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Mayotte – wo liegt das überhaupt? Selbst im weitergereisten Bekanntenkreis kam diese Frage vereinzelt auf, als ich von meinen Reiseplänen erzählte.
Dabei handelt es sich hier ganz regulär um ein französisches Department (d'outre-mer), das seit 2014 sogar Teil der europäischen Union ist.
In der Straße von Mosambik zwischen Madagaskar und Mosambik gelegen, ist Mayotte geografisch (und auch kulturell) ein Teil der Komoren. Allerdings haben sich die Mahorais im Gegensatz zu ihren Verwandten auf den anderen Inseln in den 70ern bei mehreren Referenden gegen die Unabhängigkeit, und für den Verbleib in Frankreich entschieden.
Ein Schritt, der ihnen bescheidenen Wohlstand und Platz am Tropf Frankreichs bzw. der EU ermöglicht – obgleich die Komoren weiterhin Besitzansprüche geltend machen, während zehntausende Flüchtlinge mit den Füßen abstimmen, und sich auf kleinen kwaza-kwazas über das Meer in das verheißene Frankreich aufmachen. Ein Konflikt, der auch den Lebensalltag auf der tropischen Insel beeinträchtigt (und diesen Bericht ggf. ein wenig färbt, entschuldigt).
Nachdem ich schon seit längerem einen Blick auf dieses exotische Eiland geworfen hatte, war es diesen September endlich so weit – geimpfte Reisende durften auch ohne speziellen Grund wieder einreisen, und Air France hatte bezahlbare Flüge ab Paris im Angebot.
Zuerst sollte es mit AF und Kenya Airways über Nairobi dort hingehen, wobei die Flüge dann kurzfristig gestrichen wurden (ohne jegliche Mail von AF!) und ich über la Reunión umgebucht wurde. Ein paar Stunden länger im Flieger, aber noch ein neues "Land" zum Abhaken.
Mit dem (erstaunlich dreckigem) TGV ging es dann zum Gare de l'Est, und nach einem kleinen Happen weiter mit dem RER nach CDG.
Etwas über 11 Stunden später (in einer vollgestopften 773) landete ich auf der Insel der Zusammenkunft. Sonne und Meer ließen Gutes erahnen! Wie sich herausstellte, etwas zu viel Sonne für mich. Wollte ich zuerst zum Strand laufen (Mietwagen oder Tour hätte sich wegen des kurzen Aufenthalts nicht gelohnt), drehte ich dann aber doch recht schnell um, und suchte Zuflucht im Schatten des Flughafens.
Kurz darauf ging es mit einer recht leeren 788 von Air Austral dann weiter, mit faszinierenden Wolkenbergen beim Landeanflug, und einer verschlafen wirkenden Lagune im leichten Regen. Es wurde stark gebremst (die Landebahn ist gerade einmal 2km lang), und nach einer etwas chaotischen Einreisekontrolle war ich nun da!
Auch ohne Französischkenntnisse kam ich mit einem taxi collectif (dessen Tacho nicht mehr funktionierte, und die hintere Tür nur von einem Seil gehalten wurde), zum Hafen auf Petit Terre, um die halbstündliche Fähre auf die Hauptinsel (ganz kreativ Grande Terre genannt) zu nehmen.
Entfernte Verwandte meiner +1 holten mich auf der anderen Seite ab, und wir brauchten in der abendlichen Rush-Hour über eine Stunde für die knapp 20km... Fenster mussten geschlossen bleiben, da ihnen derletzt ein Jugendlicher im Stau bei offenem Fenster das Handy und eine Tasche aus dem Wagen gestohlen hatte – Karibou (willkommen) in Mayotte!
Das Wochenende war entspannt, mit kleinen Wandertouren in der Umgebung, und den ersten Makis.
Des Weiteren ging es auch zum Plage de Sakouli. Der Großteil der Küste ist dicht mit Mangroven bewachsen, und viele Strände (so wie hier) haben nur schwarz-braunen Vulkansand. Unterwasser zeigte der indische Ozean sich jedoch von einer faszinierenden Schönheit – einiges lebendiger und farbenfroher als bei meinen anderen Besuchen in Kenia oder auf den Seychellen.
Die folgende Woche war ich im Home Office. Dank Glasfaserkabel auf die Insel, und einer bezaubernden Aussicht gingen die Tage jedoch schnell und auch produktiv vorbei.
Ein interessantes Ereignis gab es aber in der Woche: ich war in das Nachbardorf gelaufen, um im lokalen Supermarkt ein paar Lebensmittel zu holen. 10€/kg für importierte spanische Tomaten in miserabler Qualität (wenn es überhaupt welche gab), nur importiertes Wasser aus la Reunión und auch sonst sehr hohe Preise vermiesten mir generell den Einkauf. Dafür gab es besten französischen Käse (wir hatten mehrmals Raclette). Und natürlich frische Bananen und Ananas.
Auf dem Rückweg jedoch kam ein Jugendlicher und machte Stress, wollte mein Handy sehen. Da ich des Französischen nicht mächtig bin, zeigte ich ihm, welche Fotos ich geschossen hatte, und dass er auf keinen abgelichtet wurde. Er beruhigte sich nicht, und redete weiter auf mich auf Französisch ein – offenbar war es für ihn unverständlich, wie jemand diese Sprache nicht spricht. Nachdem ich ihm zwei Zigaretten gegeben hatte, ließ er irgendwann ab, und ich machte mich schnell wieder auf in das nur von Expats bewohnte Viertel meiner Gastgeber.
Deswegen habe ich auch praktisch keine Bilder der Straßenszenen gemacht, diesen Ärger wollte ich nicht erneut
War etwas schade, dieses Erlebnis, da ich die älteren (und auch ganz jungen) Mahorais als durchweg sehr freundlich und offen erlebt hatte. Man begrüßt sich andauernd, und als ich nach dem Tauchen etwas verloren auf ein taxi collectif wartete, setzte man sich so lange neben mich und versuchte mit Hand&Fuß ein Gespräch zu haben, bis ich eingestiegen war.
Anscheinend ist die ältere Generation selbst sehr unzufrieden mit der aktuellen Situation, und beschwert sich über mangelndes Interesse der Politik in la Métropole. Die Mahorais selbst sind, wieder im Vergleich zu den anderen Inseln in der Umgebung, auch matriarchalisch veranlagt – die meisten Häuser gehören den Frauen, und junge Männer müssen ausziehen. Witzigerweise war Polygamie aber bis vor wenigen Jahren noch legal.
Auch der Islam wird sehr offen und tolerant gelebt – importiertes Bier und französischer Wein fehlten fast nie auf den Tischen unserer Sitznachbarn.
Am Wochenende ging es dann mit dem Auto (Sprit ist subventioniert und kostet überall nur 1,58€/l, dafür kosten selbst Autos, die in Deutschland kaum durch den TÜV kämen mehrere Tausend Euro) in den Süden der Insel, zum wohl schönsten Strand der Insel - mit weißem Sand!
Auch unterwasser war es wieder eine Augenweide, und ich habe irgendwann das Zählen der Schildkröten aufgegeben.
Weiter in Teil 2
Dabei handelt es sich hier ganz regulär um ein französisches Department (d'outre-mer), das seit 2014 sogar Teil der europäischen Union ist.
In der Straße von Mosambik zwischen Madagaskar und Mosambik gelegen, ist Mayotte geografisch (und auch kulturell) ein Teil der Komoren. Allerdings haben sich die Mahorais im Gegensatz zu ihren Verwandten auf den anderen Inseln in den 70ern bei mehreren Referenden gegen die Unabhängigkeit, und für den Verbleib in Frankreich entschieden.
Ein Schritt, der ihnen bescheidenen Wohlstand und Platz am Tropf Frankreichs bzw. der EU ermöglicht – obgleich die Komoren weiterhin Besitzansprüche geltend machen, während zehntausende Flüchtlinge mit den Füßen abstimmen, und sich auf kleinen kwaza-kwazas über das Meer in das verheißene Frankreich aufmachen. Ein Konflikt, der auch den Lebensalltag auf der tropischen Insel beeinträchtigt (und diesen Bericht ggf. ein wenig färbt, entschuldigt).
Nachdem ich schon seit längerem einen Blick auf dieses exotische Eiland geworfen hatte, war es diesen September endlich so weit – geimpfte Reisende durften auch ohne speziellen Grund wieder einreisen, und Air France hatte bezahlbare Flüge ab Paris im Angebot.
Zuerst sollte es mit AF und Kenya Airways über Nairobi dort hingehen, wobei die Flüge dann kurzfristig gestrichen wurden (ohne jegliche Mail von AF!) und ich über la Reunión umgebucht wurde. Ein paar Stunden länger im Flieger, aber noch ein neues "Land" zum Abhaken.
Mit dem (erstaunlich dreckigem) TGV ging es dann zum Gare de l'Est, und nach einem kleinen Happen weiter mit dem RER nach CDG.
Etwas über 11 Stunden später (in einer vollgestopften 773) landete ich auf der Insel der Zusammenkunft. Sonne und Meer ließen Gutes erahnen! Wie sich herausstellte, etwas zu viel Sonne für mich. Wollte ich zuerst zum Strand laufen (Mietwagen oder Tour hätte sich wegen des kurzen Aufenthalts nicht gelohnt), drehte ich dann aber doch recht schnell um, und suchte Zuflucht im Schatten des Flughafens.
Kurz darauf ging es mit einer recht leeren 788 von Air Austral dann weiter, mit faszinierenden Wolkenbergen beim Landeanflug, und einer verschlafen wirkenden Lagune im leichten Regen. Es wurde stark gebremst (die Landebahn ist gerade einmal 2km lang), und nach einer etwas chaotischen Einreisekontrolle war ich nun da!
Auch ohne Französischkenntnisse kam ich mit einem taxi collectif (dessen Tacho nicht mehr funktionierte, und die hintere Tür nur von einem Seil gehalten wurde), zum Hafen auf Petit Terre, um die halbstündliche Fähre auf die Hauptinsel (ganz kreativ Grande Terre genannt) zu nehmen.
Entfernte Verwandte meiner +1 holten mich auf der anderen Seite ab, und wir brauchten in der abendlichen Rush-Hour über eine Stunde für die knapp 20km... Fenster mussten geschlossen bleiben, da ihnen derletzt ein Jugendlicher im Stau bei offenem Fenster das Handy und eine Tasche aus dem Wagen gestohlen hatte – Karibou (willkommen) in Mayotte!
Das Wochenende war entspannt, mit kleinen Wandertouren in der Umgebung, und den ersten Makis.
Des Weiteren ging es auch zum Plage de Sakouli. Der Großteil der Küste ist dicht mit Mangroven bewachsen, und viele Strände (so wie hier) haben nur schwarz-braunen Vulkansand. Unterwasser zeigte der indische Ozean sich jedoch von einer faszinierenden Schönheit – einiges lebendiger und farbenfroher als bei meinen anderen Besuchen in Kenia oder auf den Seychellen.
Die folgende Woche war ich im Home Office. Dank Glasfaserkabel auf die Insel, und einer bezaubernden Aussicht gingen die Tage jedoch schnell und auch produktiv vorbei.
Ein interessantes Ereignis gab es aber in der Woche: ich war in das Nachbardorf gelaufen, um im lokalen Supermarkt ein paar Lebensmittel zu holen. 10€/kg für importierte spanische Tomaten in miserabler Qualität (wenn es überhaupt welche gab), nur importiertes Wasser aus la Reunión und auch sonst sehr hohe Preise vermiesten mir generell den Einkauf. Dafür gab es besten französischen Käse (wir hatten mehrmals Raclette). Und natürlich frische Bananen und Ananas.
Auf dem Rückweg jedoch kam ein Jugendlicher und machte Stress, wollte mein Handy sehen. Da ich des Französischen nicht mächtig bin, zeigte ich ihm, welche Fotos ich geschossen hatte, und dass er auf keinen abgelichtet wurde. Er beruhigte sich nicht, und redete weiter auf mich auf Französisch ein – offenbar war es für ihn unverständlich, wie jemand diese Sprache nicht spricht. Nachdem ich ihm zwei Zigaretten gegeben hatte, ließ er irgendwann ab, und ich machte mich schnell wieder auf in das nur von Expats bewohnte Viertel meiner Gastgeber.
Deswegen habe ich auch praktisch keine Bilder der Straßenszenen gemacht, diesen Ärger wollte ich nicht erneut
War etwas schade, dieses Erlebnis, da ich die älteren (und auch ganz jungen) Mahorais als durchweg sehr freundlich und offen erlebt hatte. Man begrüßt sich andauernd, und als ich nach dem Tauchen etwas verloren auf ein taxi collectif wartete, setzte man sich so lange neben mich und versuchte mit Hand&Fuß ein Gespräch zu haben, bis ich eingestiegen war.
Anscheinend ist die ältere Generation selbst sehr unzufrieden mit der aktuellen Situation, und beschwert sich über mangelndes Interesse der Politik in la Métropole. Die Mahorais selbst sind, wieder im Vergleich zu den anderen Inseln in der Umgebung, auch matriarchalisch veranlagt – die meisten Häuser gehören den Frauen, und junge Männer müssen ausziehen. Witzigerweise war Polygamie aber bis vor wenigen Jahren noch legal.
Auch der Islam wird sehr offen und tolerant gelebt – importiertes Bier und französischer Wein fehlten fast nie auf den Tischen unserer Sitznachbarn.
Am Wochenende ging es dann mit dem Auto (Sprit ist subventioniert und kostet überall nur 1,58€/l, dafür kosten selbst Autos, die in Deutschland kaum durch den TÜV kämen mehrere Tausend Euro) in den Süden der Insel, zum wohl schönsten Strand der Insel - mit weißem Sand!
Auch unterwasser war es wieder eine Augenweide, und ich habe irgendwann das Zählen der Schildkröten aufgegeben.
Weiter in Teil 2
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