Hier mal wieder das Update, was man weiß und was man nicht weiß.
Was man weiß:
Es ist offensichtlich, daß die Maschine im Anflug ca. 1000m vor der Bahn und -wichtig- ca. 200m rechts von der Bahn ausgeschlagen ist. Auf dem folgenden Foto ist die Absturzstelle eingezeichnet worden:
Es ist ebenfalls offensichtlich, daß es sich NICHT um einen "normalen" CFIT (controlled flight into terrain) oder Stall-Unfall (nicht ausreichende Geschwindigkeit, Absriß der Strömung, Fallen wie ein Stein) gehandelt hat. Bei einem CFIT oder Stall aus geringer Höhe wie hier und mit für den Endanflug gesetzter Geschwindigkeit entstehen geöhnlich nicht solche Kräfte, daß das Flugzeug in DIN-A-4 große Teile zerrissen wird.
Vergleich Stall-Unfall TK/AMS
und nun 8B/TIP:
Dies legt nahe, daß die Afriqyah Maschine nicht geradeaus im Anflugwinkel in den Boden geflogen wurde sondern etws anderes passiert ist.
Was man nicht weiß:
Warum flog die Maschine auf die 09 und nicht auf die besser geeignete 27 an. "Besser geeignet" daher, weil man dann
a) keinen Rückenwind gehabt hätte
b) man ein (egal ob schlecht oder nicht, besser als NDB) ILS gehabt hätte
c) Man nicht direkt in die tief stehende aufgehende Sonne angeflogen wäre
Und was man eben auch nicht weiß: Wie ist diese offensichtlich extreme Aufprallenergie entstanden, ohne die es wie bei der TK in AMS doch wahrscheinlich deutlich mehr Überlebende gegeben hätte?
Dies sind die Fragen, die sich stellen und denen eine Untersuchung auf den Grund gehen muß.
Eine von vielen technisch nicht abwägigen Möglichkeiten ist die folgende:
1) Die unabhängig von diesem Unfall nicht besonders gute Flusicherung in TIP weist aus Bequemlichkeit Bahn 09 statt der objektiv in allen Belangen besseren 27 zu. Hierzu gibt es ausreichend belegte Beispiele. Grund hierfür: Man will nicht in die Sonne gucken - dann sollen doch lieber die Piloten in die Sonne gucken! (Nein, das habe ich mir nicht ausgedacht, das ist offensichtlich normal dort!)
2) Beim Non-Precision Approach werden Fehler gemacht, die sich erst sehr spät im Finla zeigen - man ist zu weit rechts. Statt nun geradeaus durchzustarten versucht der Pilot dicht über dem Boden einen "Swingover" mit starker Flügelneigung nach links. Die Tragflächenspitze vergräbt sich in den Boden und die Maschine geht radschlagend zu Boden. Dies würe z.B. erklären, warum das einigermaßen intakte Heckteil gegen die Flugrichtung liegt.
Ein Captain im pprune erklärt das wie folgt:
Who hasn't got to minimums off a NPA (Anmerk: Non-Precision Approach), landing into the sun, early morning, called visual with the runway but not the PAPI (Anmerk: Gleitwinkellichter am Boden) as you can't see it for the bright assed light shining in your eyes (Anmerk: Sonne), only to find in a few more seconds you are visual with what looked like the runway!
It's not the runway you're looking at but a road...Sharjah's runway 12 was a case in point. VOR, now an ILS. Early morning fog. Same deal. Happens. Happened. May have happened here.
If the Captain realised and tried banking left for the actual runway instead of going around, straight ahead, full power...it could happen very quickly. Bit of speculation, true, and I wasn't there. Somehow it went all wrong, that's for sure.
The crash site looks, the road, the alignment...it looks conspicuous. This is not dragging their asses through the mud. They didn't wake up and think "oh gee, today's the day for me to plough in." I know that. But that they did. Lot of people died as a result.