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Vielleicht hat der eine oder andere noch Erinnerungen an seinen ersten Flug? Hier sind meine:
Es war im Sommer 1962 und wir flogen nicht mit einem Düsenflugzeug, sondern entsprechend dem damaligen Stand der Technik mit einer Propeller Machine. Ich befand mich kurz vor meinem elften Geburtstag. Die Welt wat in Aufruhr, im August des Vorjahres hatte die Regierung der DDR die Mauer durch Berlin bauen lassen. Nur wenige Monate nach unseren Tagen in Hitlers früherer Hauptstadt begann die Kuba-Krise, die uns fast alle ausgelöscht hätte. Mein Vater hatte meiner Mutter und mir diesen Ausflug nach Berlin geschenkt, eine dreitätige Pauschalreise, organisiert vom Hamburger Abendblatt. Wie immer er trotz unseres chronischen Geldmangels an die Reise gekommen sein mag.
Mit einer Vickers Viscount der British European Airways ging es über die Ostzone hinweg nach Tempelhof. Ich kann mich gut daran erinnern, Fliegen und Flugzeuge fand ich spannend und war schon tagelang vorher aufgeregt, weil ich fliegen durfte. Das Flugzeug trug groß die Abkürzung BEA auf dem Rumpf, es hatte vier Propeller und konnte fünfundsechzig Passagiere transportieren. Eine der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs brachte uns in Hitlers Reichshauptstadt, denn nur die Fluggesellschaften der Alliierten durften im Kalten Krieg die Luftkorridore nach Berlin nutzen. Unterwegs mit einem Flugzeug zu sein war 1962 für einen kleinen Jungen ein außergewöhnliches und unglaublich tolles Erlebnis. Verglichen mit der Luftfahrt von 2022 fand es in der. Steinzeit des Fliegens statt.
Erst Sechzig Jahre bevor ich nach Berlin fliegen durfte, hatte die Menschheit das Fliegen entdeckt. Die ersten Flüge mit propellerbetriebenen Flugzeugen werden Gustav Weißkopf sowie Wilbur und Orville Wright 1903 zugeschrieben. Die frühen Jahre das zwanzigste Jahrhundert hatten gerade begonnen. Im Ersten Weltkrieg dann wurden Flugzeuge zu Waffen. Vom 14. auf den 15. Juni 1919 gelang den britischen Flugpionieren John Alcock und Arthur Whitten Brown der erste Nonstopflug über den Atlantik. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Passagierluftfahrt, die dann vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Nur knapp siebzig Jahre sollte es vom allerersten Motorflug hin zum ersten Überschall-Passagiertransport in der CONCORDE dauern.
Den Flughafen Berlin–Tempelhof (THF) empfand ich damals als Junge und später auch als Erwachsener immer als einen begeisternden Ort, gleichermaßen ein wichtiges architektonisches und zeitgeschichtliches Monument. Es ist eine Schande, dass er 2008 geschlossen wurde und seitdem verfällt. Andere Städte sehen einen kleinen citynahen Flughafen als eine wichtige Bereicherung ihrer Infrastruktur an, Berlin vernichtet ihn. Als ich 1962 nach Berlin flog, war der spätere Airport Tegel (TXL) noch in der Planungs- und Bauphase. Erst ab Mitte der 1960 sollte er zum zentralen Flughafen für West-Berlin werden. Großartig ist der Flughafen Tempelhof in der Flughafenszene mit dem Coca-Cola Manager in der Komödie Eins Zwei Drei von Billy Wilder auf Zelluloid verewigt, einem Kinofilm, der 1961 in Berlin gedreht wurde. Mittlerweile wurde auch Tegel geschlossen und der DDR Flughafen Schönefeld skandal- und pannenträchtig zum heutigen Airport Berlin Brandenburg umgebaut (BER).
In einer langen Stadtrundfahrt besuchten meine Mutter und ich die geschichtsträchtigen Bauten der deutschen Vergangenheit, die Siegessäule, das Brandenburger Tor, die Gedächtniskirche und das Kaufhaus des Westens. Auch die ein Jahr zuvor gebaute Mauer und das sowjetische Kriegsdenkmal sahen wir, dazu die Stacheldrahtgrenze und das allgegenwärtige Militär. Dann ging es wieder mit einer Vickers Viscount der British European Airways zurück nach Hamburg.
Es war die Zeit des Kalten Kriegs und ich nur ein kleiner Junge. Über die deutsche Vergangenheit wusste ich nur wenig. Hitlers Hauptstadt und die politischen Verhältnisse blieben mir unverständlich und fremd. Für ein Kind war es eine seltsame Welt, doch meinen ersten Flug erinnere ich als ein tolles Erlebnis. Bis zu meinem nächsten Flug sollte es fünfzehn Jahre dauern.
1962: Mein erster Flug
Einen richtigen Familienurlaub mit Mutter, Vater, meiner Schwester und mir hat es für mich nie gegeben. Wir gehörten zu den Armen im Nachkriegsland. Lediglich die vielen Fahrten mit meiner Mutter zu unseren Verwandten in die Ostzone erinnere ich. Trotzdem gab es schon in meiner Kindheit eine erste Flugreise. Berlin war ihr Ziel.Es war im Sommer 1962 und wir flogen nicht mit einem Düsenflugzeug, sondern entsprechend dem damaligen Stand der Technik mit einer Propeller Machine. Ich befand mich kurz vor meinem elften Geburtstag. Die Welt wat in Aufruhr, im August des Vorjahres hatte die Regierung der DDR die Mauer durch Berlin bauen lassen. Nur wenige Monate nach unseren Tagen in Hitlers früherer Hauptstadt begann die Kuba-Krise, die uns fast alle ausgelöscht hätte. Mein Vater hatte meiner Mutter und mir diesen Ausflug nach Berlin geschenkt, eine dreitätige Pauschalreise, organisiert vom Hamburger Abendblatt. Wie immer er trotz unseres chronischen Geldmangels an die Reise gekommen sein mag.
Mit einer Vickers Viscount der British European Airways ging es über die Ostzone hinweg nach Tempelhof. Ich kann mich gut daran erinnern, Fliegen und Flugzeuge fand ich spannend und war schon tagelang vorher aufgeregt, weil ich fliegen durfte. Das Flugzeug trug groß die Abkürzung BEA auf dem Rumpf, es hatte vier Propeller und konnte fünfundsechzig Passagiere transportieren. Eine der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs brachte uns in Hitlers Reichshauptstadt, denn nur die Fluggesellschaften der Alliierten durften im Kalten Krieg die Luftkorridore nach Berlin nutzen. Unterwegs mit einem Flugzeug zu sein war 1962 für einen kleinen Jungen ein außergewöhnliches und unglaublich tolles Erlebnis. Verglichen mit der Luftfahrt von 2022 fand es in der. Steinzeit des Fliegens statt.
Erst Sechzig Jahre bevor ich nach Berlin fliegen durfte, hatte die Menschheit das Fliegen entdeckt. Die ersten Flüge mit propellerbetriebenen Flugzeugen werden Gustav Weißkopf sowie Wilbur und Orville Wright 1903 zugeschrieben. Die frühen Jahre das zwanzigste Jahrhundert hatten gerade begonnen. Im Ersten Weltkrieg dann wurden Flugzeuge zu Waffen. Vom 14. auf den 15. Juni 1919 gelang den britischen Flugpionieren John Alcock und Arthur Whitten Brown der erste Nonstopflug über den Atlantik. Nach dem Ersten Weltkrieg begann die Passagierluftfahrt, die dann vom Zweiten Weltkrieg unterbrochen wurde. Nur knapp siebzig Jahre sollte es vom allerersten Motorflug hin zum ersten Überschall-Passagiertransport in der CONCORDE dauern.
Den Flughafen Berlin–Tempelhof (THF) empfand ich damals als Junge und später auch als Erwachsener immer als einen begeisternden Ort, gleichermaßen ein wichtiges architektonisches und zeitgeschichtliches Monument. Es ist eine Schande, dass er 2008 geschlossen wurde und seitdem verfällt. Andere Städte sehen einen kleinen citynahen Flughafen als eine wichtige Bereicherung ihrer Infrastruktur an, Berlin vernichtet ihn. Als ich 1962 nach Berlin flog, war der spätere Airport Tegel (TXL) noch in der Planungs- und Bauphase. Erst ab Mitte der 1960 sollte er zum zentralen Flughafen für West-Berlin werden. Großartig ist der Flughafen Tempelhof in der Flughafenszene mit dem Coca-Cola Manager in der Komödie Eins Zwei Drei von Billy Wilder auf Zelluloid verewigt, einem Kinofilm, der 1961 in Berlin gedreht wurde. Mittlerweile wurde auch Tegel geschlossen und der DDR Flughafen Schönefeld skandal- und pannenträchtig zum heutigen Airport Berlin Brandenburg umgebaut (BER).
In einer langen Stadtrundfahrt besuchten meine Mutter und ich die geschichtsträchtigen Bauten der deutschen Vergangenheit, die Siegessäule, das Brandenburger Tor, die Gedächtniskirche und das Kaufhaus des Westens. Auch die ein Jahr zuvor gebaute Mauer und das sowjetische Kriegsdenkmal sahen wir, dazu die Stacheldrahtgrenze und das allgegenwärtige Militär. Dann ging es wieder mit einer Vickers Viscount der British European Airways zurück nach Hamburg.
Es war die Zeit des Kalten Kriegs und ich nur ein kleiner Junge. Über die deutsche Vergangenheit wusste ich nur wenig. Hitlers Hauptstadt und die politischen Verhältnisse blieben mir unverständlich und fremd. Für ein Kind war es eine seltsame Welt, doch meinen ersten Flug erinnere ich als ein tolles Erlebnis. Bis zu meinem nächsten Flug sollte es fünfzehn Jahre dauern.
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