Da ich vor einer Woche von einer 11-tägigen Libanon-Reise heimgekehrt bin, hier mal ein paar aktuelle Infos:
Einreise:
- Es muss ein Einreiseformular ausgefüllt werden - dessen Vorhandensein aber weder beim Check-in (in meinem Falle EW in DUS) noch bei der Ankunft in BEY überprüft wurde.
- Es muss eine Tracking-App installiert werden - die bei mir aber nicht funktioniert hat (schloss sich nach dem Öffnen gleich wieder) und deren Vorhandensein auch nirgends überprüft wurde.
- Nach der Einreise wird am Flughafen BEY auch für Geimpfte ein verpflichtender, aber kostenloser PCR-Abstrich gemacht und die Kontaktdaten aufgenommen - über das Ergebnis des Tests wurde ich allerdings nie informiert.
Fazit: Läuft!
Devisen
Es empfiehlt sich, Euro oder Dollar "schwarz" zu tauschen. Libanesische Pfund (LBP) an einem ATM abzuheben ist eine ganz schlechte Idee, denn:
- nach dem offiziellen Kurs gibt's aktuell für 1 € umgerechnet 1.768 LBP
- erhält man einen guten "Schwarzmarkt"-Kurs, gibt's für 1 € mitunter ca. 22.500 LBP (also mehr als das 12-fache).
Sicherheitslage
Ich bin einen Tag nach den Ausschreitungen vom 14.10. eingereist, habe mich aber dennoch weder in Beirut noch in anderen Landesteilen unsicher gefühlt. Das deutsche Auswärtige Amt wies diejenigen, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Krisenvorsorgeliste eingetragen haben, in diesem Zusammenhang auf folgende Verhaltensempfehlungen hin:
- Meiden Sie Demonstrationen, größere Menschenansammlungen und Straßenblockaden weiträumig.
- Bitte beachten Sie, dass sich neben der Hauptstadt Beirut auch in anderen Stadt- und Landesteilen kurzfristig gewalttätige Auseinandersetzungen entwickeln können.
- Es ist davon auszugehen, dass die Verbreitung von Schusswaffen aller Art in der lokalen Bevölkerung in einigen Stadtteilen erheblich ist. Bitte behalten Sie das daraus entstehende Risikopotential im Hinterkopf. Sollten Sie Schusswechsel vernehmen, bleiben Sie möglichst zu Hause und halten sich bitte von Fenstern und Balkonen fern; sollten Sie sich im Freien befinden, suchen Sie möglichst einen mit Beton überdachten Ort auf.
Insbesondere in Downtown Beirut war/ist extrem viel bewaffnetes Militär präsent (sowohl personell als auch Truppentransport- und gepanzerte Fahrzeuge). Auf Überlandfahrten passiert man immer mal wieder Militärposten (an denen die Privat-PKWs/Taxis/Kleinbusse, in denen ich als Fahrgast saß, aber immer durchgewunken wurden). An einigen Sehenswürdigkeiten zeigen auch ein oder zwei Soldaten Präsenz.
Stadtbild Beirut
Teile von Downtown Beirut - insbesondere die Straßenzüge in der Nähe von Regierungsgebäuden - wurden zu militärischem Sperrgebiet erklärt. Das betrifft den Bereich innerhalb der roten Umrandung (aus der Erinnerung heraus):
Nicht zugänglich sind daher u. a.:
- Nejmeh-Platz / Place de l'Étoile mit der orthodoxen St. Georg-Kathedrale
- die Ruinen der römischen Bäder
- der Regierungspalast Grand Serail (nur aus der Entfernung fotografierbar) mit dem osmanischer Uhrenturm
- einige Moscheen (Amir Munzer-, Al Omari-und Mansour Assaf-Moschee)
Wer noch nie eine (gewissermaßen) geteilte Stadt gesehen hat, bekommt in Beirut Gelegenheit dazu:
An der (in Renovierung befindlichen) Al Omari-Moschee:
Abgeriegelte Straßenzüge in der südlichen Downtown:
Näher kommt man ans Grand Serail nicht heran:
Geschätzt 98 % der Geschäfte in der südlichen Downtown sind verwaist oder verwüstet:
In der nördlichen Downtown sieht es nicht viel besser aus - dort halten immerhin einige ganz wenige Boutiquen und Edel-Marken (noch) die Stellung:
Der Bereich um den Märtyrer-Platz ist bereits großflächig mit Graffiti und Streetart verziert:
Am Hafen von Beirut. Warum es dort so aussieht, wie es aussieht, dürfte wohl jedem klar sein:
Abendlicher Blick aus meinem Zimmer im Radisson Blu Martinez. Was die nächtliche Beleuchtung angeht, tritt Beirut durchaus in Konkurrenz zu Pjöngjang. Im ganzen Land ist nachts nur ein kleiner Teil der Straßenbeleuchtung eingeschaltet und quasi alle Ampelanlagen sind funktionsuntüchtig.
Mit Stromausfällen ist ebenfalls ständig zu rechnen - wobei die meisten Hotels, Restaurants und einige Sehenswürdigkeiten über Dieselgeneratoren verfügen. Solange noch Treibstoff da ist, halten sich die Einschränkungen in Grenzen.
Ich hatte nichtsdestotrotz einen schönen und eindrucksvollen Aufenthalt im Libanon. Und außerhalb von Downtown Beirut ist die Krise, in der sich das Land befindet, auch nicht ganz so sichtbar.