Nun, ich kenne sie:
Ungeachtet des deutschen Atomausstiegs investiert der Nuklear-Riese Urenco in sein Werk in Westfalen einen Milliardenbetrag in die Produktion von Kernbrennstoffen. Es gibt gute Gründe für diesen ungewöhnlichen Standort – und für seinen großen Erfolg.
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Und es hat einen Grund, warum da Milliarden investiert werden, die Welt setzt auf Kernenergie, viele aus den G7, viele aus den G20, viele aus den BRICS, etc. etc. Nur die Deutsche wollen nicht mehr; eurer KK-Ausstieg von Rot-Grün, der CDU und der Ampel war ein fundamentaler Fehler, das wird mittlerweile auch von vielen Grünen so gesehen, nachdem die KK-Gegner in der Partei weniger werden.
Zitate aus dem Bericht:
"Das europäische Nuklear-Unternehmen Urenco lässt sein deutsches Tochterunternehmen in Gronau nicht im Stich. Trotz des deutschen Atomausstiegs im Jahre 2023 investiert die in Großbritannien beheimatete Gruppe über eine Milliarde Euro in neue Produktionskapazitäten in Nordrhein-Westfalen. „Wir sind innerhalb der Gruppe der zweite Standort, der neue Kaskaden mit Gaszentrifugen baut“, sagte Jörg Harren, Geschäftsführer der Urenco Deutschland GmbH, im Gespräch mit WELT: „Unser Auftragseingang ist im dritten Jahr in Folge gestiegen.“
Die Urenco mit Sitz in Großbritannien hat nun ein Orderbuch über 20,1 Milliarden Euro, das bis in die 2040er Jahre hinein reicht. Die Nachfrage nach Kernbrennstoff stieg allein seit Jahresbeginn um 7,5 Prozent. Der Grund liegt im Neubau zahlreicher Atomkraftwerke weltweit. Auch wollen sich immer mehr Staaten aus der Abhängigkeit von russischen Nuklear-Lieferungen befreien.
Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) sind 62 Kernkraftwerke in 15 Ländern im Bau. Auf der Weltklimakonferenz in Dubai (COP28) hatten sich mehr als 20 Länder verpflichtet, ihre Nuklearstrom-Kapazitäten bis 2050 zu verdreifachen. Auf der COP29 in Baku, Aserbaidschan, schlossen sich dem Ziel weitere sechs Länder an. Rund 40 Länder verfolgen Pläne zum Bau von Kleinstreaktoren, sogenannten Small Modular Reaktors (SMR). Nach Einschätzung der Internationalen Energie Agentur (IEA) könnte sich die globale Atomstrom-Produktion bis 2050 verdoppeln.
Entsprechend steigt der Bedarf an Kernbrennstoff aus Uran. In Atomkraftwerken werden Kerne des Uran-Isotops 235 gespalten, wobei große Mengen Energie freigesetzt werden. Im Natur-Uran ist das gewünschte Isotop jedoch zu weniger als 1 Prozent enthalten, der Rest ist nicht-spaltbares Uran-238. Um auf eine brauchbare Konzentration von 4 bis 5 Prozent zu kommen, wird das U-235 deshalb in schnell drehenden Zentrifugen aus gasförmigem Uranhexafluorid separiert. Weil man mit dieser Technik nur Kleinstmengen erhält, werden mehrere Zentrifugen zu einer sogenannten Kaskade hintereinander geschaltet.
Im vergangenen Jahr wurden damit in Gronau 3500 Tonnen „Trennarbeitseinheiten“ (Separative Work Units, SWU) produziert, genug für den Betrieb von 20 Atomkraftwerken. „Seit Bestehen des Werks in Gronau haben wir 83.000 Tonnen Trennarbeit geleistet“, sagt Deutschland-Chef Harren: „Eine Menge, die ausreichen würde, um Deutschland 13 Jahre lang mit Strom zu versorgen.“
Im vergangenen Jahr schloss Urenco zudem weltweit über 20 Neuverträge über Anreicherungsdienste ab, sagte Harren. Am deutschen Standort wurde die Zahl der Mitarbeiter in den vergangenen zwei Jahren um 20 Prozent auf nunmehr rund 400 aufgestockt. „Die Investitionsmittel in der internationalen Urenco-Gruppe werden weiterhin unter allen Standorten aufgeteilt.“
Das hat freilich weniger strategische, sondern vertragliche Gründe. Großbritannien, die Niederlande und Deutschland hatten 1970 den Vertrag von Almelo unterzeichnet, der die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für die Uran-Anreicherung zum Ziel hatte. Später traten dem Abkommen auch Frankreich und die USA bei. Vor 40 Jahren, im Jahr 1985 ging die Anlage in Gronau in Betrieb.
Der Vertrag sieht vor, dass nationale Tochterunternehmen der Urenco ihre Kapazitäten auch dann erweitern sollen, wenn die Nachfrage nach Kernbrennstoff in anderen Vertragsstaaten steigt. Wörtlich heißt es in Artikel III des Vertrages: „Die gemeinsamen Industrieunternehmen werden sich nach Kräften bemühen, alle Aufträge für Urananreicherungsleistungen, die ihnen von Kunden im Hoheitsgebiet einer Vertragspartei erteilt werden, zu erfüllen, auch wenn die Erfüllung dieser Aufträge die Schaffung neuer Anreicherungskapazitäten mit sich bringen würde. […].“
Daraus dürfte sich für die vom deutschen Manager Boris Schucht in Großbritannien geleitete Muttergesellschaft der Auftrag ableiten, die Standorte in allen Vertragsstaaten zu entwickeln, auch den deutschen Standort Gronau, Atomausstieg hin oder her.
Die Urenco ist nach der russischen Rosatom der weltweit zweitgrößte Betreiber von Gaszentrifugen zur Uran-Anreicherung, weit vor der französische Orano und der China National Nuclear Corporation (CNNC). Der stark steigende Auftragseingang der Urenco ist auch auf das Bestreben vieler Staaten zurückzuführen, sich unabhängiger von russischen Nuklear-Lieferungen zu machen.
Die Abhängigkeit der EU und der USA ist bis dato so groß, dass der Import von Uran oder Brennstäben aus Russland noch immer nicht sanktioniert ist. Allein in der Europäischen Union laufen noch 19 Reaktoren russischer Bauart, die zum Beispiel auf den Bezug der speziellen sechseckigen Brennelemente von Rosatom angewiesen sind.
Auch bei den Uran-Importen der EU hat Russland noch immer eine starke Stellung: Auf Platz 1 der Lieferländer steht zwar Kanada mit einem Anteil von 31,9 Prozent, doch Russland kommt mit 23,8 Prozent schon auf Platz 2. Dicht dahinter folgt Kasachstan mit 21,3 Prozent und Niger mit 14,5 Prozent. Kleinere Beiträge im einstelligen Prozentbereich liefern Namibia, Australien und Usbekistan.
Das Bestreben, den Anteil der russischen Uran-Lieferungen zu reduzieren, hat gute Aussichten auf Erfolg. Denn Putins Reich steht auf der Rangliste der größten Uran-Produzenten nur auf Platz 6 mit einem Weltmarktanteil von fünf Prozent. Andere Länder fördern nicht nur deutlich mehr, sie haben auch viel größere bekannte Vorkommen im Boden. Allein Kanadas Uran-Reserven sind zweieinhalbmal so groß wie die Russlands. Australien kommt sogar auf den fünffachen Wert. Alternative Einkaufsmöglichkeiten können also nach und nach erschlossen werden.
Dass viele dieser Reserven bald aus dem Boden geholt werden, ist wahrscheinlich: Denn der Preis für angereichertes Uran ist nach Beginn des Ukraine-Konflikts auf den höchsten Wert der letzten 25 Jahre gestiegen. Entsprechend lohnt es sich für Rohstoffstaaten jetzt wieder, Minen aufzuschließen, die Produktion zu steigern und in Anlagen zur Anreicherung zu investieren.
Deutsche Atomkraftgegner hatten immer wieder gefordert, die Uran-Anreicherungsanlage in Gronau aufzugeben. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hat jedoch zuletzt deutlich gemacht, dass sie die Anreicherung in Gronau nicht als Teil des deutschen Atomausstiegs betrachten.
Ohnedies müsste die Bundesregierung zunächst den Austritt aus dem internationalen Vertrag von Almelo beschließen. Die Auflösung des Vertragswerks mit seinen zahlreichen Verpflichtungen und Beiträgen gilt juristisch jedoch als schwierig, auch wären wohl Kompensationen zu zahlen.
Letzter Rest der deutschen Atomindustrie
Außerdem handelt es sich bei der Brennelemente-Fertigung in Lingen und bei der Uran-Anreicherung in Gronau um die letzten Reste kommerzieller Nukleartechnik in Deutschland. Gibt die Bundesregierung diese Standorte auf, muss sie auch den Verlust von Sitz und Stimme in internationalen Organisationen befürchten. Damit würde Einfluss verloren gehen, aber auch regulatorisches Knowhow in einem Technikbereich, dem außerhalb Deutschlands eine hohe Relevanz zugemessen wird.
Während in den Niederlanden und in Großbritannien jeweils der Staat Anteilseigner von Urenco ist, handelt es sich in Deutschland um die beiden privaten Energiekonzerne RWE und PreußenElektra (E.on), die jeweils rund ein Sechstel des Unternehmens besitzen. Ein strategisches Interesse dürften beide Unternehmen an der Urenco nicht mehr haben, da sie sie ihre Geschäftsmodelle nach der Energiewende neu ausgerichtet haben.
Offenbar richtet man sich in den Unternehmen hier aber nach politischen Vorgaben. „Urenco ist für RWE eine reine Finanzbeteiligung“, erklärte ein Sprecher des Unternehmens: „Daher prüfen wir grundsätzlich regelmäßig alle strategischen Optionen.“ Es gebe jedoch keinen neuen Sachstand...."