Was ist Crema und wofür braucht man sie?

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MacSmith

Erfahrenes Mitglied
22.09.2010
264
0
CGN/FRA
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Anbei eine "wissenschafliche Betrachtung" bzgl. Espresso und der damit hoffentlich optimalen Crema vs. dem altbekannten Filter-Kaffee ...

Geheimnisse der Zubereitung:

Der letzte Schritt ist dann die Transformation der gerösteten Bohnen in eine Tasse Espresso. Das geschieht durch Extraktion der aktiven Komponenten im gemahlenen Kaffee mit Hilfe von heißem Wasser. Dieser Vorgang zeichnet sich beim Espresso durch einige Besonderheiten aus. Bei der üblichen Filtermethode läuft das Wasser durch eine lose Anhäufung von mittelfein gemahlenem Kaffeepulver. Während des vier- bis sechsminütigen Kontakts nimmt es die meisten löslichen Stoffe auf. So gelangen große Mengen an sehr gut löslichen Säuren und Koffein in die Tasse. Nicht so beim Espresso. Seine Zubereitung erfordert eine spezielle Apparatur, mit der man Wasser auf eine Temperatur zwischen 92 und 94 Grad Celsius erhitzen und auf einen Druck von neun Atmosphären bringen kann. Der fein bis mittel gemahlene Kaffee wird in einen perforierten Behälter gefüllt und mit einem Stempel fest zusammengedrückt, damit eine kompakte Masse entsteht. Die komprimierten Pulverteilchen haften aneinander, da sie mit einem dünnen Ölfilm bedeckt sind, der so zäh wie Honig ist. Dadurch bilden sie ein dreidimensionales Labyrinth von winzigen Luftkanälen. Der hydraulische Widerstand dieser Masse aus Kaffeepulver ist gerade ein wenig kleiner als der Druck des dampfend heißen Extraktionswassers, sodass es mit einer Geschwindigkeit von etwa einem Milliliter pro Sekunde hindurchfließen kann.

Bei einer empfohlenen Durchlaufzeit von 30 Sekunden erzeugt ein geschickter Barista – wie in Italien die Person heißt, welche die Espressomaschine bedient – also etwa 30 Milliliter einer konzentrierten Kaffeelösung. Wegen des kurzen Kontakts enthält sie weniger Säure als Filterkaffee und nur 60 bis 70 Prozent des Koffeins. Gekrönt wird sie von der Crema, an deren Beschaffenheit sich ablesen lässt, ob der Kaffee richtig zubereitet wurde. Hat sie eine helle Farbe, ist der Espresso zu dünn, weil das Pulver zu grob, die Wassertemperatur zu niedrig oder die Durchlaufzeit zu kurz war. Erscheint die Crema sehr dunkel mit einem Loch in der Mitte, war der Kaffee wahrscheinlich zu fein gemahlen oder die Menge zu groß. Weißer Schaum mit großen Blasen weist darauf hin, dass das Wasser zu heiß war, während ein bloßer weißer Fleck in der Mitte der Tasse eine zu lange Durchlaufzeit anzeigt. In beiden Fällen wurde der Pulverkuchen zu stark extrahiert.

Das hindurchgepresste Wasser spült auch unlösliche Stoffe von der Oberfläche der Kaffeeteilchen ab, darunter aromareiche Öle und Stückchen aus der Zellstruktur. Unter dem hohen Druck, den die Espressomaschine erzeugt, wird ein kleiner Teil des Öls emulgiert; pro Tasse sind das etwa 0,1 Gramm. Intakte Zellen im Pulver verursachen ein leichtes Moussieren; denn Gase – insbesondere Kohlendioxid – dringen durch winzige Poren in den Zellwänden ins Freie. Manchmal gelangen auch sehr feine Pulverteilchen zusammen mit Bruchstücken der Zellwand ins Getränk. Sie geben der Crema ein Aussehen, das man als Tigerfell-Look bezeichnet. Somit umschließt die wässrige Kaffeelösung im Espresso eine Vielzahl fein verteilter Gasblasen, Öltröpfchen und fester Teilchen, die alle kleiner als fünf Mikrometer sind. Chemiker sprechen von einem mehrphasigen Kolloidsystem. Diese Beschaffenheit verleiht dem Espresso viel Körper sowie eine hohe Viskosität und eine geringe Oberflächenspannung. Er bedeckt daher sichtbar die Zunge und setzt, solange er dort bleibt, die flüchtigen Duftstoffe aus den emulgierten Ölen frei. So kommt es, dass sein köstliches Aroma noch bis zu zwanzig Minuten lang nach dem Trinken zu schmecken ist.

Na denn, viel Spaß beim Trinken ... :D
 

Mr. Hard

Spaßbremse
23.02.2010
10.805
3.344
Und das alles kriegt diese 69,-€ la machina von Tschibo hin oder was?
 

Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
Ich habe noch in keiner Kaffeemaschine ne CO2-Patrone als Schaumschläger gesehen...

Ich auch nicht. ;)


der Milchschaum wird mit hochgespanntem Dampf erzeugt

Und im Dampf ist was enthalten?

CO2, danke. :)

Genauso, wie gealterte Bohnen in einer Siebträgermaschine kaum noch Crema erzeugen, weil der Kohlendioxidgehalt-Gehalt inzwischen zu niedrig ist.
 
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Simineon

Erfahrenes Mitglied
23.03.2013
4.433
2.541
FRA
Und im Dampf ist was enthalten?

CO2, danke. :)

Genauso, wie gealterte Bohnen in einer Siebträgermaschine kaum noch Crema erzeugen, weil der Kohlendioxidgehalt-Gehalt inzwischen zu niedrig ist.

In dem Dampf ist selbstverständlich CO2 drin, nämlich genau 0,058% Massenanteil, neben den 75% Stickstoff und den 23% Sauerstoff.
Auch in gealterten Bohnen kann nicht mehr oder weniger CO2 enthalten sein.
 
F

feb

Guest
Espresso-Kaffee aus ordentlichen Siebdruckmaschinen schmeckt einfach besser, mit Crema.

Hihihihi. War das die Rechtsschreibkorrektur oder ein Test, wie exakt die Mitforisten lesen?

Siebdruckmaschinen DRUCKEN, Siebträgermaschinen TRAG...ähh, machen Kaffee.
 
F

feb

Guest
Also zur Crema ist schon genug gesagt, daher ein kleiner OT: Mein erstes Forum, das ich glaublich so etwa ab 2001 reichlich genutzt habe, war my-jura.de, das Forum für die stolzen Besitzer einer Jura (bei mir: S9). Da habe ich wissendurstig und nächtelang um Crema und Kaffeesorten, Entkalkung und Reinigungsmittelchen debattiert, jetzt debattiere ich hier über... na, das wisst ihr ja.

PS: Gerade sehe ich, dass es my-jura.de offenbar nicht mehr gibt. Sorry.
 

Maluku_Flyer

Erfahrenes Mitglied
01.10.2010
2.053
1
MUC
In dem Dampf ist selbstverständlich CO2 drin, nämlich genau 0,058% Massenanteil, neben den 75% Stickstoff und den 23% Sauerstoff.
Auch in gealterten Bohnen kann nicht mehr oder weniger CO2 enthalten sein.

Doch, schon. In grünen Bohnen ist das Gas ja gar nicht drin, das entsteht erst durchs Rösten - nennt sich Maillard-Reaktion. Anschliessend verflüchtigt sich das dann wieder. Frisch geröstet ist fein, denn Sauerstoff ist der Feind des Aromas. Zu frisch ist auch nicht gut, denn zu viel Crema ist auch nicht ideal, der Cafe kann dann säuerlich schmecken. Wer das Röstdatum kennt, ist im Vorteil. Ist hoffentlich auf der Verpackung aufgedruckt und die Verpackung hat Einwegventil, damit O2 nicht rein kann.
 
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Simineon

Erfahrenes Mitglied
23.03.2013
4.433
2.541
FRA
Doch, schon. In grünen Bohnen ist das Gas ja gar nicht drin, das entsteht erst durchs Rösten - nennt sich Maillard-Reaktion. Anschliessend verflüchtigt sich das dann wieder. Frisch geröstet ist fein, denn Sauerstoff ist der Feind des Aromas. Zu frisch ist auch nicht gut, denn zu viel Crema ist auch nicht ideal, der Cafe kann dann säuerlich schmecken. Wer das Röstdatum kennt, ist im Vorteil. Ist hoffentlich auf der Verpackung aufgedruckt und die Verpackung hat Einwegventil, damit O2 nicht rein kann.

Naja, wohl auch nicht ganz, aber danke für die Hinweise.

Faszinierend, was sich beim Rösten so alles tut:

Röstvorgang
 
Zuletzt bearbeitet:

umsteiger

Erfahrenes Mitglied
22.01.2012
3.454
45
54
Berlin
www.kanzlei-woicke.de
Für mich ist die Kernfrage eine ganz andere.
Wie blöd ist eigentlich die Gesellschaft, um jeden neuen Werbemüll wie Pads & Co anzunehmen und ein vielfaches für einen chemisch verfälschten und geschmacklich angepassten Kaffee zu bezahlen. Der Geschmack von Kaffee liegt auch an der Röstung. Es gibt etliche kleine Röstereien mit guten Kaffeesorten. Selbst das Einkaufen macht dort Spass und da fängt für mich Genuss an.

.... und wieder drei Feinde mehr


Ich gehe auch wahnsinnig gerne in Tee-Läden und erfreue meine Sinne an exotischen Aromen. Sex in einem Tee-Laden stelle ich mir ausgesprochen anregend vor. Gehört aber zu den Dingen, die ich noch nie ausprobiert habe.

Ändert aber nichts daran, dass auch der teuerste Tee zu Hause in der Tasse nicht viel mehr als heißes Wasser ist.

Mit dem Kaffee verhält sich das kaum anders: Das wunderbare Aroma frisch gemahlener Edelbohnen hat nicht das Geringste mit der Plärre zu tun, die letztlich im Becher landet. Ob eine Tasse Kaffee schmeckt oder nicht, hängt doch letztlich von der Gesellschaft ab, in der man ihn genießt. Oder von dem Ort. Wer einmal nach schwierigem Aufstieg in 4000 Meter einen Instant-Kaffee genossen hat, wird schwören, dass das der beste Kaffee seines Lebens war.

Persönlich bin ich "kakao-sozialisiert". Im Grunde schmeckt mir Kaffee also gar nicht. Meine Kaffee-Laufbahn begann daher auch erst vor einigen Jahren mit den gängigen Pad-Maschinen, bis mich die ölige Crema zu einer sündhaft teuren Kaffee-Maschine getrieben hat, die im Grunde nichts anderes macht, als frisch gemahlenes Kaffeepulver quälend langsam aufzubrühen. Ernüchterndes Ergebnis: die gleiche Plärre wie vor den Pads. Nur teurer.

Rettung brachten dann in der Tat die Kapseln. Zwei unterschiedliche Systeme gleich. Eines für Expresso. Eines für "normalen" Kaffee. Der Espresso schmeckt nicht schlechter als der Espresso in den Vatikanischen Museen. Der Kaffee hat eine wunderbare Crema. Gar nicht ölig. Gebrühter Kaffee kommt mir nur noch aus Höflichkeit in die Tasse. Was gar nicht geht: Milch oder Zucker im Kaffee. Schon gar nicht in den Espresso. Oder Getränke mit bereits nominell hohem Milchanteil wie der Cappuccino oder Latte macchiato. Igitt. Freue mich immer, wenn Gäste das wünschen, damit diese Funktion meiner Espresso-Maschine nicht völlig für die Katz ist.

Kleine Anekdote am Rande: Diese vielen bunten Kapseln haben mich fasziniert wie früher Bonbons Kinder. Und so habe ich sie denn auch konsumiert, als ich den ersten Espresso-Automaten mein Eigen nannte. Wie Bonbons. Folge war ein veritabler Kaffee-Schock. Und drei Tage Bettruhe. Hat jemand Ähnliches erlebt...? :sick:
 
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F

feb

Guest
(...)
Kleine Anekdote am Rande: Diese vielen bunten Kapseln haben mich fasziniert wie früher Bonbons Kinder. Und so habe ich sie denn auch konsumiert, als ich den ersten Espresso-Automaten mein Eigen nannte. Wie Bonbons. Folge war ein veritabler Kaffee-Schock. Und drei Tage Bettruhe. Hat jemand Ähnliches erlebt...? :sick:

Süsse Geschichte. Und ja, die bunten Kapseln erinnern mich an den Kindheitstraum der kleinen, bunten, gestapelten Schokotäfelchen am Weihnachtsbaum.

Und nochmals ja: Obwohl ich reichlich Espresso (6 Tassen/ Tag) aus meinem Vollautomaten trinke und daher eine ausreichende Coffeintoleranz haben sollte, habe ich bei einem anderweitigen Test einer neuen Nespressomaschine zuviel von dem Guten abbekommen. Bei mir begrenzten sich die Folgen auf einen Tag Ruhe und stündliche Blutdruckkontrollen:D
 
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cultural

Erfahrenes Mitglied
09.01.2012
570
1
CH
Wozu braucht man die Crema ? [/QUOTE meinte:
Ohne jetzt den ganzen Thread im Detail gelesen zu haben, trotzdem folgendes.

Kafee kann genauso komplex sein wie es der Wein für die Weinliebhaber ist, die sich hier so tummeln.

Auch wenn es für mich lediglich ein Hobby ist, ist die Crema für mich die Grundlage, meinem Kaffee den Latte-Art Feinschliff zu verleihen.

Eingestiegen bin ich mit Filterkaffe, ich kann mich noch genau erinnern, wie mir als heranwachsender Teenager nie hätte vorstellen können, regelmässig Kafee zu trinken. Dann gabs eine Bialetti, dann eine Saeco und diverse andere "billigere" Siebträgermaschinen mit künstlichem Cremaventil, inklusive Bohnen aus dem Supermarkt.
Mit den Jahren kam die Einsicht, dass etwas anderes her muss, und mittlerweile begleitet mich meine Quickmill, meine Mühle und meine stets frischen Bohnen bereits seit einigen Jahren. Wenn ich dann in den USA bin, gibt es hin und wieder auch Mal wieder ein Tässchen Filterkafee (es scheint mir als ob komplexere Drip-Technologien wieder in die Mode kommen, aber davon spreche ich nicht), aber der schmeckt mir nicht Mal ansatzweise. Anne kennt sich sicherlich noch viel besser aus als ich, aber ich dachte ich teile Mal meine Perspektive.
 
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cultural

Erfahrenes Mitglied
09.01.2012
570
1
CH
Ich mache das ohne Schoko, rein mit der Milch. Zuerst UNTER die Crema gegossen, um dann zum Schluss auf der Crema die Figuren zeichnen zu können. das geht nur mit entsprechender Crema und Micro-Schaum, dafür darf die Milch keine Bläschen aufweisen und darf nicht zu heiss sein. es gibt aber auch Leute, die 3-D Latte-Art herstellen, mit teils recht coolen Motiven die von einer Tassse in die andere übergehen, dann ist der Kaffee aber untrinkbar und dazu gehört dann wohl auch etwas mehr Übung...
 
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feb

Guest
Ich mache das ohne Schoko, rein mit der Milch. Zuerst UNTER die Crema gegossen, um dann zum Schluss auf der Crema die Figuren zeichnen zu können. das geht nur mit entsprechender Crema und Micro-Schaum, dafür darf die Milch keine Bläschen aufweisen und darf nicht zu heiss sein. es gibt aber auch Leute, die 3-D Latte-Art herstellen, mit teils recht coolen Motiven die von einer Tassse in die andere übergehen, dann ist der Kaffee aber untrinkbar und dazu gehört dann wohl auch etwas mehr Übung...

Boaah. Again what learned!
 

whYflyer

Erfahrenes Mitglied
02.04.2009
504
3
OBF/MUC
Also habe ich mit meiner unendlich teuren Bodumkanne zwei Kaffees in einem. Der Kaffee kann lange einwirken (viel Koffein) und beim Runterdrücken wird daraus fast ein Espresso. :)

Hab auch viel ausprobiert, aus der Bodum schmeckts MIR am Besten.
 

Anne

Erfahrenes Mitglied
20.06.2010
4.421
2
Anne kennt sich sicherlich noch viel besser aus als ich, aber ich dachte ich teile Mal meine Perspektive.

Ich habe auch keine Ahnung, höchstens Geschmack! :D


Interessant, Quickmill kannte ich bislang nicht, die scheinen ja recht preisgünstig?


Bei uns tun´s seit Jahren Mühle und Maschine von ECM, aber noch die alten Modelle aus Mailand.