Das hehre Gerede von Presse und Moral ist gut und schön, allerdings auch realitätsfremd.
Die Realität, um beim obigen Beispiel zu bleiben, sieht so aus: Ein Interview mit einem Hollywoodstar bringt dem Autor in einer regionalen Tageszeitung oder einer Website ca. 20-50 EUR Umsatz. Diese Umsatz deckt das Honorar und sämtliche Auslagen ab, die der Autor für die Erstellung des Interviews zu leisten hat, also die Anreise zum Interviewort, das Interview, das Transkribieren, das Übersetzen und das Schreiben und Übermitteln des fertigen Artikels.
Damit also überhaupt ein Journalist von "außerhalb" erscheint, müssen die Organisatoren eines Interviewtags nicht nur den Stars ihre Privatjets, Entourage, Hoteletagen, Limousinen etc. bezahlen, sondern auch den Journalisten ihren Flug in Economy sowie Snacks und Getränke. In der Regel schicken die Redaktionen ja mittellose Praktikanten, Volontäre oder Freelancer, da sie es sich nicht leisten wollen, wegen eines solchen Interviews auf einen fest angestellten Redakteur mehrere Stunden oder gar einen ganzen Tag lang zu verzichten.
Korrekter wäre es natürlich, wenn so ein Interview dem Autor pro Veröffentlichung mindestens 1000 EUR einbringen und jeder Journalist sämtliche Ausgaben selber tragen oder an die Redaktion zu Erstattung weitergeben könnte. Dann müsste man allerdings sämtliche kostenlosen Nachrichtenseiten im Internet schließen, der Abruf eines einzelnen Textes würde dann wohl zwischen 2 und 5 EUR kosten müssen - oder auch mehr. Auch die Preise von Tageszeitungen und Zeitschriften müssten sich über Nacht vervielfachen, die Rundfunkgebühren natürlich ebenfalls.
Seltsamerweise aber wollen oft jene, die am lautesten nach "Moral" und "Unbestechlichkeit" der Presse schreien, ihre Nachrichten gerne umsonst haben - viele haben ja schon Schwierigkeiten, für kommerzielle Filme und Musik zu bezahlen, die sie aus dem Internet beziehen. Für ein Interview zum Film zahlen diese Leute dann erst Recht keinen einzigen Cent, heucheln jedoch scheinheilige Empörung, wenn jemand anderes für sie die Zeche zahlt.