Stadtbahn: Zwei Trassen auf dem Prüfstand
Von Patrick Fritsch
Baden-Baden - Die Projektgruppe zur Erschließung des Regionalflughafens in Söllingen hat beschlossen, z
wei mögliche Stadtbahntrassen weiter zu untersuchen: Die Betriebskosten sollen bis Anfang kommenden Jahres als Basis für eine Entscheidung vorliegen.
Das hat Claus Haberecht, Dezernent im Landkreis Rastatt und Leiter der Projektgruppe, gestern als Ergebnis der Sitzung am Montagabend bezeichnet. Die Entscheidung der Vertreter von Regionalverband, Regierungspräsidium, Baden-Baden, Iffezheim, Hügelsheim, Rastatt, Landkreis und Baden-Airpark sei einstimmig gefallen. Das Land als möglicher Zuschussgeber habe auf die Analyse der Betriebskosten für die kommenden drei Jahrzehnte gedrängt, um eine ausreichende Grundlage zu schaffen.
Wie berichtet, sind fünf Trassen bewertet worden.
Die volkswirtschaftlich sinnvollste ist die Variante vom Bahnhof in Oos westlich an Sinzheim-Kartung vorbei über die Hardtwald-Siedlung zum Baden-Airpark. Bei ihr ist der Nutzen höher als die Kosten. Das ergibt einen Wert von 1,19 (Kosten: 45 Millionen). Die zweitplatzierte Variante von Rastatt entlang der B36 mit Haltestellen in Iffezheim und Hügelsheim schafft es auf einen Wert von 1,03 (Kosten: 46,4 Millionen). Varianten mit Werten von unter 1 haben keine Chance, gefördert zu werden. Das ist der Fall bei einer Trasse, die durch die Innenstadt von Rastatt führen würde (0,18). Das liege vor allem an den hohen Kosten von 120 Millionen Euro, sagte Haberecht. Aber auch die Variante von Rastatt, die durch Iffezheim und durch Hügelsheim führen würde, schafft die Hürde nicht - ebenso wie eine bundesbahntaugliche Trasse von Baden-Baden aus.
Laut Haberecht hat der Vertreter des Bundes bei der Erörterung des Ergebnisses seine Skepsis deutlich gemacht bei Werten, die zwischen 1 und 1,5 liegen - was auch für die beiden nun favorisierten Varianten zutrifft. Das Projekt "Stuttgart 21" sei mit 2,73 bewertet worden, ein Stadtbahnvorhaben im Breisgau gar mit "nahe 3". Das Ergebnis der Bewertung sei auch stark von den Fluggästen abhängig. Das gelte vor allem für die Variante von Baden-Baden aus, die eine reine Zubringerfunktion erfüllen würde. Man sei von jährlich 2,5 Millionen Fluggästen im Jahr 2025 (mittlere Prognose) ausgegangen. Werde mit nur 2,19 Millionen (untere Variante) gerechnet, falle der Wert auf 0,93. Bei der Rastatter Variante sei der Anteil der Pendler, die die Stadtbahn nutzen würden, höher. Sie sei denn auch eher eine Regionalbahn, die Kurstadt-Variante dagegen ein klassischer Flughafentransfer.
Die Vertreter von Bund und Land haben laut Haberecht darauf gedrängt, beide Trassen auf den Prüfstand zu stellen. Die Analyse der Betriebskosten, die die Anschaffung von Stadtbahnwagen genauso beinhalten wird wie die Unterhaltung, solle eine Entscheidungsgrundlage schaffen. Dies habe die Projektgruppe in Auftrag gegeben. Die zu erwartenden Daten seien eine Grundvoraussetzung, weil das Land angesichts vieler Projekte und geringer Finanzmittel "belastbare Zahlen" wolle und "mit Argusaugen" hinschaue. Deshalb müsse man jetzt die Hausaufgaben erledigen - für die "Herausforderung", die aber auch eine Chance sei.
Vor einer Entscheidung für oder gegen die Stadtbahnverbindung werde indes auch noch durchgerechnet, wie viel der ebenfalls
mögliche Ausbau der Busverbindungen kosten würde. Derzeit liege der Anteil derer, die mit dem Bus zum Flughafen fahren, "bei weit unter zehn Prozent", so Haberecht. Mit der Stadtbahn solle der Anteil mit durchschnittlich rund 1250 Fahrgästen täglich auf mehr als 15 Prozent gesteigert werden.
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