Eine Reifenmordende Reise durch UKR, PL & D, sowie Flug über den 'NATO-See' nach Schweden

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HON/UA

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28.02.2011
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Prolog

Da wir fast den ganzen Winter 2024/2025 bis Mitte April fern der Heimat waren, hatten wir für den Sommer eigentlich geplant zuhause zu sein. Doch im Juli wurde die Situation zuhause in Kyjiw extrem, Fascho-ruZZland eskalierte mal wieder, wir hatten kaum eine ruhige Nacht, die Angriffe mit bis zu knapp 600 Kamikaze-Drohnen, ballistischen Raketen sowie Marschflugkörpern, mit Hauptangriffsziel Kyjiw, erfolgten fast jede Nacht von ca. 23 Uhr bis 6 Uhr morgens.

Tagelang nicht schlafen zu können ist eine Sache, der psychische Druck wenn man nächtlich die Drohnen über einen wegfliegen hört, diese immer näher kommen, man hofft, dass sie über einen wegfliegen, man dauernd Explosionen in der Luft und am Boden hört, Marschflugkörper mit Jetantrieb im Tiefflug übers Haus donnern, man nie weiß ob es einen trifft oder nicht, ist extrem.

Während einige Personen dies besser wegstecken fallen andere Personen, erleiden Panikattacken, die selbst mit starken Tabletten nicht zu unterdrücken sind.

Leider fällt meine Gattin in die zweite Kategorie, so dass ich sie dringend herausholen musste, weshalb ich kurzfristig einen Urlaub vom Krieg plante.

Zuerst plante ich nur eine Reise mit dem Auto, nach einem Telefongespräch mit einem guten Freund, welchen ich seit einigen Jahren nicht mehr gesehen hatte, nutze ich jedoch die Chance und verlängerte die Reise, baute noch einen Abstecher per Flugzeug in den Norden ein.


Von Kyjiw (Київ) nach Breslau (Wrocław)

Am späten Morgen des 14. Juli 2025 bepackten wir das Auto, es lag eine 607 km lange Fahrt nach Mostyska, 15 km östlich der Ukrainisch-Polnischen Grenze gelegen, vor uns.

Auf den ersten 350 Kilometern ist die Strecke noch durchgehend als Autobahn ausgebaut, die Straße größtenteils in sehr gutem Zustand, das Tankstellennetz mit gutem Essensangebot gut ausgebaut, so dass wir uns als Frühstück bzw. Mittagessen einen der in der Ukraine überausbeliebten Hotdogs besorgten.

Kurz hinter Riwne verändert sich die Situation grundlegend, die Strecke wird meist eine normale Bundesstraße mit kürzeren als Autobahn ausgebauten Abschnitten, man ist über jede Pferdestärke des Autos froh, die es einem ermöglicht zügig zu beschleunigen, um langsamere Verkehrsteilnehmer, vor allem lange Lastwagen, trotz Gegenverkehrs überholen zu können. Entsprechend stressig ist die Fahrerei.

Am frühen Nachmittag kamen wir in Mostyska an, ich hatte die beste Unterkunft im Ort, das ‚Hotel Corona‘ zu ca. US$ 40/Nacht gebucht. Zum Glück hatten wir vorausschauend gepackt, so dass wir nur zwei kleine Koffer hinauf ins saubere und zum Glück mit Klimaanlage ausgestattete Hotelzimmer schleppen mussten.

Da ich nach einer Nacht mit wenig Schlaf und der Fahrt ziemlich erschöpft war, ging es am Abend noch kurz zu einem überraschend leckeren Abendessen bevor wir uns ins Bett legten, ziemlich sicher, dass es so nahe an der polnischen Grenze eine ruhige Nacht werden würde.

Am folgenden Morgen brachen wir früh auf, denn man kann schlecht einschätzen ob man für den Grenzübertritt 2 oder 8 Stunden benötigen wird.

Auf dem Weg zur Grenze tankten wir das Auto voll, wurden an einem Militärkontrollpunkt angehalten, wo ich beim Vorzeigen des Deutschen Reisepasses schnell durchgewunken wurde, so dass wir uns bereits um kurz vor 8 Uhr am Ende der überraschend kurzen Schlange vor dem ukrainischen Grenzposten einordneten.

Die Prozedur ist immer identisch: zuerst wird das Auto oberflächlich inspiziert ob man einen Fahnenflüchtigen ins Ausland schmuggelt, sodann erfolgt an einem Schalter die Passkontrolle, dann erscheint ein Zollmitarbeiter, der meist einen kurzen Blick ins Auto und den Kofferraum wirft bevor der den Kontrollzettel abstempelt, welchen man am Ausgang der Grenzstation vorzeigen muss bevor die Schranke öffnet und man in Richtung polnischem Grenzpunkt geschickt wird.

Nun kann man mit 99%iger Sicherheit davon ausgehen, dass es unfreundlich wird, egal ob ukrainischer oder Deutscher Reisepass. Ich habe keine Ahnung weshalb, aber polnische Grenzbeamte sind extrem unfreundlich und verbittert, vor allem das weibliche Personal, egal welchen Grenzübergang man wählt.

Dies beginnt bereits damit, dass man sich generell weigert eine andere Sprache als Polnisch zu sprechen. Einmal war ich dumm genug die Dame darauf hinzuweisen, dass man sich in der EU befinde, man schon in der Lage sein sollte auf Englisch zu kommunizieren. Das Ergebnis: eine ‚Sonderbehandlung‘ mit Komplettdurchsuchung des Autos auf einer Grube, welche uns 3 Stunden kostete.

Seitdem denke ich mir meinen Teil, so dass wir uns nach insgesamt nur 2 Stunden auf Polnischen Staatsgebiet befanden.

Nach einem schnellen Frühstück bei McD quälten wir uns noch knapp 20 Kilometer über eine stark befahrene Bundesstraße in Richtung Autobahn A4 in Richtung Westen.

In Polen wurde zum Glück das Tempolimit auf 140 km/h erhöht, wobei ich auf polnischen Autobahnen noch nie eine Geschwindigkeitskontrolle ohne Vorankündigung erlebt habe. Dies dürfte auch der Grund sein weshalb sich Polen kaum an das Tempolimit halten, oft schwimmt man bei 180 bis 200 km/h in einer Kolonne mit anderen Verkehrsteilnehmern mit. Generell kann man sagen, dass man in Polen, auch wegen geringerem Verkehrsaufkommen, im Durchschnitt schneller vorankommt als in Deutschland, selbst wenn man auf deutschen Autobahnen das Maximum des eigenen Fahrzeugs ausschöpft.

Wegen der Zeitverschiebung zwischen der Ukraine und Polen hatten wir eine Stunde gewonnen, weshalb wir bereits gegen 14 Uhr in Wrocław ankamen.

Gebucht hatte ich diesmal das Fourpoints by Sheraton, welches etwas außerhalb der Altstadt gelegen ist, sich dafür aber mit einer guten Parkplatzsituation und einem sehr attraktiven Übernachtungspreis empfahl.

Wrocław außerhalb der Altstadt war eine herbe Überraschung: nach 21 Jahren EU-Mitgliedschaft und wegen des kräftigen Wachstums der Wirtschaft als ‚Tigerstaat‘ Europas bezeichnet, hätte ich einen anderen Zustand der Stadt und vor allem der Straßen erwartet. Selbst meine Gattin war verwundert, dass die Wohnblöcke aus der kommunistischen Ära zum größten Teil unrenoviert sind, sich die Straßen in einem dermaßen miserablen Zustand befanden, dass wir uns selbst aus Kyjiw kommend wunderten.

Nachdem wir eingecheckt hatten nahmen wir ein UBER in in Richtung Altstadt.

Wrocław, die drittgrößte Stadt Polens, hat einen sehr wechselhafte Geschichte hinter sich. In groben Zügen und sehr vereinfacht kann man sagen, dass die Stadt seit dem 13. Jahrhundert bis zum Ende des 2. Weltkriegs ‚Deutsch‘ war, dann von der Sowjetunion als Ausgleich für die genommenen Gebiete im Osten an Polen übergeben wurde. Die Deutschen Bewohner der Stadt wurden vertrieben, es wurden Polen angesiedelt, die aus den von der Sowjetunion annektierten Gebiete im Osten vertrieben wurden.

Die Architektur der Stadt, vor allem in und rund um die Altstadt, kann man als typisch Deutsch bezeichnen, zum einen sehr monumental mit festungsartigen Verwaltungsgebäuden, aus dem 19. Jahrhundert, zum anderen mit herausragenden Bauwerken, vor allem Kaufhäusern im Stil des Weimarer ‚Bauhaus‘ des 20. Jahrhunderts.

Vor allem letzterer Baustil hat es mir angetan, weshalb ich auch zuerst das ehemalige Warenhaus Wertheim (Bj. 1930) und Kaufhaus Petersdorff (Bj. 1929) ansteuerte.

Natürlich ist auch die eigentliche Altstadt mit dem Großen Ring (Hauptplatz) und dem alten Rathaus nicht zu verachten, doch ist dieser Teil der Stadt eben doch sehr touristisch.

Am nächsten Morgen ging es per UBER zu einem weiteren architektonischen Highlight Wrocławs, der Markthalle, einem frühen Stahlbetonbau, erbaut zwischen 1906 und 1908. Diese Markthalle befindet sich noch heute in vollem Betrieb, so dass man Bauwerk und Angebot ausgiebig betrachten kann.

Von hier aus gelangt man in wenigen Schritten über die Sandbrücke (1861) auf die Sandinsel, auf welcher sich die 1334 bis 1430 im gotischen Stil erbaute Sandkirche befindet.

Von hier gelangt man bequem über die Dombrücke (1890) zum Breslauer Dom, ebenfalls im gotischen Stil 1244 bis 1341 erbaut.

Nach diesen ‚Must-Do‘ Besichtigungen ging es über die Oder am Panorama vorbei zum nächsten Highlight der Stadt, dem 1925-29 im ‚Backsteinexpressionismus‘ erbauten Postscheckamt. Da sich im Gebäude das Postmuseum befindet kann man es in kleinen Teilen auch von innen besichtigen.

Nach einem relativ schlechten indischen Mittagessen liefen wir zum im romantischen Stil um 1850 erbauten Hauptbahnhof, nahmen ein UBER zurück zum Hotel.

Am Nachmittag besuchten wir per Auto noch zwei weitere Highlights der Stadt, dem eindrucksvollen Breslauer Wasserturm (1897, Neugotik) und der Jahrhunderthalle, dem zu seiner Bauzeit (1913) größten Stahlbetonbau Deutschlands.

Nach dem relativ schlechten Mittagessen hofften wir auf ein vorzügliches Abendessen, zogen den Guide Michelin zu Rate, entschieden uns für das empfohlene ‚Mercado Tapas Bistro‘, fuhren im strömenden Regen hin, fanden zum Glück einen Parkplatz direkt vor dem Restaurant.

Leider war das Essen enttäuschend, relativ geschmackslos und in der Zusammensetzung der Gerichte unharmonisch.

Zusammenfassend hatte sich mein Verdict zu Wrocław anlässlich meines zweiten Besuchs bestätigt: Wrocław ist architektonisch ein der schön historisch Deutschen Städte, auch wegen seiner kompakten Art, welche eine Erkundung sehr bequem macht.

 
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Von Breslau (Wrocław) über Dresden nach Berlin

Donnerstag, der 17. Juli 2025, nach einem recht ordentlichen Frühstück im FourPoints wurde das Auto wieder beladen, wir machten uns auf die Weiterfahrt in Richtung Deutschland.

Die Reifendruckanzeige warnte mich vor geringem Reifendruck hinten rechts, was mich zusätzlich zum Volltanken zur Erhöhung des Reifendrucks zwang. Seltsam war, dass an der ersten Tankstelle das Füllgerät maximal 3.0 bar erlaubte, ich aber 3.3 bar benötigte, was mir erst an der zweiten Tankstelle ermöglicht wurde.

Zudem fiel mir auf, dass das Auto ‚holperte‘, speziell im Bereich bis 80 km/h. Je schneller ich fuhr desto ruhiger lief der Wagen. Damit war das Problem behoben als wir die Autobahn in Richtung Westen erreichten.

Noch in Polen bogen wir von der A4 auf die E40 in Richtung Dresden ab, hervorragend ausgebaut, brandneu.

An der Grenze zu Deutschland wurden alle Fahrzeuge von der Bundespolizei über den Rastplatz geleitet. Allerdings wurde niemand kontrolliert, man wurde einfach durchgewunken und war schnell wieder auf der Autobahn zurück.

Vor Dresden fuhr ich von der Autobahn ab, denn wollte die Gelegenheit nutzen, Maryna das ‚Blaue Wunder‘ zeigen – welches sie nicht sonderlich beeindruckte.

Ich selbst habe zu ‚Dresden‘, obwohl Westdeutscher, eine Beziehung, da ich dort 1992 mit 22 Jahren mein erstes Unternehmen gründete, heruntergekommene Altbauten kaufte, diese ‚entmietete‘, aufteilte, sanierte und als Steueroptimierungsobjekte verkaufte. Aus diesem Grunde lebte ich ein paar Jahre in Dresden, was damals allerdings wirklich noch jeder Vorstellung von ‚Dunkeldeutschland‘ entsprach, grau, nach Kohle stinkend, nicht besonders einladend. Trotzdem verbindet mich bis heute etwas mit der Stadt.

Da wir nur eine Nacht vor Ort waren und ich in dieser kurzen Zeit meiner Gattin das Maximum zeigen wollte, hatte ich das Holiday Inn am Zwinger gebucht.

Dieses Hotel würde ich nicht wirklich empfehlen, es macht den Eindruck als wäre es in einer (renovierten) Kaserne der NS- oder Sowjetzeit untergebracht, die Zimmer klein, sehr einfach, dafür eine Dusche mit deren Wasserdruck man Leichtmetallfelgen auf Hochglanz bringen könnte.

Trotz des relativ schlechten Wetters, es regnete immer wieder, dazu blies ein ekelhafte Wind, liefen wir durch die Altstadt, nahmen die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit, erstanden eine Eierschecke bei der Conditorei Kreuzkamm, betrachteten den Abriss der Carola-Brücke, gingen zum Hotel zurück, um noch das Sommerpalais im Großen Garten zu betrachten.

Allerdings fuhr sich unser Auto im langsamen Stadtverkehr wie ein Känguru, so dass wir uns langsam Sorgen machten, nach dem Besuch des Großen Gartens einen Reifendienst ansteuerten.

Hier stellte man das Auto auf die Bühne und nahm beide Hinterreifen ab. Die Monteure konnten es kaum fassen, dass ich mit diesen Reifen von Breslau bis Dresden kam, dazu noch mit über 200 km/h, denn an beiden war die Karkasse komplett verbogen, die Reifen eher quadratisch als rund. Vor einer Weiterfahrt nach Berlin am nächsten Tag wurde uns trotz Run-Flat-Eigenschaften ausdrücklich abgeraten.

Kein Problem, dachte ich, kaufe ich eben zwei neue Hinterreifen, lasse die aufziehen – und weiter geht’s. Doch es war 16:40, laut System keine Reifen der Dimension 275-30/20 bei diesem Reifendienst sowie seinen weiteren Niederlassungen verfügbar.

So begann die Suche bis wir schlussendlich beim 3. Händler fündig wurden, sogar bei einer Niederlassung unweit unseres Hotels, einen Termin für den nächsten Morgen vereinbarten.

Das Hotelfrühstück im Holiday Inn fiel aus, ich hatte einen anderen Plan: aus meiner Kindheit und Jugend erinnere ich mich noch immer an die leckeren Backwaren (und den Kaviar), den mein Vater immer aus der DDR mitbrachte wenn er sich einmal im Jahr auf der Leipziger Industriemesse befand. Und so hatte ich via Google die vielversprechende ‚Bäckerei Rebs‘ außerhalb der Innenstadt herausgesucht, welche wir am Morgen anfuhren und uns mit Frühstück eindeckten, dies direkt im Auto einnahmen.

Weiter ging es zum Reifenhändler wo uns innerhalb von 1 ½ Stunden ein neuer Satz Hinterreifen verpasst wurde. Zum Glück waren die Felgen weder verbogen noch gerissen. So dass das Auto im Anschluss einfach traumhaft fuhr. Verschwunden war das Känguru.

Die Fahrt nach Berlin war stressig, viel Verkehr, das Rechtsfahrgebot scheint in Deutschland abgeschafft worden zu sein. Obwohl ich aus dem Auto rausholte was anlässlich der Verkehrslage möglich war, war ein Schnitt von knapp über 100 km/h das Maximum.

Berlin erreichten wir am frühen Nachmittag, wir steuerten das für die nächsten Nächte zu einer verwunderlich niedrig gebuchte Rate JW Marriott Berlin an.

Das Hotel liegt direkt gegenüber des Bundesministeriums der Verteidigung, fußläufig 25 Minuten vom Brandenburger Tor entfernt und somit noch einigermaßen zentral.

Gepäck ausgepackt, Auto in die Tiefgarage gestellt und zur Rezeption, wo sich das Einchecken etwas hinzog – das Personal schien noch nicht besonders guteingearbeitet zu sein.

Als Upgrade gab es ein Zimmer im neu renovierten Club-Floor (in dem sich allerdings nicht die Club-Lounge befindet) mit Aussicht auf das Ministerium.

Der Zugang zur Clubetage war allerdings etwas seltsam: man bekam 2 Schlüsselkarten für den Aufzug, um ins entsprechende Stockwerk zu gelangen sowie zwei weitere Schlüsselkarten für das Zimmer – alle vier in einheitlich grau, was immer wieder zu Verwechslungen führte.

In der Clubetage war es sehr warm und schwül, was am im ein Stockwerk darunterliegenden Schwimmbad liegt.

Das Zimmer selbst war teilrenoviert, man erkannte dass noch einige Dinge aus der alten Zeit als Steigenberger stammten, so zum Beispiel das Kopfende des Betts und die Badewanne, in welche man steigen musste, um eine Dusche mittels eines flexiblem Billig-Duschkopfes zu nehmen.

Auch die Clublounge war wenig zu empfehlen, ein ungemütlicher Bereich seitlich des Hotelrestaurants, uns sagte weder das Frühstück mit seinen Styropor-Brötchen noch die Snacks am Abend zu. In einer Stadt wie Berlin ist dies jedoch kein Thema, denn man sollte sich hier sowieso an lokale Kulinarik halten, statt Einheitsessen aus der Großküche zu sich zu nehmen, nur weil es im Preis inbegriffen ist.

Es war Freitag und der Hauptgrund für Berlin war neben etwas Sightseeing ‚Clubbing‘.

In Deutschland gibt es in meinen Augen nur eine Großstadt, eine einzige Metropole, und das ist Berlin. Hier befinden sich auch die ausgefallensten Clubs Deutschlands, Clubs die in anderen Städten Deutschlands schlichtweg unmöglich wären.

Zuerst steuerten wir das ‚Insomnia‘ an, Fetish, Elektronische Musik. Zwar war die Musik sehr gut, aus Interieur interessant – doch das Publikum sagte uns weniger zu. Zudem hatten wir gegen Mitternacht Hunger, welchen wir bei ‚Curry 36‘ mit einer Currywurst mit und einer ohne Haut, dazu Pommes Mayo‘ stillten.

Gestärkt ging es weiter in den KitKat-Club wo wir extremes Glück hatten, an der Schlange vorbei gewunken wurden (keine Ahnung weshalb) und innerhalb von weniger als 15 Minuten drin waren. Hier verbrachten wir bei guter Musik und netter Atmosphäre den Rest der Nacht. Was mir allerdings im Vergleich zu meinen vorherigen Besuchen auffiel war, dass ein großer Teil des Publikum nicht wegen des eigentlichen Themas des Clubs kommt, viele eher wegen des Rufs des Clubs kommen, sehen wollen was im Club wirklich passiert.

Auch weil wir am Samstag erst relativ früh zurück ins Hotel kamen ließen wir das Frühstück im Hotel aus, erkundeten am frühen Nachmittag per Auto die Stadt, die Klassiker, Brandenburger Tor, entlang der ‚Unter den Linden‘, einen Mittelfinger in Richtung Kameras der Nordkoreanischen Botschaft und des ‚Russischen Hauses‘ und hinaus zum Olympiastadion.

Hungrig war es nun an der Zeit das zweite typische Berliner Gericht zu uns zu nehmen: einen Döner.

Wir fanden einen legalen Parkplatz in der Nähe von ‚Rüyam Gemüsedöner‘ und waren ob der Schlange bereits auf der Straße überrascht. Schlangestehen mit Hunger ist nicht der beste Zeitvertreib. Doch irgendwann hatten wir unsere Bestellung abgegeben, fanden draußen zwei Sitzplätze, kämpften mit den Wespen und bekamen endlich, 1 Stunde und 8 Minuten nach unserem Eintreffen, unser Essen.

War dieser Döner das Warten wert ? Es war sicher einer der besten Döner, welche ich in meinem Leben gegessen hatte – aber über eine Stunde, nein.

Gegen 22 Uhr nahmen wir uns ein Taxi zum Berghain, wissend, dass man, speziell an einem Samstag, früh eintreffen sollte, um nicht mehr als 3 Stunden vor dem Club anstehen zu müssen, immer im Hinterkopf zu haben, dass, trotz des Wartens, die Chance besteht nicht eingelassen zu werden.

Mir tat meine Gattin leid, keine Ahnung wie sie das schafft in ihren 14-Zentimeter-Absätzen dermaßen lange anzustehen und dann auch noch zu tanzen.

Wir hatten jedoch Glück, denn nach weniger als 2 Stunden waren wir im Berghain. Dieser Club ist und bleibt einzigartig, wenn vielleicht auch nicht für jedermann.

Deshalb liebe ich Berlin. Berlin als Hauptstadt Deutschlands ist die Stadt Deutschlands, die sich am wenigsten ‚Deutsch‘ anfühlt. München ist sicher eine wunderschöne Stadt, aber für meinen Geschmack zu eng, zu langweilig.

Nach dieser Nacht war der Sonntag mehr auf Erholung programmiert. Für ein sehr, sehr spätes Frühstück fuhren wir zur hochgelobten französischen Bäckerei ‚Du Bonheur‘ und bereuten diese Entscheidung trotz der relativ hohen Preise in keiner Weise. Ich kann deren Produkte jedem empfehlen, der sich in Berlin aufhält.

Am Montag regnete es ohne Unterlass, wir fuhren etwas durch die Stadt, gingen ausgiebig ins Gym und spielten UNO.

Wir hatten noch etwas Sightseeing nachzuholen weshalb wir am Folgetag froh waren, dass es wenigstens bis 15 Uhr nicht regnen sollte.

Diesmal machten wir uns zu Fuß auf, probierten eine weitere gehypte vegane Bäckerei für ein kleines (und teures) Frühstück aus, diesmal ‚The Sanctury‘ am Potsdamer Platz. Wir fanden es beide dermaßen ekelhaft, dass wir das Zeug nicht aufaßen. Wenn man Vegetarier ist, weshalb isst man künstlichen Käse oder gar ‚vegetarischen Schinken‘, der bereits in seiner Konsistenz an Schleim erinnert ?

Weiter ging es am Kanzleramt vorbei, durch das Brandenburger Tor rechts die Unter den Linden in Richtung Museumsinsel und Neuem Schloss. Sorry, das ‚Neue Schloss‘ verstehe ich nicht. Wieso baut man etwas altes nach ? In meinen Augen hätte man aus Erinnerungsgründen den Lampenpalast stehen lassen können oder wenigstens etwas modernes, nach vorne gewandtes, richtungsweisendes bauen können. Aber etwas dermaßen Rückwärtsgewandtes ???

Egal, weiter zum Fernsehturm und von dort wieder am Berliner Dom und dem alten Museum zurück – bevor es plötzlich stark zu regnen begann, wir ein UBER zurück zum Hotel nahmen.

Am Abend, es regnete noch immer, fuhren wir in Richtung Kurfürstendamm, fanden wieder problemlos einen legalen Parkplatz, hatten das türkische Restaurant ‚Baba Pirzola‘ für unser letztes Abendessen in Berlin gewählt.

‚Baba Pirzola‘ ist ein untypisches türkisches Restaurant, eher im hochpreisigen Segment angeordnet, auch innen wunderschön eingerichtet.

Als Vorspeisen wählten wir verschiedene Meze, welche man selbst aus einer großen Variation auswählt, dazu ein frischgebackenes, hauchdünnes Brot. Perfekt !

Nach etwas wunderbar zartem und geschmackvollem Kebab war leider kein Platz mehr für eine Nachspeise, wir fuhren zurück ins Hotel.

 

HON/UA

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Von Berlin nach Warschau

Mittwoch, der 13. Juli 2025. Obwohl uns das Frühstück im JW Marriott Berlin weiterhin nicht zusagte aßen wir heute etwas – denn es lag eine 557 Kilometer lange Fahrt vor uns, Google berechnete eine reine Fahrtzeit von 5 Stunden und 27 Minuten, geplante Ankunft 15:49.

Ich tanke etwas Benzin nach, so dass wir bequem die erste größere Stadt in Polen erreichen konnten, um dort vollzutanken.

Auch wegen des weiterhin schlechten Wetters dauerte die Fahrt aus Berlin hinaus ziemlich lange, selbst auf der Autobahn herrschte zähflüssiger Verkehr. Erst als wir den neuen BER-Flughafen rechts hinter uns liegenließen, lichtete sich der Verkehr, ich stellte die Distronic auf das vorgegebene Tempolimit +40 km/h und ließ das Auto so selbständig wie möglich laufen. Irgendwann hat man es heraus das Lenkrad mit dem Knie unten immer wieder etwas anzustoßen, damit nicht dauernd der Warnton ertönt.

Vor der Deutsch-Polnischen Grenze gab es sogar ein Teilstück ohne Tempolimit, dazu wenig Verkehr.

Der Grenzübertritt nach Polen ähnelte dem von Polen nach Deutschland, nur dass diesmal der Polnische Grenzschutz durchwank. In Polen selbst wurde das Fahren wieder sehr relaxt, WAZE zeigt eventuelle Geschwindigkeitskontrollen an, die längste Zeit fuhr ich aber einem Audi A8 mit Polnischem Kennzeichen hinterher, der es anscheinend ziemlich eilig hatte.

Gegen 14:30 erreichten wir die Stadtgrenze Warschaus, eine Stunde vor der von Google geplanten Ankunftszeit luden wir unser Gepäck am Sheraton Warschau aus.

Als ich das Auto in die Hoteltiefgarage fuhr fragte ich mich weshalb Tiefgaragen immer dermaßen enge Einfahrten haben, man immer Angst hat sich die Felgen zu zerkratzen.

Natürlich laut Rezeption war keinerlei Upgrade verfügbar, ich verwies auf die Bonvoy-App, in welcher ich zu diesem Zeitpunkt alle Arten von Suites für unseren Aufenthalt hätte buchen können. Die Dame mochte mich nicht, meine Gattin meinte ‚wenn Blicke töten könnten‘. Sie beharrte weiterhin auf ihrer Aussage, dass nichts verfügbar sei, ich bot an jetzt eine Suite zu buchen, um dies zu überprüfen. Erst dann fand sie ganz plötzlich einen Junior-Suite, eigentlich nur ein größeres und verwinkeltes Zimmer. Wir nahmen es.

Nach einem frühen Abendessen in der Club-Lounge, deren Essensangebot sich seit unserem letzten Aufenthalt stark verbessert hat, ruhten wir uns etwas aus, gingen dann zu einer späten Session um kurz nach 22 Uhr hinunter ins Hotel-Gym.

Am Freitag hatte meine Gattin in Warschau einiges zu erledigen, ich traf mich mit einem US-Bekannten, der Hilfslieferungen für die Ukraine organisiert, seine eigene NGO betreibt, zum Mittagessen.

Am Abend trafen wir uns noch mit Ukrainischen Bekannten, welche bereits seit Kriegsbeginn in Warschau leben, dort mittlerweile ihr eigenes Unternehmen aufgebaut haben.

Generell ist Warschau mittlerweile sehr Ukrainisch geprägt, an jeder Ecke sieht man Fast-Food- oder Sushi-Ketten, die wir auch aus Kyjiw kennen. Auch das Nachtleben, Karaoke-Bars, Clubs, vieles sind Niederlassungen Ukrainischer Unternehmen. Zudem gibt es einen sehr modernen Stadtteil im Zentrum Warschaus, ‚Browary Warszawskie‘ welcher mehrheitlich von Ukrainern bewohnt wird.

Die beste Freundin meiner Gattin, welche seit knapp 3 Jahren in Katowice lebt und dort studiert, kam am Samstag per Zug, ich überließ die beiden ihrer Zweisamkeit, ging zum Friseur, wo mir eine Ukrainerin aus den besetzten Gebieten die Haare schnitt, ging ins Gym und machte mich fertig fürs Clubbing.

Warschau besitzt genau einen einzigen guten Club mit elektronischer Musik, das ‚MOON‘. Dieser liegt im Obergeschoss eines Club- und Restaurant-Komplexes direkt an der Weichsel, mit bodentiefen Panoramafenstern zum Fluss und nachts beleuchtetem Fussballstadion. Leider hatte genau dieser Club, welcher normalerweise nur samstags geöffnet hat, aktuell Sommerpause, eröffnet erst wieder Mitte September.

Alternativ plante ich ins dazugehörige, ein Stockwerk tiefergelegene, SEN zu gehen, welches in den Sommermonaten auf seiner Terrasse ebenfalls elektronische Musik spielt – nur etwas softer als im MOON. Auch sind die Zugangsregeln dort nicht so streng, so darf man zum Beispiel auch Kleidung in einer anderen Farbe als ‚schwarz‘ tragen.

Ich stand gerade vor dem Hotel und wartete auf mein UBER als ein anderes UBER anhielt und meine Gattin zusammen mit bester Freundin ausstiegen – beide doch schon ziemlich angeschickert, der Gang auf den High-Heels nicht mehr besonders sicher.

Ich wurde gebeten mein UBER zu stornieren, man wolle sich kurz im Zimmer auffrischen, bevor man dann mit mir ins SEN fahren wolle.

Der Blick von der Rezeption in meine Richtung, als ich mit zwei hübschen Ukrainerinnen in Mini-Kleidchen und High-Heels vom Eingang in Richtung Aufzug lief: UNBEZAHLBAR !

Gegen 01:00 trafen wir im SEN ein, begaben uns auf die Terrasse. Obwohl ich normalerweise keinen Alkohol trinke, diese Art der elektronischen Musik sagte mir ‚hier musst Du ganz schnell zwei Vodka-Red Bull trinken, damit Du das durchstehst‘. Auch meine Mädels hatten ein ähnliches Gefühl, so dass auch hier der Level gehalten wurde.

Da die Freundin am Sonntag bereits morgens wieder zurück nach Katowice musste, verbrachten wir den Sonntag in trauter Zweisamkeit, bummelten etwas durch Geschäfte, nahmen ein spätes Mittagessen auf der Terrasse unseres Warschauer Lieblingsrestaurants ‚Butchery & Wine‘ ein, liefen etwas durch die Parks Warschaus.

 
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Bayer59

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18.09.2013
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Vielen Dank für den Tripreport. Schön, wieder von euch zu lesen und das es euch, soweit, gut geht. :)
 
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HON/UA

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Von Warschau nach Lillon

Montag, 04:00, der Wecker warf uns aus dem Bett – denn wir hatten eine Reise vor uns.

Bereits um 05:17 schleppte ich unser Gepäck in Richtung Aufzug, brachte es hinunter in die Tiefgarage und verstaute es im Auto.

Los ging es in Richtung Flughafen, ich hatte für das Auto einen Langzeitparkplatz in einer Tiefgarage unweit des Flughafens reserviert, wo wir schnell und einfach mittels eines zugesandten Codes unser Auto abstellen konnten.

Das Gepäck für die nächsten Tage hatten wir bereits separat gepackt, so dass wir nur die 2 Gepäckstücke und unsere Rollkoffer aus dem Auto nehmen mussten, den Rest im Kofferraum belassen konnten.

Ein Shuttle wartete bereits auf uns, brachte uns innerhalb von 3 Minuten zum Flughafenterminal.

Die Flugbuchung war etwas tricky. Business Class zur weit über US$ 600/Person sah ich auf dem kurzen Flug nach Stockholm nicht ein, aber selbst Economy-Class mit einem Aufgabegepäckstück lag bei knapp US$ 400/Person. Wie sich herausstellte wurden für den Hinflug knapp US$ 300 aufgerufen, der Rückflug kostete dagegen nur knapp über US$ 100.

Also buchte ich den Hinflug für 21‘000 Meilen zzgl. US$ 90 Gebühren, den Rückflug für US$ 240, für 2 Personen.

Am M&M-Gold Check-In war so früh morgens wenig los, auch die Sicherheitskontrolle erfolgte in wenigen Minuten, so dass wir bereits um 06:18 die LOT-Lounge im Schengen Bereich betraten, noch ausreichend Zeit hatten ein Frühstück einzunehmen.

Ich hatte im Flugzeug zwar extra einen Fenster- und einen Gangplatz gebucht, in der Hoffnung, dass der Mittelplatz freibleiben würde – doch diese Hoffnung erfüllte sich bei der voll ausgebuchten 737 nicht. Somit rückte ich in die Mitte, der ziemlich großgewachsene Mann nahm auf dem Gangsitz Platz, nahm sofort die gesamte Armlehne und mehr in Beschlag.

Der Abflug erfolgte mit gut 30 Minuten Verspätung, der Herr neben mir schlief bereits, seine Seitenlage ging mehr und mehr in meine Richtung. Ich war begeistert. Als er dann noch zu schnarchen begann, sein Atem mir fast direkt ins Ohr ging, weckte ich ihn freundlich auf. Doch nach 5 Minuten war er wieder im Reich der Träume, wieder in Schieflage in meine Richtung, sein beim Schnarchen offener Mund ca. 5 cm von meinem Kopf entfernt.

Vielleicht bin ich seltsam, aber in meinen Augen sollte man Respekt voreinander haben, speziell in einem so engen Raum wie einer Flugzeugröhre. Deshalb wurde er beim nächsten Mal zwar sanft, aber dennoch mit dem Ellbogen geweckt, aufgefordert nicht zu schlafen wenn er sich dabei nicht auf seinen eigenen Platz beschränken kann. Dies zeigte dann auch Wirkung und der Rest des Fluges verlief problemlos.

Obwohl wir relativ spät in Warschau abflogen kamen wir trotzdem pünktlich am ARN an, holten unser Gepäck ab, gingen hinunter zum Express-Zug nach Stockholm hinein. Preislich bewegt dieser sich bei 2 Personen, trotz 50% Rabatt für die zweite Person, auf dem Preisniveau eines UBER, bietet aber einen schnelleren Transport in die City.

Ich kann nicht behaupten, dass Schweden in meinen Augen ein attraktives Reiseziel ist, habe dies schon damals für berufliche Reisen gerne an einen meinen Verkäufer delegiert. Der Reisegrund war deshalb auch nicht die schöne Natur oder das gute Essen, ich wollte stattdessen einen sehr guten Freund wiedersehen, den ich seit Jahren wegen seiner extrem schwierigen Scheidung und dem Sorgerecht für sein Kind nicht getroffen habe.

Früher haben wir gemeinsam China und Thailand unsicher gemacht, doch seit einigen Jahren steht ihm der Kopf leider woanders. So pendelt er heute zwischen seinen beiden Wohnsitzen in Marbella und Stockholm, kontentiert sich darauf keine Fehler zu machen, um keine Probleme mit dem Zugangsrecht zu seiner Tochter zu bekommen.

Wenige Minuten nachdem wir am Bahnhof angekommen waren erschien auch schon mein Freund, wir verluden das Gepäck, Maryna grabbelte nach hinten auf die Rücksitzbank und wir fuhren los.

Kennt ihr das, ihr habt jemanden seit Jahren nicht gesehen und es ist als ob ihr Euch gestern das letzte Mal gesehen habt ? Genau das Gefühl hatten wir beide.

In der Innenstadt hatte mein Freund noch kurz etwas zu erledigen, wir nahmen ein kleines Mittagessen bei ‚Schmaltz Bar & Delicatessen‘ ein, gingen in die Östermalms Saluhall, um uns dort mit Produkten wie Hummer, Kebsen, Käse, Hering in Sauce für die nächsten Tage einzudecken.

Von hier aus fuhren wir zur Biskopsuddens Marina wo mein Freund sein Boot liegen hat.

Nachdem wir Gepäck und massig Lebensmittel aufs Boot geschleppt hatten begannen wir unsere Fahrt mit einer kleinen Sightseeing-Tour durch Stockholm, bis hinein zum Stockholmer Schloss.

Hier drehten wir um, fuhren hinaus aus Stockholm nach Westen, vorbei am Vaxholms Kastell, wo wir noch kurz das Boot volltankten und uns je ein Eis besorgten.

Nach weiteren 20 Minuten erreichten wir die Insel meines Freundes, auf welcher er für sich und seine 3 Kinder ein kleines Naherholungsgebiet geschaffen hat.

Er holte sein ATV mit Anhänger wir brachten unser Gepäck zu einem der Gästehäuser, verstauten den Proviant.

Da mein Freund noch einiges zu erledigen hatte verabredeten wir uns zum Abendessen zu treffen, wir richteten uns ein, erholten uns.

Das Abendessen nahmen wir zu dritt auf der Terrasse mit Blick aufs Wasser ein, vorzüglicher Hummer und Krebse.

Wir saßen noch relativ lange zusammen, unterhielten uns, er zeigte uns voller Stolz die Fotos von von ihm für unsere Armee gesponserten Granaten und Artillerie-Munition mit der Aufschrift ‚from Greg‘.

Am nächsten Morgen ging es nach einem Frühstück hinauf auf den Hügel der Insel, wo mein Freund sich auf einem Felsen eine Aussichtplattform mit Bänken und Lagerfeuerplatz bauen hat lassen.

Sodann ging es per Boot in Richtung Stockholm, wieder vorbei an Vaxholms Kastell, um dann am Bootssteg eines Restaurants anzulegen, in welchem bereits Freunde Gregs warteten.

Das Restaurant ‚Badholmen‘ war sehr gemütlich eingerichtet, das Essen (für Schwedische Verhältnisse) sehr gut – aber auch entsprechend teuer. Ich habe keine Ahnung wie Schweden sich bei einem im Vergleich zu Deutschland ca. 25% geringeren Durchschnittseinkommen diese Preise für Lebensmittel leisten können.

Nach dem Mittagessen fuhren wir im Verbund aus 2 Booten zurück zur Insel, denn die Freunde würden dort mit uns gemeinsam die nächsten 2 Tage verbringen.

Das Abendessen wurde gemeinsam angerichtet und ebenso gemeinschaftlich auf der Terrasse eingenommen. Perfekt, dass in Schweden von fast ausnahmslos jedem mehr oder minder passables Englisch gesprochen wird, auch die tiefe Abneigung gegenüber ruZZen verbindet uns sehr.

Mosquitos, dieses schwedische Problem können wir bestätigen – ohne Insektenspray wäre an Schlaf nicht zu denken gewesen.

Auch am nächsten Tag liefen wir kurz nach einem morgendlichen Sprung in die kalte Ostsee, einem kleinen Spaziergang über die Insel und einem kleinen Frühstück wieder mit den beiden Booten aus, diesmal ging es nach ‚Grinda‘, einem Naherholungsgebiet, das die Stockholmer gerne für ein Mittagessen per Boot besuchen.

Das Essen war hier nicht so gut wie am Vortag, dafür aber genauso teuer. Was uns zudem in Schweden generell auffiel war der extreme Konsum von Alkohol. So sahen wir beim Mittagessen im Restaurant keinen einzigen Tisch, an dem nicht irgendeine Art von Alkohol konsumiert wurde.

Man kann es nicht anders nennen, wir verquatschten uns völlig, hatten die Zeit um uns herum vergessen, und so wurde es langsam kalt. Wir stiegen in die mittlerweile drei Boote, fuhren zurück nach Lillon.

Die Ankunft weiterer Freunde musste natürlich gefeiert werden, was mit Champagner auf derem Boot erfolgte. Zum Glück hatten wir für uns genügend antialkoholische Getränke, vor allem zuckerfreien Red Bull in verschiedenen Geschmacksrichtungen, eingepackt.

Kaum waren ein paar Flaschen Champagner geleert war es auch schon wieder an der Zeit das Abendessen vorzubereiten, heute wurden Burger gegrillt, zu denen natürlich ein paar Flaschen Wein geköpft wurden.

Am nächsten Morgen reisten die gesamte Clique ab, auch mein Freund musste dringend tagsüber nach Stockholm. So hatten wir zu zweit einen wunderbar relaxten Tag die Insel für uns alleine, sonnten, badeten und liefen etwas herum, bevor ab Abend wieder mein Freund zurückkehrte.

 

HON/UA

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Stockholm

So eine private Insel ist etwas sehr Schönes – für ein paar Tage. Meine Gattin und ich waren uns aber einig, dass dies absolut nichts für uns wäre, zu abgeschieden, zu langweilig.

Deshalb waren wir sehr froh, dass wir bereits morgens um 7 abreisen mussten. Stockholm mag keine Metropole sein, jedoch nach ein paar Tagen fernab der Zivilisation ein sehr willkommenes Ziel.

Überpünktlich hatten wir gepackt, warteten mit Sack & Pack auf meinen Freund, der uns mit seinem ATV plus Anhänger abholte. Blitzschnell war wieder alles auf dem Boot verstaut und los ging es zurück nach Stockholm.

Da wir bereits gegen 09:00 in der Innenstadt waren gaben wir unser Gepäck im Hotel ab, man versprach uns zu informieren sobald unser Zimmer bezugsbereit wäre.

Die Zeit überbrückten wir in der City-Wohnung meines Freundes, direkt an der Fußgängerzone der Nybrogatan gelegen. Wir liefen los, kaufen uns völlig überteuerte und sehr durchschnittlich schmeckende Kanelbullar, nahmen diese traditionalle Backwaren als Frühstück zu uns.

Überraschenderweise bereits gegen 11:00 ein Anruf des Hotels, unser Zimmer wäre für uns bereit. Das ganz ohne Status !

Ich hatte mich gegen ein Bonvoy-Hotel entschieden, denn deren Hotelangebot war entweder ungünstig gelegen, zu heruntergekommen oder schlichtweg zu teuer für Stockholm. So wich ich diesmal auf ‚JdV‘-Hotel aus, welches über die Hyatt-App zu buchen war. Perfekt gelegen und mit knapp unter US$ 200/Nacht inklusive Frühstück preislich vertretbar.

Wir erhielten ein Standardzimmer im 3. Obergeschoss zur Straße in gelegen, ohne Klimaanlage !

Nachdem wir uns eingerichtet hatten meldete sich auch bereits mein Freund, wir sollten hinüber ins Sturebadet kommen, wo sich im Obergeschoss sein Gym mit nettem Restaurant befindet, ideal um gemeinsam ein kleines Mittagessen einzunehmen.

Das traditionelle Badehaus war wirklich wunderschön, das Essen aktzeptabel.

Freitag, mein traditioneller Barber-Tag – denn ich beginne prinzipiell kein Wochenende ohne Haarschnitt. Da mein Freund ebenfalls einen Haarschnitt benötigte nahm er mich mit zu seinem Barber um die Ecke, wo wir im Doppelpack fürs Wochenende feingemacht wurden.

Das Wetter war schlecht, grau, Nieselregen – wir entschlossen uns das Gym aufzusuchen.

Das ‚Story Hotel Riddargatan‘ hat für ein solch kleines Hotel in einem Altbau die perfekte Lösung für das Angebot eines Gyms gefunden: einen Vertrag mit einem nahegelegenen Sportclub. Man erhält an der Hotelrezeption einen Gutschein, läuft 100 Meter, erhält auf Vorzeigen des Gutscheins Einlass, kann in den Umkleideräumen seine Straßenschuhe auf Gym-Schuhe wechseln. Das Gym ist dann dementsprechend kein kleines abgespecktes Hotel-Gym, sondern ein echtes Gym über 3 Etagen mit allen benötigten Geräten.

Den Abend verbrachten wir wieder gemeinsam mit meinem Freund, der für uns einen Tisch im Restaurant ‚Brasserie Astoria‘, empfohlen im Guide Michelin, reserviert hatte.

Auch hier waren die Gerichte hochpreisig, jedoch der Qualität des Essens und dem Interieur entsprechend auf einem normalen Level.

Im Anschluss versuchte er uns noch zwei Clubs in der Umgebung schmackhaft zu machen – was ihm jedoch nicht gelang. Uns sagten weder Musik noch die Art der Gäste zu, so dass wir gegen Mitternacht bereits zurück im Hotel waren.

Im Zimmer war es extrem schwül, wir mussten wegen der Abwesenheit einer Klimaanlage das Fenster öffnen. Nur war bei geöffnetem Fenster an Schlafen nicht zu denken. Zum einen fuhren immer wieder Autos lautstark den leichten Hügel nach oben, zum anderen liefen betrunkene Menschen grölend durch die Straße. Höhepunkt war eine Schlägerei gegenüber unseres Hotels gegen 5 Uhr morgens.

Entsprechend unausgeschlafen trafen wir um 10:00 zum inkludierten Frühstück ein. Sehr Schwedisch, aber lecker.

Es wurde Zeit die Stadt zu erkunden, zum Glück spielte das Wetter mit: strahlender Sonnenschein und angenehme Temperaturen.

Am Armémuseum spielte gerade eine Armeeband, wir liefen über den Riddargatan in Richtung Uferpromenade (Strandvägen) und weiter zum Vasa Museum, welches ein bei seiner Jungfernfahrt im Jahre 1628 gesunkenes Kriegsschiff ausstellt.

Wieso ist man auf ein Kriegsschiff stolz, das bereits anlässlich seiner Jungfernfahrt gesunken ist ?

Meine Gattin hatte kein Interesse ein Kriegsschiff anzuschauen und so liefen wir weiter am alten Zirkus vorbei bevor wir wieder in Richtung Stadt umdrehten, um eine Gym-Session durchzuführen.

Auch mein Freund war nun wieder unter den Lebenden. Er rief uns an, teilte uns mit, dass wir uns in 30 Minuten im Strandbryggan, einem angesagten Restaurant-Club auf dem Wasser unweit des Vasa Museums treffen würden wo er bereits einen Tisch reserviert hatte.

Da wir sowieso hungrig waren machten wir uns fertig, liefen zum Restaurant, wo wir bereits erwartet wurden.

Wir saßen dort eine Weile in der Sonne, aßen eine einfache Kleinigkeit – denn das Essensangebot sah nicht nach Kulinarik aus – und betrachteten das Treiben um uns herum. Maryna und ich kamen zu dem Schluss, dass Stockholm nicht unsere Stadt ist.

Und so kauften wir für den Abend nur noch ein paar Snacks, schauten Netflix und spielten Karten.

Am nächsten Tag hatte mein Freund Besuchsrecht für seine Tochter, so dass wir alleine Stockholm erkundeten.

Vom Hotel aus liefen wir los über den Kungsträdgarden an der Stockholmer Oper vorbei über den Norrström zum Stockholmer Schloss, welches man teilweise kostenlos besuchen kann.

Gerade als wir das Schloss verließen fand der Wachwechsel statt, welchen wir uns natürlich nicht entgehen ließen.

Weiter ging es durch die Stockholmer Altstadt, welche uns mit ihren engen Gassen und der großen Anzahl an Touristen weniger gefiel.

Wir entschlossen und sie Altstadt zu verlassen, genossen auf dem Rückweg nach Östermalm noch den Ausblick von der Evert Taubes Terrasse.

Am Abend hatte mein Freund andere Verpflichtungen, wir nahmen ein sehr ordentliches Abendessen in einem unweit des Hotels gelegenen sehr hübschen libanesischen Restaurant ‚Lebanon Meza Lounge‘ ein.

Das Essen war sehr gut, die Preise für Stockholm richtiggehend human.

Im Anschluss genossen wir noch bei gutem Wetter den wunderschönen Sonnenuntergang über dem Wasser, zogen und ins Hotel zurück.

Unser letzter Tag in Stockholm begann mit Shopping, vor allem Souvenirs für unsere Angehörigen, unsere Haushälterin, welche sich in unserer Abwesenheit um unser Mädchen kümmerte und meinen Fahrer, der mich immer Tatkräftig bei allen kleineren Problemen unterstützt. Und was läge näher als aus Schweden ‚Kalles Kaviar‘, einen Brotaufstrich aus geräuchertem Rogen von Dorsch und Lachs hergestellt wird, mitzubringen ?

Da wir noch genügend Zeit hatten liefen wir durch die Innenstadt, vorbei an der wunderschönen Hedwig-Eleonoras-Kirche, in deren Garten gerade eine Art Bankette stattfand, sahen seltsame Häuschen aufgesetzt auf andere Häuser und gännten uns einen McFlurry.

Wir packten bereits unsere Koffer vor, trafen uns auf ein letztes gemeinsames Abendessen mit meinem Freund auf der Terrasse des Restaurant ‚Sturehof‘.

 

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Von Stockholm via Warschau und Kowel zurück nach Kyjiw

Bevor uns die Orks am 24.02.2022 angegriffen haben wäre eine Heimreise nach Kyijw ein 2-Stunden-Flug nach Boryspil plus eine 30-Minuten-Fahrt nach Hause gewesen, aktuell benötigen wir dafür im Minimum 3 Tage. Doch zu unserem Trost sitzen mittlerweile auch die ruZZen teilweise tagelang an Flughäfen fest, da deren Flughäfen immer öfter wegen unserer Drohnen geschlossen werden, sich Flüge deßhalb im 4. Reich oft verspäten oder auch gleich ganz gestrichen werden. Dazu kommt, dass es bei Flugzeugen ruZZischer Fluggesellschaften immer häufiger zu Notlandungen kommt, da diese teilweise von Nachbauersatzteilen in Betrieb gehalten werden.

Wir hatten einen sehr frühen Flug ab ARN, konnten deshalb auf das Umsteigen von UBER auf Expresszug am Bahnhof verzichten, bestiegen um 05:00 unser UBER – leider ein TESLA – direkt zum Flughafen.

Stockholm verabschiedete uns mit einem wunderschönen Regenbogen, am ARN wurden wir vom – bankrotten – ‚Jumbo-Hostel‘, einer ausrangierten B747, begrüßt.

Wir standen als erste am Gold-Check-In der LOT, warteten auf die Mitarbeiter, gaben unser Gepäck ab, erhielten unsere Bordkarten, diesmal ohne Nebenmann, da eine Embraer mit 2-2 Bestuhlung in Eco.

Uns wurde mitgeteilt, dass wir trotz Lufthansa SENATOR-Karte nicht die Lufthansa-Contract-Lounge benutzen durften, zur LOT-Lounge im alten Terminal gehen müssten.

Nach der Sicherheitskontrolle stellten wir fest, dass diese Lounge eine ganz ordentliche Wegstrecke entfernt im alten Terminal liegt, die heute meist für Abflüge von LCC verwendet wird. Doch wir hatten genügend Zeit und zudem Hunger.

Also liefen wir hinüber, fanden den Zugang, gingen eine Treppe nach oben und standen vor einer verschlossenen Türe mit der Aufschrift ‚Geöffnet ab 06:30.

Wir warteten ein paar Minuten im stickigen Treppenhaus, klopften um 06:30 an der Türe uns wurden von einer sehr freundlichen Dame eingelassen.

Zu unserer Verwunderung war die Lounge sehr nett eingerichtet, alles in gutem Zustand, zudem wegen der vielen Fenster aufs Vorfeld sehr hell. Auch das Essensangebot übertrag eine typische Lufthansa FTL/Business-Class-Lounge bei weitem, wir hatten kein Problem bei einem kurzen Frühstück satt zu werden.

Um 07:20 waren wir zurück im neuen Terminal, befanden uns am Abfluggate, an welchem das Boarding noch nicht begonnen hatte.

Kurz darauf ging es zum Bus, wir wurden vom neuen Terminal am alten Terminal und unzähligen Sichtschutzzäunen vorbei ans hinterste Ende des Flughafens kutschiert, wo die Embraer 195 der LOT auf einer Außenposition auf uns wartete.

Wenigstens bringt uns dieser bezahlte Rückflug 20 Qualifying Points, welche mein Gesamtguthaben auf 39‘002 erhöhen. Damit fehlen mir noch genau 998 Qualifying Points bis zum Erreichen des Lifetime-SENATOR-Status der Lufthansa-Gruppe.

Am Warschauer Flughafen bekamen wir, welch Wunder, wieder eine Außenposition und damit eine kostenlose Vorfeldrundfahrt.

Vorbei an unzähligen Flugzeugen des Polnischen Staates, aber auch einer B737NG der USA.

Die Gepäckausgabe am WAW-Flughafen war, wie üblich, sehr langsam, gegen 10:30 ging es auf Abflugebene hinaus, das Shuttle zu unserem Langzeitparkplatz wartete bereits.

Schnell hatten wir alles im Auto verstaut, fuhren in die Warschauer Innenstadt, wo ich für die eine Nacht ein Zimmer im MOXY Warsaw Center reserviert hatte.

Wir fuhren direkt in die Tiefgarage, gingen mit unserem Gepäck zur Rezeption und wollten um 11:20 freundlich anfragen ob nicht vielleicht doch schon ein Zimmer verfügbar sei.

Doch bis zu dieser Frage kam ich erst gar nicht. Die Mitarbeiterin frage direkt ob ich auschecken wolle, was ich verneinte. Daraufhin wurde mit entgegengeschmissen ‚Einchecken ab 15 Uhr !!!‘.

Ich teilte der Dame freundlich mit, dass mir die Eincheckzeiten bekannt seien, ich nur höftlich anfragen wolle ob vielleicht bereits ein Zimmer etwas früher verfügbar sei, wies auf meinen Titanium Preferred Status hin. Die Antwort war kurz und knapp ‚nur gegen Zahlung von 50% des Übernachtungspreises‘.

Dies fand ich dann doch etwas frech, ich hatte ja kein Zimmer ‚hier und jetzt‘ gefordert, nur wissen wollen ob ein Zimmer bereits vor 15 Uhr verfügbar sei. Deshalb wies ich die Dame darauf hin, dass mir ein solches Verhalten bei meinen weit über 1‘500 Übernachtungen bei Starwood-Bonvoy noch nie vorgekommen sei, fragte an mit ihrer Vorgesetzen zu sprechen.

Wie sich herausstellte saß ihr Vorgesetzter am Nachbar-Check-In und meinte nur trocken ‚Zimmer 129 kannst Du ihm sofort geben, ohne Zahlung, wenn er eskaliert‘. Dass ich Polnisch wegen meiner Russisch-Ukrainisch-Kenntnisse sehr ordentlich verstehe, auf die Idee kamen die beiden nicht, woraufhin ich direkt sagte ‚129 nehmen wir‘. Dazu gab es noch die beiden US$ 10-Voucher und zwei Gutscheine für Kaffee oder Cocktail.

Ich mag MOXY Hotels, den Stil der Lobbies, die Zimmer an sich. Überraschend war am MOXY Warsaw Center, dass das Badezimmer größer war als in den MOXYs, die ich bisher besucht hatte.

Wir holten etwas den am frühen Morgen verpassten Schlaf nach, liefen dann gute 2 Kilometer zur vom Guide Michelin mit einem Bib-Award ausgezeichneten ‚Ceviche Bar‘.

Das Interieur war modern, das Essen enttäuschte auf ganzer Linie. Wären wir doch nur in unser Lieblingsrestaurant gegangen.

Am nächsten Morgen hatten wir um 09:30 das Auto bepackt, die US$ 10-Voucher an der Hotelbar gegen Snacks eingetauscht und machten uns auf den Weg zur Autobahn Richtung Chelm.

Leider ist dieser am von Warschau aus am einfachsten zu erreichenden Grenzübergang zur Ukraine weiterhin für PKWs gesperrt, ausschließlich für die Abfertigung von Transporten geöffnet. Nach 160 Kilometern sehr zügiger Autobahnfahrt mussten wir somit auf die völlig überfüllte Bundesstraße nach Süden abbiegen, um so noch 100 Kilometer bis zu einem anderen Grenzübergang zurückzulegen.

Die Fahrt erinnerte mehr an ein Nintendo-Spiel, dauernd musste man versuchen an langsam fahrenden Kolonnen vorbeizukommen, es empfiehlt sich hier Automatik auf SPORT+ zu stellen, um schneller vorbeizukommen.

Die letzten 30 Kilometer ging es über ziemlich kaputte Landstraßen bevor wir uns um 14:20 in die Schlange vor der Polnischen Grenzstation einreihten.

Zum Glück ging es sehr zügig voran, nach einer Stunde hatten wir Polen hinter uns gelassen, fuhren über den Bug zur Ukrainischen Kontrolle, welche, wie üblich, innerhalb von 30 Minuten erledigt war. Doch wegen der Zeitdifferent hatten wir eine weitere Stunde verloren, weshalb es nun bereits 17 Uhr war.

Wenige Kilometer nach der Grenze liefen wir die erste Marken-Tankstelle an, tankten das Auto voll, bevor wir über die Bundesstraße P15 nordöstlich die restlichen 60 Kilometer bis Kowel zurücklegten.

Kowel hat eine sehr bewegte Geschichte. Bereits im 12. bis 14. Jahrhundert gab es in der Gegend Eisenverarbeitung, die erste öffentliche Schule wurde im 16. Jahrhundert gegründet, an das ruZZische Kaiserreich fiel die Stadt erst im Jahre 1795, zwischen den beiden Weltkriegen gehörte sie dann wieder zu Polen.
Der Anteil der jüdischen Bevölkerung lag im Jahre 1939 mit 17‘000 bei 50%. Im Oktober 1942 wurden die bis dahin noch nicht ermordeten Juden in die Große Synagoge gesperrt, diese sodann angezündet. Die von den sterbenden in die Wände eingeritzten Inschriften konnten nach dem Krieg für die Nachwelt gerettet werden.

Doch zurück in die Gegenward: das ‚mira mar Hotel‘ in der mittelgroßen Stadt Kowel war eine wirklich positive Überraschung, sehr modern, top ausgestattet, natürlich auch mit Klimaanlage.

Dieses Hotel ist allerdings in der gesamten Ukraine beim Fußballnachwuchs bekannt, auch der jüngste Bruder meiner Gattin hielt sich hier bereits anlässlich eines Jugendfußballturniers auf. Von unserem Fenster hatten wir einen sehr guten Blick auf das Fußballfeld mit VIP-Box für Trainer und Talentsucher.

Da wir tagsüber nur die im MOXY erstandenen Snacks gegessen hatten war der Hunger groß. Wir konsultierten Google und entschieden uns für ein Restaurant mit italienischer Küche und dem seltsamen Namen ‚OTTO‘ am zentralen Platz der Stadt.

Das Essen war eine weitere Überraschung, die Pizza aus dem Holzfeuerofen, die Pasta hausgemacht mit einer ordentlichen Portion Pfifferlingen. Für unser Essen, inklusive zweier Flaschen Mineralwasser bezahlten wir US$ 14.50, fuhren gesättigt und glücklich zurück zum Hotel, wo wir den Tag mit einer Partie UNO ausklingen ließen.

Wir hatten hervorragend geschlafen, nahmen gegen 09:00 unser im Hotelzimmerpreis enthaltenes Frühstück ein, sehr, sehr ordentliche Sirniki mit Sauerrahm und Marmelade, dazu einen Kaffee.

Die restlichen 448 Kilometer nach Hause mussten wir auf einer normalen Bundesstraße zurücklegen, anfangs noch in relativ schlechtem Zustand, etwas später aber neu asphaltiert. Leider beträgt das Tempolimit auf solchen Straßen maximal 90 km/h, oft muss man jedoch durch Ortschaften, in welchen ein Limit von 30 oder 50 km/h herrscht.

Auf dem Weg kommt man an langgezogenen Feldern und großen Wäldern vorbei, auch das Atomkraftwerk Rivne sieht man in der Ferne.

Einmal lief ich mit 180 km/h auf ein mit 100 km/h fahrendes Polizeifahrzeug auf, konnte gerade noch herunterbremsen. Ich dachte ‚Mist, jetzt muss ich dem mit 100 km/h hinterherkriechen‘, schließlich fuhr er bereits 10 km/h über Limit. Doch die freundlichen Polizisten machten fast augenblicklich Platz, ich wurde vorbeigewunken, mir klargemacht ‚Gib Gas !‘.

Trotz eines Tankstops erreichten wir den Oblast Kyjiw zügig, ich hatte auf einer 350-Kilometer-Strecke mit einem maximalen Tempolimit von 90 km/h eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 131 km/h herausgefahren.

Allerdings war das Känguru zurück, ab 100 km/h war es nun so schlimm, dass uns fast die Cola-Flasche aus dem Becherhalter in der Mittelkonsole flog.

Doch wir waren nun fast angekommen. Am Kreisverkehr von Borodyanka kommt man an einem durch eine ruZZische Rakete zerstörten mehrstöckigen Wohnhaus vorbei. Bei diesem Terrorakt der ruZZischen Nazis im März 2022 starben ca. 50 Zivilisten, darunter auch Kinder, in ihren Wohnungen.

Um kurz vor 15:00 erreichten wir die Stadtgrenze von Kyjiw, um 15:12 bogen wir in unsere Straße ein und waren nach knapp 3 Wochen wieder zuhause angekommen, endlich wieder mit unserem Mädchen vereint.

Am nächsten Tag schickte ich meinen Fahrer mit dem Auto zum Reifendienst. Von dort erhielt ich die Nachricht, dass auf dieser Reise der dritte Reifen das zeitliche gesegnet hatte, diesmal vorne rechts.

Auch jetzt, wo ich diesen Reisebericht abschließe, herrscht Luftalarm, ca. 100 Kamikaze-Drohnen befinden sich auf dem Weg nach Kyjiw, zudem haben mit X-101 Marschflugkörpern bestückte TU-95 Bomber vom ruZZischen Militärflughafen in der Nähe von Murmansk abgehoben, befinden sich auf dem Weg zur Startzone über dem Kaspischen Meer. Damit erwarten wir für heute wieder eine lange und nervenaufreibende Nacht.

 
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PollyEsther

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17.08.2024
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(…)
Wrocław, die drittgrößte Stadt Polens, hat einen sehr wechselhafte Geschichte hinter sich. In groben Zügen und sehr vereinfacht kann man sagen, dass die Stadt seit dem 13. Jahrhundert bis zum Ende des 2. Weltkriegs ‚Deutsch‘ war, dann von der Sowjetunion als Ausgleich für die genommenen Gebiete im Osten an Polen übergeben wurde. Die Deutschen Bewohner der Stadt wurden vertrieben, es wurden Polen angesiedelt, die aus den von der Sowjetunion annektierten Gebiete im Osten vertrieben wurden.

Die Architektur der Stadt, vor allem in und rund um die Altstadt, kann man als typisch Deutsch bezeichnen, zum einen sehr monumental mit festungsartigen Verwaltungsgebäuden, aus dem 19. Jahrhundert, zum anderen mit herausragenden Bauwerken, vor allem Kaufhäusern im Stil des Weimarer ‚Bauhaus‘ des 20. Jahrhunderts.

Vor allem letzterer Baustil hat es mir angetan, weshalb ich auch zuerst das ehemalige Warenhaus Wertheim (Bj. 1930) und Kaufhaus Petersdorff (Bj. 1929) ansteuerte.

Von hier gelangt man bequem über die Dombrücke (1890) zum Breslauer Dom, ebenfalls im gotischen Stil 1244 bis 1341 erbaut.
Nach diesen ‚Must-Do‘ Besichtigungen ging es über die Oder am Panorama vorbei zum nächsten Highlight der Stadt, dem 1925-29 im ‚Backsteinexpressionismus‘ erbauten Postscheckamt. Da sich im Gebäude das Postmuseum befindet kann man es in kleinen Teilen auch von innen besichtigen.
(…)
Zusammenfassend hatte sich mein Verdict zu Wrocław anlässlich meines zweiten Besuchs bestätigt: Wrocław ist architektonisch ein der schön historisch Deutschen Städte, auch wegen seiner kompakten Art, welche eine Erkundung sehr bequem macht.

Mir hat es da im Juli auch sehr gut gefallen, schöne alte Hansestadt Atmosphäre, lebendige Markthalle, die Oderinseln.
 
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juliuscaesar

Megaposter
12.06.2014
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FRA
Nun kann man mit 99%iger Sicherheit davon ausgehen, dass es unfreundlich wird, egal ob ukrainischer oder Deutscher Reisepass. Ich habe keine Ahnung weshalb, aber polnische Grenzbeamte sind extrem unfreundlich und verbittert, vor allem das weibliche Personal, egal welchen Grenzübergang man wählt.

Dies beginnt bereits damit, dass man sich generell weigert eine andere Sprache als Polnisch zu sprechen. Einmal war ich dumm genug die Dame darauf hinzuweisen, dass man sich in der EU befinde, man schon in der Lage sein sollte auf Englisch zu kommunizieren. Das Ergebnis: eine ‚Sonderbehandlung‘ mit Komplettdurchsuchung des Autos auf einer Grube, welche uns 3 Stunden kostete.
Diesen Eindruck kann ich nach ~ 15 Ein-/Ausreisen auf dem Landweg PL/UA bestätigen.

Wie immer: Danke für den Bericht!