B
Bergmann
Guest
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Bei solchen Themen kommen bei mir auch alle Erinnerungen hoch, und ich werde dabei sogar etwas melancholisch:
Ich hatte meinen Erstflug als 12-jähriger Junge in einer DC-8 von Luxemburg (!) mit Zwischenlandung in Reykjavik/Island nach New York. Die Airline hiess Loftleidir, eine isländische Fluggesellschaft, die damals die billigsten Tickets in die USA im Angebot hatte. Das war 1975. Fliegen war damals wirklich teuer, Lufthansa oder Pan Am waren zu teuer. Nur mit Loftleidir konnte man halbwegs preiswert in die USA fliegen. Loftleidir war sozusagen eine erste Billigfluggesellschaft. Heute gibt es diese Airline nicht mehr.
Ich bin damals als Sopranist in einem Knabenchor zu einer Konzertreise in die USA und Kanada geflogen, also ohne Eltern. In meiner Familie und Verwandtschaft war ich damals der erste Mensch überhaupt, der in ein Flugzeug gestiegen und dann auch geflogen ist. Auch die Lehrer in meiner Schulklasse machten damals aus der Reise ein richtiges Aufheben: Fliegen, und gleich in die USA, und dort auf der Konzertreise sogar bis in den mittleren Westen - das hat die Lehrer beeindruckt und ich musste oft berichten, was ich in Amerika erlebt hatte.
Der Start in Luxemburg war an einem Tag im März vor gut 35 Jahren. Es ging früh nachmittags los, der Himmel war verhangen, es regnete. Ich kann mich bis heute noch bildhaft an den Start erinnern, an den Schub der Triebwerke, das Geräusch und wie die DC-8 auf der Startbahn in Luxemburg beschleunigte, dann an das Abheben der DC-8, anschliessend an das robuste und wackelige Einfliegen in die grauen Regenwolken und nach Minuten schliesslich der Durchbruch durch die Wolkenschicht mit dem Blick auf ein weisses Wattenmeer, auf ganz weisse Wolken, soweit mein Auge reichte. Ich hatte so etwas gesehen, nicht einmal auf Fotos, denn live war es beeindruckender, ein Wolkenmeer von oben zu sehen- Wolken über den ganzen Horizont, die ganz weiss waren im Sonnenlicht. Das war mein erstes Flugerlebnis, mein erster Start in einem Flugzeug. Ich werde diesen Start und den Blick aus dem Fenster auf das Wolkenmeer nicht vergessen. Ich hatte drei Fotos davon gemacht.
Auch damals gab es Fotogeräte. Auch ich hatte ein solches Gerät. Das waren aber keine Digital-Camera wie heute, sondern ich hatte ein Fotogerät, in das man mit viel Fingerspitzengefühl einen Film einlegen musste. Das allein war schon spannend: Habe ich den Film richtig eingelegt? Lässt er sich manuell transportieren? Greifen die Transportzahnrädchen? Lässt er sich auch belichten? Da konnte man viel falsch machen. Das ist mir meist geglückt, und dann konnte man auf einem Film maximal 36 Fotos machen. Doch das war richtig teuer: Ein 36er-Farbfilm kostete damals mehr als 8 Mark, und die Entwicklung eines Farbfotos war mit einer Mark schon beinahe billig, nur schwarzweiss Fotos waren noch billiger. Für diesen Preis bekam man also ein einziges Foto, einen einzigen Fotoabzug, den man dann aber ganz sorgfältig in sein Fotoalbum geklebt hat. Ein Foto war etwas wert.
Ich schreibe das deshalb, weil ich auf meiner Amerikareise genau 6 Filme à 36 Fotos gemacht hatte. Das war richtig teuer: Irgend etwas um die 250 Mark haben meine Fotos gekostet, mein Vater hatte mich damals ziemlich geschimpft, denn das war viel Geld. Mein Vater verdiente gute 1.900 Mark im Monat, das war überdurchschnittlich, da fallen 250 Mark schon ins Gewicht, denn schliesslich war ich nicht das einzige Kind, sondern hatte und habe bis heute noch ein paar Geschwister. Meine Mutter war etwas gnadenvoller, sie pflegte auch in 30 Folgejahren meine Fotoalben.
Von meinem ersten Flug 1975 von Luxemburg nach New York hatte ich acht Fotos gemacht: Drei vom Start und fünf vor und von der Zwischenlandung in Island. Diese Zwischenlandung ist für mich bis heute ein eindrucksvolles Erlebnis, das ich je erlebt habe und an das ich mich mein ganzes Leben erinnern werde: Island war wolkenfrei, die Insel Island war mit Schnee bedeckt, die Konturen zwischen weisser Insel und dunkelblauen Atlantik war klar erkennbar - und da landet man in Reykjavik als Erstlingsflieger im März 1975, und man sieht als Kind, dass Räumfahrzeuge die Piste und das Rollfeld vom Schnee befreit hatten. Mein erstes Flugerlebnis war also wirklich gewaltig, und es hat mich auch etwas geprägt.
Zur Vollständigkeit: Wir sind dann von Island am späten Nachmittag weiter geflogen nach New York, mussten aber in Bangor zwischenlanden, weil JFK geschlossen war wegen Schneesturm. Irgendwann spät Abends New Yorker Ortszeit sind wir dort gelandet. Ich habe an die ungeplante Zwischenlandung in Bangor noch Erinnerungen, aber nicht mehr die Landung in New York und auch nicht die anschliessende Einreise. New Yorker Zeit mag es 10 Uhr Abends gewesen sein, deutscher Zeit war es etwa 4 Uhr morgens, für uns etwa 12-jährigen Buben war das aber schon heftig.
Ich kann mich heute nur noch lückenhaft an die Fahrt von John-F-Kennedy-Flughafen zu unseren Hotel in Manhatten erinnern.
Ich kann mich aber noch gut erinnern an das Aufwachen am nächsten Tag, am frühen Morgen in diesem Hotel mitten in Manhatten: Wir Chorknaben sind aufgewacht, weil es laut war, weil fast jeder Autofahrer hupte und man Krankenwagen- und Polizeisirenen hörte. Wir sind alle nach dem Aufwachen zum Fenster gegangen und haben rausgeschaut: Da blickt man nach unten, dort sieht man lange Autos und viele Menschen, gelbe Taxis und alle paar Minuten ein Krankenwagen. Für jemand wie mich und andere Chorbuben, die zuvor im Chiemgau nur Bauernhöfe mit Kühen oder das Münchner Perlach gesehen und erlebt hatten, war das schon beeindruckend: Das war eine andere Welt, New York Manhattan und auch der Loftleidir-Flug. Mich hat das sehr geprägt auch in meinem weiteren Lebenslauf.
Ich hatte meinen Erstflug als 12-jähriger Junge in einer DC-8 von Luxemburg (!) mit Zwischenlandung in Reykjavik/Island nach New York. Die Airline hiess Loftleidir, eine isländische Fluggesellschaft, die damals die billigsten Tickets in die USA im Angebot hatte. Das war 1975. Fliegen war damals wirklich teuer, Lufthansa oder Pan Am waren zu teuer. Nur mit Loftleidir konnte man halbwegs preiswert in die USA fliegen. Loftleidir war sozusagen eine erste Billigfluggesellschaft. Heute gibt es diese Airline nicht mehr.
Ich bin damals als Sopranist in einem Knabenchor zu einer Konzertreise in die USA und Kanada geflogen, also ohne Eltern. In meiner Familie und Verwandtschaft war ich damals der erste Mensch überhaupt, der in ein Flugzeug gestiegen und dann auch geflogen ist. Auch die Lehrer in meiner Schulklasse machten damals aus der Reise ein richtiges Aufheben: Fliegen, und gleich in die USA, und dort auf der Konzertreise sogar bis in den mittleren Westen - das hat die Lehrer beeindruckt und ich musste oft berichten, was ich in Amerika erlebt hatte.
Der Start in Luxemburg war an einem Tag im März vor gut 35 Jahren. Es ging früh nachmittags los, der Himmel war verhangen, es regnete. Ich kann mich bis heute noch bildhaft an den Start erinnern, an den Schub der Triebwerke, das Geräusch und wie die DC-8 auf der Startbahn in Luxemburg beschleunigte, dann an das Abheben der DC-8, anschliessend an das robuste und wackelige Einfliegen in die grauen Regenwolken und nach Minuten schliesslich der Durchbruch durch die Wolkenschicht mit dem Blick auf ein weisses Wattenmeer, auf ganz weisse Wolken, soweit mein Auge reichte. Ich hatte so etwas gesehen, nicht einmal auf Fotos, denn live war es beeindruckender, ein Wolkenmeer von oben zu sehen- Wolken über den ganzen Horizont, die ganz weiss waren im Sonnenlicht. Das war mein erstes Flugerlebnis, mein erster Start in einem Flugzeug. Ich werde diesen Start und den Blick aus dem Fenster auf das Wolkenmeer nicht vergessen. Ich hatte drei Fotos davon gemacht.
Auch damals gab es Fotogeräte. Auch ich hatte ein solches Gerät. Das waren aber keine Digital-Camera wie heute, sondern ich hatte ein Fotogerät, in das man mit viel Fingerspitzengefühl einen Film einlegen musste. Das allein war schon spannend: Habe ich den Film richtig eingelegt? Lässt er sich manuell transportieren? Greifen die Transportzahnrädchen? Lässt er sich auch belichten? Da konnte man viel falsch machen. Das ist mir meist geglückt, und dann konnte man auf einem Film maximal 36 Fotos machen. Doch das war richtig teuer: Ein 36er-Farbfilm kostete damals mehr als 8 Mark, und die Entwicklung eines Farbfotos war mit einer Mark schon beinahe billig, nur schwarzweiss Fotos waren noch billiger. Für diesen Preis bekam man also ein einziges Foto, einen einzigen Fotoabzug, den man dann aber ganz sorgfältig in sein Fotoalbum geklebt hat. Ein Foto war etwas wert.
Ich schreibe das deshalb, weil ich auf meiner Amerikareise genau 6 Filme à 36 Fotos gemacht hatte. Das war richtig teuer: Irgend etwas um die 250 Mark haben meine Fotos gekostet, mein Vater hatte mich damals ziemlich geschimpft, denn das war viel Geld. Mein Vater verdiente gute 1.900 Mark im Monat, das war überdurchschnittlich, da fallen 250 Mark schon ins Gewicht, denn schliesslich war ich nicht das einzige Kind, sondern hatte und habe bis heute noch ein paar Geschwister. Meine Mutter war etwas gnadenvoller, sie pflegte auch in 30 Folgejahren meine Fotoalben.
Von meinem ersten Flug 1975 von Luxemburg nach New York hatte ich acht Fotos gemacht: Drei vom Start und fünf vor und von der Zwischenlandung in Island. Diese Zwischenlandung ist für mich bis heute ein eindrucksvolles Erlebnis, das ich je erlebt habe und an das ich mich mein ganzes Leben erinnern werde: Island war wolkenfrei, die Insel Island war mit Schnee bedeckt, die Konturen zwischen weisser Insel und dunkelblauen Atlantik war klar erkennbar - und da landet man in Reykjavik als Erstlingsflieger im März 1975, und man sieht als Kind, dass Räumfahrzeuge die Piste und das Rollfeld vom Schnee befreit hatten. Mein erstes Flugerlebnis war also wirklich gewaltig, und es hat mich auch etwas geprägt.
Zur Vollständigkeit: Wir sind dann von Island am späten Nachmittag weiter geflogen nach New York, mussten aber in Bangor zwischenlanden, weil JFK geschlossen war wegen Schneesturm. Irgendwann spät Abends New Yorker Ortszeit sind wir dort gelandet. Ich habe an die ungeplante Zwischenlandung in Bangor noch Erinnerungen, aber nicht mehr die Landung in New York und auch nicht die anschliessende Einreise. New Yorker Zeit mag es 10 Uhr Abends gewesen sein, deutscher Zeit war es etwa 4 Uhr morgens, für uns etwa 12-jährigen Buben war das aber schon heftig.
Ich kann mich heute nur noch lückenhaft an die Fahrt von John-F-Kennedy-Flughafen zu unseren Hotel in Manhatten erinnern.
Ich kann mich aber noch gut erinnern an das Aufwachen am nächsten Tag, am frühen Morgen in diesem Hotel mitten in Manhatten: Wir Chorknaben sind aufgewacht, weil es laut war, weil fast jeder Autofahrer hupte und man Krankenwagen- und Polizeisirenen hörte. Wir sind alle nach dem Aufwachen zum Fenster gegangen und haben rausgeschaut: Da blickt man nach unten, dort sieht man lange Autos und viele Menschen, gelbe Taxis und alle paar Minuten ein Krankenwagen. Für jemand wie mich und andere Chorbuben, die zuvor im Chiemgau nur Bauernhöfe mit Kühen oder das Münchner Perlach gesehen und erlebt hatten, war das schon beeindruckend: Das war eine andere Welt, New York Manhattan und auch der Loftleidir-Flug. Mich hat das sehr geprägt auch in meinem weiteren Lebenslauf.