Startbahnlänge - wer entscheidet von wo gestartet wird?

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HB-JHA

Erfahrenes Mitglied
13.05.2009
1.355
16
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Hallo zusammen,

Kürzlich in SXF gesehen: Easyjet startet mit 319 vom Ende der Startbahn. Bei rotate noch viel Platz zum Ende der Startbahn.

Kurz danach rollt eine bereits verspätete Ryanair 738 zur Bahn. Statt den ganzen Weg bis zu Ende zu Rollen biegt FR früher ab und startet mit "nur" ca. 3/4 der Länge.

Soweit ja nichts besonderes. Mir ist bewusst, dass viele Faktoren für die Länge des takeoff runs mitspielen.

In diesem Fall aber besorgniserregend: die Maschine hob erst am "Zebrastreifen" am Ende der Bahn ab. Ein Sicherheitspuffer war für mich nicht ersichtlich.

Nun die Frage: wie gefährlich war das? Sah es schlimmer aus, als es war? Wer entscheidet, welcher Taxiway zum Aufrollen verwendet wird?

Danke für eure Expertenmeinung.
 

shortfinal

Erfahrener Maximierer
28.05.2010
3.678
396
STR
Ich kennzeichne das mal explizit als nicht-profi-Meinung/Verständnis, aber ich glaube aktive ATPLer haben wir hier nicht.

Die angesprochene "Reserve", also übrige Bahn kurz vor dem Rotieren, bringt einem nichts mehr, da der Start in jedem Fall durchgeführt werden muss.
Was man als "Reserve" hat und berechnet ist die Stop Margin, d.h. was von der Bahn noch vor dem Nose Gear ist, wenn man genau bei der Entscheidungsgeschwindigkeit (V1) einen Startabbruch macht.
Diese kann je nach Operator bis auf 0 runter gehen.
Dem gegenüber wird der ungünstigste Fall für einen Triebwerksausfall, nämlich genau nach V1 betrachtet, dabei muss mit dem verbleibenden Triebwerk der Start noch sicher durchgeführt und eine entsprechende Steigleitung erreicht werden.

Alles weitere könnte im Ernstfall helfen ist aber formal nicht nötig, hier ist vom Kpt. eine individuelle Abwägung der Situation zu treffen.
 

FlyingT

Erfahrenes Mitglied
17.11.2010
2.777
0
@HB-JHA

Durchsuche mal das mucforum.com

Dort wurde eine ähnliche Frage auch schon mal gestellt und von einem Piloten ausführlich beantwortet.


In aller Kürze, sehr stark vereinfacht, so ich es richtig in Erinnerung habe:

Man muss nicht zwingend mit vollem Schub auf möglichst kurzer Strecke starten.
Es scheint durchaus iO zu sein, wenn man sich etwas mehr Strecke gönnt.
Analog sieht es bei der Landung aus.
Nicht immer wird Reverse-Schub gegeben, so genug Piste vor einem liegt.
Derart wird wohl das Material geschont.

Was die Entscheidungsgrundlage des Captains ist, entzieht sich meiner Kenntnis.
Es besteht aber offensichtlich ein ordentlicher Spielraum in der Frage, wann wirklich abgehoben wird. Resp. mit wie viel Schub bei welcher Beladung von welcher Zuwegung gestartet wird.

Ich hatte erst vor kurzem in MUC das Vergnügen mit einer rappelvollen LO E190.
Die Crew ist schon nach einem Drittel der Bahn eingebogen, hat monstermäßig Schub gegeben und am Ende der Bahn hatten wir schon einige hundert Meter Abstand zum Boden.
Auf der anderen Seite hat eine 738 von PS in KBP, fast komplett leer, sich vor zwei Wochen sehr gemächlich über 2km Runway gegönnt um ganz langsam rotierend in den Himmel zu starten (ihr wisst, wie eine 738 Gas geben kann).
 

MATAirways

Erfahrenes Mitglied
28.05.2011
848
0
Zum Teil wird der Intersection T/O ja auch Rollwegbedingt durchgeführt. Siehe FRA Startbahn 18 durch T2 Airlines.
 

foxyankee

Pilotendompteur
20.04.2009
3.667
736
Großherzogtum
Das heißt "Kindergarten" - scheint wohl wie der Feldsalat oder das Radler zu sein und je nach dem wer drüber spricht hat ein und das selbe Ding verscheidene Namen :)

Und zum Thema:
Da gibt es eben auch Maximierer unter den Piloten:
Die zahlen die ganze Bahn - also nutzen sie auch die ganze Bahn! Logisch, oder?
Ihr geht ja auch nicht in eine Lounge und konsumiert nichts :)
 

CitationCJ

Reguläres Mitglied
05.02.2012
82
1
ZRH
Gestern Abend habe ich mich das Selbe gefragt:
LX1075 FRA-ZRH ca. 40 min verspätet. Wir sind dann bis ans Ende der 07C, dann dort static take-off (Startschub gegen gesetzte Bremsen) um dann nach ca. 1/3 der Bahn in die Luft zu steigen?
Vielleicht hatte es auch mit dem Verkehrsaufkommen zu tun, aber es gab noch einige freie Intersections.

Es grüesli