ANZEIGE
Im Juli und August 2025 ging es wieder einmal mit dem Fahrrad in den Norden: Jütland zwischen der dänisch-deutschen Grenze und dem Limfjord.
Es sollte eine grosse Runde werden nordwärts hinter dem Nordseedeich, danach quer durchs Land zur Ostsee und so weit wie möglich zurueck nach Süden. Mal schauen, wie weit ich komme und was ich unterwegs so alles lerne.
Über die Grenze nach Dänemark geht es in Rosenkranz/Rudbøl, ein fast verschlafen wirkendes Nest an der Vidå.
Mitten auf der Dorfstrasse ist dieser Stein in den Asphalt eingelassen. Nach der Volksabstimmung im Landesteil Schleswig 1920 wurde der neue Grenzverlauf durch knapp 300 dieser Steine von der Flensburger Förde bis zur Nordsee markiert. Hier verläuft die Grenze am Stein Nr. 242 zwischen D(anmark) und dem D(eutschen) R(eich) P(reussen) genau in der Strassenmitte und knickt nach rechts ab in den Binnensee der Vidå.
Die erste Stadt ist Tønder. Eigentlich ist die Stadt mit seinen 7.500 Bewohnern eher ein Dorf, hatte aber in der Vergangenheit eine überregionale Bedeutung.
Trotz des frischen Sommerwetters mit vielen Wolken ist der Marktplatz ein beliebter Treffpunkt.
Vor dem Rathaus steht der hoelzerne Büttel, der original eine siebenschwänzige Katze in seiner Rechten schwingt. Die wurde jedoch schon öfter geklaut und wird ihm jetzt nur noch zu besonderen Anlässen in die Hand gegeben.
Das Drøhse Haus beherbergt das Heimatmuseum, in dem besonders Klöppelspitze dargestellt wird, in der spaeten Hansezeit das wichtigste Produkt aus Tønder.
Diese Gassen stammen aus genau dieser Zeit. (Junge) Frauen fertigten zu Hause die Spitzenwaren an; die Erker liessen mehr Licht in die Zimmer, so dass die taegliche Arbeitszeit noch verlaengerbar war. Heute wird die Arbeit gern romantisiert, tatsaechlich hatte sie eher den Anstrich von Ausbeutung und Kinderarbeit.
Das Standesamt war besonders bei Deutschen seit den 1960ern beliebt. Wer in Deutschland nicht heiraten konnte, z.b. wegen bürokratischer Hemmnissen, gleichgeschlechtlichen Ehen hat die liberalen daenischen Gesetze genutzt, hat in Tønder geheiratet und die Heirat in Deutschland anerkennen lassen.
Etwas ausserhalb liegt Møgeltondern, das 1659 dem Feldmarschall Hans von Schack zum Dank für seine Leistungen geschenkt wurde. Zugleich wurde von Schack das Recht der Austernfischerei im Wattenmeer von Husum bis Fanø überlassen. Damit war der Wohlstand der Familie über Generationen hinweg gesichert.
Heute bewahrt Møgeltondern den historischen Charme: die Slotsgade ist mit Kopfstein gepflastert, und die Häuser haben den gleichen Charakter wie die Häuser der Klöpplerinnen in Tønder. Sie gilt als eine der schönsten Dorfstrassen Dänemarks.
Von Schack hat ein repräsentatives Barockschloss errichtet, das 1993 nach der Heirat des dänischen Prinzen Joachim zumindest in der Regenbogenpresse Bekanntheit erlangt hat. Nach dänischer Tradition bekommen die Mitglieder der königlichen Familie zur Hochzeit ein Geschenk vom Volk. Da Prinz Joachim Landwirtschaft studiert hat, sollte er mal zeigen, ob er es wirklich umsetzen kann: Er wurde Gutsherr im Schloss Schackenborg. Nach Scheidung, erneuter Heirat, vier Kindern mit beiden Damen und Sehnsucht nach der Metropole København hat er das Schloss einer Stiftung übergeben. Zudem hielt sich der wirtschaftliche Erfolg in moderaten Grenzen.
Heute ist Schloss Schackenborg ein gehobenes Hotel mit feiner Küche.
Die Kirche folgt dem gleichen Typus wie viele angelsächsische Kirchen: ein schmaler Chor, breites Kirchenschiff. Der Turm und der Eingang sind spätere Anbauten.
Im Innren befinden sich detailreiche Szenen aus dem Neuen Testament. Wie kann man sich bei so viel optischer Ablenkung bloss auf die Predigt fokussieren?
Unweit des Nordseedeiches liegt im äussersten Südwesten Dänemarks Højer. Ein Kulturverein arbeitet bereits seit Jahrzehnten an der Popularisierung der Region. In Højer wurde die alte Mühle von 1857 restauriert, und ein Holzskulpturenfestival bietet Künstlern eine Ausstellungsmöglichkeit ihrer Arbeiten an.
Das bereits erwähnte Flüsschen Vidå mündet bei Højer in die Nordsee. Der beschauliche Hafen bietet Liegeplätze fuer kleine Freizeitboote. Kaum zu glauben, dass in der Hansezeit die Nordseekoggen bis nach Tønder fahren konnten, und im 19. Jh. ein Postdampfer Højer mit Sylt verbunden hat.
Geschützt wird das Land hinter dem Deich durch die Højer Sluse von 1861. Es handelt sich um ein Wehr, das bei Sturmfluten geschlossen wird. Wer genau hinschaut, kann am Ende des Flusslaufs noch ein Wehr erkennen. Bis dahin sind es etwas über einen km Strecke. Die Wasserbauingenieure haben mit ihren Arbeitern in 120 Jahren der Nordsee diesen einen km Land abgerungen. Die Vidå Sluse wurde zusammen mit einem neuen Deich 1981 errichtet.
Der neue Deich ist breiter, höher und steigt flacher an als sein Vorgänger. Wenn bei Orkan die Wellen gegen die Küste peitschen, treffen sie auf diese sanfte Steigung und laufen sich quasi tot.

Es sollte eine grosse Runde werden nordwärts hinter dem Nordseedeich, danach quer durchs Land zur Ostsee und so weit wie möglich zurueck nach Süden. Mal schauen, wie weit ich komme und was ich unterwegs so alles lerne.
Über die Grenze nach Dänemark geht es in Rosenkranz/Rudbøl, ein fast verschlafen wirkendes Nest an der Vidå.
Mitten auf der Dorfstrasse ist dieser Stein in den Asphalt eingelassen. Nach der Volksabstimmung im Landesteil Schleswig 1920 wurde der neue Grenzverlauf durch knapp 300 dieser Steine von der Flensburger Förde bis zur Nordsee markiert. Hier verläuft die Grenze am Stein Nr. 242 zwischen D(anmark) und dem D(eutschen) R(eich) P(reussen) genau in der Strassenmitte und knickt nach rechts ab in den Binnensee der Vidå.
Die erste Stadt ist Tønder. Eigentlich ist die Stadt mit seinen 7.500 Bewohnern eher ein Dorf, hatte aber in der Vergangenheit eine überregionale Bedeutung.
Trotz des frischen Sommerwetters mit vielen Wolken ist der Marktplatz ein beliebter Treffpunkt.
Vor dem Rathaus steht der hoelzerne Büttel, der original eine siebenschwänzige Katze in seiner Rechten schwingt. Die wurde jedoch schon öfter geklaut und wird ihm jetzt nur noch zu besonderen Anlässen in die Hand gegeben.
Das Drøhse Haus beherbergt das Heimatmuseum, in dem besonders Klöppelspitze dargestellt wird, in der spaeten Hansezeit das wichtigste Produkt aus Tønder.
Diese Gassen stammen aus genau dieser Zeit. (Junge) Frauen fertigten zu Hause die Spitzenwaren an; die Erker liessen mehr Licht in die Zimmer, so dass die taegliche Arbeitszeit noch verlaengerbar war. Heute wird die Arbeit gern romantisiert, tatsaechlich hatte sie eher den Anstrich von Ausbeutung und Kinderarbeit.
Das Standesamt war besonders bei Deutschen seit den 1960ern beliebt. Wer in Deutschland nicht heiraten konnte, z.b. wegen bürokratischer Hemmnissen, gleichgeschlechtlichen Ehen hat die liberalen daenischen Gesetze genutzt, hat in Tønder geheiratet und die Heirat in Deutschland anerkennen lassen.
Etwas ausserhalb liegt Møgeltondern, das 1659 dem Feldmarschall Hans von Schack zum Dank für seine Leistungen geschenkt wurde. Zugleich wurde von Schack das Recht der Austernfischerei im Wattenmeer von Husum bis Fanø überlassen. Damit war der Wohlstand der Familie über Generationen hinweg gesichert.
Heute bewahrt Møgeltondern den historischen Charme: die Slotsgade ist mit Kopfstein gepflastert, und die Häuser haben den gleichen Charakter wie die Häuser der Klöpplerinnen in Tønder. Sie gilt als eine der schönsten Dorfstrassen Dänemarks.
Von Schack hat ein repräsentatives Barockschloss errichtet, das 1993 nach der Heirat des dänischen Prinzen Joachim zumindest in der Regenbogenpresse Bekanntheit erlangt hat. Nach dänischer Tradition bekommen die Mitglieder der königlichen Familie zur Hochzeit ein Geschenk vom Volk. Da Prinz Joachim Landwirtschaft studiert hat, sollte er mal zeigen, ob er es wirklich umsetzen kann: Er wurde Gutsherr im Schloss Schackenborg. Nach Scheidung, erneuter Heirat, vier Kindern mit beiden Damen und Sehnsucht nach der Metropole København hat er das Schloss einer Stiftung übergeben. Zudem hielt sich der wirtschaftliche Erfolg in moderaten Grenzen.
Heute ist Schloss Schackenborg ein gehobenes Hotel mit feiner Küche.
Die Kirche folgt dem gleichen Typus wie viele angelsächsische Kirchen: ein schmaler Chor, breites Kirchenschiff. Der Turm und der Eingang sind spätere Anbauten.
Im Innren befinden sich detailreiche Szenen aus dem Neuen Testament. Wie kann man sich bei so viel optischer Ablenkung bloss auf die Predigt fokussieren?
Unweit des Nordseedeiches liegt im äussersten Südwesten Dänemarks Højer. Ein Kulturverein arbeitet bereits seit Jahrzehnten an der Popularisierung der Region. In Højer wurde die alte Mühle von 1857 restauriert, und ein Holzskulpturenfestival bietet Künstlern eine Ausstellungsmöglichkeit ihrer Arbeiten an.
Das bereits erwähnte Flüsschen Vidå mündet bei Højer in die Nordsee. Der beschauliche Hafen bietet Liegeplätze fuer kleine Freizeitboote. Kaum zu glauben, dass in der Hansezeit die Nordseekoggen bis nach Tønder fahren konnten, und im 19. Jh. ein Postdampfer Højer mit Sylt verbunden hat.
Geschützt wird das Land hinter dem Deich durch die Højer Sluse von 1861. Es handelt sich um ein Wehr, das bei Sturmfluten geschlossen wird. Wer genau hinschaut, kann am Ende des Flusslaufs noch ein Wehr erkennen. Bis dahin sind es etwas über einen km Strecke. Die Wasserbauingenieure haben mit ihren Arbeitern in 120 Jahren der Nordsee diesen einen km Land abgerungen. Die Vidå Sluse wurde zusammen mit einem neuen Deich 1981 errichtet.
Der neue Deich ist breiter, höher und steigt flacher an als sein Vorgänger. Wenn bei Orkan die Wellen gegen die Küste peitschen, treffen sie auf diese sanfte Steigung und laufen sich quasi tot.
























































