns dazu zwei Egg Benedict sowie zwei Cappuccinos. Die Egg Benedict sind wirklich sehr lecker, allerdings können sie nicht mit denen in der Swiss First Lounge A auf dem Hinflug mithalten.

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S. gönnt sich dann noch eine kleine Runde vom Buffet, während ich nochmal á la carte bestelle und einer Wagyu Beef Noodle Soup nicht widerstehen kann. Zum Abschluss gibt es noch etwas Obst vom Buffet. Highlight für uns ist die roasted Coconut, die wir uns zu den frischen Früchten teilen.

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Nach dem Frühstück machen wir noch einen Stopp im sechsten Stock, um uns den Pool und das Fitness Studio anzuschauen. Dabei entdeckten wir in einer Ecke auch einen Fernseher, auf dem das Startbild von Mario Kart zu sehen ist. Oh ha, da werden Erinnerungen unserer Jugend wach 😅
Wir wollen unbedingt eine Runde spielen, darin sind wir uns sofort einig. Jedoch handelt es sich bei der angeschlossenen Konsole um eine Nintendo Switch. Wir haben beide keinen blassen Schimmer wie man das Teil bedient. Zumindest nicht wie man mit einem Controller zu zweit spiel soll. Ein Mitarbeiter am Pool erkennt jedoch unsere hilflosen Blicke und hilft uns die richtigen Einstellungen zu finden.
Und so geht es in einem erbitterten Kampf in vier Rennen um die Trophäe. Am Ende kann ich mit Yoshi den Pokal holen :LOL:
Verrückt wie viel Spaß dieses Spiel nach so vielen Jahren noch immer machen kann!

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Danach geht es aber wieder aufs Zimmer duschen und langsam fertig machen. Da es +1 zwar besser geht, sie aber leider noch immer nicht so fit ist, entscheiden wir uns es ruhig angehen zu lassen. Ein Vorteil, wenn man kein Touristenprogramm mehr „durchziehen“ muss bzw. will.

Und so entscheiden wir uns mit einem Grab zur ICONSIAM Mall zu fahren. Wir schlendern einfach gemütlich durch die Geschäfte und beobachten das Treiben. Im Apple Store schaut sich +1 dann einmal zwei Modelle der AppleWatch 8 an, um zu überlegen und vergleichen, welche es denn werden soll. Gekauft haben wir keine, da in zwei Tagen die AppleWatch 9 vorgestellt werden soll und vielleicht bekomme ich die ja im Oktober in Chicago zu einem guten Kurs.

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Nachdem wir einige Zeit in der Mall verbracht haben, +1 noch fit genug ist, entscheiden wir uns per Boot ein paar Stationen zum Wat Arun Tempel zu fahren. Beim Verlassen der Mall fängt es gerade kurz an zu regnen, was aber zum Glück recht schnell wieder aufhört. Nachdem wir den Eintritt gezahlt haben, drehen wir eine Runde auf dem Gelände des Tempels und beobachten wieder die wirklich sehr zahlreichen Asiaten, aber auch Europäer, die in den zum Teil geliehenen, traditionellen Gewändern Fotos in allen möglichen Posen machten.

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Eigentlich wollen wir noch bis zum Sonnenuntergang warten und auf der gegenüberliegenden Flussseite etwas trinken gehen, aber leider zieht sich der Himmel wieder deutlich zu. So entscheiden wir uns doch in Richtung Metrostation Itsaraphap zu laufen. Auf dem Weg dorthin fängt es dann auch schon an zu regnen. Wir stellen uns kurz unter und wollen ein Grab zurück zum Hotel bestellen, jedoch war nun natürlich keines mehr zu bekommen.

Zum Glück hört es aber recht schnell wieder auf und so gehen wir trockenen Fußes noch das letzte Stück in Richtung Metro Station. Kurz noch zwei Wasser im 7/11 gegriffen, die Tickets geholt und los geht es in der Eiseskälte der Klimaanlage in Richtung Sukhumvit Station. Die Bahn ist dermaßen runtergekühlt, dass es S. trotz Jäckchen friert. Und auch ich muss gestehen, dass ein paar Grad mehr hier vermutlich keinem etwas ausmachen würde. Was auffällig ist, dass gut 95% der Fahrgäste eine FFP2-Maske tragen. Das hatten wir so nicht erwartet und so fühlt sich zumindest meine angeschlagene +1 sichtlich unwohl.
Am Ziel angekommen, wollen wir gemütlich in Richtung Hotel laufen. Den Plan verwerfen wir allerdings direkt, als wir das Tageslicht erblicken. Es hatte wieder angefangen in Strömen zu regnen. Also wechseln wir kurzentschlossen in die BTS Station Asok und fahren noch eine Station. Denn von der Station Nana gelangt man über einen überdachten Weg direkt und trockenen Fußes ins Hotel.

Wir machen uns kurz frisch, S. ruht sich noch etwas aus und wir überlegen uns, was wir heute zu Abend essen möchten. Durch den anhaltenden Regen fällt die Option Streetfood in Chinatown leider aus. Daher entscheiden wir uns für das japanische Restaurant MITSUMORI.
Eigentlich in Laufweite des Hotels, bestellen wir wieder ein Grab um trocken dort anzukommen. Wir haben keine Reservierung, dennoch erhalten wir einen Platz, direkt am Hibachi.

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Beim Betreten des Restaurants fühlt man sich, als hätte man sich aus Bangkok direkt nach Japan gebeamt. Das Ambiente und vor allem das Personal lassen einen wirklich fast vergessen, dass man noch in Thailand ist.
Wir bestellen einige Yakitori, ein Tonkatsu, ein Reisgericht sowie die kalten Soba Nudeln.

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Sämtliche Gerichte sind sehr, sehr lecker. Wir verputzen alles restlos, zahlen und verlassen das Restaurant. Da es noch immer wie aus Kübeln schüttet, stellen wir uns kurz unter, während wir auf das Grab warten. Auch hier zeigt sich wieder die Gastfreundschaft des Restaurantpersonals: Jeder Gast wird mit dem Regenschirm ans Auto gebracht. Zuvor wird sich erkundigt, wann unser Taxi kommt und mit welchem Nummernschild, um uns dann auch ans richtige Taxi zu bringen. Wir sagten, dies sei für die 4-5 Meter nicht notwendig. Sie bestanden aber darauf. Und so warten die Damen noch die verbleibenden 2-3 Minuten mit uns und geleiten uns dann zum Auto.

Im Hotel angekommen, fahren wir noch in die Rooftop-Bar Spectrum im 29. Stock des Hyatt Regency. Durch den weiterhin anhaltenden Regen ist der gesamte Außenbereich jedoch, verständlicherweise, gesperrt. Und so bleibt es bei einem kurzen Blick und ein paar obligatorischen Bildern, bevor es zurück aufs Zimmer geht.

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S. ist nun doch auch wieder recht platt nach dem ganzen Tag. Wir schreiben noch den Reisebericht, surfen etwas im Internet, bevor uns die Augen zufallen.
 
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