Ahja... Und wo sollen die Leute dann auf einmal her kommen? Ich glaube du stellst dir manche Dinge etwas sehr einfach vor.
Zum Beispiel von den Ticketing-Schaltern oder (typisches Eurowings Szenario) vom "Zusatzleistungen gegen Geld" Schalter.
Während sich vor 2-3 Check-In Schaltern die Massen knubbeln, starren an den Ticketing Schaltern 5 Mitarbeiter Löcher in die Luft. Die heute natürlich von anderen Unterauftragnehmern sind, und daher natürlich nicht tauschen können. Outsourcing sei dank, man stelle sich mal den Horror vor, das wären alles flexibel einsetzbare Airlinemitarbeiter...
Nebenbei kann man in großen Unternehmen auch durchaus Schichten umschichten (deshalb heissen die so...), Mit 3 Tagen vorlauf kann man auch mal Leute von der Spätschicht in die Frühschicht beordern, oder von einer Mittwochsschicht in eine Montagsschicht. Auch über eine flexible Gleitzeitregelung kann man so Spitzen gut abfangen, die einen 2 Stunden länger machen lassen und die nächste Schicht 2 Stunden früher ranholen. Und dafür dann in der Woche Schrittweise mal früher heimgehen oder später kommen Aber warum der Aufwand? Fliegen muss der Kunde so oder so, und wenn man sich Monopole aufbaut, kräht kein Hahn nach Service.
Geschätzte Mitarbeiter die sich wohl fühlen und mit ihrer Firma identifizieren bleiben auch ganz freiwillig mal länger, wenn Not am Mann*in ist, Aber Outgesourcete Niedriglöhner die sich am Monatsende auf Harz IV aufstocken machen natürlich nur "Dienst nach Vorschrift", absolut verständlicherweise.
Dein Plan geht doch nur auf, wenn dein früher Check-in schon in den ersten Stunden aktiv genutzt wird.
Was der Fall wäre, wenn er auf wäre.
Zum Zeitpunkt der Öffnung steht immer schon eine riesige, wartende Meute vor den Schaltern. In der ersten halben Stunde der Schalteröffnung gehen 90% der Kunden durch, die sich zuvor angestaut haben, in der letzten Stunde tröpfeln sie nur noch vereinzelt.
Aber auch wenn du es nicht wahrhaben willst, es gibt in 2021 keinen Grund warum man überhaupt noch Check-ins bemannen sollte. IT verbessern um damit diesen völlig unnötigen Schritt abzuschaffen.
Dann ersetze halt "Check-In-Schalter" durch "Baggage-Drop-off-Schalter", der Schalter und das Problem bleiben exakt das selbe: du must Stundenlang warten bis du endlich dein Gepäck loswirst, und durch die SiKo in die Lounge darfst. Die beide bis dahin völlig überlastet sind...
Früh kommende Kunden zu "belohnen" wäre ja eine win-win-Situation, da sie z.B. die Rushhour an der Siko und in der Lounge entzerren würde, so dass diese kleiner sein könnten und weniger Personal bräuchten.
Ach so, einen völlig irrelevanten Grund gäbe es natürlich. Nennt sich "Kundenwunsch" (gerne auch "Vielfacher Kundenwunsch"). Aber Kunden sind heute ja Verbraucher, und haben gefälligst nichts zu wünschen, sondern wegzubrauchen was die Marketingabteilung zum Kundenwunsch definiert hat (der dann zufälligerweise immer genau den maximalen Gewinn erlaubt).
Auf Flügen mit komplexeren Dokumentenregeln kommst du übrigens um einen persönlichen Check-in auch nicht rum. Check mal Online mit Visum in die USA ein. Was zum Teufel muss man in das Feld "Gültigkeitsland des Visums" füllen? Jede logische Angabe ist falsch, und der "Check mich ein" Button bleibt grau...
OK, das fällt unter "IT verbessern", aber das bekommen wir nun schon seit den Zeiten nicht hin, in denen sie noch EDV hiess. Meine Hoffnung ist daher von der Erfahrung stark beschränkt.
Check-In mit Schmachtphone-Photo von Pass (und ggfs. Visumseite) wäre so ein Träumchen... Aber die IT will ich sehen, die mit einem Pass aus Burundi oder Laos und dem Visum für Usbekistan zurechtkommt. Oder einem Pass mit iranischen Einreisestempeln drin auf einem Flug nach Israel. Aber OK, das kann man ja mal wieder alles auf den Kunden abwälzen. Service 2.0 = "der Kunde macht es selbst und trägt allein alle Risiken".
Das Problem besteht übrigens nur an den Aussenstationen, an den Hubs sind die Schalter ohnehin durchgehend für alle Flüge offen, und ein Check-in ab 23 Stunden vorher möglich.
Kundenfreundliche Airlines haben mit ihren Partnern oder Tochterfirmen auch Vereinbarungen, dass diese die eigene Kundschaft einchecken kann. Bei LH in YUL gäbe es z.B. Air Canada (Codesharepartner auf der Route) und Swiss (Tochterfirma). Die dürfen aber explizit keine LH Kundschaft einchecken. Bei KLM und Delta in IAD oder LAX geht das zum Beispiel, ist der KLM Schalter noch zu, checkt dich Delta oder AF für den KLM Flug ein. In YUL hat der AF Schalter auch sehr viel länger auf (2 Flüge) als der von KLM (ein Flug), und checkt dich ein. Amerikanische Servicementalität die dem Deutschen völlig fremd ist.
Das Problem ist der Wille, nicht das Problem an sich. Einige Airlines beweisen das tagtäglich. Alles problemlos lösbar, wenn man denn kundenfreundlich sein
will. Hat aber in vielen Firmen keine Priorität.