Cargolux-Piloten protestieren gegen "alarmierende Sicherheitslage"

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PatBateman

Erfahrenes Mitglied
06.04.2009
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ZQF, LUX, BOS
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Der Meinung der mehr als 50 Piloten der luxemburgischen Frachtfluggesellschaft Cargolux zufolge ist die Sicherheitslage im Flugbetrieb « alarmierend ». In Arbeitsuniform und mit Plakaten machten sie auf das "bedrohliche und einschüchternde Betriebsklima" aufmerksam.

Die Pilotengewerkschaft SEA, die zum LCGB gehört, behauptet, Cargolux würde "Tonnage gegen Sicherheit" eintauschen. Im Klartext geht es um Sanktionene, die gegen Piloten erhoben wurden, welche auf Misstände im Flugbetrieb oder auf eigene Fehler aufmerksam machen wollten. LCGB-Gewerkschaftssekretär Aloyse Kappweiler erklärt, dass die Piloten Angst vor Abmahnungen, Warnbriefen und auch Entlassungen haben.

Highlight der Demonstration vor dem Flughafen Findel war die Ankunft der mher als 50 Cargolux-Piloten. Über ihren Uniformen trugen sie Umhänge mit der Aufschrift « Keine Gerechtigkeit – keine Sicherheit ». Nachdem die Gewerkschaft LCGB-SEA bereits eine Umfrage unter den Cargolux-Piloten durchgeführt hat, bei der 300 Piloten angaben, dass das Arbeitsumfeld für sie « bedrohlich und bedrückend » sei, will die Gewerkschaft demnächst mit der Luftfahrtbehörde über die Umstände bei cargolux sprechen.

Quelle: Cargolux-Piloten protestieren gegen "alarmierende Sicherheitslage"
 

Thaiflyer

vormals wolke1
06.04.2009
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Thap Khlo/ Thailand
Dazu passt dieser Bericht:
Frachtriese Cargolux lockt Billig-Piloten ins Cockpit

Über das Steuerparadies Isle of Man versorgt sich die luxemburgische Frachtfluggesellschaft Cargolux mit wenig erfahrenen Billig-Piloten.
Schon nach kurzer Einübung fliegen sie die riesigen Frachtmaschinen rund um die Welt.

In einer "Penthouse Suite" der britischen Insel sitzt die Firma Parc Selection Limited, die "geeignete Personen" für die Cockpits der Cargolux-Frachtjumbos vom Typ B747-400 sucht.
Voraussetzung für einen auf 12 Monate befristeten Job als Co-Pilot ("First Officer") sind eine Berufspilotenlizenz und 32000 Euro Kapital.
Parc lockt so junge Flugzeugführer, die mit den Praxisstunden im Cockpit ihre Berufschancen aufbessern wollen.

Nachdem sein Geld auf einem Parc-Konto eingegangen ist, so ergaben Recherchen des SPIEGEL, durchläuft der Jumbo- Lehrling ein sechswöchiges Basistraining bei Cargolux in Luxemburg Reise und Unterbringung auf eigene Rechnung.
Nach erfolgreicher Einübung fliegt der B747- Eleve die Maschinen einer der größten europäischen Frachtairlines rund um die Welt.

Dafür zahlt Parc zwar ein Brutto-Monatsgehalt von 4000 Euro, behält aber monatlich 2667 Euro vom Kapital des Vertragspartners ein.
Zudem muss er die 4000 Euro laut Vertrag in seinem Herkunftsland versteuern, alle Sozialabgaben zahlt allein der Pilot.
Bedenklich an dieser Praxis, so ein Cargolux-Kapitän, sei auch, dass die Sicherheit des Flugbetriebs ausgehöhlt werde.
Im Zwei-Mann-Cockpit der B747-400 etwa verdrängen die zahlenden Azubis erfahrenes Stammpersonal.

aus: spiegel online 14.08.04
 
M

matchcut30

Guest
Es ist ja nicht unüblich, dass Piloten ihre Typeratings selbst zahlen (müssen)... und im Cargolux-Fall sind die 32.000 Euro halt die Kosten für das 744-Rating plus Unterkunft plus x. Im Verhältnis zur Fracht- oder GA Fliegerei oder zum Ausland herrschen bei LH halt paradisische Zustände. Für 1333 Euro brutto setzt sich aber keiner ins Cockpit, das ist bestimmt ein "Verständnisfehler" des Kollegen.
 

flysurfer

Gründungsmitglied
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06.03.2009
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www.vielfliegertreff.de
Für 1333 Euro brutto setzt sich aber keiner ins Cockpit, das ist bestimmt ein "Verständnisfehler" des Kollegen.

Wieso denn nicht? Ist ja auf 1 Jahr beschränkt und dient dazu, die nötigen Flugstunden zu sammeln, ohne die andere, "richtige" Airlines keine Piloten einstellen wollen. Eben weil es denen zu gefährlich ist, die wollen erfahrene Leute.
 
M

matchcut30

Guest
Gut, stimmt, was weiß ich, dann fliegen eben ein paar 22jährige 744 für den Lohn einer Reinigungsfachkraft. Wenn sie hinterher in Bahrain anheuern können - so what?

Btw stellen "richtige" Airlines auch nicht unbedingt ein, sondern bilden aus und übernehmen... für einen angehenden Piloten ist es doch (heutzutage, bzw. wellenförmig, je nach Nachfrage) Wahnsinn, 100k Euro für einen ATPL ab initio auszugeben, wenn er nicht bei den üblichen Verdächtigen untergekommen ist. Das ist doch so, als ob man mit Mileage runs den HON erzwingt, anstatt den Status durch echte Vielfliegerei zu bekomnmen :)
 

flysurfer

Gründungsmitglied
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06.03.2009
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www.vielfliegertreff.de
Gut, stimmt, was weiß ich, dann fliegen eben ein paar 22jährige 744 für den Lohn einer Reinigungsfachkraft. Wenn sie hinterher in Bahrain anheuern können - so what?

Kann auch gut sein, dass in dem Berufsjahr die 32k EUR Ausbildungskosten monatlich von dem Parc-Konto (das quasi als Treuhänder dient) eingezogen werden, so kommt man dann auf den Betrag. Journalisten sind ja per se Idioten, die nichts raffen, bis zum Beweis des Gegenteils würde ich also annehmen, dass hier einfach mal wieder missverständlich formuliert wurde.

In Amiland fliegen junge Piloten bei den Regionalen auch für Hungergehälter, brauchen Nebenjobs und können sich keine Hotels leisten, pennen dann am Airport in irgendwelchen Crewräumen, sind übermüdet, stürzen ab...
 
M

matchcut30

Guest
Journalisten sind ja per se Idioten, die nichts raffen, bis zum Beweis des Gegenteils würde ich also annehmen, dass hier einfach mal wieder missverständlich formuliert wurde.

Deshalb mein euphemistischer Satz vom "Verständnisfehler", da sich grade im Bereich Aviation die Kompetenz der Quälgeister sub zero bewegt, wie wir ja alle wissen...

In Amiland fliegen junge Piloten bei den Regionalen auch für Hungergehälter, brauchen Nebenjobs und können sich keine Hotels leisten, pennen dann am Airport in irgendwelchen Crewräumen, sind übermüdet, stürzen ab...

Daran musste ich auch denken.
Runway incursions, diverse Ziele überflogen, weil eingepennt (beide), vom Taxiway gestartet, von der falschen Runway ins Gemüse, Rebbeca Shaw konnte sich nicht mal ne Wohnung leisten, usw. usf.
 
M

matchcut30

Guest
Interessanterweise verdienen die US-UPS/FedEx Piloten am meisten, noch vor Southwest mit ihrer hohen Mitarbeiterzufriedenheit (Piloten räumen mit den FAs die Kabine auf) und Firmenbindung, und zwar bis zu 200k$ im Jahr.

Einstiegsgehalt LH 81.500$, Einstiegsgehalt US Airways 21.000$
Stundenlohn von Shaw: 23 Dollar.

Ich erwähne das, weil es ganz offensichtlich einen Zusammenhang zwischen Entlohnung, Arbeitsbedinungen und Sicherheitsbelangen gibt, der über das CRM der Arbeitgeber hinausgeht.

Quelle Amerikas Billigpiloten: Unterbezahlt, übermüdet, abgestürzt - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft
 
E

embraer

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boarding

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10.01.2012
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MUC

Ich kenne den Unfall und ich habe dir schon mal empfohlen, nicht von einem tragischen Einzelfall auf ein Grundsatzproblem zu schließen (das ich so nicht sehe). Was sollte sich also deiner Meinung nach im Verhältnis Hauptairline <-> beauftragte Tochter / Wetlease-Partner ändern? Und damit meine ich wie gesagt die Allgemeinheit wie LH-Air Dolomiti oder IB-Air Nostrum und nicht einen Einzelfall (zumal Colgan an sich auch eine unauffällige Unfallstatistik hat und von mir jederzeit - wieder - benutzt werden würde). Und ja, ich weiß dass anhand des Colgan-Zwischenfalls die Arbeitsbedingungen diskutiert wurden, ein reliabler Zusammenhang wurde aber nicht hergestellt - was anhand der lose zusammenkonstruierten allgemeinen Kritikpunkte wie Bezahlung und der von der NSTB ermittelten Ursache auch kaum möglich ist. Es gibt da sicher manche strukturelle Dinge anzuprangern, aber ein allgemeines Sicherheitsproblem daraus zu konstruieren, halte ich für unrealistisch.
 
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