ANZEIGE
Einen Vorteil hat es ja, daß ich babybedingt
gerade ein bißchen zu Hause festsitze und mit Hängen und Würgen jeweils einen Trip hinbekomme, um den ersten flugfreien Monat seit 2007 zu verhindern:
Die klare Ansage "Und daß du mir ja heute abend wieder zu Hause bist!" führt mich zum einen zu netten kleinen und etwas versteckten Perlen im Nahbereich, die ich sonst nie gefunden hätte, und zum anderen komme ich bei nur einem oder zwei kurzen Segmenten viel eher dazu, auch mal einen Reisebericht zu verfassen.
Nun denn, was also tun im März, nach einem Rundflug in St. Michaelisdonn im Januar und einer Cessna Conquest von Aerowest (Mannheim-Hannover) im Februar? Auf dem Flug von Westerstede nach Ganderkesee letztes Jahr hatten wir Oldenburg-Hatten überflogen, und ich dachte mir, och, da könnte man ja auch mal hin. Immerhin ein Verkehrslandeplatz, aber mit gerade einmal 666 bzw. 596 Metern TORA meiner Erinnerung nach kürzer als jede andere bisher von mir beflogene Bahn. Pellworm müßte die zuvor kürzeste gewesen sein, mit 680.
Über ein abgelaufenes Rundflug-Inserat bei flyt.club fand ich die Seabirds.de GmbH, eine am Platz ansässige Flugschule mit einer Piper Tomahawk (PA-38). Ach, nett, die Konkurrentin zu Cessnas Modell C150/152, also ein klassischerweise zur Schulung eingesetztes, zweisitziges Anfängermuster. Viel seltener, die Tomahawk, mit 2.500 Exemplaren gegenüber den 30.000 Cessna 150/152. Angerufen, Termin vereinbart, sehr schön.
Kurz vor dem Termin (11. März) guckte ich ein bißchen rum, ob es in der Gegend noch weitere "sammelwürdige" Flugplätze gebe, fand über Wikipedia zunächst nur Varrelbusch
und war etwas unterwältigt. Fand mich schon fast mit einem Rundflug ab, den ich generell nicht so mag (allein die statistische Erfassung der Distanz, die Pest), und entdeckte dann doch Ahlhorn. Wie, was Ahlhorn, der Fliegerhorst? Der ist doch längst geschlossen? Nein, ist er nicht. Nach illustren Vornutzern (Kaiserliche Marine, Görings Luftwaffe, die Royal Air Force, die Bundeswehr) scheiterte nach der Zivilisierung in den 90ern der Versuch, ein großes Storage- und Scrapping-Zentrum aufzubauen (immerhin, man durfte mal einen Kalitta-Jumbo zerlegen), bevor der heutige Eigentümer übernahm und einen Logistik-Gewerbestandort ("Metropolpark Hansalinie") mit angeschlossenem Solarpark daraus machte. Aus mir unerfindlichen Gründen finden weiterhin etwas Flugsport und GA statt, obwohl das nur so nebenbei läuft und man doch eigentlich auch die Bahn schön mit Solaranlagen vollpflastern könnte. Dementsprechend bürokratisch ist auch der PPR-Prozeß, von dem wir uns aber nicht abschrecken ließen.
Dann kam also der Sonntag des Fluges. Morgens das Wetter gecheckt, wetter-online.de sagt "bedeckt, nachmittags Gewitter", Pilot sagt "Flugwetter prima, laß uns um vier losfliegen." Ja gut, Wetter Online kennt halt keine Wolkenuntergrenze. Und die war hoch genug, darunter Sicht unbegrenzt (> 50 km), alles tutti. Strahlende Sonne ist auch schlecht, da kommen die Zahnärzte aus den Löchern und bringen sich und andere um.
Also auf nach Oldenburg - "Mit meinem Nobel-Hobel glüh ich auf der Autostrada/Einmal kurz aufs Gas und schon bin ich dada." Stündchen Fahrt von Bremerhaven.
Hatten ist ein kurioser Platz, ein schlimmer Kartoffelacker (dazu gleich noch), so ein eigentlich furchtbar provinzieller, piefiger Dorfplatz. Aber: Seit kurzem ist statt des spelunkigen Vereinsheimes ein neues schickes Restaurant/Cafe angesiedelt, das als Ausflugsziel auch bzw. sogar vor allem von der nicht-fliegenden Normalbevölkerung genutzt wird. Und seitdem, meinte mein Pilot, blühe da alles auf. Was so eine Bewirtschaftung alles ausmacht.
Inaugenscheinnahme des Gefährtes du jour:
Viel geräumiger als die Cessna. Kein Schulterkuscheln, kein Beine-Zusammenfalten. Saubequem.
79er-Baujahr, gut gepflegt, nagelneue Zylinder (=> mehr Leistung => kürzere Flugzeit => kleinerer Charterpreis => ka-tsching)
Es ging dann auch zügig los, nachdem wir ein sehr ausführliches Briefing gemacht hatten, das ich so auch noch nicht erlebt habe bei meinen GA-Schweinereien. Inhalt war unter anderem: Wenn wir nicht bis zur Halbbahnmarkierung 50 Knoten haben, brechen wir ab, sonst schaffen wir es nicht über die Bäume, jedenfalls nicht mit legalem Abstand. Und da kam der Kartoffelacker ins Spiel: Bahn 06, 666 knackige Meter lang.
Es war ein bißchen schlammig (dabei hatte es gar nicht so viel geregnet in den vergangenen Tagen), wir schafften nur 45 Knoten. Nächster Versuch. Slalom, um die trocken(er)en Stellen zu finden. 48 Knoten. Nächster Versuch. Diesmal auf der 24, noch knackigere 596 Meter. Hurra, 50 Knoten. VR kurz darauf problemlos bei 52 Knoten.
Nach Erreichen der Reiseflughöhe (naja, 1.500 Füße)
flogen wir ein paar Minuten die A29 entlang (Navigieren kann so einfach sein) und erreichten binnen einer Viertelstunde das Ziel,
2.101 Meter Beton - ein etwas anderer Schnack als die Bahn, von der wir kurz zuvor nur gerade so eben weggekommen waren.
Anschließend bekamen wir eine einstündige Führung bzw. Flugplatzrundfahrt vom Flugleiter - schon klasse: Die militärische Infrastruktur, Baracken, Hangars, Shelter, der Tower, rottet so vor sich hin, die Natur ist dabei, sie sich zurückzuholen.
Es fehlten noch ein paar malerisch verteilte Flugzeugwracks, dann wäre die Lost-Place-Atmosphäre perfekt gewesen. Wie gesagt, tolles Erlebnis. So ein merkwürdiger Platz direkt vor der Haustür, und ich wußte gar nichts von ihm bzw. hielt ihn für geschlossen.
Rück ging es dann, wie hin,
eine Viertelstunde, bei immer schöner werdendem Wetter und in goldener Abendsonne.
Was für ein schöner Ausflug, der eigentlich nur aus Verlegenheit und zum stupiden Abhaken gedacht war - unverhofft kommt oft.

gerade ein bißchen zu Hause festsitze und mit Hängen und Würgen jeweils einen Trip hinbekomme, um den ersten flugfreien Monat seit 2007 zu verhindern:
Die klare Ansage "Und daß du mir ja heute abend wieder zu Hause bist!" führt mich zum einen zu netten kleinen und etwas versteckten Perlen im Nahbereich, die ich sonst nie gefunden hätte, und zum anderen komme ich bei nur einem oder zwei kurzen Segmenten viel eher dazu, auch mal einen Reisebericht zu verfassen.
Nun denn, was also tun im März, nach einem Rundflug in St. Michaelisdonn im Januar und einer Cessna Conquest von Aerowest (Mannheim-Hannover) im Februar? Auf dem Flug von Westerstede nach Ganderkesee letztes Jahr hatten wir Oldenburg-Hatten überflogen, und ich dachte mir, och, da könnte man ja auch mal hin. Immerhin ein Verkehrslandeplatz, aber mit gerade einmal 666 bzw. 596 Metern TORA meiner Erinnerung nach kürzer als jede andere bisher von mir beflogene Bahn. Pellworm müßte die zuvor kürzeste gewesen sein, mit 680.
Über ein abgelaufenes Rundflug-Inserat bei flyt.club fand ich die Seabirds.de GmbH, eine am Platz ansässige Flugschule mit einer Piper Tomahawk (PA-38). Ach, nett, die Konkurrentin zu Cessnas Modell C150/152, also ein klassischerweise zur Schulung eingesetztes, zweisitziges Anfängermuster. Viel seltener, die Tomahawk, mit 2.500 Exemplaren gegenüber den 30.000 Cessna 150/152. Angerufen, Termin vereinbart, sehr schön.
Kurz vor dem Termin (11. März) guckte ich ein bißchen rum, ob es in der Gegend noch weitere "sammelwürdige" Flugplätze gebe, fand über Wikipedia zunächst nur Varrelbusch

und war etwas unterwältigt. Fand mich schon fast mit einem Rundflug ab, den ich generell nicht so mag (allein die statistische Erfassung der Distanz, die Pest), und entdeckte dann doch Ahlhorn. Wie, was Ahlhorn, der Fliegerhorst? Der ist doch längst geschlossen? Nein, ist er nicht. Nach illustren Vornutzern (Kaiserliche Marine, Görings Luftwaffe, die Royal Air Force, die Bundeswehr) scheiterte nach der Zivilisierung in den 90ern der Versuch, ein großes Storage- und Scrapping-Zentrum aufzubauen (immerhin, man durfte mal einen Kalitta-Jumbo zerlegen), bevor der heutige Eigentümer übernahm und einen Logistik-Gewerbestandort ("Metropolpark Hansalinie") mit angeschlossenem Solarpark daraus machte. Aus mir unerfindlichen Gründen finden weiterhin etwas Flugsport und GA statt, obwohl das nur so nebenbei läuft und man doch eigentlich auch die Bahn schön mit Solaranlagen vollpflastern könnte. Dementsprechend bürokratisch ist auch der PPR-Prozeß, von dem wir uns aber nicht abschrecken ließen.
Dann kam also der Sonntag des Fluges. Morgens das Wetter gecheckt, wetter-online.de sagt "bedeckt, nachmittags Gewitter", Pilot sagt "Flugwetter prima, laß uns um vier losfliegen." Ja gut, Wetter Online kennt halt keine Wolkenuntergrenze. Und die war hoch genug, darunter Sicht unbegrenzt (> 50 km), alles tutti. Strahlende Sonne ist auch schlecht, da kommen die Zahnärzte aus den Löchern und bringen sich und andere um.
Also auf nach Oldenburg - "Mit meinem Nobel-Hobel glüh ich auf der Autostrada/Einmal kurz aufs Gas und schon bin ich dada." Stündchen Fahrt von Bremerhaven.
Hatten ist ein kurioser Platz, ein schlimmer Kartoffelacker (dazu gleich noch), so ein eigentlich furchtbar provinzieller, piefiger Dorfplatz. Aber: Seit kurzem ist statt des spelunkigen Vereinsheimes ein neues schickes Restaurant/Cafe angesiedelt, das als Ausflugsziel auch bzw. sogar vor allem von der nicht-fliegenden Normalbevölkerung genutzt wird. Und seitdem, meinte mein Pilot, blühe da alles auf. Was so eine Bewirtschaftung alles ausmacht.



Inaugenscheinnahme des Gefährtes du jour:

Viel geräumiger als die Cessna. Kein Schulterkuscheln, kein Beine-Zusammenfalten. Saubequem.
79er-Baujahr, gut gepflegt, nagelneue Zylinder (=> mehr Leistung => kürzere Flugzeit => kleinerer Charterpreis => ka-tsching)
Es ging dann auch zügig los, nachdem wir ein sehr ausführliches Briefing gemacht hatten, das ich so auch noch nicht erlebt habe bei meinen GA-Schweinereien. Inhalt war unter anderem: Wenn wir nicht bis zur Halbbahnmarkierung 50 Knoten haben, brechen wir ab, sonst schaffen wir es nicht über die Bäume, jedenfalls nicht mit legalem Abstand. Und da kam der Kartoffelacker ins Spiel: Bahn 06, 666 knackige Meter lang.

Es war ein bißchen schlammig (dabei hatte es gar nicht so viel geregnet in den vergangenen Tagen), wir schafften nur 45 Knoten. Nächster Versuch. Slalom, um die trocken(er)en Stellen zu finden. 48 Knoten. Nächster Versuch. Diesmal auf der 24, noch knackigere 596 Meter. Hurra, 50 Knoten. VR kurz darauf problemlos bei 52 Knoten.

Nach Erreichen der Reiseflughöhe (naja, 1.500 Füße)

flogen wir ein paar Minuten die A29 entlang (Navigieren kann so einfach sein) und erreichten binnen einer Viertelstunde das Ziel,

2.101 Meter Beton - ein etwas anderer Schnack als die Bahn, von der wir kurz zuvor nur gerade so eben weggekommen waren.

Anschließend bekamen wir eine einstündige Führung bzw. Flugplatzrundfahrt vom Flugleiter - schon klasse: Die militärische Infrastruktur, Baracken, Hangars, Shelter, der Tower, rottet so vor sich hin, die Natur ist dabei, sie sich zurückzuholen.







Es fehlten noch ein paar malerisch verteilte Flugzeugwracks, dann wäre die Lost-Place-Atmosphäre perfekt gewesen. Wie gesagt, tolles Erlebnis. So ein merkwürdiger Platz direkt vor der Haustür, und ich wußte gar nichts von ihm bzw. hielt ihn für geschlossen.
Rück ging es dann, wie hin,


eine Viertelstunde, bei immer schöner werdendem Wetter und in goldener Abendsonne.
Was für ein schöner Ausflug, der eigentlich nur aus Verlegenheit und zum stupiden Abhaken gedacht war - unverhofft kommt oft.
