Ich verstehe nicht, warum hier so viele eine Moralkomponente in den Tarifstreit bringen wollen. Piloten verdienen sehr gut und das ist auch gut so. Und es ist völlig verständlich, dass sie nicht freiwillig und widerstandslos diesen Besitzstand aufgeben wollen. Im Unterschied zu anderen Berufsgruppen haben sie auch eine gewisse Machtposition im Unternehmen weil sie den Laden mit relativ wenig Aufwand lahm legen können. Das kann man nun gut finden oder nicht. Es ist einfach so.
Und vor allem: Es geht mich als Außenstehenden nichts an.
Dies ändert sich allerdings genau dann, wenn ich als Außenstehender in diesen Streit hineingezogen werde. Wenn ich als Geisel dienen soll, steht mir auch eine Meinung zu. Das hat dann aber nichts mit Moral oder Neid zu tun, sondern schlicht mit der Frage, inwiefern ich die Angemessenheit der Mittel nachvollziehen kann. (ist also völlig subjektiv, was auch die Endlos-Diskussions-Loops hietr erklärt).
Und da liegt das Problem:
Die Bereitschaft vieler, sich der Besitzstandswahrung einiger Weniger verpflichtet zu sehen, ist verständlicherweise nicht sehr hoch. Um so mehr, wenn es so aussieht, als scheitere die Lösung am Einigungswillen einer der Parteien. Und letzteres kann man sehr gut damit begründen, dass zur gleichen Zeit mehrere andere Berufsgruppen desselben Unternehmens sich mit dem selben Vorstand einigen konnten.
Das ist zwar kein Beweis, aber ein deutliches Indiz.
Wenn VC also mehr Unterstützung für ihre Positionen sucht (was ich bezweifele), sollte sie dort ansetzen. Wieso können andere solche Konflikte lösen aber die Piloten nicht? Und in dem Zusammenhang kommt eben der Verdacht auf, dass es eben gar nicht um Tariffragen geht, sondern VC sich als eine Art Schattenvorstand betrachtet, und versucht, über das Tarifrecht in Bereiche der Unternehmensführung einzugreifen, die dem Vorstand vorbehalten sind.