Artikel im 'The New Yorker' - warum Airlines einen leiden lassen

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CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.137
2.863
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In der aktuellen Ausgabe 'The New Yorker' gibt es einen interessanten Artikel (Englisch), warum die Airlines (allen voran die Legacy Carrier), den Service immer weiter zusammen streichen und die Flugreisen immer nerviger werden.

Why Airlines Want to Make You Suffer

Zusammengefasst: weil die Airlines mit Zusatzentgelten jeglicher Art mittlerweile so viel verdienen, wird das Basisprodukt immer schlechter und auch unangenehmer gemacht, so dass der Leidensdruck auf die Passagiere steigt, damit diese die Zusatzleistungen auch zu kaufen.

Ein interessanter Gedanke, der sicherlich eine grosse Rolle bei entsprechenden Produktentscheidungen spielt. Ist in den USA sicher schon relativ weit gediehen, aber wie immer in der Luftfahrt, wird das alles auch zeitverzoegert bei uns in Europa ankommen.

Mit Vielflieger Status/ in den besseren Klassen kann man dem natuerlich etwas entkommen, aber irgendwie traurig, dass die reine Basisleistung damit eigentlich wertlos wird...

Gruss, Carsten
 

chillhumter

Erfahrenes Mitglied
16.11.2014
4.785
2
DUS/BKK/MNL
Ich finde das absolut den richtigen Weg, vorausgesetzt das Basisprodukt ist dann auch entsprechend günstig.
Ich ärgere mich jedesmal das ich den ganzen überflüssigen Schnickschnack den ich nicht brauche mitbezahlen muss

Alle Leistungen wegrationalisieren aber den Preis nicht senken ist natürlich schei...
 

CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
3.137
2.863
Ich finde das absolut den richtigen Weg, vorausgesetzt das Basisprodukt ist dann auch entsprechend günstig.
Ich ärgere mich jedesmal das ich den ganzen überflüssigen Schnickschnack den ich nicht brauche mitbezahlen muss

Alle Leistungen wegrationalisieren aber den Preis nicht senken ist natürlich schei...

Es nicht nur darum, Leistungen wegzurationalisieren, sondern darum, das Basisprodukt unangenehm zu machen. Also z.B. die Bins kleiner machen, damit man sein Handgepaeck nicht mehr unterbringt, wenn man als einer der Letzen einsteigt (und somit animiert wird, entweder Priority Boarding zu kaufen oder Gepaeck aufzugeben). Beim Check-In keine Sitzauswahl zu zulassen, es sei denn man bezahlt dafuer. Usw.

Das sind alles Dinge, die nichts mit Kosteneinsparung zu tun haben. Der Flugbetrieb wird dadurch kein bisschen guenstiger. Da geht es nur darum, die entsprechenden Kaufoptionen zu promoten.

Wenn es in diese Richtung geht, macht das Baukastensystem keinen Spass mehr.

Carsten
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.118
9.333
Genau genommen handelt es sich bei dem Artikel um eine Kritik an Investmentbankern, weil diese das Prinzip der billigen, abschreckenden Basisleistung plus eine Reihe von schmerzlindernden aufpreisigen Services zum alleingültigen Erfolgsprinzip in der Luftfahrtindustrie erklärt haben und wer nicht danach handelt, der handelt vermeintlich falsch.

Das ist jedoch für Fachkundige keine neue Erkenntnis. Investmentbanker haben nicht nur keinerlei Ahnung, was ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht. Das geht den meisten Menschen so. Nur denken Investmentbanker, sie wüssten durchaus, woran man ein erfolgreiches Unternehmen erkennt und sie besitzen die Macht, Unternehmen erheblich zu beeinflussen. Sie missionieren nach den falschen Grundsätzen.

Der Grund dafür ist, dass Investmentbanker immer kurzfristig orientiert sind, während erfolgreiche Unternehmen immer langfristig denken müssen. Die kurzfristige und die langfristige Orientierung stehen im Widerspruch zueinander. Sinnvolle Unternehmensführung beeinhaltet einen sinnvollen Kompromiss zwischen kurz- und langfristig und sinnvoll bedeutet i. d. R. die deutliche Übergewichtung der langfristigen Komponente.

Die Auswirkung auf die Luftfahrtindustrie bestehen dabei nicht nur im aufgeführten Phänomen. Noch früher setzt der Kostendruck bei den Unternehmen an, die für ihre Mitarbeiter Flüge einkaufen. Nachdem sich die Luftfahrtindustrie weitere Kundenschichten im Verbrauchermarkt mit Billigsegmenten nach unten hin erschlossen hatte, führte der durch die gewerbliche Kunden ausgeübte Kostendruck und dem einhergehenden Reduzieren der mit gewerblichen Kunden generierten überhöhten Deckungsbeiträge zu einer Schieflage in der Kalkulation. Wie man diese Schieflage behebt, daran basteln die meisten Airlines heute noch.
 
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CarstenS

Erfahrenes Mitglied
08.09.2012
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Genau genommen handelt es sich bei dem Artikel um eine Kritik an Investmentbankern, weil diese das Prinzip der billigen, abschreckenden Basisleistung plus eine Reihe von schmerzlindernden aufpreisigen Services zum alleingültigen Erfolgsprinzip in der Luftfahrtindustrie erklärt haben und wer nicht danach handelt, der handelt vermeintlich falsch.

Das ist jedoch für Fachkundige keine neue Erkenntnis. Investmentbanker haben nicht nur keinerlei Ahnung, was ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht. Das geht den meisten Menschen so. Nur denken Investmentbanker, sie wüssten durchaus, woran man ein erfolgreiches Unternehmen erkennt und sie besitzen die Macht, Unternehmen erheblich zu beeinflussen. Sie missionieren nach den falschen Grundsätzen.

Der Grund dafür ist, dass Investmentbanker immer kurzfristig orientiert sind, während erfolgreiche Unternehmen immer langfristig denken müssen. Die kurzfristige und die langfristige Orientierung stehen im Widerspruch zueinander. Sinnvolle Unternehmensführung beeinhaltet einen sinnvollen Kompromiss zwischen kurz- und langfristig und sinnvoll bedeutet i. d. R. die deutliche Übergewichtung der langfristigen Komponente.

Die Auswirkung auf die Luftfahrtindustrie bestehen dabei nicht nur im aufgeführten Phänomen. Noch früher setzt der Kostendruck bei den Unternehmen an, die für ihre Mitarbeiter Flüge einkaufen. Nachdem sich die Luftfahrtindustrie weitere Kundenschichten im Verbrauchermarkt mit Billigsegmenten nach unten hin erschlossen hatte, führte der durch die gewerbliche Kunden ausgeübte Kostendruck und dem einhergehenden Reduzieren der mit gewerblichen Kunden generierten überhöhten Deckungsbeiträge zu einer Schieflage in der Kalkulation. Wie man diese Schieflage behebt, daran basteln die meisten Airlines heute noch.

Daran habe ich auch schon gedacht - wie ueblich, wenn etwas in den Fokus der BWL und Finanzheinis geraet, ist es am Ende kaputt... aber sie haben ihren persoenlichen Schnitt gemacht...
Entwicklungen wie diese machen es nett nicht leicht, den Glauben an unser Wirtschaftssystem zu behalten.
 

FRALONFRALON

Erfahrenes Mitglied
10.10.2013
1.141
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Genau genommen handelt es sich bei dem Artikel um eine Kritik an Investmentbankern, weil diese das Prinzip der billigen, abschreckenden Basisleistung plus eine Reihe von schmerzlindernden aufpreisigen Services zum alleingültigen Erfolgsprinzip in der Luftfahrtindustrie erklärt haben und wer nicht danach handelt, der handelt vermeintlich falsch.

Das ist jedoch für Fachkundige keine neue Erkenntnis. Investmentbanker haben nicht nur keinerlei Ahnung, was ein erfolgreiches Unternehmen ausmacht. Das geht den meisten Menschen so. Nur denken Investmentbanker, sie wüssten durchaus, woran man ein erfolgreiches Unternehmen erkennt und sie besitzen die Macht, Unternehmen erheblich zu beeinflussen. Sie missionieren nach den falschen Grundsätzen.

Der Grund dafür ist, dass Investmentbanker immer kurzfristig orientiert sind, während erfolgreiche Unternehmen immer langfristig denken müssen. Die kurzfristige und die langfristige Orientierung stehen im Widerspruch zueinander. Sinnvolle Unternehmensführung beeinhaltet einen sinnvollen Kompromiss zwischen kurz- und langfristig und sinnvoll bedeutet i. d. R. die deutliche Übergewichtung der langfristigen Komponente.

Ich bin Investmentbanker, und fast alles was du in diesem Beitrag schreibst ist grober Unfug den du aus einem Leitartikel in der taz abgeschrieben hast.
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
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Ich bin Investmentbanker, und fast alles was du in diesem Beitrag schreibst ist grober Unfug den du aus einem Leitartikel in der taz abgeschrieben hast.

Nein, er basiert auf persönliche Erfahrungen und den persönlichen Erfahrungen von Geschäftsfreunden. Es gibt eine Reihe von vermeintlichen Wahrheiten von Investmentbankern, die galten und gelten ohne je richtig gewesen zu sein. Bedingungsloses Fixieren auf Headcount, Offshoring oder Emerging Markets gehören dazu.

Die taz lese ich übrigens nicht einmal aus Versehen. Ich besitze eine durchweg leistungsorientierte Einstellung. Investmentbanking ist für mich jedoch keine Leistung, sondern eine Mischung aus Asozialität und Zockerei. Und da beim Zocken die einen verlieren und die anderen gewinnen, bleibt unter dem Strich die Asozialität als eigentliche Konstante. Im Gegensatz zu Gordon Gekko halte ich die Gier für keine gute Hauptmotivation.

Was mich vor allem daran ärgert ist, dass man als unternehmerischer Mensch mit dem Investmentbankern in eine Schublade gesteckt wird und das ganze dann das Etikett neoliberal oder ähnliches verpasst bekommt. Tatsache ist, dass Investmentbanker keine Unternehmer sind, sondern die natürlichen Feinde derselben. Ohne Unternehmer befänden wir uns in der Steinzeit. Investmentbanker sind dagegen ein optionales Übel.
 
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FRALONFRALON

Erfahrenes Mitglied
10.10.2013
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Nein, er basiert auf persönliche Erfahrungen und den persönlichen Erfahrungen von Geschäftsfreunden. Es gibt eine Reihe von vermeintlichen Wahrheiten von Investmentbankern, die galten und gelten ohne je richtig gewesen zu sein. Bedingungsloses Fixieren auf Headcount, Offshoring oder Emerging Markets gehören dazu.

Die taz lese ich übrigens nicht einmal aus Versehen. Ich besitze eine durchweg leistungsorientierte Einstellung. Investmentbanking ist für mich jedoch keine Leistung, sondern eine Mischung aus Asozialität und Zockerei. Und da beim Zocken die einen verlieren und die anderen gewinnen, bleibt unter dem Strich die Asozialität als eigentliche Konstante. Im Gegensatz zu Gordon Gekko halte ich die Gier für keine gute Hauptmotivation.

Was mich vor allem daran ärgert ist, dass man als unternehmerischer Mensch mit dem Investmentbankern in eine Schublade gesteckt wird und das ganze dann das Etikett neoliberal oder ähnliches verpasst bekommt. Tatsache ist, dass Investmentbanker keine Unternehmer sind, sondern die natürlichen Feinde derselben. Ohne Unternehmer befänden wir uns in der Steinzeit. Investmentbanker sind dagegen ein optionales Übel.

Koennen wir bitte einen separaten Thread bekommen, in dem du deine unfundierten Vorurteile ueber Investmentbanker aufschreibst und ich sie widerlegen kann?

Zunaechst mal vermischst du unterschiedliche Bereiche in einer Investmenbank, die nix miteinander zu tun haben. Research mit Banking und Trading. Bankenseite mit Investorenseite.

Welchen Bereich einer Investmentbank meinst du, wenn du eine Mischung aus "Asozialitaet und Zockerei" konstatierst? Ein Researchanalyst, der seine Meinung aufschreibt (z.B. dass ein Unternehmen mit dem Geld das es zur Verfuegung gestellt bekommt, auch ordentlich wirtschaften und Rendite verdienen sollte) und publiziert? Einen Banker, der strukturierte Finanzierungen auflegt? Ein M&A Guy (so wie ich einer bin), der seine Kunden bei Transaktionen beraet? Einen Haendler, der im Kundenauftrag Wertpapiere handelt oder einer der auf das Buch der Bank handelt (so es das noch gibt)?

Investmentbanken bieten Kunden Zugang zum Kapitalmarkt. Machen Maerkte effizient. Besorgen Geld am Kapitalmarkt dass Kunden ihr Unternehmen entwickeln koennen. Natuerlich gibt es auch in Investmentbanken Betrueger und Maximierer ihres persoenlichen Accounts (die einzige in Deutschland wird von einem solchen geleitet), aber dies ist sicherlich nicht die Mehrzahl.

As an aside:
Du zitierst Gordon Gekko, hast aber offensichtlich ausser Greed is Good nicht mehr von dieser Rede bei der HV von Teldar Paper gesehen. Einen Grossteil der Rede wuerde wohl sogar Gregor Gysi unterschreiben:

Gordon Gekko: [at the Teldar Paper stockholder's meeting] Well, I appreciate the opportunity you're giving me Mr. Cromwell as the single largest shareholder in Teldar Paper, to speak. Well, ladies and gentlemen we're not here to indulge in fantasy but in political and economic reality. America, America has become a second-rate power. Its trade deficit and its fiscal deficit are at nightmare proportions. Now, in the days of the free market when our country was a top industrial power, there was accountability to the stockholder. The Carnegies, the Mellons, the men that built this great industrial empire, made sure of it because it was their money at stake. Today, management has no stake in the company! All together, these men sitting up here own less than three percent of the company. And where does Mr. Cromwell put his million-dollar salary? Not in Teldar stock; he owns less than one percent. You own the company. That's right, you, the stockholder. And you are all being royally screwed over by these, these bureaucrats, with their luncheons, their hunting and fishing trips, their corporate jets and golden parachutes.

Cromwell: This is an outrage! You're out of line Gekko!

Gordon Gekko: Teldar Paper, Mr. Cromwell, Teldar Paper has 33 different vice presidents each earning over 200 thousand dollars a year. Now, I have spent the last two months analyzing what all these guys do, and I still can't figure it out. One thing I do know is that our paper company lost 110 million dollars last year, and I'll bet that half of that was spent in all the paperwork going back and forth between all these vice presidents. The new law of evolution in corporate America seems to be survival of the unfittest. Well, in my book you either do it right or you get eliminated. In the last seven deals that I've been involved with, there were 2.5 million stockholders who have made a pretax profit of 12 billion dollars. Thank you. I am not a destroyer of companies. I am a liberator of them! The point is, ladies and gentleman, that greed, for lack of a better word, is good. Greed is right, greed works. Greed clarifies, cuts through, and captures the essence of the evolutionary spirit. Greed, in all of its forms; greed for life, for money, for love, knowledge has marked the upward surge of mankind. And greed, you mark my words, will not only save Teldar Paper, but that other malfunctioning corporation called the USA. Thank you very much.
 

thbe

Erfahrenes Mitglied
27.06.2013
9.118
9.333
Nein, nach der Denke von Gregor Gysi sollten alle Mitarbeiter Vice Presidents sein. Mindestens.

Und die Grundfunktion des Zugangs zum Kapitalmarkt steht schon lange nicht mehr im Fokus des Investmentbankings. Es geht dort um persönliche Bereicherung. Das wäre an sich noch OK, doch das Maximieren der persönlichen Bereicherung führt automatisch zu einer kurzfristigen Orientierung. Kurzfristige Orientierung schafft jedoch keine Effizienz. Es führt immer (!!!) zu einer Schieflage zuungunsten der langfristigen Orientierung mit allen entsprechenden Nachteilen und Ineffizienzen.

Die Investmentbanker, die ich meine, sind diejenigen, die Unternehmen direkt oder indirekt Vorgaben geben, wie diese handeln sollen. Entsprechend dem Artikel, um den es hier geht. Da ist eine Airline erfolgreich, ohne dass sie ihre billigen Kernleistung abschreckend gestaltet und dann durch Zusatzleistungen den fehlenden Umsatz einfährt. Das muss dann kritisiert werden, weil der Erfolg ja noch größer sein könnte, wenn man eben auf die Billig-anbieten-und-teuer-abzocken-Variante umstellt. Das ist kurzfristig sogar wahr, nur eben spätestens langfristig ein Griff ins Klo.

Ich halte es nicht für ungerecht, solches Fehlverhalten allgemein beim Investmentbanking zu verorten, da eine Zuordnung zu einzelnen Rollen nicht eindeutig ist. M&A-Leute betreiben die Missionierung mit Hilfe solcher auf vollkommener Unkenntnis von tatsächlich erfolgreichen unternehmerischen Handelns basierende Möchtegernwahrheiten wie andere Rollen auch. Zukünftiger Erfolg von Unternehmen lässt sich nun einmal nicht in standardisierten Excel-Tabellen erfassen.
 

Mituns

Aktives Mitglied
26.11.2014
113
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Ok, lassen wir das Investmentbanker-Bashen mal weg, gibt immer so'ne und solche. Ich würde das Problem sogar weiter fassen und alle Berater und das Schwarz-Weiß-Denken vieler Manager einbeziehen. Es wird zum Glück viel im Bereich BWL geforscht und geschrieben, oft in Form von Modellen beschrieben und dann und wann wird dann ein solches Modell zum neuen 'Renner' erkoren und von vielen dann als alleinig richtig und unbedingt zu befolgen angesehen. Schützt vor eigenem Nachdenken und Entscheiden, man kann immer drauf verweisen, dass man den neuesten Erkenntnissen gefolgt ist, wenn es schief geht hat keiner Schuld.

einer dieser Trends der letzten Jahre sind diese neuen Preismodelle. Immer drei Preisgruppen anbieten, Basic, Basic Plus und Premium. Theorie dahinter der Mensch tendiert zur Mitte bei allen Entscheidungen.
D.h. Basic-Plus ist meist das, was man eigentlich verkaufen will.

und immer Optionen anbieten, dann hat der Kunde das Gefühl er hat entscheidungsmacht und bekommt genau das was er will. Und dann immer versuchen über nachträgliche Optionen zu verdienen, wenn ein Kunde sich erstmal grundsätzlich für ein Produkt entschieden hat, ist er eher bereit 'jetzt auch noch das und das zu nehmen'.

soweit kurz und vereinfacht zusammengefasst.

das lässt sich auch alles psychologisch belegen. Spiegelt aber trotzdem nie die volle Lebenswirklichkeit. Kunden (Menschen insgesamt) entscheiden zwar viel aus dem Bauch heraus, aber trotzdem viel mehr mit Auswahl und Wissen als viele der Preissteuerungs-Gurus wahrhaben wollen.
 

Worldwide

Erfahrenes Mitglied
08.07.2013
801
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thbe, meinst du nicht neben Investmentbanking - die für die Kapitalseite von den Unternehmern Kurzfristorientierung einforderten - vor allem auch die Unternehmensberatungen ("Consultants", wie wir hier im Forum ja offenbar vor einiger Zeit auch mal einen hatten), die derartiges an die Unternehmen herantrügen und im nächsten Schritt sich selber bzw. Ihresgleichen die Posten im Management zuschusterten?

Mag sein, dass es da schwarze Schafe gibt. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es wirklichen Bedarf gibt, verkrustete Strukturen auf Effizienz zu trimmen. Sei es von der Kapitalseite aus oder von Beratern.

Gefährlicher finde ich in unserem Wirtschaftssystem die immer größere Masse an "Verwaltungstätigkeiten" und unproduktiver Arbeit. Das schließt für mich gar nicht mal in erster Linie den Staat ein, sondern vor allem das System aus Wirtschaftsprüfungen, Steuerberatungen, Insolvenzverwaltungen oder Juristen aller Art. Im Kern sinnvoll, aber in der Realtität drehen sich diese Tätigkeiten um sich selbst, darum von deren eigenen Lobbygruppen durchgesetzte "Standards" und Vorschriften erst in der Realwirtschaft verpflichtend einzuführen und dann teuer zu überprüfen/regulieren/umzusetzen/auszuarbeiten. Einen großen Teil davon könnte man ersatzlos streichen und damit den Personalbedarf und die Gebühren dieser Berufstände drastisch herunterfahren. Dazu der kosten- und personalmäßige Aufwand dafür in den Unternehmen selber. Das gilt für überbordende Verwaltungen im öffentlichen Dienst natürlich genauso, wo ebenfalls einiges ersatzlos gestrichen werden könnte.

Ganz abgesehen von den auf der Wirtschaft lastenden Gebühren und Kosten für diese Pflichtdienstleistungen: Spätestens wenn der Fachkräftemangel signifikanter sichtbar wird, wird genau dieses in diesen Aufgaben gebundene Personal fehlen, die wirklich produktiven Aufgaben noch wachstumstark erfüllen zu können. Diese beiden Faktoren kosten bares Geld, messbares Bruttoinlandsprodukt und direkte Wirtschaftsleistung. Denn selbst wenn diese Läden selber auch Gewinne schreiben, wäre das Geld bei den Unternehmen selber volkswirtschaftlich produktiver angelegt.
 
Zuletzt bearbeitet:

FRALONFRALON

Erfahrenes Mitglied
10.10.2013
1.141
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LON
Und die Grundfunktion des Zugangs zum Kapitalmarkt steht schon lange nicht mehr im Fokus des Investmentbankings. Es geht dort um persönliche Bereicherung.

Bullshit. Wenn das so waere, haette unsere Investoren uns schon lange das Geld weggenommen.

Die Investmentbanker, die ich meine, sind diejenigen, die Unternehmen direkt oder indirekt Vorgaben geben, wie diese handeln sollen. Entsprechend dem Artikel, um den es hier geht. Da ist eine Airline erfolgreich, ohne dass sie ihre billigen Kernleistung abschreckend gestaltet und dann durch Zusatzleistungen den fehlenden Umsatz einfährt. Das muss dann kritisiert werden, weil der Erfolg ja noch größer sein könnte, wenn man eben auf die Billig-anbieten-und-teuer-abzocken-Variante umstellt. Das ist kurzfristig sogar wahr, nur eben spätestens langfristig ein Griff ins Klo.

Zunaechst einmal wollen wir uns verdeutlichen was es bedeutet, eine Aktie zu besitzen. Wenn du eine Aktie von Lufthansa kaufst, gehoert dir ein Teil von Lufthansa. Wenn du viele Aktien besitzt, gehoert dir ein grosser Teil von Lufthansa. Deshalb hat das Management das zu tun, was die Aktionaere (Eigentuemer) des Unternehmens wollen.

"Investmentbanken" in deiner Lingo, Research-Analysten in meiner, machen nichts anderes, als das Unternehmen zu analysieren, zu vergleichen und zu ueberlegen, wie das Unternehmen besser sein koennte (d.h. mehr Geld verdienen koennte). Wenn die Eigentuemer das wollen, richten sie sich danach und kaufen / verkaufen entsprechend, wenn sie das nicht wollen, nicht. Manchen Aktionaeren ist es wichtiger, dass das Unternehmen sozial verantwortlich handelt, manchen Aktionaeren, dass deutsche Unternehmen gestuetzt werden, manchen Aktionaeren dass viel Geld verdient wird.

Niemand zwingt einen Unternehmer, Anteile oder gar die Mehrheit an seinem Unternehmen am Kapitalmarkt zu verkaufen. Wenn man das aber tut, hat man sich nach dem Markt zu richten. Denn der ist dann Eigentuemer.

Ich halte es nicht für ungerecht, solches Fehlverhalten allgemein beim Investmentbanking zu verorten, da eine Zuordnung zu einzelnen Rollen nicht eindeutig ist. M&A-Leute betreiben die Missionierung mit Hilfe solcher auf vollkommener Unkenntnis von tatsächlich erfolgreichen unternehmerischen Handelns basierende Möchtegernwahrheiten wie andere Rollen auch. Zukünftiger Erfolg von Unternehmen lässt sich nun einmal nicht in standardisierten Excel-Tabellen erfassen.

Ich missioniere ueberhaupt nichts. Ich vertreibe auch keine Moechtegernwahrheiten. Ich biete meinen Kunden die Unterstuetzung bei komplexen Transaktionen an und bekomme dafuer ein Beratungshonorar. Die Entscheidung zu der Transaktion faellt immer der Kunde. So aehnlich wenn du zum Baecker gehst und ein Broetchen kaufst. Zwingt dich ja auch keiner dazu es zu tun, du weisst vorher was es kostet, und wenn du eines moechtest musst du auch dafuer bezahlen.