Ehrlich gesagt war jenes Mietverhältnis das spannendste Mietverhältnis bisher in meinem Leben.
Es begann ja schon mit der Wohnungsübergabe, wo eigentlich nur die mit dem Vermieter privat bekannte Maklerin (mit dem Slogan "Ich makle anders als andere" mit genau diesen Rechtschreibfehlern) und der "Architekt", der sich als rechte Hand des Vermieters entpuppen sollte, anwesend sein sollten. Ein wenig erfürchtig wurde dann angekündigt, dass der Herr Vermieter wahrscheinlich in persona zum gegenseitigen Kennenlernen dazu stoßen würde.
Tatsächlich kam Klaus H., wie er drei Jahre später in der Lokalzeitung bezeichnet wurde, als von seiner Anklage der Geldwäsche in Millionenhöhe berichtet wurde, vorbei, schüttelte die Hand und ging auf meine leichte Kritik mit diversen Versprechungen ein, die zumindest teilweise im Übergabeprotokoll schriftlich fixiert wurden. Gelöst bzw. erfüllt wurden weder die schriftlich fixierten noch die mündlich zugesagten Punkte.
Interessanterweise genau während der Zeit, als Klaus H. seine mehrmonatige Haftstrafe verbüßte, erhielten wir dann Jahre später eine Mieterhöhung mit folgendem lieblosen Schreiben, das von seiner Sekretärin (des nach dem Tod des Vaters weitergeführten Familienbetriebes) unterschrieben war:
Sehr geehrter Herr Nitus,
aufgrund der bekannten Situation auf dem *Wohnort*er* Immobilienmarkt sehe ich mich leider gezwungen, Ihre bisher noch nie angepasste Miete von x € um 12% auf y € mit Wirkung zum xx.xx.xxxx anzuheben.
Wie Sie erkennen können, bin ich hiermit bewusst unterhalb der gesetzlichen Möglichkeiten (Erhöhung um 15%) geblieben.
Bitte passen Sie Ihren monatlichen Überweisungsbetrag entsprechend zum xx.xx.xxxx an.
Mit freundlichen Grüßen
i.A. {hanschriftliche gut lesbare Unterschrift der Sekretärin}
Klaus H.
Nachdem ich mangels ausreichender Begründung für die Mieterhöhung dieser nicht durch konkludentes Handeln (Überweisung der höheren Miete) zugestimmt hatte, gab es dann noch zwei ähnlich lautende Schreiben, bevor mich die Sekretärin anrief und am Telefon zur Rede stellte und wissen wollte, warum ich die Mieterhöhung ignorieren würde. Ich erwiderte, dass ich der Mieterhöhung nicht zustimmen würde. Sie verstand nicht, dass eine Mieterhöhung der Zustimmung des Mieters bedarf, wenngleich dessen Zustimmung mit ausreichenden Begründungen natürlich erzwungen werden kann.
Ferner erklärte ich ihr, dass bereits seit Jahren einige Punkte aus dem Übergabeprotokoll offen seien, und ich natürlich umso weniger gewillt sei, mehr Miete zu zahlen, wenn die Punkte auch Jahre später nicht gelöst waren. Hier endete das Gespräch.
Wochen später erfolgte ein erneuter Anruf mit derselben Frage. Das Gespräch endete dann mit der Drohung, dass man den Fall nun dem Hausanwalt übergeben würde. Ich antwortete frech, wie ich manchmal bin: "Nur zu! Vielleicht kann der Ihnen das deutsche Mietrecht erklären."
Natürlich habe ich nie wieder was gehört und über die sechs Jahre Dauer des Mietverhältnisses den selben Betrag bezahlt wie zum Mietbeginn, den ich im Nachhinein zumindest für den Beginn des Mietverhältnisses als überhöht bezeichnen würde. Bedingt durch unsere damalige Not, möglichst schnell eine Wohnung zu finden, und die oberflächliche Begutachtung hatten wir uns seinerzeit dennoch für die Wohnung entschieden, auch wenn sich der damals annoncierte "Erstbezug" als ein mehr schlecht als recht renovierter Altbau entpuppte.
Tatsächlich könnte ich noch unzählige mehr oder weniger skurrile Geschichten aus diesen sechs Jahren Mietverhältnis berichten, welche ich weder in den Jahren der eher familiären Mietverhältnisse zuvor noch in dem aktuellen Mietverhältnis mit einer Wohnungsbaugesellschaft erlebt habe, aber da schreibe ich lieber gleich an meinem Reisebericht weiter.