Wer trifft Entscheidung bei medizinischen Notfall

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HGFan

Guest
Komisch ich habe ausser Englisch keine andere Sprache gelernt.
 

skyflyer

Erfahrenes Mitglied
09.11.2010
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Bonn
Eine Bekannte ist FA bei der LH, die hat das schon mehrmals erlebt und am besten ist es, um die Ruhe in der Kabine zu wahren, den Verstorbenen mit einer Decke zu bedecken und ggf. einfach noch was zu trinken davor zu stellen. Dann fällt es Leuten die daran vorbeilaufen am wenigsten auf. Hänge halt immer von der Situation ab, aber am besten, so unauffällig wie möglich das ganze zu gestalten. Also nix durch den Gang ziehen, tragen o.ä.......
 
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HGFan

Guest
Herr Müller wollens noch ein Wasser bevor wir Sie in die Kiste legen?
Makaber...
 

insel

Aktives Mitglied
22.10.2009
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6
Eine Bekannte ist FA bei der LH, die hat das schon mehrmals erlebt und am besten ist es, um die Ruhe in der Kabine zu wahren, den Verstorbenen mit einer Decke zu bedecken und ggf. einfach noch was zu trinken davor zu stellen. Dann fällt es Leuten die daran vorbeilaufen am wenigsten auf. Hänge halt immer von der Situation ab, aber am besten, so unauffällig wie möglich das ganze zu gestalten. Also nix durch den Gang ziehen, tragen o.ä.......

Moin, nichts gegen die hiesige Bekannte FA von LH, aber das eine einzelne FA von LH dieses Prozedere schon mehrmals erlebt haben soll - habe ich bisher noch nie von einem LH Medical-Trainer bestätigt bekommen. Selbst langjährige P1/P2 kommen (zum Glück) auf gar keinen oder auf einen.
Und die Nummer mit dem Gläschen ist an Absurdität zwar lustig, aber gehört bestimmt nicht zu der Ausbildungselementen bei LH...

Ich kenne weder Dich, noch Deine FA (anscheinend mit einem Flugkarma von "Gevatter Tod") daher möchte ich gerne eine gewisse Glaubwürdigkeit unterstellen - tue mich doch erheblich schwer damit.
Gewisse FA's haben zwar oft ein sehr lebendiges Mitteilungsbedürfnis - aber zu der (Alt) Ausbildung bei LH gehört generell ein sehr schweigsames Mitteilen von solchen betrieblichen Ereignissen!

Aber gut, jetzt spielen wir die obige Situation mal klassisch an Board durch:

Lebloser Passagier wird aufgefunden, die umsitzenden Passagiere in Hektik (manchmal auch panisch), die Crew wird alarmiert.
Ausruf der Crew in der gesamten Kabine "Medical mit Angabe des Sitzes", die Crew checkt die Lage - erneuter Ausruf an Board "... medizinischer Notfall an Board... bitte melden Sie sich umgehend bei der Crew wenn Sie ... und helfen können".
P1/P2 rennt durch die Kabine und bringt das gesamte Equipment zum Notfall, mehrere FA's kommen dazu, das Licht wird z.B auf dem Nachtflug in dem betreffenden Bereich zum arbeiten angeschaltet.
Es wird laut und hektisch in der Kabine, wenn sich unter den Paxen bei dem 1 bis 2 Ausruf niemand zur Hilfe meldet, schaltet die Crew in der gesamten Kabine das Licht an und wird den Aufruf nach Hilfe jetzt noch lautstärker über Lautsprecher verkünden (gemäß Anweisung bei Medicals, falls ein Helfer tief geschlafen haben soll.
Zwischenzeitlich ist der Patient von der Crew in eine Ecke gezogen worden um HLW durchzuführen - der P2 rennt dann zwischen Notfall und Cockpit hin-her- das Cockpit sucht bereits nach der ersten Meldung nach dem nächtsten möglichen Flughafen und hat die OPS in FRA über den Status informiert (welche dann auf Anforderung des Cpt. zuarbeiten), gleichzeitig wurde die zuständige Flugsicherung über den Status an Board informiert, und die Flugsicherung setzt den Flieger mit Priorität bei sich ein.

Die Crew (oft die Regel) ist alleine an Board und wird "bestimmt nicht" den Tod eines Pat. eigenständig feststellen (hier gibt es zwar gewisse praktisch auf den jeweiligen Einzelfall bezogene Sonderfälle: Rücksprache mit dem Med. Service der Airline, aber dieses ist zu speziell und hat in einen solchen Forum nichts zu suchen). Daher zieht die Crew die HLW bis zur außerplanmäßigen Landung durch, bis dann ein Arzt den Tod bestätigt und die HLW der Crew beendet.

Hinweis: Zu keinem Zeitpunkt hört die Crew oder irgendein FA hier mit der HLW aus eigener Entscheidung einfach auf (zumindestens bei den seriösen Airlines gibt es das nicht!!!

Wenn jetzt jedoch tatsächlich ein Arzt an Board den Tod festgestellt hat oder die Crew den Pat. ohne Rumpf/Kopf/sehr sehr steif aufgefunden haben sollte, dann wird der Körper (je nach Auslastung im Flieger) gerne auf einen Festerplatz festgeschnallt oder in einem leeren Mittelblock in der Eco - dazu wird der Körper natürlich auch durch die Kabine bewegt, wie auch schon zuvor.
Das hier bei solch einen Notfall nicht "fast alle" anderen Paxe dieses mitbekommen haben sollten, ist auch unwahrscheinlich. Da auch die Stimmung in der Crew dann nicht mehr mit dauerhaften Humor begleitet wird und die (fast immer) einige traumatisierten FA's werden aus dem Service genommen - das ganze geht im Normalfall leider nicht an dem großen Ahnungslosen Paxteil an Board an diesen vorbei.

Das man jetzt dem Körper (welcher natürlich würdevoll ab- und zugedeckt wurde), ein Gläschen an die Seite stellt, um das Ereignis seitens der Crew zu kaschieren..., erscheint schon sehr sonderlich und praxisfern. Wenn man daran denkt, dass das Glas/Becher genauso wie der Körper den Fliehkräften im Flieger ab diesem Moment wenig entgegenzusetzen haben. Daher wird auch immer versucht den Körper bestmöglich zu sichern und wenn die Crew auf etwas verzichten kann nach diesen bewegenden Momenten, dann ein anderer Pax der den Inhalt aus Glas/Becher bei Turbulenzen abbekommt (und dann auch noch das Glas von einem Verstorbenen...).

Nee, mit dieser Geschichte tue ich mich wirklich schwer. Gerne zieht die Crew eine Schlafbrille um den Kopf, aber dass ist dann schon das höchste der Gefühle bei einer LH.


Gruß
Insel
 

berlinet

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21.07.2015
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Ich glaube, BA hat noch bis in die 80er die Sache mit dem Gläschen gemacht -- aber das waren noch andere Zeiten. Und Briten haben da eh ein anderes Verhältnis, die Verwandtschaft hat die Verstorbenen teilweise im Kleiderschrank (salopp gesagt, es ist natürlich die Urne).
 

Rambuster

Guru
09.03.2009
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Point Place, Wisconsin
Und wie ging es dann weiter? Hast du einen neuen Platz bekommen oder gestanden?

Der SQ Flug war ausgebucht, also bin ich da sitzen geblieben, wo ich ursprünglich sass.
Der verstorbener Passagier neben mir wurde mit einer Decke zugedeckt.

Bei einem LH Flug nach LA ist eine alte Dame in der First eine Reihe hinter mir verstorben. Sie wurde ebenfalls mit einer Decke zugedeckt.
Da kam dann erst mal nach der Landung die LAPD um zu prüfen, ob es sich nicht um eine Straftat handeln könnte. F Paxe wurden alle befragt, bevor wir gehen durften.

Vor einigen Monaten dann auf OS VIE-BKK hat der Purser mich informiert, dass es eine Passagierin gibt mit Herzstillstand. Reanimation erfolgte temporär. Captain drehte über Budapest wieder um und hat um 01:30am eine hard landing durchgeführt mit der vollbetankter 777. Das war schon interessant zu sehen: Direkt am ersten Meter der Landebahn aufgesetzt und dann die gesamte Piste zum Bremsen ausgenutzt. Es ging dann um 04:00am weiter (geht zum Glück in VIE), nachdem die Maschine gecheckt wurde (Speziell Fahrwerk). OS HON Service kam um 01:45 an Bord um mir anzubieten den Flug entweder jetzt abzubrechen oder eben fortzusetzen.
Ob die Passagierin überlebt habt weiss ich nicht. Befürchte jedoch nicht.
 
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blackbeauty

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03.02.2013
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above and below the clouds
Aber gut, jetzt spielen wir die obige Situation mal klassisch an Board durch:

Deine Beschreibung entspricht dem normalen Prozedere, plus ein Detail: Bevor laut nach medizinischem Personal gesucht wird, schaut man zuerst "still" in die Liste mit den Ärzten an Bord, bei den Airlines die ein solches Programm haben, z.B. http://www.lufthansa.com/online/portal/lh/de/informationservice/onboard?nodeid=350507190&l=de

Was deine schlüssige Beschreibung widerlegt (vielen Dank dafür), ist die auch in diesem Thread formulierte Behauptung, dass die Toten grundsätzlich nicht bewegt werden. Das kommt sehr auf die Situation an. In der F und C ist das wohl eher der Normalfall, in der Y bleiben die Toten aber eben in der Regel nicht im Mittelplatz einer voll besetzten 4er-Reihe sitzen, sondern werden zuerst zur Behandlung/Reanimation etc. an einen besser zugänglichen Platz gebracht und dann nach festgestelltem Tod nicht mehr zurück auf ihren Mittelplatz gesetzt und dort zugedeckt, sondern bei vielen Airlines auf einen möglichst isolierten Platz in C oder F.
 

insel

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22.10.2009
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Hallo @blackbeauty,

ich schreibe ja das ich vom Normalfall an Board ausgehe (warum sollte die Crew sonst einen Ausruf an Board machen). Aber auch in der Praxis und Hektik kommt es regelmäßig vor, dass ein "Medical" ausgerufen wird und irgend jemand von der Crew eben "nicht" mitbekommen hat, dass wir einen registrierten Helfer an Board haben oder eben in der stressigen Situation, dieses nicht mehr auf dem Plan hat).
Auch gibt es bekanntlich umfangreiche und spezielle Krankheitsbilder, auf die man dann gerne auf weitere kompetente Kräfte zurückgreifen möchte, daher wird die Crew oder man selbst um einen zusätzlichen Ausruf bitten.
Woher soll man Wissen ob nicht weitere Fachdisziplinen an Board sein könnten um bei einem Medical zu Unterstützen. Insbesondere bei der HLW wird jede Hand Dringend benötigt und hier kann das zuarbeiten schon sehr nützlich sein, da die Crew Dir lediglich das Equipment hinstellt, und das war es dann.

Deine Anmerkung bezieht sich daher auf das theoretische Wunschdenken an Board, aber die praktische Durchführung ist oft anders...


Hinweis/Erklärung:

- natürlich muss der Pat. für die HLW bewegt werden, damit wird dieser auch aus seinem Sitz herausgenommen und wenn die Maßnahmen dann nicht erfolgreich waren, irgendwo wieder in einen Sitz fixiert. Daher finden Bewegungen des Pat. statt. In der Praxis sucht man sich eben den besten Arbeitsplatz, auch bei einer umfangreichen Behandlung, hier ist es eben die Galley und man kann auch einen Pat. unter wiederholten Unterbrechungen zum reanimieren an Board bewegen (schließlich ist der Gang Scheiße zum arbeiten - versuche das mal in einer heutigen ECO, hier ist die ECO von LX die B777 das beste Beispiel zu)

- ich habe auch nicht von einem "vollen" Mitteiblock gesprochen, sondern von einem leeren - daher nimmt man gerne einen Fensterplatz und fixiert dort den Körper bestmöglich (aber auch das hängt von der Crew und deren Zustand nach der Rea ab)

- wenn es einen Fall in der C oder F gibt, dann verbleibt dieser natürlich nach Möglichkeit dort - es gibt viel mehr Platz in der C/F zum arbeiten und später notfalls auch zum weiteren transportieren (natürlich wird man nicht den Körper von der F quer z.B. B777 oder A380 komplett durch den Flieger transportieren (Alleine aus Respekt vor dem Toten und den anderen Paxen). Das selbige gilt auch umgekehrt für den Körper von Eco in der C/F (ziehe mal einen leblosen Körper in einer B777/A3406 komplett von der letzten Galley nach vorne..., bei der Enge)


Ich sagte ja, dass ganze Thema ist sehr umfangreich und man muss unterscheiden zwischen "Theorie und Praxis". Zu 80% finden die Medicals aber in der Eco statt, genauso wie in der normalen Notfallrettung der Pat. immer im letzten Hinterhof und obersten Stockwerk ohne Fahrstuhl wohnt und leider nicht in der fußerdigen, und geräumigen Villa.
Unterschätze daher auch nie die menschliche Psyche in einer solch extremen Stresssituation für die Crew, für mich ist das normales arbeiten - jedoch für die Crew immer eine Ausnahmesituation.

Auch geht es ausschließlich um Sicherheit an Board, hier gibt es klare Regeln und dieses in Bezug auf "jederzeitige" Turbulenzen wird man den Körper, und damit zur Gefahr der anderen Paxe nicht unnötig im Anschluss bewegen. Aber für alles gibt es Ausnahmen von der Regel. Wenn im Flieger eine komplette leere F ist und die C und Eco aus allen Nähten platzt, dann wird man vielleicht auch eine Ausnahme machen.


gruß
insel
 
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blackbeauty

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03.02.2013
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@insel

Du schreibst sehr viel. ;)

An ein paar Stellen, an denen du einen Dissenz siehst, haben wir gar keinen. Z.B. sind dein voller Mittelblock und der von mir erwähnte in zwei unterschiedlichen Szenarios. Ist aber nicht so wichtig, essentiell ist doch, dass es Regeln für den Idealfall gibt und aber auch unterschiedlichste Ausführungen je nach spezieller Situation. Das Leben ist kompliziert...
 
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insel

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22.10.2009
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@insel

Du schreibst sehr viel. ;)

An ein paar Stellen, an denen du einen Dissenz siehst, haben wir gar keinen. Z.B. sind dein voller Mittelblock und der von mir erwähnte in zwei unterschiedlichen Szenarios. Ist aber nicht so wichtig, essentiell ist doch, dass es Regeln für den Idealfall gibt und aber auch unterschiedlichste Ausführungen je nach spezieller Situation. Das Leben ist kompliziert...

Voll Deiner Meinung und alles ist gut (die Komplexität und die Abläufe zu diesem Thema lassen sich für mich leider nicht in einem Einzeiler darstellen - bitte um Verständnis hierzu, und der hiesige Sonnenschein aufs Display + Siri wollten dann eine ggf. erforderliche Kompression auch nicht mehr zulassen)

Danke
insel