Produktionsstopp Volkswagen - Hintergründe

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Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
ES Guss stellt die Gehäuse für das Differentialgetriebe (Teller- und Kegelrad) her. Ohne Differential fährt kein Auto um die Ecke (unterschiedliche Radgeschwindigkeiten wegen unterschiedlicher Radien). Das VW-Werk in Kassel kann also ohne dieses Teil kein einziges Getriebe mehr fertigstellen, was wiederum dazu führt, daß nach Aufbrauch der Vorräte an kompletten Getrieben die gesamte Fertigungslinie steht.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Was man so hört, hätte mangels Nachfrage, die Produktion so oder so heruntergefahren werden müssen. Vermutlich nutzt VW dies nun öffentlichkeitswirksam geschickt. Dass sich der Ministerpräsident einmischt finde ich ein Ding der Unmöglichkeit.

Man hätte Zusatzschichten nicht gefahren, welche möglich gewesen wären. Die Grundauslastung hätte dieses aber nicht betroffen.

Ich sitze hier zwischen Lieferzeiten von 12 bis 16 Wochen! So schlecht kann es nicht laufen.
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.782
7.311
irdisch
Da dieser Krach schnell teuer wird: Warum einigt man sich nicht "einfach"? Die offenen Forderungen sind doch bald mehrfach übertroffen?
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Produktionsdisposition liegt irgendwo zwischen 4 und 6 Wochen. Darum kann man bis zu diesem Zeitpunkt auch noch im gewissen Rahmen umbestellen.

Mit dem richtigen Bestellcode kannst du die Warteschlange (ob künstlich oder Nachfragebedingt) sogar immer umgehen. Wenn Frau C einfällt, dass sie in 6 Wochen einen Neuen für das Kaffeekränzchen braucht.
 

Dziubdziuk

Erfahrenes Mitglied
02.03.2014
434
0
Heidenheim
Für mich wirkt es so als versuche Prevent auf Kosten der 2 Zulieferer an eine schnelle Mark zu kommen. Die Forderungen an VW werden sicher nicht gänzlich unbegründet sein, aber so klar und wasserdicht scheinen diese ja auch nicht zu sein, sonst hätte man dort auch ohne Medienrummel und Lieferstopp zu einem Ergebnis gefunden. Auch hat die Übertragung ein Teil der Forderung an den Getriebehersteller aus dem gleichen Konzern ein Geschmäckle, da man scheinbar nur so Druck aufbauen konnte. Generell haben sich hier welche getroffen die alle nicht ganz koscher sind.

Interessant ist auch das Prevent sich nicht nur mit VW vor Gericht streitet Rechtsstreit: Auch Daimler streitet mit Zulieferer Prevent vor Gericht 22.08.2016 | Nachricht | finanzen.net

Meiner Meinung nach wird man in ein paar Tagen in der Zeitung lesen können das eine Einigung erzielt wurde und die Belieferung weitergeht, über Zahlung von VW an die Zulieferer in die eine oder andere Richtung wird natürlich stillschweigen vereinbart. Die beiden Zulieferfirmen sind jetzt in der Industrie verbrannt und werden vermutlich keine Folgeaufträge generieren können und in 5 Jahren möglicherweise sang und klanglos vom Markt verschwinden.
 

nemix

Erfahrenes Mitglied
02.07.2015
472
8
Ist für mich leider typischen VW Gebahren. Bin da vor einiger Zeit als externer rumgelaufen und was man dort mitbekommen hat aus dem Einkauf war einfach haarsträubend und ging für meine moralischen Vorstellungen teilweise in Richtung Erpressung. Und da ging es nur um Beauftragungen von Mitarbeitern für Projekte.
Das die Marge pro Auto so gering ist wundert mich allerdings in keinster Weise. Was man sich innerhalb des Konzern für einen Wasserkopf leistet (verschiedene Banken die neben Autofinanzierungen auch Privatkunden bedienen, eine IT die komplett gegeneinander agiert (alleine am Standort Wob gibt es eine Office und Produktions IT die nichts miteinander zu tun haben wollen usw.).
Anstatt dort mal anzusetzen und Synergien zu schaffen werden den meisten Lieferanten die Daumenschrauben angesetzt.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Man könnte jetzt auch fragen, wer hat veranlasst außerhalb vereinbarter Spezifikationen zu liefern? Ein Ledersitze darf sicher nicht noch innerhalb der Gewährleistung aufrauhen. Ein Sitzhersteller weiß das. Aber weiß das auch deren Investor?
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.782
7.311
irdisch
Vielleicht schwingt das Pendel nun einfach mal wieder zurück? Lange wurden nur die Zulieferer unter Druck gesetzt, nun wittern die ihre Chance und schlagen zurück. Gerade bei Monopollieferanten und Just in Sequence-Lieferung ohne Puffer und Ausweichsmöglichkeit.
 

honk20

Erfahrenes Mitglied
19.05.2011
5.357
13
Das ist wohl immer so wenn der Staat bzw Land bzw Wähler involviert ist und stimmen kosten könnten bei Entlassungen oder Rationalisierung oder Anpassungen
 

honk20

Erfahrenes Mitglied
19.05.2011
5.357
13
Ich würde Ehrenwort hier gerne was schreiben wollen , weiß aber nicht was .
Ich empfehle dort das flüssige Wort zu melden wo profundes Fachwissen existiert wie z. Bsp über die Dorado und champus auf Schloss Somkiat oder über die Erfahrungen on board mit P2 ( Selbstverständlich w/m gender neutral heutzutage)
 

AchWas

Erfahrenes Mitglied
27.04.2010
2.861
2
finanzen.net meinte:
..
Eine Daimler-Sprecherin bestätigte Lieferbeziehungen mit Prevent und Prevent-Gesellschaften. Es gebe aber keine Lieferschwierigkeiten. Car Trim sei derzeit kein Serienlieferant von Mercedes-Benz. Die ES Automobilguss habe den Stuttgarter Autobauer früher beliefert.
Und genau DAS ist der entscheidende Unterschied:
Während Daimler immer auf mind. 2 Lieferanten setzt, betreibt der VW-Einkauf hier "single sourcing" = 1 Zulieferer hat quasi ein Monopol.
Sinngemäß steht dies so auch in einem (nicht "freien") "Handelsblatt"-Artikel, entsprechend fällt deren Kommentar dazu aus: http://www.handelsblatt.com/my/unte...ein-lieferant-ist-viel-zu-wenig/14438818.html
VW und deren - offensichtlich unprofessioneller - Einkauf hat sich das selbst eingebrockt..
 

Frequent_Flyer

Erfahrenes Mitglied
10.03.2012
1.992
145
BER
Ist für mich leider typischen VW Gebahren. Bin da vor einiger Zeit als externer rumgelaufen und was man dort mitbekommen hat aus dem Einkauf war einfach haarsträubend und ging für meine moralischen Vorstellungen teilweise in Richtung Erpressung. Und da ging es nur um Beauftragungen von Mitarbeitern für Projekte.

Externe Mitarbeiter werden dort vom zentralen Einkauf genauso eingekauft wie eine Packung Schrauben. Für den Einkauf gibt es da keinen Unterschied - es zählt nur der Preis. Schwierig wird es eben dann, wenn es um einen Zulieferer geht, der ein Quasi-Monopol hat und sich damit eben nicht alles gefallen lassen muss. In solchen Situationen fährt der Einkauf regelmäßig vor die Wand. Da hilft auch die Marktmacht von VW nichts.

Da dieser Krach schnell teuer wird: Warum einigt man sich nicht "einfach"? Die offenen Forderungen sind doch bald mehrfach übertroffen?

Weil es wohl um mehr geht. VW möchte sicher nicht, dass andere Zulieferer sehen, dass sich ein Aufbegehren lohnen könnte. Das könnte langfristig deutlich mehr kosten. ;)
 

Luftikus

Megaposter
08.01.2010
21.782
7.311
irdisch
Okay, dann müsste VW den alten Zulieferer wirtschaftlich "auslöschen" und augenblicklich einen neuen finden. Klingt auch teuer und nicht gerade verlockend für andere Zulieferer?
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
VW vertreibt einen Investor aus dem Sandkasten und hilft dem IW dabei einen Neuen zu finden. Das Spiel wurde schon mehr als einmal gespielt. Zudem kauft VW bei einer eigenen Tochtergesellschaft ein, und diese beschäftigt wiederum Subs wie CarTrim. Aber das spielt hier nur eine untergeordnete Rolle.

Bis heute hat die Affäre 3 Namen den Kopf in der Branche gekostet. Die werden sich nie wieder irgendwo sehen lassen können. Einer davon klingt russisch.
 

Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
Ist für mich leider typischen VW Gebahren. Bin da vor einiger Zeit als externer rumgelaufen und was man dort mitbekommen hat aus dem Einkauf war einfach haarsträubend und ging für meine moralischen Vorstellungen teilweise in Richtung Erpressung. Und da ging es nur um Beauftragungen von Mitarbeitern für Projekte.
Das die Marge pro Auto so gering ist wundert mich allerdings in keinster Weise. Was man sich innerhalb des Konzern für einen Wasserkopf leistet (verschiedene Banken die neben Autofinanzierungen auch Privatkunden bedienen, eine IT die komplett gegeneinander agiert (alleine am Standort Wob gibt es eine Office und Produktions IT die nichts miteinander zu tun haben wollen usw.).
Anstatt dort mal anzusetzen und Synergien zu schaffen werden den meisten Lieferanten die Daumenschrauben angesetzt.

Interessant, dann ist ja alles noch so wie früher!:eek:(n)

Kann mich noch Meister Lopez erinnern, der hat dem Einkauf die Preise für die Zulieferer in die Verträge diktiert...die Gewährleistungskosten für den Golf III sind dann bis zu seinem Rücktritt durch die Decke gegangen, weil die Qualität unter aller Kanone war!
 

Seemann

Erfahrenes Mitglied
23.03.2010
1.647
675
MUC
Volkswagen und Prevent erzielen Einigung


Im Lieferstreit bei Volkswagen gibt es eine Lösung. Das bestätigte ein Konzernsprecher den Agenturen dpa und AFP. Demnach soll Volkswagen schnell wieder Teile der Prevent-Firmen Car Trim und ES Automobilguss erhalten. Auch die "Hannoversche Allgemeine" berichtete von der Übereinkunft der Streitparteien. Sie hätten sich nun sogar auf eine langfristige Partnerschaft verständigt, hieß es in dem Bericht.
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Langfristige Partnerschaft kann aber auch bedeuten, dass bestehende Verträge erfüllt, aber auch keine neuen Ausschreibungen gewonnen werden.
 

flyglobal

Erfahrenes Mitglied
25.12.2009
5.604
505
Langfristige Partnerschaft kann aber auch bedeuten, dass bestehende Verträge erfüllt, aber auch keine neuen Ausschreibungen gewonnen werden.

Also mich freut es erst mal, dass die als Schachfiguren in den Werkshallen der ES Guss im Spiel jetzt nicht unter die Räder gekommen sind. Da bin ich dann mal mit dem 'Fussvolk' an der Alu Elektroöfen in der Schmelze.

Langfristig wird in den Einkaufsabteilungen aller Hersteller aber garantiert eine Warnlampe bei Lieferanten sein, die zur Unternehmensgruppe und ihren verschachtelten Beteiligungsgesellschaften gehören. Das heißt nicht keine Aufträge mehr, aber sicher wird eine erhöhte Vorsicht gelten und für die Firmen eher schwerer.

VW wird nach der Erfahrung wohl auch sein single sourcing etwas überdeken.


Flyglobal
 

Huey

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
4.484
-2
Also mich freut es erst mal, dass die als Schachfiguren in den Werkshallen der ES Guss im Spiel jetzt nicht unter die Räder gekommen sind. Da bin ich dann mal mit dem 'Fussvolk' an der Alu Elektroöfen in der Schmelze.

Langfristig wird in den Einkaufsabteilungen aller Hersteller aber garantiert eine Warnlampe bei Lieferanten sein, die zur Unternehmensgruppe und ihren verschachtelten Beteiligungsgesellschaften gehören. Das heißt nicht keine Aufträge mehr, aber sicher wird eine erhöhte Vorsicht gelten und für die Firmen eher schwerer.

VW wird nach der Erfahrung wohl auch sein single sourcing etwas überdeken.


Flyglobal

Ich sehe das Ganze leider etwas kritischer. Im Grunde nicht ich, sondern meine Kanäle.

Denn es gewinnen aus dieser Krise gerade alte Kräfte neuen Aufwind. @Flyglobal: Ich weiß jetzt nicht, inwiefern du mit Plänen vertraut bist, wo VW mal die gesamte Gießerei am Standort Hannover verkaufen wollte?

Zur Zeit gehen Kräfte in die Offensive, welche einen Weg darin sehen, ExclusivPartner, andere nennen es Töchter außerhalb des Haustarifs (Stichwort Sitech) zu etablieren und sich der ganzen Kleinen zu entledigen. Deswegen sehen manche der Kleinen auch ihre Felle davon schwimmen.
 

Dziubdziuk

Erfahrenes Mitglied
02.03.2014
434
0
Heidenheim
VW wird nach der Erfahrung wohl auch sein single sourcing etwas überdeken.

Flyglobal

Das denke ich nicht, bei VW wird alles so weiter gehen wie gehabt. Der Automobilzulieferer Hella hatte im vergangenen Jahr ein ähnliches Problem mit einem Zulieferer, was allerdings nicht so glimpflich ausgegangen ist. Trotz allem gab es die Ansage an die Aktionäre man werde das Single Sourcing nicht ändern da sonst mit erhöhten Kosten zu rechnen ist. Bei VW wird da die Denke ähnlich sein.