So...ich will dann auch mal wieder einen Tripreport schreiben bzw. mal eine Zusammenfassung geben wie so ein Monat im Leben eines OBC aussehen kann.
Angefangen hatte ich ja Anfang des Jahres, die ersten Anfragen und Aufträge kamen dann sehr sporadisch, aber ich hatte glücklicherweise doch immer einen pro Monat. Ab Juli sollte sich das aber drastisch ändern und mittlerweile bin ich schon fast froh, wenn mal kein Auftrag zustande kommt. Also, dann mal eine kurze Zusammenfassung der Aufträge der letzten zwei Monate. Fokus soll hierbei mehr auf dem Job liegen, weniger auf dem privat erlebten. Wird also auch eher weniger Bilder geben.
#1
FRA-STR-FRA
FRA-IAH-MTY-ORD-FRA
Auftrag kam diesmal von einer amerikanischen Firma, die mich erst zwei Tage zuvor kontaktiert hat. Hätte eigentlich nicht gedacht, dass da jemals was draus wird, aber ich hatte ja eh nichts zu verlieren, also habe ich mal meine Daten weitergegeben. Und siehe da keine 48h spätee kam freitagnachts per Whattsapp die Anfrage ob ich verfügbar wäre. Es ging dann auch alles sehr schnell und ich wurde förmlich überrumpelt, die Tickets waren gebucht noch bevor die Frage nach der Vergütung aufkam. Ich hatte da auch einiges an Vorbehalten und fragte mich, worauf ich mich da bloss eingelassen hatte. Aber völlig zu Unrecht! Die Zusammenarbeit war sehr professionell und angenehm, auch die Frage nach der Vergütung war schnell geklärt. Man fragte einfach, wie viel ich denn für den HC berechne. Ich habe dann bisschen gepokert und mehr angesetzt als normalerweise üblich, wurde dann aber nach kurzer Rücksprache akzeptiert.
Bevor es aber Richtung Mexiko ging, musste ich die Ware noch in der Nähe von STR abholen. Option war mit dem eigenen Auto oder Flug + Taxi. Ich wählte natürlich letzteres und nahm den ersten Flieger nach Stuttgart. Bei der Firma gab es erstmal Verwirrung, mein Kontakt hat sich ausgerechnet heute krank gemeldet und der Stellvertreter ging noch davon aus, dass die Sendung per Fedex verschickt wird und wollte dann erstmal geklärt haben wer denn die Kosten für den Kurier übernimmt. Viel Zeit bis zum Rückflug nach FRA blieb natürlich auch nicht. Glücklicherweise hat der Abteilungsleiter dann die E-Mail aus Mexiko gefunden, wo der Kunde dort den OBC Service bestätigt.
Also ins Taxi und zurück zum Flughafen. Allerdings mal wieder umsonst gehetzt, da der Flug nach FRA verspätet ist. Was wiederrum den Flug nach IAH in Gefahr gebracht hat. Also in Frankfurt dann wieder schön am rennen. Check-in, Zoll und pünktlich zum Boarding am Gate. Unterwegs noch einen befreundeten Kurier getroffen, der am Flughafen arbeitet.
Rest verlief dann reibungslos, hat sich allerdings sehr gezogen. Zumal ich schon fast 48h auf den Beinen war. Gegen Mitternacht bin ich dann in MTY gelandet. Schnell selbstverzollt, dann dem Empfänger übergeben, der mich noch netterweise in mein Hotel gefahren hat.
Bin dann ins Sheraton im Zentrum, wo es ein nettes Upgrade gab, war ein angenehmer Aufenthalt. Auch wenn das Hotel selbst, schon etwas in die Jahre gekommen ist. An dem Wochenende waren auch gerade die WM-Viertelfinals. Bin dann erstmal in die Stadt um Fußball zu gucken. Fündig bin ich aber nicht geworden, bisschen mehr Fußballbegeisterung hätte ich schon erwartet. Naja...dann halt in der Hotelbar geschaut, wo ich dann Juanmar kennengelernt habe. Juanmar ist eigentlich aus Mexico-City, arbeitet aber mittlerweile in Monterrey und hat die ersten Wochen noch im Sheraton gewohnt, so dass er immer wieder auf einen Drink reinschau. Wir haben uns dann schnell angefreundet und er hat mich direkt eingeladen am Abend mit ins Stadion zukommen. Los Rayados (CF Monterrey), die Gestreiften, spielen gegen den ruhmreichen FC Santos (ehemaliger Verein von Pelé und Neymar). Ist zwar nur ein Freundschaftsspiel, aber ich hatte eh nichts Anderes zu tun, also habe ich direkt zugesagt. Wir mussten dann erst noch die Dauerkarten bei einem Bekannten abholen, was zu einer schönen Stadtrundfahrt geführt hat. Monterrey ist übrigens für mexikanische Verhältnisse sehr wohlhabend und sicher. Den Rest der Zeit bis zum Anpfiff haben wir dann in einem Restaurant totgeschlagen.
Das Spiel selbst war eher langweilig (endete glaube ich mit 1:0 für Monterrey) und auch die Stimmung war eher mau, hätte da mehr erwartet. Durfte aber daran gelegen haben, dass das Stadion eine moderne Arena war, wie man sie auch hierzulande kennt und sich die Eintrittspreise auch auf europäischen Niveau bewegen. Sprich auch in Mexiko ist man nicht davon verschont geblieben, dass der Stadionbesuch mehr und mehr was für Besserverdienende wird. Dennoch ein cooles Erlebnis, auch wenn ich irgendwann mal eingepennt bin. Anpfiff war ja erst um 21:00 (also vier Uhr morgens deutscher Zeit) und da das erste WM-Spiel bereits um 09:00 Ortszeit war, hatten wir zu dem Zeitpunkt schon fast 12h durchgebechert. [emoji23] Meine Gastgeber hatten dann noch angeboten mich zum Feiern mitzunehmen. Habe ich aber dankend abgelehnt, so dass sie ich noch an meinem Hotel rausgelassen haben.
Nächsten Morgen ging es dann leicht verkatert heim.
#2
FRA-MUC-IAH-QRO-IAH-FRA
Am nächsten Wochenende kam schon wieder ein Auftrag nach Mexiko. Diesmal Querétaro. Und es sollte der, von seiten des Brokers aus, mit Abstand am besten organisierte und somit auch „langweiligste“ Auftrag werden. Um beim Umstieg in Houston keine Zollprobleme zu bekommen wurde ich extra über MUC gebucht, da so beide Segmente op by UA waren und das Gepäck bis nach QRO durchgecheckt werden konnte. Nach München selbst bin ich schon den Abend vorher geflogen, also auch sehr entspannt. Es lief auch alles reibungslos, in QRO hatte der Zoll schon alle Unterlagen und auch eine Kopie meines Reisepasses, so dass man mich direkt herausgewunken hat. Ich musste dann nur noch meinen Otto druntersetzen und die Ware wurde für den Kunden eingelagert, der sich dann um den Rest kümmert. Nach fünf Minuten war ich durch und bereits auf dem Weg ins Hotel. Es ging erst ins Hilton Doubletree, was ich nicht empfehlen kann, und dann noch für drei Nächte in ein unabhängiges Hotel am Stadtrand mit kleiner Gartenanlage und Poollandschaft, wo ich dann bis zum Rückflug in der Sonne relaxen konnte. Tagesausflüge gab es dann noch nach San Miguel de Allende und die Altstadt von Querétaro. Beides UNESCO Weltkulturerbe und in den Sommermonaten entsprechend stark von Touristen frequentiert. Alles in allem hat sich der Auftrag, einfach nur verdammt nach Urlaub angefühlt. [emoji41]
#3
FRA-BCN-FRA
Nach QRO hätte ich direkt im Anschluss nach MTY und ATL gekonnt, musste aber absagen, da am Wochenende eine Hochzeit anstand und drei Tage darauf auch ein Urlaub. Da kam es ganz gut, dass genau in die drei Tage ein Tagestripp nach BCN gefallen ist. Ein typisches OBC Ziel, wo ich schon mal einen Auftrag hin hatte und auch privat schon öfters war. Dementsprechend war ich auch glücklich, dass es morgens hin und abends wieder zurück geht. Spannend war nur die Abholung beim Kunden mitten in der Nacht, wo ich insgesamt acht Pakete übernommen habe. An der Wrappingststion konnte ich dann unter genauster Ausnutzung der Gewichts- und Umfangsgrenzen zwei Gepäckstücke daraus machen. Vier Pakete ergaben genau 23kg und rund 160cm im Gesamtumfang. Mit Öffnung der Schalter um 03:00 konnte ich die Sachen dann noch direkt einchecken, musste noch nicht mal zum Sperrgepäckschalter, und bin dann noch mal für drei Stunden ins Bett.
#4
FRA-CAI-KWI-CAI-FRA
Nach meinem Urlaub war erst mal drei Tage Funkstille, die erste Anfrage die kam, wurde dann aber auch bestätigt. Kuwait sollte es werden und damit mal wieder was „exotischeres“. Ware konnte ich direkt am Flughafen übernehmen. Was auch gut war, da genau an dem Tag, der Flughafen für mehrere Stunden wegen einer sicherheitslücke gesperrt war. Wovon ich erst vom Taxifahrer erfahren habe. Am Flughafen natürlich Chaos und überall lange Schlangen. Mein Flug war allerdings erst um 22:20, also glücklicherweise weniger stark betroffen und nur rund 1h verspätet. So dass wir gegen halb 12 kurz vor Schließung des Airports noch geradeso aus Frankfurt weggekommen sind. Verspätung war aber nicht weiter schlimm, da ich in Kairo eh fast 6h Layover hatte. Meine Firma hatte mir zwar angeboten für den Zeitraum ein Hotel zu stellen, aber da ich dafür ein- und ausreisen hätte müssen, habe ich mir stattdessen ein ruhiges Plätzchen in der Lounge gesucht. Nach KWI ging es dann mit EgyptAir. Ich hatte da keine besonderen Erwartungen. MS hat mich aber eines besseren belehrt und ein sehr ordentliches Produkt auf der Kurzstrecke geliefert, so dass ich dann doch froh war, dass auch das Leg nach FRA mit MS statt LH ist. Am Zoll in KWI gab es dann ein paar Komplikationen, letztendlich konnte ich aber durch den grünen Ausgang, da die Kuwaitis keinerlei Lust hatten heute was Anderes zu machen als die Leute durchzuwinken. Übergabe war dann direkt am Airport und ich konnte mit dem Taxi danach in mein Hotel.
In Kuwait waren es an die 50 Grad, so dass ich erstmal auf meinem Zimmer geblieben bin und etwas Schlaf nachgeholt habe. Am Abend ging es dann noch bisschen vor die Haustür. Es waren zwar immernoch an die 40 Grad, aber durch die geringe Luftfeuchtigkeit und den trockenen Wüstenwind, doch ganz gut aushaltbar. Viel zu sehen gab es allerdings in Kuwait nicht. ;-)
#5
DEU-USA-DEU
Der Vollständigkeit wegen, wollte ich den Auftrag nicht unerwähnt lassen. Wenn ich mich aber richtig erinnere, dann wurde ich beim ersten Briefing instruiert nicht in sozialen Medien zu posten. Insofern will ich mich da auch dran halten, wobei es eigentlich egal ist. Da dies mein erster und letzter Job für die Firma war. Will da aber auch nicht noch nachchtreten. Sache ist abgehakt und ich konzentriere mich wieder auf die Firmen mit denen die Zusammenarbeit Spaß macht.
Zu meinen Aufenthalt in den USA selbst, der war auch nicht so der Knaller und eher langweilig. Bin aber auch ehrlich gesagt kein USA-Fan. Vier Übernachtungen hatte ich vor Ort, die ich größtenteils für einen Roadtrip durch Michigan genutzt habe. Knapp 1000 Meilen auf der Straße kamen dabei rum. Zum Schluss ging es noch den letzten Tag nach Kanada, was mir ehrlich gesagt schon mehr zugesagt hat.
#6
FRA-MUC-IAD-CHS-IAD-FRA
Und das ist der aktuelle Auftrag und ich warte momentan auf den Rückflug nach Deutschland. Diesmal konnte ich auch ordentlich Schwitzen. Eigentlich sollte ich bereits am Freitagmorgen fliegen. Die Anfrage hierfür kam bereits am Abend davor, da ich aber nichts mehr gehört habe, war die Sache damit für mich durch. Gegen 16:00 dann doch noch eine Nachricht, ob ich noch verfügbar bin, da der Kunde nun doch bestätigt hat und die Abholung noch am gleichen Tag bei München stattfinden muss. Dummerweise hatte ich da aber noch eine andere Anfrage offen, so dass, ich da erstmal grünes Licht abwarten musste. Und natürlich musste es so kommen, dass ich den Broker nicht erreichen konnte. Kurz darauf hat er mich dann aber zum Glück angerufen, er hatte gerade mit dem Kunden telefoniert und die Anfrage hat sich erledigt. Also schnell ins Taxi, in 90 Minuten ist Abflug nach MUC. Und natürlich wieder umsonst gehetzt. Der Flieger hatte eine Stunde Verspätung. In MUC dann Mietwagen übernommen, trotzallem noch rechtzeitig beim Kunden gewesen und dann ins Hotel. Nächster Tag sollte dann angenehm anfangen und mit reichlich schwitzen enden. Am Check-In habe ich erstmal nach einem Upgrade gefragt, für 15k Meilen ohne Zuzahlung ein mehr als nur fairer Deal. Leider aber alles ausgebucht und nur #2 auf der Warteliste. Zwischendrin immer wieder in der App geschaut als kurz vor Check-In-Schließung immernoch nur 36/40 eingecheckt waren, habe ich mir leise Hoffnungen gemacht. Kurz darauf, aber die Ernüchterung. Business full, nur einer wurde upgegradet. Mist! Bin dann noch ans Gate um zu fragen ob Sendung verladen wurde, dabei noch beiläufig gefragt, ob es noch Hoffnung gibt und vielleicht doch noch wer upgegradet wird falls jemand doch nicht erscheint. Und siehe da, ich wurde bereits hochgestuft.

In der App selbst kam die Bestätigung erst auf dem Runway. Die nächsten 9h hiess es dann erstmal Beine hochlegen.
Damit war dann aber in Washington abrupt Schluss. 2h Layover, Flug halbe Stunde verspätet. Alle Immigrationkioske aus, Riesenschlsnge und keiner von UA da den das kümmern würde. Vor und hinter mir lauter Deutsche mit dem gleichen Problem. Stunde später und pünktlich zur offiziellen Boardingzeit war ich endlich durch. Zoll und Siko noch vor mir. Zoll war in 5 Minuten durch und an der Siko hatten sich auch schon die Reihen gelichtet, das ging also relativ flott und dann war rennen angesagt. Am Gate angekommen, und ihr könnt es euch schon denken, Boarding hatte noch gar nicht begonnen. Ich würde es also schaffen, aber hatte es auch mein Paket geschafft? Am Gate wollte man mir keine Auskunft geben, da ordentlich Chaos und keine Zeit. Ein Blick in die App brachte aber die Erlösung, Gepäck ist on board. Jetzt also nur noch zustellen in Charleston. Am Werk angekommen. Kontaktperson nicht erreichbar und auch sonst keiner, der mir helfen könnte oder sich zuständig fühlt. Also erstmal warten und sehen was der Broker tun kann. Kontakt hat mich dann angerufen und einmal um das Fabrikgelände an ein Lieferantentor geschickt. Mit 20 Kilogramm im Schlepptau und noch über 30 Grad spätabends war also nochmal Schwitzen angesagt. Dort endlich den Kontakt getroffen, zwischen uns aber noch ein 20 Meter breites Metalltor und keiner der es öffnen kann. Nächste Option irgendein Hintereingang. Also wieder 100 Meter weiter mit den 20 Kilo im Arm. Und wieder kein Einlass. Am Ende haben wir uns dann darauf verständigt, dass ich das Paket über den Stacheldrahtzaun wuchte. Gesagt, getan. Noch den POD samt Kugelschreiber durch die Maschen geschoben, Übergabe quittieren lassen, Job erledigt. War eine schwere Geburt. Bin dann direkt schlafen und soeben wieder zum Flughafen. Also diesmal wirklich nichts gesehen, außer Flughäfen, Lounges und Hotels. Finde ich aber auch nicht schlimm, es wäre zwar heute Vormittag noch etwas Zeit für Sightseeing gewesen, aber wie gesagt die USA reizen mich nicht wirklich, also habe ich in Ruhe ausgeschlafen. Hoffentlich verschlagen mich die nächsten Aufträge mehr in den Osten. Eine Firma hat mich da auch bereits „vorgewarnt“, dass da in Zukunft noch einiges kommen könnte.
So, das war es erstmal von mir. Wie man sieht, ist doch jeder Job sehr individuell und man weiß nie so Recht was einen erwartet. Kann sehr chillig, aber auch mal sehr stressig sein. Mal mit mehreren Tagen Aufenthalt, mal mit direktem Turnaround. Aber genau das macht den Reiz aus. Wobei dieser nach einem guten Dutzend Aufträgen auch bisschen verflogen ist. Und es auch nicht immer alles nur positiv ist. Alles in allem überwiegen aber die positiven Erlebnisse deutlich und ich freue mich immernoch über jede Anfrage und vorallem, wenn sie denn auch bestätigt wird.